Ich habe gerade das Buch "Invisible Women" von Caroline Criado Perez gelesen und bin leicht erschüttert. Nicht dass es alles überraschend käme, aber doch war das Buch an der einen oder anderen Stelle ein Augenöffner.
Für die, die noch nichts davon gehört haben: Es geht darum, wie die Welt in ganz vielen Bereichen auf Männer und deren Bedürfnisse ausgelegt ist, wie Frauen als die Abweichung von der Norm wahrgenommen werden und dadurch Nachteile erleiden. Ich habe den Thread im Café eröffnet, weil meine Fragen über das Buch hinaus gehen.
Ich hoffe, dass mir die Expertinnen hier auf die Sprünge helfen können.
Medizin
Eins ihrer Beispiele, das illustieren soll, wie Frauen als nicht-norm-entsprechend angesehen werden und dadurch schlechtere Behandlung bekommen, ist der Herzinfarkt. Sie sagt, dass der Herzinfarkt zunächst andere als die (für Männer) "typischen" Symptome zeigt, dann aber auch im EKG anders aussieht und sogar bei Messungen, die den Verstopfungsgrad der Herz-Gefäße zeigen sollen, nicht erkannt wird, weil bei Frauen oft keine Verengung zu sehen ist. So, jetzt frage ich mich: Ist es denn dann ein Infarkt? Ich dachte immer "Infarkt = verstopfte Gefäße". Ist das nicht so?
Pharmazie
Sie schreibt in dem Buch, dass die allermeisten Medikamente, auch die, die bei Krankheiten helfen sollen, die hauptsächlich Frauen betreffen, überwiegend an Männern getestet werden und dass Frauen, die an Medikamententests teilnehmen, oft (?) am Beginn des Zyklus sein müssen, um die Daten vergleichbar zu halten. Ist das so? Ich kann mir das nicht so gut vorstellen, denn wenn eine Frau ein Medikament in einer Studie einnimmt, dann nimmt sie es doch länger als nur ein paar Tage ein?
Auch sagt sie, dass es keine oder wenig Tests gibt, die untersuchen, inwiefern ein Medikament zyklus-abhängig wirkt. Ist das so? Gibt es wirklich keine zyklus-abhängigen Dosisanpassungen? Für mich (zugegeben: absolut keine Ahnung, darum frage ich hier) klingt es absolut logisch, dass es Medikamente geben muss, die vom Hormonstatus der Patientin beeinflusst werden.
(Übrigens für die im aktuellen Menstruations-Thread: Sie sagt, dass es Indizien gibt, dass V*agra, das ja eigentlich als Herzmedikament getestet wurde und inzwischen einen ganz anderen Einsatzbereich hat, auch recht gut gegen Menstruationsbeschwerden/-schmerzen helfen könnte. Aber: es gibt kein Funding für weitere Untersuchungen).
Und als letztes
Wirtschaft
Es geht ums Bruttosozialprodukt und wie in der Geschichte diskutiert wurde, ob unbezahlte Haushaltsarbeit als Messgröße mit eingerechnet werden sollte. Man hat sich (wie man weiß) dagegen entschieden.
Jetzt habe ich zugegeben von Wirtschaft überhaupt keine Ahnung. Wozu braucht man denn das BSP? Was liest man daran ab und welche Entscheidungen werden aufgrund der Höhe der Zahl getroffen?
Ich dachte immer, es geht um Geldfluss - je mehr desto besser. Da wäre es überhaupt keine Diskussion wert gewesen, auch zu Beginn, als diese Größe eingeführt und definiert wurde, ob unbezahlte Arbeit aufgenommen werden sollte - denn per definitionem fließt hier kein Geld. Also muss es um etwas anderes gehen? Um was?
Danke!!