Umgang mit "trotzigem" Verhalten bei Kleinkind

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  • wir haben gerade einen großen Konfliktpunkt in der Familie und das ist der Umgang mit unserem Sohn (2 Jahre 3 Monate).


    Ich finde meinen Mann zu streng und hart, er mich zu luschig und wir streiten darüber sehr. :( Normalerweise haben wir eine sehr harmonische Beziehung, so wie es jetzt ist, ist es echt belastend. Daher hätte ich gerne mal Tipps zum Umgang mit wütendem, trotzigen Kibd.


    Vorab, ich denke das ist ganz normales Kleinkind-Verhalten und sicher nicht sonderlich schlimm. Aber wir sind uns halt so uneinig über dieses Erziehungsthema.


    Also. Unser Sohn will sich ganz oft nicht an/aus/umziehen lassen oder die Windel an oder aus.

    Selber machen will er auch nicht oder sich was anderes zum anziehen aussuchen, es geht darum dass er es generell nicht will. Oder wir sind irgendwo und müssen wieder ins Auto und er will aber nicht in den Kindersitz.


    Ich versuch immer ganz viel mit reden und erklären aber kommt nicht an. Irgendwann macht macht mein Mann es dann mit Gewalt, also festhalten und reinsetzen bzw umziehen.. Er ist auch oft laut und streng.


    Sonst ist das nicht so seine Art aber dadurch dass mein Sohn grad diese Phase hat, ist bei uns permanent schlechte Stimmung.


    Ich sage dann, dass ich.sein Verhalten zu streng finde, er sagt darauf, dass ich ja auch keinen besseren Weg hab, außerdem brauchen Kinder ja auch Vorbilder und Grenzen und so.


    Stimmt ja irgendwie auch und ich muss auch zugeben, dass WIR als Kind kaum Grenzen hatten und das war glaub ich auch nicht so gut UND dass ich konfliktscheu bin. Ich weiß grad nicht, was ein guter Weg ist.


    Vielleicht habt ihr ja Tipps, die besser sind als einfach seinen Willen mit Gewalt durchzusetzen. ??

  • ich finde es nicht schlimm, wenn ihr unterschiedliche Wege geht und diskutiert.

    Versucht nur, das nicht vor dem Kind auszutragen.

    Überlegt nochmal, was wirklich sein muss und wo es nur darum geht, dass er Grenzen gezeigt bekommt und euren Willen befolgt.

    Pipi-windel kann ganz oft warten, bis das Kind bereit ist, das muss meist nicht sofort sein.

    Jacke und Mütze geht oft super, wenn man bei Widerstand ohne rausgeht und das Kind draußen die Kälte merkt (nicht als erziehungsmethode, beim nächsten mal kann es wieder Widerstand geben) und dann mithilft.

    In den kindersitz: oft geht ablenken, Spaß machen dabei.

    Ist der Widerstand erst da, kommt das Kind da oft lange nicht raus. Also den nicht extra provozieren “weil man etwas so und so machen muss und das Kind das lernen müsse“.

    Viel reden und erklären ist gut, aber den Rahmen doch stecken. Oft helfen Wahlmöglichkeiten (grüne oder blaue Mütze?), aber nicht auf ein ewiges hin und her einlassen. “wenn du nicht entscheiden kannst, entscheide ich. Ich nehme die grüne.“

    Übergelaufene windeln habe ich auch bei Protest entfernt und das Kind abgeduscht.

    Sperrte es sich gegen das anziehen (und wir mussten los), habe ich es unangezogen zum Auto getragen. Aber nie als Strafe, sondern wegen Zeitmangel. “es tut mir leid, es geht jetzt nicht anders. Ja, das ist doof.“

    Je ruhiger und gelassener das klappt, desto eher kommt oft mithilfe oder zumindest Akzeptanz.

    Konnte das Kind dann wieder mitmachen, habe ich es auch sofort angezogen, vorher hatte es im Auto eine decke.


    In dem Alter ist die erste echte abnabelung - sie entdecken, dass sie ein eigener Mensch sind, mit eigenen Fähigkeiten, eigenem Willen. Sind aber oft noch überfordert von den Möglichkeiten. Eine Entscheidung für etwas ist auch eine gegen etwas - das ist nicht leicht.

    Da ist das Ziel, ihnen dabei zu helfen, sich damit zurechtzufinden - wer bin ich, was kann ich, was darf ich, wie entscheidet man sich und bleibt dabei und wann kann man sich umentscheiden? Und wo darf ich noch nicht?

    Das Ziel ist nicht, ihnen zu zeigen, dass der eigene Wille nichts zählt und mit Gewalt übergangen wird.

  • Gib dem Kind die Möglichkeit bestimmte Dinge zu entscheiden. z.B welche Mütze nehme ich. Bei anderen Aspekten, wie z.B dem Anschnallen im Kindersitz gibt es keinen Verhandlungsspielraum. Das ist so. Das ist immer so. Und da hat das Kind auch nichts zu entscheiden. Mache das ganz klar und begleite es evtl. verbal nicht mit "Willst du..." sondern "So, jetzt schnall ich dich an..."

    Ähnlich z.B. beim Zähne putzen. Keine Ausnahmen, sondern fest als Ritual verankern.


    Kinder in dem Alter sind überfordert, wenn du ihnen zu viele Entscheidungsmöglichkeiten gibst. Du bist die Erwachsene, du steckst den Rahmen. Natürlich gewaltfrei, aber durchaus konsequent.

    Aber sie haben natürlich auch ihren eigenen Willen, den sie ausleben dürfen.

  • Magst du was dazu lesen?

    Nicola Schmidt hat tolle Bücher dazu geschrieben. Ich glaube das artgerecht Kleinkindbuch könnte gerade passen. Oder auch Geschwister als Team. Da gibt es ein Kapitel dazu, wenn ein Baby dazu kommt.


    Mein mein Partner und ich über Erziehung diskutieren hilft oft ein Buch bei uns besser als Diskussion.

    Lg

    Annanita


    *wartet schon aufs Adventskalenderwichteln* #nägel

  • bei meinem Sohn kam die Phase auch kurz nach dem 2. Geburtstag. Möwe hat ja schon ganz viele wichtige Punkte genannt. Wir haben auch immer versucht uns vorher klarzumachen, ob etwas wirklich sein muss oder auch anders oder später geht (choose your battles #rolleyes) und wenn etwas wirklich sein musste, wie zum Beispiel anziehen ihn dann festgehalten und angezogen und dabei verbalisiert, zum Beispiel: „ich weiß, dass du nicht den Pulli anziehen willst, ich ziehe dir jetzt den Pulli an, weil wir los müssen“ (manchmal, wenn ich gemerkt habe, dass ich zu ungeduldig werde, habe ich noch sowas gesagt wie: „ich halte dich mit meinen sanften Händen fest“ (mein Mann fand das irgendwie albern, aber mir hat das geholfen, ihn halt nicht grob anzufassen, weil ich genervt war). Vielleicht macht das ja Sinn für jemanden

    • Offizieller Beitrag

    Was hier beim Wickeln oft geklappt hat: Kind muss gewickelt werden, darf sich aber aussuchen wo. Das waren dann manchmal seltsame Plätze, aber dafür war die Windel frisch. das Großkind neigte nämlich zu heftigem rotwerden, bis hin zu blutigem Popo, wenn das große Geschäft nicht umgehend beseitigt wurde.


    Kindersitz gab hier auch schon Schreikonzerte. Eventuell mit Bestechung versuchen? Wenn er sich rein setzt darf er was haben/essen was er sonst nicht darf? Man kann auch ein eigenes Autospielzeug versuchen, dass es nur gibt, wenn er fertig angeschnallt ist.


    Und was auch hilft, Ansagen nicht als Fragen formulieren. Das ist eine Falle in die ich oft tappe. "Na A., gehen wir rauf?" natürlich sagt das Kind dann "nein". Besser: "Ich geh jetzt rauf." darauf kommt dann oft ein "ich komm mit!".

  • Bei uns hat oft warten geholfen, sagen was man will und dann am Ort des Geschehens 5-10 Minuten warten. (Aber auf keinen Fall drängeln oder weiter auffordern) Ziemlich häufig kam und kommt Froschkind dann irgendwann freiwillig. Fühlt sich wahrscheinlich besser an, wenn man den Zeitpunkt selbst entscheiden kann. Insgesamt waren wir trotz Wartezeit dann schneller.

    Klamotten haben wir auch oft erst draußen oder später angezogen. Seit die Finger im Schnee waren, sind Handschuhe kein Problem mehr.

    Aktuell droht immer ein Kuscheltier sich mit den Sachen anzukleiden...:D

    Naja, manchmal haben wir natürlich auch die Geduld verloren...da kann ich deinen Mann gut verstehen. Aber hilfreich war es langfristig nie, denn man sollte immer daran denken,, wenn ich immer meine Körperkraft einsetze, was passiert wenn ich mal nicht mehr der Kräftigere bin. #gruebel

    Meine Empfehlung daher am besten schon vorher deeskalierend in den Spassmodus gehen, Kuscheltiere oder sprechende Autos z. B. oder er durfte etwas zum Mitnehmen auswählen, das hat dann erstmal beschäftigt.

  • mein Sohn ist gleichalt und wir haben das Thema auch gerade. Hier hilft:

    - mit Spielzeug/Plüschtier Quatsch machen, Plüschtiere wickeln, Autos mit zum Wickeltisch...

    - rechtzeitig fertig machen. Nicht erst wickeln und Schlafzeug an, wenn er schon müde ist, sondern schon viel früher, wenn er noch gut drauf is

    - rechtzeitig ankündigen, was kommt, das wir gleich los müssen/ uns anziehen/ mit dem Auto fahren

    - nicht fragen „wollen wir mal die Windel wechseln?“, sondern „wir müssen jetzt die Windel wechseln, denn sie stinkt“

    - mit Kurzzeitwecker arbeiten. Wir spielen noch so lange bis der Wecker piept, aber dann müssen wir losgehen. Die Idee hab ich aus dem Forum, wird kurioserweise bisher akzeptiert

    • Offizieller Beitrag

    Hier half auch immer frühzeitig bescheid sagen!

    Und dann so im 5 Monuten Turnus erinnern. DAs ist bis heute so.


    Selber ruhig bleiben. Fiel mir zum Glück nie schwer, daher war das einfacg nicht das Ding.

    Und wenn es keine Alternative gab, weil einfach etwas JETZT passieren MUSSTE, und die Überlegenheit ausgespielt werden musste, nicht noch dabei rummöppern, sondern völlig ruhig das Kind nehmen, und zB in den Sitz setzen und los. Also ja, Überlegenheits ausspielen ging manchmal nicht anders, aber dann wenigstens nicht noch rummeckern oder sonstwas dabei.


    Bis heute hilft vor allem das vorankündigen am meisten und speziell beim Muk erklären erklären erklären. Er ist kognitiv und sprachlich weit und wenn er verstanden hatte, was los war, ging es auch.

    Spannenderweise hat er absolut gespürt, wann etwas wirklich NOTWENDIG war und es NULL Kompromiss gibt oder wenn ich selber wusste, es gäbe eine andere Lösung, aber sie wäre sehr sehr doof für mich oder mit doofen Konsequenzen verbunden.

  • Es kamen ja schon viele sehr gute Tipps! Ich möchte noch ergänzen, dass bei meinem Sohn der Widerstand manchmal aufhört, wenn ich, statt zu erklären, versuche, seine Sichtweise wahrzunehmen und zu verbalisieren:


    Du würdest lieber noch...

    Du bist traurig, weil...

    Ja, es wäre schöner, wenn...


    Danach kann ich erklären, warum das jetzt nicht geht, und es ist (mehr) okay.

    Ich selbst merke auch, dass mir, wenn ich das so formuliert habe, auch Kompromisse leichter fallen bei Dingen, die mir eigentlich nicht so wichtig sind.


    Genau, und ankündigen mit Runterzählen, bevor etwas endet. Wir gehen in 5 Minuten... Wir gehen in 3 Minuten... Wir gehen in 1 Minute... Hilft bei uns tatsächlich.

  • wow, danke für die vielen guten Tipps. Ich werdr glaube ich alles gleich noch mal lesen und mir ein paar schlaue Sachen auf nen Spickzettel schreiben! ^^

    Julchen86 danke für den Tipp, hab mir den Thread grad mal durchgelesen und dachte mir, puh, da kann ich mich ja noch echt nicht beschweren. #rolleyes