"Die Wolke" als Schullektüre in der 6. Klasse - eure Meinung ist gefragt (gerne auch LehrerInnen)

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  • Aber ihre Bücher können gerade Jugendliche auch zu kritischem Denken anregen, denn wenn eines in all ihren Büchern klar wird, ist es das Erwachsene nicht immer am Besten wissen, was das Richtige ist.

    Das ist auf jeden Fall wichtig, da stimme ich Dir zu. Und ich denke halt nicht, dass man existentielle Katastrophen so detailliert schildern muss, um das zu erreichen.

    Sage es mir, und ich werde es vergessen. Zeige es mir, und ich werde es vielleicht behalten. Lass es mich tun, und ich werde es verstehen.


    Konfuzius

  • Nein, das muss man sicherlich nicht. Aber es muss ja zum Glück auch niemand lesen. (Außer es ist Schullektüre... Ähm, ja.) Ich finde es aber tatsächlich nicht falsch, auch in Jugendbüchern existenzielle Katastrophen zu schildern. Weil sie ja nun mal Realität sind. Ob man das dann lesen möchte und wie so ein Buch bei einzelnen Lesenden wirkt, das ist vermutlich zu individuell um da zu verallgemeinern.

    Ich bin wirklich der Meinung, dass Jugendbücher alles behandeln dürfen. Und ich finde es auch nicht grundsätzlich schlecht, wenn ein Buch verstört, traurig macht oder irritiert. Ich würde sogar soweit gehen zu sagen, dass das eine (!) der Aufgaben von Literatur ist.

  • Ich hatte ja geschrieben, dass ich die Bücher auch schlimm fand (in zu jungen Jahren) aber grundsätzlich fand ich (dann etwas später), dass es gute Bücher mit wichtigen Gedanken waren. Ich glaube "Etwas lässt sich doch bewirken" war auch beinahe etwas optimistisch.


    OT: Ich fand übrigens den Kinofilm zu "die Wolke" auch gar nicht schlecht, denn es war gefühlt der erste Katastrophenfilm, bei dem die Katastrophe in Deutschland stattfindet (also mit deutschen Ortsschildern, Polizeiautos...sah total "echt" aus und war daher sehr beklemmend) und auch realistisch erschien (also nichts mit Alienangriff oder so, sondern ein GAU).

  • Ich finde es für eine 6. Klasse auch zu früh. Dass das einzelne Kinder bestimmt schon lesen und verpacken können, bezweifel ich nicht. Aber generell für alle, finde ich das zu früh.


    Ich habe "Die Wolke" und "Die letzten Kinder von Schewenborn" jeweils nur angefangen zu lesen, ich glaube auch als ich 12 Jahre alt war. Auf jeden Fall vor Tschernobyl. Ich konnte nicht weiterlesen, weil ich es so schlimm fand. Dann hatten wir noch ein Taschenbuch mit Berichten von Kindern aus Hiroshima, darüber, wie sie den Atombombenabwurf erlebt und überlebt haben. Das war auch schlimm, aber das konnte ich irgendwie besser lesen.

    Die Wolke ist erst nach Tschernobyl erschienen. Das im Buch beschriebene Szenario hat vermutlich gerade wegen Tschernobyl noch realistischer und bedrohlicher gewirkt.

  • Ah, Danke, Haselmaus

    Ich habe auch nochmal überlegt, es waren "Die letzten Kinder von Schewenborn", die ich angefangen hatte zu lesen. "Die Wolke" habe ich dann eben gar nicht mehr angefangen, weil ich das andere Buch so schlimm fand.

  • Kennt jemand "Der Schlund" von Pausewang?

    Ich meine, das hatten wir als Schullektüre und ich würde das zum Beispiel heute nicht mit meinen Klassen lesen. Außer um es auseinanderzunehmen ;) Dabei ist das Thema (Rechtsruck in D, Mauer um Deutschland gegen Einwanderung, neue Diktatur) absolut aktuell, aber ich finde es so eindimensional und schwarz-weiß geschrieben, dass ich befürchten würde, dass seine Botschaft/Warnung gar nicht ankommt.

    Ich fand es zum Beispiel schon als Teenager doof, dass die Familie der Protagonistin alles bietet, was im weiteren Handlungsverlauf zu "Problemen" führt (behinderte Schwester, adoptierter Bruder aus Äthiopien, jüngerer Bruder, der sich aus Naivität den Rechten anschließt, Tante mit HIV, linker Schriftsteller-Papa). Das macht das Buch unglaublich vorhersehbar und die definitive Einteilung von Menschen in super gut und abgrundtief böse oder zumindest dumm hilft da nicht.

  • Ein kurzes Update: ich habe der Deutsch-Lehrerin letzte Woche ein Mail geschrieben mit meinen Gedanken zu der Lektüre, auch dass ich persönlich es in der 6. Klasse nicht für das geeignetste Buch halte.


    Sie hat mir sehr ausführlich und nett geantwortet und mir auch ein bisschen den Hintergrund geschildert, warum sie das Buch ausgewählt hat (und nicht z.B. Tintenherz). Ich habe jetzt auf jeden Fall das gute Gefühl, dass sie den Unterricht gut vor- und nachbereitet, auch mit begleitenden Unterrichtseinheiten zum Thema Atomkraft, Alternativen Energien, etc. Sie wollte das aktuelle Interesse der Kinder an Umweltthemen aufgreifen, das finde ich wiederum toll. Die Schule unterstützt auch ausdrücklich die Schüler, die an Fridays for Future teilnehmen. Die versäumten Schulstunden durfte mein Sohn letztes Jahr dann schon "nacharbeiten", indem sie nachmittags Müll im Wald sammeln gingen.


    Wir lesen das Buch zuhause weiterhin zusammen, alles in allem klappt das gut und die Diskussionen und Gespräche, die dadurch entstehen sind auch durchaus ein Gewinn für uns alle. Und ich stimme Katielee absolut zu, dass eine der wichtigen Aufgaben von Literatur eben auch ist, zum Nachdenken anzuregen, zu irritieren oder auch zu verstören. Das darf und soll auch Jugend- oder sogar Kinderliteratur. Wichtig ist eigentlich nur, dass man nicht mit den Gedanken und Gefühlen, die ein Buch auslösen kann, allein gelassen wird.