Lohn - Diskriminierungsverbot in der Schweiz und Geschlechterdiskriminierung in D

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  • Aber das hat mE eine Vielzahl von Ursachen, und in meinen Augen ist keine davon, dass ein AG sagt: "Oh, prima, die Stelle kann ich mit einer Frau besetzten, da kann ich gleich mal X% vom Gehalt abziehen", oder "Naja, für einen Mann muss ich noch X% drauflegen, aber das ist es mir wert".


    Sondern daran, dass Frauen aus unterschiedlichen Gründen durchschnittlich weniger hoch auf der Karriereleiter klettern, häufiger Teilzeit arbeiten, häufiger nach Babypause nicht in ihrem qualifizierten Beruf weitermachen (und insbesondere früher das oft nicht gemacht haben, bevor es das Gesetz gab, das den Arbeitsplatz sichert), dass Frauen bei frei verhandelbarem Gehalt möglicherweise weniger hoch pokern, usw.

    Da bist du mMn nicht am Puls der Zeit - soweit ich weiß besteht der gender pay gap auch NACH Bereinung von Arbeitsumfang (Teilzeit/Vollzeit), Qualifikation etc etc. Er wird vermutlich kleiner, ja, aber ein Teil des gaps ist wirklich einfach schlicht und ergreifend ausschließlich das Geschlecht. Es gibt ja auch zahllose experimentelle Studien dazu dass der gleiche Lebenslauf mit weiblichem Namen als weniger stark interpretiert wird wie wenn ein mämmlicher Name drübersteht, das ist ja die gleiche Chose.


    Ich selber arbeite nach Tarifvertrag, da verdiene ich natürlich genauso viel wie meine männlichen Kollegen in der gleichen Spalte und Stufe, aber das heißt nicht dass ich soviel verdiene wie meine männlichen Kollegen mit der gleichen Qualifikation und den gleichen Aufgaben. Die sind nämlich oft schon weiter durchgeschoben worden. (Und ich bilde mir ein dass es in NL in wesentlich stärkeres Bewusstsein für Genderfragen gibt als in D, daher gehe ich davon aus dass es in D nur noch schlimmer ist.)

  • gründe, warum der mann mehr wert ist:


    a) wird nicht schwanger

    b) kommt nicht mit kind zurück und ist dann "mit dem kopf doch nicht bei der arbeit" bzw. "muss nicht die brocken fallen lassen, um das kind abzuholen"

    c) wird vom kunden etc. eher ernst genommen

    d) ist einfach der default für stellenbesetzung, besonders in anspruchsvolleren bereichen, im führungsbereich, in technischen bereichen



    gründe, warum man die sparlösung "frau" wählt


    a) es kommt in job xyz nicht so drauf an, da darfs billo sein, siehe auch punkt c)

    b) du kriegst mit einer mutter eine mitarbeiterin, die hoch qualifiziert ist, aber sich trotzdem für eher wenig anspruchsvolle aufgaben auf sachbearbeitungsebene hergibt, weil sie eben weiß, dass ihr vorteil in der "vereinbarkeit" gegeben ist und sie nicht NOCH mehr mental load auf den puckel laden will; gleichzeitig hat sie angst, gefeuert zu werden weil mit Kknd und so

    c) man will einen bereich aufbauen, in den man eigentlich nicht viel geld stecken will, den man unsexy findet, aber mit dem man nicht mehr ganz ohne fachpersonal fertig wird. klassische beispielbereiche: marketing, HR. da darf es dann höchstens eine frau sein. und die möglichst jung. und möglichst bereit, in anderen bereichen sachbearbeitung zu machen und ihr thema "mitzumachen".


    ich habe aktuell mit so gedankengängen zu tun und will den idioten ein nasses handtuch durchs gesicht ziehen im 10-sekunden-takt. hilft nun nichts.

    künftig arbeite ich am oberen rand der einstufung und -gruppierung des TVÖD, da bin ICH persönlich nicht mehr betroffen.


    aber in der industrie läuft es so wie beschrieben. immer und immer wieder. bis in die konzerne hoch.

  • Wenn Frauen hart verhandeln, gelten sie schnell als schwierig und bekommen den job womöglich nicht angeboten. Es kann durchaus vernünftig sein, sich da zurück zu halten.


    Im Tarifvertrag Chemie bekommen technische stellen grundsätzlich mehr als kaufmännische. Wenn typischerweise männlich besetzte stellen grundsätzlich höher bewertet werden, nützt einem alles verhandeln nichts. Das ist ein Fehler des bewertungssystem. Nicht der Fehler der Personen, die nicht chemikantin werden.


    Bei uns hat ein junger Mann einen Job im customer service nicht bekommen, weil er ja sicher noch Karriere machen will und man ihm da nicht zumuten könne, Päckchen zu packen. Da wolle man ihn "vor sich selbst schützen". ?

  • @happy spider das habe ich hier auch schon hundert mal erlebt, beides.


    aufgaben wie projektleitung, von meistern erledigt, werden als wertvoller, schwieriger und besser zu dotieren eingestuft als aufgaben aus nichttechnischen bereichen, selbst wenn die ausführenden frauen studiert hatten.


    und auch hier kommen männer für nachgeordnete, zuarbeitende und dienende aufgaben nicht in frage und werden entsprechend nicht eingestellt.

  • Ich habe in der Versicherungsbranche gearbeitet und dort wurden wir nach Tarifvertrag bezahlt und haben dann unabhängig vom Geschlecht gleich viel verdient.

    Aber obwohl seeehhhr frauenlastig waren die Abteilungsleiter alles Männer.....

    Diese Form der Ungleichbehandlung wird in keiner Statistik erfasst, befürchte ich

    4 Jungs 2006-2013, 2 Hunde und 6 Schildis


    Für immer im #herz : Mani,Yaco,Emma, Fini,Bilbo und Dotti - meine allerbesten 4-Pfoten-Freunde #kerze

    Wir sehen uns irgendwann wieder #herzen


    Eines Tages werde wir alle sterben - aber an allen anderen Tagen nicht #sonne

  • ich kenne es aus der Vergangenheit gut dass Männer mit gleicher oder gar geringerer Qualifikation deutlich! Höher bezahlt werden. Natürlich gibt es in allen Verträgen dieser Firma eine Klausel dass über Gehälter stillschweigen zu bewahren ist.

    Ich habe sogar bei einer Gehaltsverhandlung mal gehört: das geforderte Gehalt verdient hier nicht mal ein Mann.....

    Und das ist in der Tat in vielen Firmen so.

    Inzwischen werde ich wieder nach Tarif bezahlt. Da ärgert mich dass man egal welchen geschlechts mann nach Tabelle bezahlt wird, unabhängig davon wie viel Frau tut.

    Edit sagt: Deutschland

    Trummelbiene startet durch in diesem Jahr!

    2 Mal editiert, zuletzt von Trummelbiene ()

  • In NL ist das wenigstens Thema, auch in den Managementebenen. Bei uns wurde neulich für die Fakultät dargestellt wie die gender balance sich auf den verschiedenen Positionen darstellt, von Dozent über Assistant Professor, Associate Professor zum Full Professor (alle mit eindeutig zugeordneter Lohnkategorie im Tarifvertrag, also die Unterschiede sind groß und eine Beförderung sehr lukrativ).


    Es ergab sich das übliche Muster: Männer in der Überzahl bei den Lehrstuhlhaltern (full professor), bei Assoc. war es 50-50, bei den Assistant Profs 1,5mal so viele Frauen wie Männer und bei den Dozenten (keine Forschungszeit, nur Lehre) 3mal soviele Frauen wie Männer. Und diesen Sommer durften zwei Assistant Professoren befördert werden mit extra Geld von oben und es wurden - zwei Männer! Obwohl die Auswahl an Frauen wie gesagt 1,5mal so groß war. Es wurden der Auswahlkommission von vornherein nur zwei Kandidaten vorgelegt, das waren beides Männer. Der Rest des Teams hatte keine Chance, inklusive 100% der Frauen auf der Ebene.


    Da alle nach Tarifvertrag bezahlt werden könnte man jetzt behaupten, Männer und Frauen verdienen bei uns nur deshalb unterschiedlich viel, weil sie verschiedene Funktionen/Aufgaben/Qualifikationen haben. Dass viele der Frauen (quasi alle) aber liebend gerne die nächste Stufe erklimmen würden inkl. neuen Aufgaben und Verantwortlichkeiten, das fällt dabei unter den Tisch. (Letzter Satz nchmal um den Bogen zu huehnchen69 s Ausgangsposting zu schlagen.)


    Aber: Man redet drüber. Auch die Leitung. Auch viele Männer kritisieren das. (Und manchen ist es egal, klar.) Die Leitungsebene muss jetzt immerhin darlegen wie sie dafür sorgen dass so etwas nicht wieder passiert. (Ob's was hilft - kA.)

  • "Unternehmen müssen aufhören, Frauen immer nur zu fördern – sondern sie einfach wie Männer befördern, denn sie müssen nicht optimiert werden, sie sind gut, so wie sie sind."

    Ein Interview mit Dr. Wiebke Ankersen über den #ThomasKreislauf, Ausreden, wieso Unternehmen keine Frauen in der Führung haben und dass die Latte endlich höher gelegt ist - ohne Frauen geht nicht mehr.
    https://women-at.work/der-chef…unseren-vorstaenden-gibt/





    Das interview bezieht sich auf Vorstände, aber das lässt sich auch auf andere Karrieren übertragen. Ich habe es so satt, immer zu hören, dass die Frauen schuld seien (falsche Berufswahl, blöd genug, sich um die Kinder zu kümmern, verhandeln nicht hart genug, nehmen sich die Macht nicht). Das ist keine diversity, wenn Frauen wie Männer sein sollen, um erfolgreich zu sein. Das ist Patriarchat.

  • wer sich ein bisschen tiefer mit den Gründen für die Ungleichheit vertraut machen will, dem lege ich wärmstens dieses Buch ans Herz:

    https://www.amazon.de/What-wor…utionieren/dp/3406712282/


    ich habe erst ca 1/3 gelesen, aber es war jetzt schon wertvoll.

    "A complex system that works is invariably found to have evolved from a simple system that works. The inverse proposition also appears to be true: A complex system designed from scratch never works and cannot be made to work. You have to start over with a working simple system. "

    John Gall, The Systems Bible