Mein Papa hat Krebs-und ich solche Angst

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  • Lange nichts mehr erzählt, aber heute möchte ich berichten...


    wir haben am 24.02.2020, einen Tag nach dem Geburtstag meiner Mittleren, Papas Beisetzung gefeiert.


    Es war ein wahnsinnig schmerzhafter Tag, aber auch gleichzeitig so wundervoll! Meine Mittlere hat eine Art Poetry slam geschrieben und hat diesen auf der Beisetzung in der Kirche dann vorgetragen, es war so bewegend und mir ist bis heute nicht klar woher dieses Kind diese Kraft genommen hat! Es war unglaublich ...


    Mama hat Papa dann zum Grab getragen, meine Schwester und ich haben ihn dann in die Erde gelassen....


    Inzwischen steht seit einer Woche sein Stein, es ist so wunderschön!


    Dies alles war uns noch kurz vor dem endgültigen Corona-Shutdown vergönnt und wir sind da so dankbar für!


    Die Trauer begleitet uns weiter, aber sie wird leichter...ich hab in den vergangenen Monaten gemerkt, dass ich mit mir und der Situation im Reinen bin. Wir haben alles mögliche gemacht, alles unmögliche versucht und das Beste aus allem geholt. "Besser" hätte es in der beschissenen Situation nicht laufen können.

    Natürlich hätte ich meinen Papa lieber gesund neben mir, aber es ist halt so...und das sind dann auch die bösen Momente in denen die Trauer hinterhältig sich anschleicht und zupackt, dann kullern immer noch die Tränen...


    Wir als Familie sind noch enger zusammen gerückt...so kam meine Schwester auf die grandiose Idee an Papas Geburtstag den Megamarsch zu machen...und das machen wir auch!


    Aktuell trainieren wir dafür, daher sind wir am Samstag um 23.50 Uhr zur Nachtwanderung auf den Brocken gestartet und haben ein Wahnsinns-Erlebnis gehabt!

    3.12 h haben wir hoch gebraucht, durch finsteren Wald, mit Musik im Gepäck und bei Dämmerung dann oben morgens um vier Papas Rum auf ihn getrunken bis es an den Abstieg ging...

    das Ganze von der Musik untermalt oben...

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    viele neue Lieblingsbilder sind entstanden, viele tolle Gespräche, viele Tränen geflossen...es macht uns stärker!



    Und deshalb starten wir diesen Sonntag gleich die nächste Tour, um dann am 08.08. nachts in Papas Geburtstag von meiner Mom zu starten bis zu mir nach Haus...50 km...zu Fuß...vier Bekloppte, eine Mission...für Papa!

    Es grüßt die Charjulie....


    psss..bei den kreativraben mit Naturkosmetik aktiv... :D

  • Das klingt genau so wie es sein soll, trotz Traurigkeit der Tatsache. Es ist schön, dass du davon hier schreibst. Danke!

  • Jetzt sind es nur noch knapp 25 Stunden, dann starten wir zum #Megamarsch- wir gehen weiter...

    Und mir ist mulmig zu Mute...ich hoffe so sehr, dass mein Knie mitmacht und wir dann am 09.08 irgendwann gegen Vormittag hier gut ankommen...dann feiern wir Papas Geburtstag!

    Ich bin gespannt auf dieses Erlebnis und freue mich wahnsinnig, dass mein Sohn spontan entschieden hat mitzugehen...einer für alle...alle für Papi/Opi!

    Es grüßt die Charjulie....


    psss..bei den kreativraben mit Naturkosmetik aktiv... :D

  • Ich hab keine Ahnung was der Megamarsch ist, aber das Wort allein verspricht ja einiges.


    Ich drück die Daumen dass das Knie mitmacht.


    Wenn meine Füße wieder o. K. sind, werd ich danach googeln. Das einzige was immer noch ging ist laufen ;)


    Magst Du berichten wie es lief?

  • Seerose ....beim Megamarsch geht man entweder 100 km in 24 Stunden oder, so wie wir, 50 km in 12 Stunden;-)

    Klar werde ich berichten! Ich bin schon soo aufgeregt:D

    Es grüßt die Charjulie....


    psss..bei den kreativraben mit Naturkosmetik aktiv... :D

  • Seerose ....beim Megamarsch geht man entweder 100 km in 24 Stunden oder, so wie wir, 50 km in 12 Stunden;-)

    Klar werde ich berichten! Ich bin schon soo aufgeregt:D

    Wie cool! 50km in 12 Stunden! Toll!!

    Ich drück die Daumen für morgen!


    Und Dein Sohn geht mit? Wie alt ist er?

  • Wir haben hier aktuell über

    30 °tagsüber...da können wir nur nachts gehen. Wir gehen mit Stirnlampen, beleuchtet ist da nix, aber das haben wir ja schon bei unserer Brockenwanderung so gemacht.

    Mein Sohn ist 18, also nicht mehr klein #zwinker

    Es grüßt die Charjulie....


    psss..bei den kreativraben mit Naturkosmetik aktiv... :D

  • Wir haben hier aktuell über

    30 °tagsüber...da können wir nur nachts gehen. Wir gehen mit Stirnlampen, beleuchtet ist da nix, aber das haben wir ja schon bei unserer Brockenwanderung so gemacht.

    Mein Sohn ist 18, also nicht mehr klein #zwinker

    Wow! Total cool find ich das!

    Hey, habt Spaß beim Wandern und kommt gut ans Ziel!!!

    Sehr sinnvoll bei dem Wetter nachts das meiste zurückzulegen!

  • Am 08.08.20 war es soweit: unser Megamarsch, über Nacht in Papas Geburtstag...

    sechs Verrückte, ein Hund, über 30 Grad tags und nachts noch 24°...


    noch waren wir alle guter Laune...;o)


    Um kurz nach Mitternacht erster Halt, meine Schwägerin brachte uns Verpflegung und die Rucksäcke...

    Mein großer Bruder und mein Sohn verpflasterten die ersten Blasen, ich war bereits zweimal auf Schotter umgeknickt, das Sprunggelenk dezent geschwollen, zum Glück hatte ich Stützorthesen für alle Fälle eingepackt...und mit etwas Alkohol flutschen die Kilometer gleich nochmal so gut...



    Bei Kilometer 20 ca. , halb zwei nachts, hatte mein Sohn dann zu große Schmerzen in der Leiste( dabei hatte er immer prophezeit, er würde mich notfalls Huckepack tragen*gg*)...der Papa musste kommen und ihn abholen, wir anderen haben kurz verschnauft...

    Was ich aus dieser Nacht mitnehmen konnte: selbst mitten in der Nacht haben Autos gehalten( eine junge Frau, allein!!!) und uns Hilfe angeboten, gefragt ob sie uns mitnehmen sollen...immer wieder, auch am nächsten Tag im Hellen ging das weiter!






    Wir sind dann weiter...am Abend zuvor hatte Elon Musk erneut Starlinks hochgeschickt...die haben wir im Frühjahr schon immer alle ( jeder zu Haus im Garten) zusammen angeschaut und Wünsche an Papa mitgeschickt...haben wir sie wieder gesehen..es war irgendwie ein sehr inniger Moment..unabgesprochen sind wir alle auf der Landstraße angehalten( wir kamen gerad aus einem Waldstück, die ganze Zeit im Unterholz schleichende Geräusche, Monate später erfuhren wir, dass dort ein Wolfsrudel lebt, meine Brüder sind ihnen beim Pilze suchen viele Male begegnet)



    Bei Kilometer 25 hatten wir ein Auto abgestellt, mit kleiner Kaffeemaschine, Verpflegung, trockener Wechselbekleidung ...

    dort musste dann mein großer Bruder aufgeben: die ganze Ferse war nur noch offen, es ging nichts mehr!

    Er ist dann mit Freundin und Hund und dem Auto nach Haus gefahren, wir anderen drei sind weiter...nun war ich die Dienstälteste...mit sechs Jahren Abstand..

    Langsam ging die Sonne auf, zu dem Zeitpunkt war es recht frisch geworden mit 19 Grad, die Müdigkeit setzte ein... es tat einfach alles schon weh und ich mochte gar nicht drüber nachdenken, dass es noch die Hälfte zu Gehen gab...






    Aber der Ausblick entschädigte doch immer wieder...zwischendurch kam echt Galgenhumor durch, meine Schwester hatte Probleme mit der Achillessehne und sich von mir Orthesen geben lassen, mein Bruder und ich bekamen langsam Knieschmerzen, aber: wir haben weiter gekämpft...auch wenn wir zwischendurch kurz versucht waren die Ponys von der Weide zu stibitzen …*gg*


    Irgendwann ( wir waren schon wenige Kilometer vor meiner Heimatstadt, es war bereits nach sieben Uhr) hat uns die Wanderapp falsch geführt: wir kamen nicht weiter, ein 1,80 m hoher Wildschutzzaun versperrte uns den Weg! Also mussten wir Alternativen suchen, sind unter Zäunen durch gekrabbelt und wieder heraus, immer im Bewußtsein: das kann Ärger geben, wir sind hier auf fremden Grundstück unterwegs..)


    Als wir die Einfahrtstraße nach C. erreichten, war ich inzwischen mit dem Kreislauf richtig runter...wir mussten kurz pausieren, ich wäre ansonsten umgekippt. Es war inzwischen acht Uhr am Morgen, die Temperaturen wieder bei 25 ° steigend. Das Weitergehen war kaum auszuhalten die ersten Meter...30 Minuten später hielt der Krankenwagen neben uns: ob sie uns helfen können...wir müssen echt wie Zombies ausgesehen haben, zumindest fühlte es sich so an!:D


    Aber wir musste weiter...inzwischen liefen wir nicht mehr nur gegen unseren inneren Schweinehund und die Schmerzen, inzwischen rannte uns die Zeit weg...! Wir hatten ja nur 12 Stunden für die 50 Kilometer, hatten Zeit verloren als mein Sohn abgeholt wurde und als mein Bruder nach 20 Minuten Pause entschied, es geht nicht mehr...


    Also immer weiter...ich hab inzwischen fast pausenlos vor mir hingemurmelt: ich kann nicht mehr, ich kann nicht mehr...


    Ich war so fertig, ich war kurz vorm heulen! Und dann setzte wieder der Kopf ein und ich hab mich selbst angetrieben...es funktionierte immer nur meterweise, aber wir kamen näher, immer näher...dieses Gefühl, es gleich geschafft zu haben...es war unbeschreiblich....!!!


    Und dann waren wir da! Fünf Minuten vor Ablauf der Zeit, um 09.55 Uhr betrat ich unseren Garten....ich hab geheult...


    Meine Schwester musste fünf Minuten später aufs Klo, die ist gekrabbelt#lol, es ging nichts mehr...

    Mein gesamter linker Fuß war voller Blasen, fünf Tage später hatte ich ne fette Entzündung am Zeh, musste AB schlucken und Wochen später fiel der Nagel noch ab...mein Knie war so geschwollen, dass ich drei Tage nur an Unterarmgehstützen laufen konnte...




    Es waren inzwischen über 30°, meine Schwägerin und Mama, mein großer Bruder nebst Partnerin kamen inzwischen an...mein Mann hat Wild gegrillt und uns alle versorgt( ich konnte nichts essen, mir kam alles hoch, ich bin noch zusammen geklappt als ich aufs Klo wollte, so hin war der Körper#hammer)...wir haben alle im Schatten gesessen und sind zwischendurch in den Pool und haben Papas Geburtstag gefeiert: mit seinem Lieblingsrum#love



    Es war das unglaublichste Erlebnis was ich jemals hatte...unvergesslich...in aller Hinsicht...


    Inzwischen ist wieder Zeit vergangen...

    Geburtstage , Feiertage, Konfirmationen sind gekommen und gegangen...

    Mein Sohn hatte sich den Lebensbaum ausgesucht um Opis Asche darin zu tragen, der Wunsch nach einem Tattoo wurde immer größer.

    Und an seinem 19.ten Geburtstag hat ihn meine Schwägerin erfüllt...nun trägt er Opi immer unter der Haut#love



    Gestern war der 16.12....der Tag an dem Papa 2019 seine Diagnose erhielt, der Tag an dem die Welt für uns stehen blieb.

    Heute vor einem Jahr haben wir Papa in die Klinik gebracht, der Geburtstag seines ältesten Kindes, mein Bruder...heute wird er nun 50...die Tränen liegen so nah..es ist eine furchtbare Zeit, alles aufgewühlt...die Feiertage machen Angst, ganz böse Angst...es wird schwer...momentan sind wir alle seeeehr dünnheutig, aber: wir leben es zusammen..halten uns weiter gegenseitig, mal kann es der Eine, mal der Andere...

    Die Momente in denen ich total selbstverständlich denke: das erzählst du nachher Papa am Telefon, sie werden aktuell wieder mehr, merkwürdig..ich dachte, das wird weniger...aber nein...und dann kommt immer wieder der Moment der Erkenntnis...es tut weiter weh...wird es immer.


    Und all dies in dieser verrückten Zeit, in diesem Jahr, das tangiert uns kaum..Silvester letztes Jahr bin ich zusammen gebrochen: was sollte ich mich auf ein Jahr freuen in dem mein Papa sterben wird, dies kann nun nicht mehr passieren, die Angst ist weg...ich glaub, ich geh mit meinem Mann jagen dieses Jahr...wird wohl das Beste sein, im Wald...

    Es grüßt die Charjulie....


    psss..bei den kreativraben mit Naturkosmetik aktiv... :D