Rassistische/stereotype Missionsspardose in der Weihnachtskrippe-ein NoGo oder nicht?

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  • Geht nicht. Und umlackieren finde ich wirklich, äh, interessant. Das wäre ja dann "white facing", die Figur hat ja dennoch diese Gesichtsmerkmale mit der breiten Nase, den wulstigen Lippen, mit einer rosigen Gesichtsfarbe stelle ich mir das einigermassen grotesk vor, jeder weiss ja auch, wie die Gesichtsfarbe vorher war? Interessante Lösung.

    Ich sehe es nicht als Lösung, eher als Statement. Die Diskussionen um dieses Thema kotzen mich an. In was für einer Welt leben wir, dass wir die Herabwürdigung von Menschen aufgrund irgendwelcher Merkmale immer noch diskutieren müssen?

    Meine Lieblingslösung wäre also, das Problem mit Farbe (bunt!) publik zu machen. Was weiß ich, Lack drüber und dann Glitzer drauf und dann der Figur ein Transpi mit entsprechendem Statement (zB "Rassismus ist soooo 19. Jahrhundert!") anhängen. Foto machen und ab in die Presse.

  • Ein heißes Eisen...

    Ja, geht gar nicht. Keine Frage.

    Aber: vermutlich gibt es Generationen von Kirchgängern, die ihren Kindern eine Freude damit gemacht haben, dem "Negerle" (so heißt das hier) etwas zu geben. Ich kenne eine Version die da ganzjährig stand, eine Figur die nach Einwurf von Geld aus einem Kirchlein rauskam, das dann beleuchtet war. Für kleine Kinder eine willkommene Ablenkung in einer sonst nicht sehr kinderfreundlichen Umgebung und dann auch noch verknüpft mit der Idee, etwas Gutes damit zu bewirken.

    Das Kunststück wird sein, das Ding auf eine Weise zu entfernen, die diejenigen, die unreflektiert und in bester Absicht viele positive Momente damit verbinden, nicht vor den Kopf schlägt. Ganz schnell hat man dann nämlich eine "Man kann´s auch übertreiben"-Dynamik und nichts ist gewonnen.

  • findet dich ein Gemeindemuseum, dem man das unsägliche Teil stiften kann?

    Dass sie sich nicht schämen, so was noch in der Kirche hinzustellen.. der Boden müsste sich auftun!

  • Danke für eure eindeutigen Meinungen. Meine Empfindungen sind ebenso.

    buntgrün: Kannst du mir erklären, wieso unser dunkelhäutiger Kaplan diese Figur nicht demütigend empfindet? Seine neutrale Haltung gegenüber der Figur ist ja das Hauptargument des Sakristans, dass die Figur aufgestellt werden darf.

    Der Begriff "Nick-Neger" ist hier vor Ort übrigens NICHT üblich für die Figur. Ich hab sie nur ergooglet, damit sich mehr Leute vorstellen können, um was es sich handelt.

    Dem Sakristan (der die Figur im Alleingang jetzt wieder aufgestellt hat) und den Mitglieder des Gemeindeausschusses würde ich keinesfalls eine rechte Gesinnung unterstellen. Es ist mehr so eine Haltung "War doch schon immer da und ist doch recht süß, die Figur" und ein "eine neue Figur würde mehr kosten als wir damit sammeln können". Dem Sakristan selber gehts noch ums "Prinzip", dass er sich nicht von anderen vorschreiben lassen will, wie "seine" Kirche aussieht. Er ist ein ziemlich sturer Typ ;-).

    Umlackieren find ich schwierig. Ich denke, dass die Figur tatsächlich von einigem Wert ist und das wäre immerhin Sachbeschädigung. Allerdings wäre diese Option zumindest einen Vorschlag im Gemeindeausschuss wert, um vielleicht zu einer anderen Option zu kommen.

    Fliegfrosch : ich weiß nicht genau, wohin das mit dieser Dose gesammelte Geld hingeht. Über Weihnachten wird für Adveniat gesammelt. Die Sternsinger werden Anfang Januar für zwei Projekte mit direkt bekannten Bezugspersonen sammeln: einmal für ein Kinderkrankenhaus in Indonesien, wo Kinder mit Missbildungen (ich glaube vorwiegend Kiefer-Gaumen-Spalten) kostenlos operiert werden und dessen Gründerin von hier stammt. Und zum zweiten für das Straßenkinderprojekt eines afrikanisches Pfarrers, der im Sommer hier immer die Urlaubsvertretung für unseren Pfarrer macht (und das Gehalt dafür auch in sein Projekt fließt). Also durchaus Projekte, die man gerne unterstützt. Aber auch gerade dafür finde ich die demütige Geste der Figur schlimm (merk ich mir mal als Argument für den Gemeindeausschuss).


    even : danke. Du schreibst es genau so wie ich es empfinde. Für die meisten Gemeindeausschuss-Mitglieder und die meisten Kirchgänger weckt die Figur positive Erinnerungen. Ein Umlackieren empfände auch ich als unpassend, fast schon schändend. Ich werde vorsichtig argumentieren müssen, um die personen zum Umdenken zu bewegen und nicht auf Gegenwehr zu bürsten.


    Es gibt diese Sammeldosen auch in Form von Engeln, wie ich gesehen habe. Ich werden mal schauen, ob es etwas zu der übigen Krippe passendes gibt und in welchem preislichen Rahmen das dann läge.

    Allerdings empfinde ich seltsamerweise einen nickenden Engel nicht als demütig. Wieso empfindet man eine nickende dunkelhäutige Figur als diskriminierend, aber einen ebensolchen Engel nicht?

  • Ich unterschreibe komplett bei Fliegfrosch - exakt dieselben Gedanken hab ich zum Begriff der „Missionsspardose“.

    Unser Bistum hier scheint die Figuren übrigens schon vor meiner Kindheit abgeschafft zu haben. Ich hab sowas noch nie gesehen, bei uns gab es so kleine Pappschachteln zum Selberfalten und Befüllen. Hat auch Spaß gemacht.


    *edit: abgeschafft natürlich, nicht angeschafft. Super Autokorrektur #rolleyes

  • ich würde mal nach dem hier angesprochenen Erlass gucken und dem im Zweifel den entsprechenden Leuten vor die Nase halten. Schade, dass es so was überhaupt braucht!

  • ich würde mal nach dem hier angesprochenen Erlass gucken und dem im Zweifel den entsprechenden Leuten vor die Nase halten. Schade, dass es so was überhaupt braucht!

    Mach ich mal. Aber ich glaube, dass es nicht verbindlich ist. Irgendwo hab ich gelesen, dass man den einzelnen Pfarrgemeinden diesbezüglich Entscheidungsfreiheit überlässt. (Kommt vielleicht auch auf das Bistum an???)

  • Allerdings empfinde ich seltsamerweise einen nickenden Engel nicht als demütig. Wieso empfindet man eine nickende dunkelhäutige Figur als diskriminierend, aber einen ebensolchen Engel nicht?

    Weil Engel übersinnliche Wesen sind, die nicht von Geld leben. Indonesien mit Kiefergaumenspalten in Büchsenform wären genauso irritierend.

  • melone,

    Nein, ich kann das nicht erklären.

    Allerdings habe ich eine Vermutung, wenn ich jetzt mal vom KV und meinen Mädels ausgehe.

    Der KV würde das mit "ist halt hier so" ignorieren und niemals seine wahren Ansichten zeigen gegenüber Arbeitskollegen, Fremden usw. Da sie ja täglich von Rassismus umgeben sind, haben viele resigniert und leben damit. Leider.

    Ich merke das ja an meinen Töchtern, die tragen mit ihren 9 und 11 jahren auch nur noch ihre Kämpfe aus, wo sie das Gefühl haben, das es sich lohnt und jemand wirklich an Änderungen interessiert ist.

    Wir haben hier fast täglich frustrierende Gespräche darüber.

    In der GS wird das je nach Lehrer ignoriert und bei Kröti ist es das tägliche Erleben im Bus auf dem Schulweg. Vom Sitzplatz verweigern (Tasche auf dem Sitz, durchlassen auf den freien Platz) bis anglotzen oder dumme Kommentare oder anfassen wollen #kreischenwir

    • Offizieller Beitrag

    buntgrün #knuddel


    Unsere Erfahrungen sind nicht ganz so extrem. Dennoch würde ich mir wünschen, dass « man » frühzeitig mit den eigenen Kindern über rassismus spricht. Wenn das im Kindergarten standardmäßig mit 4 thematisiert würde, kann ich mir vorstellen, dass man da noch gut aufklären kann


    die Spendendose gehört schnellstmoeglichst verbannt! Vor 60!!! Jahren schon wurde empfohlen diese nicht lehr zu verwenden!

  • Der KV würde das mit "ist halt hier so" ignorieren und niemals seine wahren Ansichten zeigen gegenüber Arbeitskollegen, Fremden usw. Da sie ja täglich von Rassismus umgeben sind, haben viele resigniert und leben damit. Leider.

    Das vermute ich auch. Bzw vermute ich,d ass der Kaplan einfach zu höflich ist, um seine wahren Gedanken dazu zu offenbaren.

    Ich mach jetzt mal einen Plan:

    -Argumente gegen die Spendendose sammeln

    -Vorsichtshalber Fotos machen, falls ich weitere Instanzen ansprechen muss (Bischof oder die Öffentlichkeit, beides würde ich aber nur machen, falls ich gar nicht weiter komme)

    -Mit dunkelhäutige Gemeindemitgliedern (haben wir zumindest 2) darüber sprechen, wie sie die Figur empfinden.

    -In einem Geschäft hier in der Nähe mich beraten lassen, welche Figur als Alternative in Frage käme und was diese kosten würde.

    -Dann anschließend werde ich alles in der Gemeindeausschusssitzung auf die Tagesordnung setzen. Erst mal, dass sich alle Gedanken darüber machen sollen und zu einem späteren Zeitpunkt darüber abstimmen, ob die Figur ersetzt werden soll. (Bis zum nächsten Weihnachtsfest ist ja ein Jahr Zeit).

  • mal so als Argumentierhilfe:

    Ich nehme an, ihr seid ländlich? (ok, das ist vielleicht ein fieses Vorurteil...aber hier würde es prima passen) Wie käme es an, wenn da in der Stadt im Dom ein armer bedürftige, etwas dümmlich demütig blickenden Trachtler flehentlich seine ungeschickten Händchen dem eloquenten Städter entgegenstreckte, auf dass ihn der aus seiner geistigen und materiellen Not erlösen möge.

    Diese unsägliche Arroganz ist dann vielleicht besser greifbar.

    Und das Argument: das war schon immer so... das ist das dämlichste Argument seit Menschengedenken! Es gibt ca 10.0000 Wege, Den Kirchenraum spannend zu gestalten. DARAUF seid ihr also sicher nicht angewiesen.

    Zum sturen Sakristan. Wir haben hier auch so ein Exemplar. Es ist mühevoll, aber bitte, die Kirche ist doch nicht sein Wohnzimmer.

    Zum PR-Desaster, das so eine Figur sein kann, sagte ich eh schon was. Frag doch mal den Gemeinderat, was man will, das die Leute denken. Will man wirken wie die letzten Hinterwältler oder legt ihr Wert darauf, offen und menschenfreundlich zu erscheinen? Der Kirchenraum ist DIE Visitenkarte einer Gemeinde!

  • Ich finds auch ganz furchtbar.

    Daneben würde ich mir wünschen, dass das N-Wort aus dem allgemeinen Sprachgebrauch verschwindet. Auch, wenn man zitiert, man muss das Wort doch nicht ausschreiben?

  • Ich mag ja kreativen Vandalismus, so denn nichts "wichtiges" zerstört wird. Wenn Farbe zu krass ist, wie wäre es mit regenbogenfarbenem Washi-Tape?

    Der Wert dieser Figur ist mir vollkommen egal. Ich behaupte einfach, dass hier kein wichtiges Kulturgut zerstört wird. Zu Studienzeiten habe ich auch die Dia-Serie "Der N****" einfach in den Müll geworfen.

  • Gleichzeitig bekamen wir einen Kaplan aus Afrika, wodurch die Figur zumindest in meinen Augen doppelt peinlich wurde. [...]

    Er hatte wohl auch den Kaplan darauf angesprochen. Nach Aussage des Sakristans empfand der Kaplan die Figur nicht als rassistisch.

    In diesem Fall nicht unbedingt, aber oft wird über Betroffene diskutiert, ohne die dabei ins Boot zu holen. Warum, wieso, weshalb, der Kaplan angab da kein Problem zu haben, sei, finde ich dahingestellt. Das kann eine Einzelmeinung sein, die aus einer Abhängigkeit entsteht. Und falls es das objektiv nicht so gesehen wird, kann es ja auch so in vorauseilendem Gehorsam empfunden werden, vielleicht nur um freundlich zu sein. Warum auch immer:

    Interessanter und sinnvoller wäre es deshalb Verbände, die die Betroffenen vertreten, zu befragen. In der Hoffnung, daß sie eine unabhängige Meinung vertreten, die dann von einer möglichst großen Gruppe geteilt wird.

    ich würde mal nach dem hier angesprochenen Erlass gucken und dem im Zweifel den entsprechenden Leuten vor die Nase halten. Schade, dass es so was überhaupt braucht!

    Genau so.

    Und dann: Höher eskalieren und öffentlich machen, analog per Zeitung.

    Oder mit Facebook, Twitter oder Instagram.

  • Kann bitte bitte jemand das N-Wort aus dem Titel nehmen???

    Zur Sache selbst: Ich wäre überhaupt nicht auf die Idee gekommen, dass Leute heutzutage im Ernst meinen, es wäre okay, so ein Teil aufzustellen. Dass man sowas dann auch noch diskutieren muss und Argumente suchen muss, ist unfassbar, die Sache ist sowas von klar rassistisch.

    Aus diesem Grund würde ich wohl auch eher nicht

    -Mit dunkelhäutige Gemeindemitgliedern (haben wir zumindest 2) darüber sprechen, wie sie die Figur empfinden.

    Bzw. solltest du dir vorher klar sein, was du dir davon versprichst. Würde denn die Meinung der mindestens zwei schwarzen Gemeindemitglieder irgendwas an deiner Meinung ändern? Und vor allem, was machst du, wenn sie das auch nicht so schlimm finden oder lieber die Füße still halten wollen, weil sie Angst vor Konflikten haben? Oder hätte das keine Konsequenzen für dich und du würdest dich trotzdem für die Abschaffung einsetzen? Wäre gut, das vorher zu überlegen, sonst stehst Du hinterher unter Umständen noch ratloser da.

  • dieses Buch hatte ich mir letzte Woche in meiner Buchhandlung bestellt, hole es Samstag ab, vllz. hilft es Dir beim argumentieren?

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    Havanna + #male (*02.05) & #female (*02.03)
    Filzgleiter sind nur komprimierte Schafe

    --Ist Hotte S. noch im Amt und wenn ja, warum?--

    Wenn ich das Wort "Trottel" oder "Trotteln" schreibe, möge sich die geneigte Leserin dieses Wort in wienerisch denken.

  • Interessanter und sinnvoller wäre es deshalb Verbände, die die Betroffenen vertreten, zu befragen. In der Hoffnung, daß sie eine unabhängige Meinung vertreten, die dann von einer möglichst großen Gruppe geteilt wird.

    ich würde mal nach dem hier angesprochenen Erlass gucken und dem im Zweifel den entsprechenden Leuten vor die Nase halten. Schade, dass es so was überhaupt braucht!

    Genau so.

    Und dann: Höher eskalieren und öffentlich machen, analog per Zeitung.

    Oder mit Facebook, Twitter oder Instagram.

    Das finde ich gut.

    Wenn man nur mit einzelnen Gemeindemitgliedern spricht und daraufhin erst die Figur weg packt, fällt das u.U. auf diese zurück weil andere z.B. meinen, sie sollten sich "nicht so anstellen". Ich kann sehr gut verstehen, wenn die Betroffenen diesen Konflikt nicht austragen wollen.