Rassistische/stereotype Missionsspardose in der Weihnachtskrippe-ein NoGo oder nicht?

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  • UPDATE!!!

    Ich hatte das Thema auf die Tagesordnung der Gemeindeausschusssitzung setzen lassen. Außer mir fanden allerdings alle anderen Mitglieder die Spendendose nicht schlimm. Im Gegenteil wurden die positiven Erinnerungen an die eigene Kindheit als Argument angeführt.

    Letztlich konnte ich aber doch auch mit Hilfe einiger von euch hier genannten Argumente und Formulierungen (danke dafür) alle zumindest zum Nachdenken bringen.

    Es wird jetzt eine Anfrage an den Verwaltungsrat gestellt, ob von dort die finanziellen Mittel für einen nickenden Engel als Alternative zur Verfügung gestellt werden könnten.

    (Falls nicht, würde ich nochmal über andere Möglichkeiten der Finanzierung diskutieren. Daran sollte es nicht scheitern)

    Was mich doch bestürzt hat: eine Frau (relativ junge Frau, die man für gebildet hätte halten können) meinte, das man doch "Neger" sagen dürfe. Das wäre kein Schimpfwort und nicht rassisitisch. Nur "Nigger" dürfe man nicht sagen. Sie hätte das auch schon mal mit dem afrikanischen Kaplan diskutiert und der hätte kein Problem mit dem Wort "Neger" #eek#blink.


    Ich denke, dass sie an der darauffolgenden Änderung meiner Hautfarbe von weiß nach rot gesehen hat, dass ich anderer Meinung bin. Sie hat dann auch nicht viel erwidert als ich ihr widersprach.

  • ich glaube ihr solltet mal mit eurem afrikanischen Kaplan reden #angst

    Danke fürs update... hatte ich mir fast schon gedacht so.

    Grüße von Claraluna

    Shoot for the moon. Even if you miss you will land among the stars.

  • ich glaube ihr solltet mal mit eurem afrikanischen Kaplan reden #angst

    Danke fürs update... hatte ich mir fast schon gedacht so.

    Ich fürchte, das wird nichts bringen.

    De rist zu höflich und oder hat resigniert um da was anderes zu sagen. Leider.

    Ich kenne das Problem ja auch. Viele PoC glauben nicht daran, dass sich die "Weißen" das zu Herzen nehmen und es ändern wollen. Sie erleben diesen Kampf gegen Windmühlen täglich oder haben ihn erlebt udn aufgegeben. Die sind wirklich schon froh wenn das N wort nicht mit i und zwei g gesprochen wird.

    Gerade gestern wieder auf der Straße erlebt. Das afrikanische Paar hat das aber mit viel Humor super gelöst udn ich musste den Mann der sich so abschätzig geäußert hat, leider offen auslachen und den beiden applaudieren.


    Edit:und er wird sich außerdem zurückhalten, denn er ist in gewisser Weise abhängig (Kirchengemeinde wechseln müssen o.ä. Szenarien) und in der Minderzahl. Da blendet man es leichter aus als sich diesem Kampf zu stellen.

  • Danke, du hast da wahrscheinlich noch einen anderen Zugang dazu.

    Ich erlebe das "hier" einfach nicht. Wobei ich halt an mir selbst merke (aufgewachsen mit den klassischen Stereotypen), dass ich auch nicht unbefangen bin sondern innendrin irgendwie immer der Gedanke mitschwingt - war das jetzt ok.

    So habe ich gestern einer Türkin gesagt, dass ich es sehr befremdlich finde, das Wort türken aus ihrem Mund zu hören.

    Aber genau das meine ich halt mit ansprechen... darüber sprechen, ihn fragen wie er das hier so empfindet... ist doch einfach ein schwieriges Thema.

    Und ich finds einfach doof wenn der Kaplan als Begründung herhalten muss, das manche Dinge ok sind... und nein sind sie nicht.

    also edit: ich meine... ich meine nicht, dass der Kaplan irgendwelche Kämpfe ausfechten soll... aber ihm halt einfach zeigen, dass da Sensibilität da ist

    Grüße von Claraluna

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  • buntgrün: danke für Deine Sicht. Ich denke, du siehst das aus einem anderen Blickwinkel. Ich könnte nur spekulieren. Aber ich denke auch, dass der Kaplan sich denkt, dass es woanders noch schlimmer sein könnte als hier bei uns und er deswegen niemanden verärgern mag.

    Ich finde allerdings nicht, dass er in irgendeiner Weise abhängig ist von uns. Zumindest nicht soweit ich das beurteilen kann. Rein von der Hierarchie her steht er ja direkt hinter dem Pfarrer. Aufgrund der schlechten Personallage in der Kirche ist jede Pfarrgemeinde froh, einen Kaplan zu haben. Höchstens könnte ich mir vorstellen, dass er bei Unstimmigkeiten hier möglicherweise in sein Heimatland abberufen werden könnte und er das aufgrund der politischen Unruhen dort nicht will.

  • Ich kenne ein paar (vor allem ältere) PoC, die diesen ... ich nenne es mal "kleinen Rassismus" abtun, negieren oder sogar selbst mitgehen. Damit meine ich alles, was in die Sparte "Aber das ist doch nicht bös gemeint!" fällt, also auch solche Sachen wie "Und von wo kommen Sie wirklich?" oder "Sie sprechen aber toll Deutsch!" und "Die können immer so toll tanzen!"

    Vielleicht findet man sowas einfach aus Selbstschutz okay. Könnte mir vorstellen, dass der aggressive Rassismus schlimm genug ist. Man will sich ja auch nicht jeden Tag wieder und wieder darum Gedanken machen müssen, also verbrüdert man sich damit. Für ältere gehört das Hinnehmen oft quasi zur Integration - anders hätte man als PoC vermutlich lange Zeit in D nicht leben können.

    Vielleicht mag er auch einfach nicht in den Mittelpunkt geholt werden.

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  • ich lese immer wieder dass man das nicht fragen soll...

    "Und von wo kommen Sie wirklich?"

    und genau das meine ich mit... ich tue mich schwer.

    ich fand es in den USA so nett über das Where are you from... ins Gespräch zu kommen.

    Und mich interessiert einfach die Geschichte der Leute, die jetzt halt erkennbar keine Muttersprachler sind. Hab dann da schon so nette Gespräche geführt.

    Na ja... völlig OTon... beschäftigt mich schon lange.

    Grüße von Claraluna

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  • Ich finde es vollkommen legitim zu fragen, wo jemand herkommt. Aber wenn jemand dann erzählt, dass er oder sie aus Bielefeld kommt und weiter nichts dazu sagt, muss man ja auch im Smalltalk mit Fremden nicht zehnmal nachbohren, wie dass denn sein kann und dass doch sicher wenigstens die Eltern oder irgendein Vorfahr doch mal von einem anderen Kontinent kam. Die Leute erzählen ja idR von allein, was sie erzählen wollen.

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  • Und wie ist es mit „Sie sprechen aber gut Deutsch“? Das habe ich sicherlich auch schon gesagt - allerdings nur, wenn bereits vorher klar war, dass die betreffende Person erst seit sehr kurzer Zeit in Deutschland lebt. Das hat dann aber nichts damit zu tun, dass ich es der Personengruppe nicht zutraue, eine Fremdsprache zu erlernen, sondern dass es mich wirklich beeindruckt, wenn sich jemand innerhalb weniger Monate einen sehr umfassenden Wortschatz samt fast perfekter Grammatik aneignet.

  • „Sie sprechen aber gut Deutsch“?

    Also ich bin im Ausland schon öfter angesprochen worden, ich würde die Landessprache gut sprechen. wobei das sicher nicht gestimmt hat und einfach eine Nettigkeit war8o. Aber da empfindet man es als Höflichkeit. und umgekehrt als Rassismus? Oder nur bei farbigen Menschen mit deutscher Staatsangehörigkeit?

  • Und wie ist es mit „Sie sprechen aber gut Deutsch“? Das habe ich sicherlich auch schon gesagt - allerdings nur, wenn bereits vorher klar war, dass die betreffende Person erst seit sehr kurzer Zeit in Deutschland lebt. Das hat dann aber nichts damit zu tun, dass ich es der Personengruppe nicht zutraue, eine Fremdsprache zu erlernen, sondern dass es mich wirklich beeindruckt, wenn sich jemand innerhalb weniger Monate einen sehr umfassenden Wortschatz samt fast perfekter Grammatik aneignet.

    Dann hat das natürlich auch kein Geschmäckle, sondern ist ... ganz normal eben.
    Aber sowas müssen sich Leute anhören, deren Muttersprache ganz klar und eindeutig Deutsch ist und das zeigt dann eben den unterschwelligen, oft unbewussten Rassismus: "Sieht irgendwie anders aus - kann nicht Deutsch sein." Doch, klar.

    Und ja, das kann Leute echt fuchsen und verletzen. Gerade Menschen, die in D aufgewachsen sind, die keine andere Zugehörigkeit haben. Das ist so ein mieses "Du gehörtst hier eigentlich ncht zu" - ud dann beißt freundlich gemeint viel fieser, als wenn da deutlich zu erkennen ein Arschloch vor einem steht.

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  • Anekdote zu dem Thema: Ich war mal in München und hab mich da natürlich nicht ausgekannt und verfahren. In die falsche Spur eingeordnet oder so. Jedenfalls hat sich ein schwarzer BMW-Fahrer tierisch über mich aufgeregt. Irgendwann hat er das Fenster runtergekurbelt (ist schon länger her ;) ) und hat mich -für mich völlig unerwartet- im breitesten bayrischen Dialekt übelst beschimpft. Ich war so perplex über diese Kombi (schwarze Hautfarbe-breites Bayrisch), dass ich schallend loslachen musste.

    Hat ihn dann leider noch mehr aufgeregt. 8o

  • Ich kenne ein paar (vor allem ältere) PoC, die diesen ... ich nenne es mal "kleinen Rassismus" abtun, negieren oder sogar selbst mitgehen. Damit meine ich alles, was in die Sparte "Aber das ist doch nicht bös gemeint!" fällt,...

    Ich weiß genau, was du meinst. Und switche da immer zwischen beiden Positionen hin und her. Kann beiden Positionen was abgewinnen:

    Das Denken in Kategorien finde ich furchbar

    (die (#nein) tanzen immer so gut). Ufz.

    Eine Neugier an sich finde ich dagegen total verständlich. Nichts desto trotz nervig und ausgrenzend. Aber eben wirklich meistens nicht so gemeint. Hilfe, das klingt so relativierend #haare.

    Beispiel: Ich war vor x Jahren in Indien unterwegs. Ich war in den Gegenden wahrlich nicht die erste europäische Touristin, trotzdem war es eben noch nicht sooo gewohnt im Straßenbild. Für mich als Kulturfremde war es sehr anstrengend, wie wenig Distanz die Menschen in ihrer Neugier wahrten: Beim Essen scharte sich jedes Mal ein Grüppchen um mich. Im Bus/Zug wurden ständig die Haare angefasst. Ewig diese Fragen nach Herkunft, familiärem Stand, Beruf (=Kaste).

    Ich habe es wirklich immer als Interesse eingeordnet. Meine Erklärungen (damals noch unverheiratet und kinderlos, also quasi mit Ende Zwanzig total gescheitert :P) , dass das in meiner Heimat normal wäre, würden eigentlich nie geglaubt. Und manchmal wurden daraus gute Gespräche.

    Wenn man hier lebt, möchte man das irgendwann nicht mehr, es nervt bestimmt, keine Frage. Aber ich nenne es nicht (in jedem Fall) Rassismus.

    Ich bin keine PoC und ja, es gab nie diese koloniale Sache in diese Richtung.

    Aber die Neugier, das Interesse, ist davon halt oft unabhängig. Und ich bin mir recht sicher, dass sich dieses Problem in den jüngeren Generationen nach und nach verliert. Hier im großstädtischen Gebiet ist das bei den Schüler:innen echt kein Thema mehr.

    Das nützt den Älteren nicht sooo viel, zugegeben. Aber mir macht es Mut und ich denke eben, das Problem erübrigt sich dann irgendwann.

    Und ich finde, wir dürfen PoC es nicht absprechen, es nicht schlimm zu finden. Viele von meinen afrikanischen Freunden unterhalten sich untereinander neutral und tatsachenbezogen über die Nuancen der Hautfarben zB ihrer afrodeutschen Kinder. Aber nicht alle, andere sehen das eher als Tabuthema.

    Ein Freund meines Sohnes ist sehr locker bei solchen Sachen, ein anderer ist da sehr empfindlich. Keiner von beiden hat da mM n eine falsche Haltung.

  • „Sie sprechen aber gut Deutsch“?

    Also ich bin im Ausland schon öfter angesprochen worden, ich würde die Landessprache gut sprechen. wobei das sicher nicht gestimmt hat und einfach eine Nettigkeit war8o. Aber da empfindet man es als Höflichkeit. und umgekehrt als Rassismus? Oder nur bei farbigen Menschen mit deutscher Staatsangehörigkeit?

    Ich denke es geht hauptsächlich um Menschen die hier geboren sind.

    Z.B. kenne ich eine Frau, die trägt Kopftuch und hat eine dunkle Hautfarbe.

    Die ist hier im Ort geboren, deutsch ist ihre Muttersprache und sie ist hier sozialisiert.

    Wenn jetzt jemand zu ihr (oder zu ihren Kindern, die ja schon in der 2. Generation in Deutschland geboren sind) sagt "sie sprechen aber gut deutsch" kann ich gut verstehen, dass sich das komisch anfühlt. Weil es impliziert "das ist etwas besonderes".