Remote arbeiten - Erfahrungen?

Liebe interessierte Neu-Rabeneltern,

wenn Ihr Euch für das Forum registrieren möchtet, schickt uns bitte eine Mail an kontakt@rabeneltern.org mit eurem Wunschnickname.
Auch bei Fragen erreicht ihr uns unter der obigen Mail-Adresse.

Herzliche Grüße
das Team von Rabeneltern.org
  • Ich werde mich demnächst auf eine Stelle bewerben, bei der ich von zu Hause aus arbeiten würde. Vorgesetzter und Team wären 200 km weit weg, gewünscht ist, dass ich mindestens zwei mal im Monat dort aufschlage.


    Einerseits finde ich das ziemlich verlockend, kein Pendeln und kein Großraumbüro mehr, bessere Vereinbarkeit, usw. aber andererseits habe ich auch Respekt davor.


    Gibt es hier Frauen, die Erfahrung mit so einem Modell haben? Was sind eure Tipps, worauf muss ich achten, wenn ich das mache (und die mich wollen)?

  • Fahrtenbuch führen, alle Termine aufschreiben. Idealerweise Buch führen, was Du wann in der Arbeitszeit gemacht hast.

    Bei den wenigen Termine im Büro ausführlich Deine Bemühungen und Erfolge aufzählen.

    Immer mal wieder den Chef anrufen mit Neuigkeiten.

    Emails früh morgens und am späten Nachmittag zum Büro senden.

    Telefonisch immer! während der Arbeitszeit erreichbar sein.

    Du musst Dich gut verkaufen. Das ist die Hauptsache und immer total gestresst von der Arbeit sein, wenn Du im Büro bist. Du hast ja so viel zu tun.

  • Ich habe viele Jahre ausschließlich remote gearbeitet. Das hat grundsätzlich gut geklappt. Ich hatte auch nie das Problem, mich irgendwie rechtfertigen zu müssen.

    Seit ca 1 1/2 Jahren bin ich jetzt durchschnittlich 1-2 Tage pro Woche beim Projektteam (Entfernung auch etwa 200 km) und ich merke, wie gut es mir tut, wieder persönlich mit Kollegen zusammenzuarbeiten. Den Rest mache ich immer noch Remote, das ist kein Problem.

  • Meine Schwester hat das in zwei verschiedenen Jobs gemacht. Einmal mit einem festen Arbeitstag in der Firma, einmal war sie nur für wenige wichtige Meetings vor Ort und hat zusätzlich Dienstreisen gemacht. Beide Konstellationen haben sich aber durch Umzüge ergeben, d.h. sie hatte die jeweiligen Jobs schon bevor sie sie aus der Ferne ausgeübt hat.


    Wichtig ist laut ihr u.a., die Erreichbarkeit gut zu definieren. Was erwartet der Arbeitgeber, wie verhält sich der Arbeitnehmer. Sie hat häufig mit Kollegen telefoniert um sich auszutauschen und die jeweiligen Vorgesetzten per Email auf dem Laufenden gehalten und zwar häufiger und umfangreicher als wenn sie vor Ort war. Jetzt hat sie wieder einen Job, bei dem sie die ganze Arbeitszeit im Buro/auf Dienstreise ist und ist froh darum.

  • Ich habe seit Kurzem die Möglichkeit zu 1x pro Woche plus bei Bedarf HomeOffice zu machen und liebe es.


    Meine Strategie (ich hab das irgendwo mal gelesen) ist, dass ich früh, wie jeden Tag, Julia in den Kindergarten bringe und mich danach in Straßenkleidung (also schon Hausschuhe, aber Jeans und Bluse und nicht Jogginghose) an meinen Arbeitsplatz setze. So hab ich mehr das "Arbeit"-Feeling, und fühl mich nicht so sehr zu Hause. Ist besser für meine Motivation.


    Ich hab mir in einem Zimmer mein Büro eingerichtet, so dass ich nicht dauernd umräumen muss.


    Und ich hab über unsere Telefonanlage eine eigene Nummer, nur für mein Home-Office, die ich auch Projektpartnern rausgebe. Und natürlich ist die im Büro bekannt, so dass mich jeder darüber erreichen kann.

    Das Telefon ist so eingestellt, dass bei Anrufen auf diese Nummer nur der eine Handapparat klingelt, der in meinem Büro steht.


    Wenn Du so viel von daheim arbeitest, kannst Du das Zimmer fürs Home-Office auch von der Steuer absetzen, mein ich.

  • Emails früh morgens und am späten Nachmittag zum Büro senden.

    Telefonisch immer! während der Arbeitszeit erreichbar sein.

    Du musst Dich gut verkaufen. Das ist die Hauptsache und immer total gestresst von der Arbeit sein, wenn Du im Büro bist. Du hast ja so viel zu tun.

    #freu#freu#freu nicht dein Ernst, oder??

    Ich arbeite ab Februar regulär zwei Tage die Woche von daheim und habe vor der Elternzeit ein halbes Jahr lang komplett im Home Office gearbeitet. Sehr wichtig finde ich, sich mit den internen Kanälen zu befassen: wie werden Informationen verbreitet und abgelegt? Welche informellen Kanäle gibt es? Kannst du damit gut umgehen? Sonst verpasst du schnell große Anteile, und das ist nicht nur schlecht für die Arbeit, sondern wirkt sich auch massiv auf die Zufriedenheit aus. Grade am Anfang würde ich sehr proaktiv den persönlichen Kontakt suchen, Telkos anleiern oder Videokonferenzen, um ein Gefühl fürs Team zu bekommen. Mach dir bewusst dass Teile der internen Abläufe für dich nicht so ohne weiteres zugänglich sind und du da immer aufs neue dran sein musst. Bist du die einzige, die extern arbeitet?

    Die Tipps von wegen Klamotten, morgens eine Runde um den Block gehen etc finde ich auch wichtig, das kam ja schon.

    ~~ Luxa


    Sometimes something will change and that change

    Will change you


    Strong people stand up for themselves.
    Stronger people stand up for others.


  • Ich habe mal ein Jahr lang von zu Hause gearbeitet, das haben aber alle im Team, über ganz Dtl. weg.

    Ich könnte das ohne eigenen festen Arbeitsplatz zu Hause nicht.

  • Hier ...


    ... was genau ist es denn, was dir Respekt einjagt?


    lg roma

    Hauptsächlich das Thema Selbstdisziplin, ehrlich gesagt. Auch die Befürchtung zu vereinsamen.

    Danke schon mal für die Tipps. Ob noch andere KollegInnen remote arbeiten weiß ich nicht. Ich finde es auch nicht prinzipiell schwierig, mit einem verteilten team zu arbeiten, das haben wir hier bei den Raben schon gemacht, bevor es hip war :D Auch mein jetziges team ist verteilt, aber ich habe auch viele KollegInnen vor Ort.

  • Ich arbeite zwar nicht von zu Hause, aber als einzige in meinem Projektteam in einem anderen Büro am anderen Ende der Stadt. Ich bin nur sehr selten da, wo der Rest von meinem Team und meine Kunden sind.


    Wir telefonieren inzwischen fast nicht mehr per Telefon sondern über Skype. Auch Desktop Sharing ist damit möglich und erleichtert einem die Zusammenarbeit wahnsinnig.


    Was ich merke, ist dass der Small talk mit den Kollegen fehlt. Dadurch bekomme ich manchmal Sachen nicht mit und mein PL reagiert manchmal auch nicht zeitnah auf Fragen von mir -würde man in einem Büro arbeiten, wäre es vermutlich leichter, ihn mal zwischendurch anzusprechen.


    Von daher

    - würde ich nicht nur Telefon abklären im Vorfeld sondern welche anderen technischen Komminikationsmöglichkeiten genutzt werden können

    - klären dass nicht nur du erreichbar sein musst sondern auch die anderen Kollegen bereit sind, mit dir aus der Ferne adäquat zusammenzuarbeiten

  • Hier, ich arbeite so seit vier Jahren. Allerdings in der Firma, in der ich vorher schon jahrelang gearbeitet hatte, Beziehungen aufgebaut, man wusste gegenseitig, woran man ist und mochte sich.


    Hauptsächlich das Thema Selbstdisziplin, ehrlich gesagt. Auch die Befürchtung zu vereinsamen.

    Selbstdisziplin:

    Ist bei mir im Home Office genauso viel und wenig Thema wie es im Büro war. Manche Arbeit fordert und hält einen bei der Stange, bei der anderen hält man sich dann doch länger mit Kollegen an der Kaffeemaschine auf. Und dieser Haushalt verlockt mich mitnichten so sehr, dass ich ihn der Arbeit vorziehen würde...

    Ich achte auch darauf, nur bestimmte Zeiten zu arbeiten und in anderen nicht erreichtbar zu sein, damit Privat und Arbeit nicht zu sehr zusammenfließt. So komme ich auch nicht in Gefahr zu viel zu tun, da würde sich arbeitgeberseits nämlich auch niemand beschweren.


    vereinsamen:
    Ich bin sehr, ähm, kommunikativ veranlagt, aber ich GENIESSE die Stunden die ich zuhause allein in Ruhe arbeiten kann. Das kommt wohl auf den Typ an. Außerdem haben wir einen gut benutzen Firmenchat und tauschen uns viel per Telefon aus, sodass ich oft das Gefühl habe, ich bin nur ein Büro weiter.


    Unschlagbar ist der Vorteil mit einem kranken Kind, finde ich. Unsere Kleine lag zu Kindergartenzeiten halbe Winter über flach, und das hätte ein neuer Arbeitgeber wohl nicht mitgemacht.

  • Zum Thema Selbstdisziplin und Vereinsamen kann ich als seit 16 Jahren (8o) Freiberuflerin auch was sagen. :) Also das mit der Selbstdisziplin klappt gut, wenn man engmaschige Deadlines hat oder sie sich selbst steckt. Schaff ich nicht wirklich. #rolleyes Aber der Tipp wäre gut, wenn man sich dran hielte. :P

    Das mit der Veineinsamung ist schon ein Thema. Ich hab mir eine Menge Ehrenämter gesucht, um den sozialen Kontakt zu haben und mir auch Erfolgserlebnisse und soziales Feedback zu holen, die man sonst im Kollegenkreis hätte. Das klappt ganz gut, trotzdem sehne ich mich manchmal nach einem Kollegenkreis wie damals während des Studiums oder bei Praktika ... #hmpf Dafür beneidet mein Mann mich, dass ich eben KEINE nervigen Kollegen um mich rum hab. :D

    mit Sohn groß (2007) und Sohn klein (2010)

  • Was ich merke, ist dass der Small talk mit den Kollegen fehlt. Dadurch bekomme ich manchmal Sachen nicht mit und mein PL reagiert manchmal auch nicht zeitnah auf Fragen von mir -würde man in einem Büro arbeiten, wäre es vermutlich leichter, ihn mal zwischendurch anzusprechen.

    Das fehlt mir auch sehr.

    Ich arbeite im Aussendienst und ich vermisse es, jeden Tag Kollegen zu sehen. Wir telefonieren manchmal aber mir reicht das irgendwie nicht. Die Kollegen sind auch nicht einfach zu erreichen, weil wir sehr häufig in Termine sind.
    Bei uns in der Firma ist es auch sehr schwierig, ein Gefühl von eine Einheit zu bekommen. Es gibt die "Büroler" und die Berater im Aussendienst, und man spürt sehr häufig, wie die beiden Gruppen einander echt nicht verstehen.

    Ich denke, dass ich doch besser funktionieren würde in ein Team, was ich jeden Tag sehe.

    Aber es hat natürlich auch Vorteile! Die Flexibilität und das gerade auch mit kleinen Kindern, finde ich schon sehr bequem.

    Flämische Belgierin in Berlin (und Deutsch-Tipps sind immer noch willkommen :)).

    • Offizieller Beitrag

    Die Einsamkeit ist ein Problem. Ich empfand es auch so, dass man oft vieles was so intern und ueber Smalltalk beim Kaffee lief, eben nicht mitbekam, und es macht ja doch einen Teil in der Arbeit aus. Ich habe sogar nur 3-4 Tage die Woche von daheim gearbeitet, und dann einen Tag anwesend.


    Andererseits kann man oft in weniger Zeit sehr viel konzentrierter arbeiten, weil man von den klatschenden Mitmenschen nicht abgelenkt wird, oder nicht mal schnell dies oder das erklären oder aushelfen muss.


    Selbstdisziplin, da hat es mir geholfen wirklich ganz sture Zeiten festzusetzen und durchzuziehen. Konkret hiess das, dass die Kueche eben ein Saustall blieb, und ich mich dennoch an den Schreibtisch setzte. Telefon und Türklingel phasenweise aus, haben auch geholfen. Aber natuerlich war es auch genial, dass wenn der Tag besonders schoen war, dass ich dann einfach die Zeiten verschieben konnte, und stattdessen surfen ging. #super

    "C'est ici que l'aventure se mêle au vent de la mer."

    Pierre Marc Orlan


    If something won't matter in 5 years, don't waste more than 5 minutes worrying about it now.

  • huhu,


    Hauptsächlich das Thema Selbstdisziplin, ehrlich gesagt. Auch die Befürchtung zu vereinsamen.

    Okay, mit der Selbstdisziplin habe ich selbst keine Probleme, daher bin ich da wenig hilfreich.

    Für den 2. Teil bin ich vermutlich auch nicht relevant, weil ich nebenbei ja auch noch Bruchstücke meines Lehrerinnenjobs behalten habe und zumindest die SuS als Gesprächspartner:innen habe, auch wenn ich Kolleg:innen eher selten begegne.

    Ansonsten weiß ich nicht, inwieweit Vereinsamung aufkommen kann. Es gibt bei uns klare Zeiten, die ich als "Office-Zeiten" angegeben habe, in diesen Zeiten bin ich auf allen Kommunikationskanälen erreichbar. Und das ist zumindest in unserer Branche auch "spürbar", da wird über Mail, Slack, interne Chat-Clients, Anrufe, private Messenger, alles genutzt, so dass ich eher Überforderung fühle, auf so vielen Ebenen parallel zu kommunizieren. Ich finde es eher wichtig, da eine gute Struktur hinzubekommen, um alle Kanäle und Workspaces im Überblick zu haben und nicht nach 3 Wochen auf irgendein Kanban zu stoßen, auf dem der eigene Name schon langsam vergilbt.

    Die "Anwesenheitszeiten" finde ich dann immer sehr "extrem" und erschöpfend, weil hier einfach immer spürbar ALLES ausgetauscht werden muss, was vorher auf der Strecke blieb. Da muss ich ein klares Auge auf mich selbst und meine Bedürfnisse haben, und ehrlich, am besten am Abend danach keinen Kontakt zu Ehemann und Kindern, denn dann bin ich ein völlig extrovertiertes, hibbeliges, dauergenervtes, durchgearbeitetes Wrack, das nicht mehr aus dem Intensiv-Hektik-Modus herauskommt.


    Liebe Grüße


    roma

    Toleranz ist der Verdacht, dass der Andere Recht hat - Kurt Tucholsky