Umzug ins Ausland oder doch bleiben? Homeschooling ist das was für uns ?

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  • Liebe Raben,


    wir beschäftigen uns ernsthaft mit dem Thema im Titel, stehen aber noch ganz am Anfang.

    Wer hat es gewagt, ist vielleicht umgezogen, hat an welchem Ort gute Erfahrungen gemacht?

    Wo kann ich mich am besten orientieren?


    Im Tologo Verlag haben wir einiges gelesen , aber es scheint in Deutschland zu viele Hürden zu geben,

    nun wir sind zu Einigem bereit, freuen uns über Berichte und Tips.


    Liebe Grüße in die Runde

    Mimi #rabe

    • Offizieller Beitrag

    hast du schon bei freilerner.at nachgeschaut?


    es gibt einen unterschied zwischen homeschooler und freilerner. homeschooler ist einfach unterricht zu hause, meist mit einem etwas anderen fokus als die staatliche schule. mache religöse menschen machen das, weil sie der meinung sind, dass die schule manches nicht so darstellt, wie es dem persönlichen glauben entspricht.


    bei freilernen gehts darum, die impulse vom kind aufzugreifen und das kind da zu fördern, wo es gerade interessen hat. sehr spannend und auch sehr anstrengend.


    in österreich ist das gesetz so, dass man sein kind zum häuslichen unterricht abmelden kann und dann im laufe des schuljahres eine externistenprüfung über den schulstoff der jeweiligen schulstufe ablegt. schafft das kind die prüfung nicht, muss es diese schulstufe in einer öffentlichen schule nachholen. in ö gibt es einige deutsche "schulflüchtlinge". auf der oben erwähnten seite kannst du kontakte finden, auch zu deutschen, die in ö leben.


    soweit ich weiss, gibt es in deutschland einige initiativen, die schulen haben in denen sie möglichst freies lernen ermöglichen. aber da bin ich nicht auf dem laufenden.


    jetzt bin ich grad zu müde, noch ausführlicher zu antworten, aber du kannst mir gerne fragen zum freilernen stellen, ich werde sie in nächster zeit beantworten.

    • Offizieller Beitrag

    Homeschooling wird auch gerne von Eltern gemacht, deren Kinder zB hoch sensibel sind und die in den Lauten, überfüllten Klassenzimmern schnell überfordert sind. Auch Eltern von hochbegabten Kindern finden so eine Möglichkeit ihre Kinder besser und individueller zu fördern. Andere stellen fest, dass ein ganzes Schuljahr an Material in viel weniger Zeit erlernt werden kann.


    Die Gründe zum homeschooling und unschooling sind vielfältig und religion ist nur ein Grund unter vielen. Meiner Beobachtung nach in den USA machen die wenigsten direkt unschooling, sondern finden den Einstieg dazu übers homeschooling. Homeschooling kann sehr strukturiert und akademisch sein oder viel freier. Das Spektrum ist immens.


    waren die Kinder schon in der Schule braucht es oft eine Übergangs Phase zum homeschooling und unschooling.

    Es ist auch in Frankreich und USA möglich. Die Formalitäten sind unterschiedlich von Staat zu Staat.

  • In UK geht das auch, hier heißt das home education. Es gibt je nach Region aktive Gruppen, die sich meistens über Facebook organisieren. Die Gründe sind hier neben unschooling bzw free schooling häufig Inkompatibilitäten mit dem Schulsystem, Religion taucht zumindest in diesen Gruppen gar nicht als Grund auf. Es wird regelmäßig "nachgefragt", aber immer im Sinne des Kindes, nicht aus Kontrollzwang. War das Kind nie in einer Kita oder Schule, registriert man sich als home educater, ein Kind aus der Schule nehmen geht auch, ist deutlich schwieriger. Offiziell beginnt die Schule hier mit 5 bzw 4 je nach Geburtstag. Entsprechend anders ist der Erwartungshorizont.

    Weihnachtskind 2013

    Sternenkind 11/2017

    Sternenkind 08/2019

  • Wir "home educaten" in Irland.


    Der Ablauf war so:

    Wir haben das Kind bei der Schule abgemeldet und gleichzeitig der Behoerde die das Ueberpfueft (ist hier ein Zweig vom Jugendamt) Bescheid gegeben. Nach Eingangsbestaetigung ist dann erstmal ein halbes Jahr gar nichts gekommen.

    Das Recht, die Kinder zu Hause zu unterrichten ist hier in der Verfassung festgeschrieben, allerdings haben die Kinder ein Recht auf eine "angemessene" Bildung. Das heisst aber nicht, dass alles im selben Tempo wie in der Schule gelernt werden muss.

    Ein halbes Jahr spaeter hat sich ein Inspektor angemeldet. Der hat einen Vormittag mit uns verbracht, hat sich unseren Tagesablauf angeguckt, G. hat ihm sein Spielzimmer gezeigt, sich mit uns unterhalten, ect, und war letztendlich der Meinung, dass wir eine anregende Umgebung bereitstellen, in der G. alles lernen kann, was er braucht.

    Wir haben dann schriftlich den Berricht gekriegt und somit die Erlaubnis zu Hause zu "unterrichten". Angeblich meldet sich das Amt alle zwei Jahre, das ist aber bis jetzt nicht passiert.


    Ob wir unschooling machen? Nicht ganz. Ich bestehe schon darauf, dass jeden Vormittag unter der Woche mindestens eine Stunde was "schulisches" gemacht wird. Was genau, darf G. in der Regel entscheiden, nur wenn es eine "Baustelle" gibt greife ich ein. Z.B. bei Rechtschreibung, da haben wir eine Zeitlang sehr konsequent eine Uebung gemacht, die ich vorgegeben habe - 10 Minuten am Tag, den Rest konnte er sich frei aussuchen.

    Zur Zeit schreibt er an einem Roman, wenn er dazu keine Lust hat, schaut er die Sendung mit der Maus und schreibt ueber das Thema einen Aufsatz, uebt Englische Rechtschreibung mit einem Computerprogramm, lernt Polnisch und Spanisch mit einer App (das ist seine Lieblingsbeschaeftigung, davon kriegt man ihn gar nicht mehr los), macht verschiedene Matheaufgaben (ich versuche ihn da mit kniffeligen Knobelaufgaben zu versorgen, manchmal macht er aber auch nur ein paar schnoede Seiten aus einem Schulbuch), macht alle moeglichen LUEK aufgaben, und Lernspiele haben wir auch viele, die wir zusammen spielen. Manches lernt er schneller, als die Kinder in der Schule, manches langsamer und vieles ganz anders. Er hat mehr Freizeit, kann aufstehen, wann er will, Hobbies machen wie lesen und Computer programmieren, waehrend die anderen Kinder in der Schule sind, manchmal machen wir auch einen Ausflug zusammen, und hat dann den ganzen Nachmittag, um mit Freunden zu spielen.


    Wir sind uebrigens nicht deshalb nach Irland gezogen, sondern haben schon in Irland gewohnt.

  • Cerellia magst du uns sagen warum ihr das getan habt?

    Wie ist das denn dann mit den sozialen Kontakten?

    Grüße von Claraluna


    Shoot for the moon. Even if you miss you will land among the stars.

  • Wir machen kein homeschooling oder unschooling, sondern unser Kleiner, der wenig kompatibel mit dem Regelschulsystem ist, besucht eine freie Schule mit Lernfreiheit. Es gibt eine tägliche Kernanwesenheitszeit, aber wenn das Kind einen Tag Pause braucht oder man einen oder mehrere Tage etwas anderes machen möchte, gibt man einfach Bescheid. Bisher geht das Kind so gerne in seine Schule, dass es jeden Tag unbedingt hin möchte. Falls Du Fragen haben solltest, gerne.

  • Wir haben uns nicht getraut, obwohl ich es super gerne gemacht hätte. Jetzt sind wir an einer freien Schule, für meine Tochter passt das supergut, für meinen Sohn wäre Unschooling viel besser, oder eigentlich eine viel kleinere Schule mit mehr Beziehungsangeboten und mehr Ruhe und schönen Angeboten so zwei Tage die Woche..... den Rest der Zeit bräuchte er für sich in Ruhe...


    In Deutschland gibt es ja schon einige Menschen, die dank Internet auch vernetzt sind und an dem Thema Unschooling arbeiten. Ich fand das Schulfrei-Festival total nett und habe auch viele Informationen gesammelt, bzw. Menschen und viele unterschiedliche Ideen und Lebenswelten kennengelernt.

    Und ja, den Eindruck habe ich auch, dass die Kinder mit wenig Aufwand und Zeit den Schulstoff selber lernen können. Zumindest im Grundschulalter, aber es läuft halt nicht immer im vom Regelschulsystem vorgesehenen Zeitfenster ab. Mein Kind hat erst mit 10 Jahren angefangen richtig zu lesen und zu schreiben. Das hat mich oft nervös gemacht, und gleichzeitig bin ich sehr dankbar, daß er das in seinem Tempo machen konnte, es war für ihn total wichtig, vorher ging es nicht. Jetzt kann ich das total nachvollziehen.


    Ich fände es total spannend hier im Forum mehr Austausch darüber zu haben.

  • Cerellia magst du uns sagen warum ihr das getan habt?

    Wie ist das denn dann mit den sozialen Kontakten?

    Ich bin zwar nicht Cerellia, kann auf Deine Frage aus unserer Erfahrung antworten: wir sind seit zwei drei (! Krass wie die Zeit vergeht!) Jahren registriert, es hat sich so ergeben, aus diversen Inkompatibilitäten mit Kitas und vorallem, weil die Interessen des Kind schon immer sehr stark ausgeprägt waren, er saugt einfach alles auf zu einem Thema und fordert viel ein. Die Sozialkontakte entstanden in UK hauptsächlich direkt aus der HE-group, es gibt lokale Vernetzung im direkten Umkreis und dann regelmäßig County-weite treffen. Es gibt ständige und einmalige Angebote. Lokal passiert viel in den Community centers. Dadurch enstehen in der Regel dauerhafte Kontakte und man trifft sich auch privat. Da wir ja gependelt sind, waren wir dabei leider etwas außen vor...


    Und natürlich online. Darüber hinaus dann eben die klassischen Sachen wie Sport und Musik, die halt schulkompatibel erst am späteren Nachmittag angeboten werden.

    Weihnachtskind 2013

    Sternenkind 11/2017

    Sternenkind 08/2019

    • Offizieller Beitrag

    Wie ist das denn dann mit den sozialen Kontakten?

    Bei uns war das in den USA nie ein Problem - es gab diverse, auch sekulaere, homeschooling Vereinigungen, dort traf man sich, Museen und Zoos hatten spezielle Angebote fuer homeschooling families; die Kinder machten zT auch an den Sportangeboten der Schulen mit, es gibt Clubs, Pfadfinder, Kurse, Nachbarschaftskinder etc.


    Auch in Frankreich fanden sich so die Menschen zusammen oder die Kinder nahmen an den öffentlichen Angeboten teil. Dort gingen die Kinder aber auf die Regelschule.

  • danke Mondkalb


    Ich fand es in Irland schwer "Elternkontakte" zu bekommen, einfach weil alle gearbeitet haben und die Kinder in der Kita waren.

    Und dann eben in der Schule bis mittags um 3 oder 4.

    Insofern hatte ich auch homeschooling dort überhaupt nicht auf dem Schirm. Interessant.

    Aber halt dann auch sofort die Frage - wie finden die Kinder Freundschaften.

    (Ist natürlich anders wenn da Verwandschaft)


    edit: weil noch Antwort auf Nachtkerze - genau das mit den sozialen Kontakten fand ich in den USA tausendmal leichter. Da kann ich mir das gut vorstellen.

    Grüße von Claraluna


    Shoot for the moon. Even if you miss you will land among the stars.

    • Offizieller Beitrag

    claraluna es waren in Frankreich einfach selbst viel viel mehr Menschen, die homeschoolten. Aber auch in Frankreich habe ich Familien kennengelernt, die diesen Weg gingen. Allerdings wohnten wir auch in der Nähe einer Größeren Stadt; und in Frankreich gibt es einfach ein super Angebot an wirklich tollen Enrichments Programmen fuer ALLE, und da profitieren natuerlich auch die homeschooling Familien. Ich meine Madrone hat teilweise auch homegeschoolt in Frankreich.

    "C'est ici que l'aventure se mêle au vent de la mer."

    Pierre Marc Orlan


    If something won't matter in 5 years, don't waste more than 5 minutes worrying about it now.

  • Bei uns in Frankreich gibt es eine Bildungspflicht (und zwar seit kurzem ab 3 Jahren), der kann man auch von zu Hause aus nachkommen (das heisst dann "instruction en famille" oder IEF). Man kann das Kind - anders als in Österreich - jederzeit aus der Schule nehmen oder es dort anmelden, sofern man das bei den entsprechenden Stellen deklariert.
    Wenn man in IEF ist, hat man einmal im Jahr eine "pädagogische Kontrolle", das machen die Inspektor:innen, die normalerweise Lehrer:innen inspizieren. Da kann man Glück oder Pech haben, bei uns ist es fast immer gut gelaufen, bei anderen Familien/in anderen Gegenden läuft es fast immer schlecht. Man weiss vorher nie, mit wem man es zu tun haben wird und ich habe keine Ahnung, wie sowas mit 3-Jährigen gemacht wird.

    Normalerweise sollte es ein Gespräch mit Eltern und Kind geben, in dem sich die Inspektor:innen davon überzeugen, dass das Kind Zugang zu Bildung erhält, die ihm vorraussichtlich erlauben wird bis zum 16. Lebensjahr den "socle commun" (Grundwissen/kompetenzen) zu erlangen.
    Manchmal werden Tests gefordert, seit einiger Zeit ist das wohl auch nicht mehr anfechtbar, viele Familien wehren sich aber erfolgreich dagegen.

    Es gibt auch einen Termin bei der Bürgermeisterin (alle 2 Jahre, meine ich), in dem sie fragen muss, was der Grund für das homeschooling (oder wie du es nennen willst) ist. Da stellen sie häufig einen Haufen indiskrete Fragen, die du alle nicht beantworten musst.

    Wissen sollte man auch, dass das private unterrichten von Kindern mehrerer Familien zusammen verboten ist. (Man kann sich aber natürlich zum Vergnügen zusammenfinden, mit wem man will.)

    Man sollte sich auch bewusst sein, dass die sozialen Kontakte der Kinder durchaus ein Problem darstellen können, vor allem, falls man ländlich wohnt und ein sehr extravertiertes Kind hat, da fast alle anderen Kinder von 8 bis 17:00 in der Schule sind, und das gewöhnlich schon bevor sie 3 Jahre alt sind. Es lohnt sich also, in eine Gegend zu ziehen, in der es viele homeschooler gibt.
    Ich kenne keine einzige homeschooler Familie, die das aus religiösen Gründen macht und sehr viele Familien, die jedes Jahr (oder auch mittendrin) neu entscheiden ob IEF oder Schule.

    Es gibt mehrere Vereine, zum Beispiel LED'A (Les enfants d'abord), Le Collect'IEF, und andere, die mir entfallen sind, die meisten vertreten diverse mehr oder weniger radikale Positionen, vom strikten Homeschooling bis zum grenzenlosen Freileben, da muss man sich umschauen, wo man sich findet.

    Voilà :)

    the nature of this flower is to bloom

    (alice walker)

  • Das ist ja ziemlich perfekt, daß man auch mitten im Schuljahr entscheiden kann, ob man die Kinder von der Schule abmeldet. Das wäre toll für uns!

  • G. und das System Schule haben einfach nicht zusammen gepasst. Der Lehrer war nett aber er konnte auch nicht immer auf seine speziellen Beduerfnisse eingehen und sein "aus-der-Reihe-Tanzen" angemessen abfangen. In der Klassengemeinschaft ist er absolut nicht angekommen. Inzwischen haben wir eine Diagnose, die es uns ermoeglichen wuerde, ihn in eine spezielle Klasse zu geben, wenn wir das wollen, aber wir sind eigentlich so wie es jetzt ist ganz zufrieden.


    Sozialkontakte mit anderen Kindern hat er tatsaechlich nur nachmittags, dafuer klappt das sehr gut mit den Kindern aus der Nachbarschaft und Freunden, die wir noch aus Kindergartenzeiten kennen + Sportverein. Vormittags beschaeftigt er sich allein und mit mir, teilweise noch mit anderen Erwachsenen, zum Beispiel im Community Garden.

  • Danke für eure Antworten!

    Es scheint ja einige hier zu bewegen das Thema.

    Ich werde mal in Richtung Österreich recherchieren.

    Irland wäre ein Traum, aber ich weiß nicht, wie das mit der Arbeit zu regeln ist.

    Mein Mann ist Optiker, ich arbeite von zuhause aus, Arbeiten im Ausland ist ein schwieriger Punkt.

    Unser kleiner Sohn ist sehr empfindsam, die starre Regelung in der Schule, die vielen Kinder, Lautstärke, all das ist ein großes Thema gerade.

    Wir wünschten uns schon vor der Einschulung eine freie Schule, aber hier vor Ort befindet sich nur eine freie Schule mit langer Warteliste , also keine Chance...

    Wir müssen also in alle Richtungen denken, wenn wir diesen Weg gehen möchten.

  • Ich verfolge den Thread auch gespannt!


    Ich denke auch immer wieder darüber nach, ob das nicht was für unsere Kinder wäre (wir haben noch ein paar Jahre Zeit) vor allem, weil ich selber so schlechte Erfahrungen mit der Schule hatte. Ich war immer gut und bin so mitgeschwommen, aber war oft frustriert, dass ich nicht die Sachen lernen konnte, die mich gerade interessiert haben und dann dieses Bulemielernen... Irgendwie kommt mir das ganze auch super ineffizient vor, ich habe erst an der Uni Französisch gelernt und das ging so schnell im Vergleich zum Fremdsprachenunterricht in der Schule.


    Aber der Aufwand ins Ausland zu gehen und dann auch noch von nur einem Gehalt zu leben, ist schon enorm...