Lehrerin hält Schüler fest - gerne auch Antworten von Lehrerinnen

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  • Hallo liebe Raben,


    ich bin Lehrerin an einem Gymnasium. Ein Schüler aus meiner 5. Klasse berichtete mir gestern, eine meiner Kolleginnen habe ihn am "Schlawittchen" gepackt. Er ging eine Treppe runter und wurde nach eigener Aussage von hinten geschubst, so dass er gegen ein Mädchen gestoßen ist. Meine Kollegin dachte wohl, er habe das Mädchen absichtlich angerempelt, packte ihn und schrie ihn an.


    Ich weiß, dass diese Kollegin nicht gerade zimperlich ist. Den Schüler hat das etesd verstört, er fragte mich, ob man sowas darf.

    Ich habe etwas ausweichend geantwortet, dass ich persönlich das nicht ok fände...


    Würdet ihr die Kollegin darauf ansprechen und wenn ja wie?


    LG NatureBear

    • Offizieller Beitrag

    Vermutlich indem du mit ich/er-Botschaften arbeitest: Er hat dich angesprochen, bei ihm kam es so an. Er war verstört. Dein Eindruck von ihm (dass er kein Rempler ist). Betonen, wie jung er ist. So wohl am ehesten. Und dann nicht viel erwarten, so etwas muss ja auch erst sacken. Gerade wenn sie jemand ist, der "nicht zimperlich" ist. (Will sagen - dann einzugestehen, dass man nicht richtig gehandelt hat, braucht ja auch ne bestimmte Größe).

    Hermine und drei Jungs (04, 07 und 09)

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    demokratische Ordnung braucht außerordentliche Geduld im Zuhören und außerordentliche Anstrengung, sich gegenseitig zu verstehen

    Willy Brandt, 1969

  • Ich bin keine Lehrerin und antworte daher als Mutter. Wenn meinem Kind so etwas passieren würde, würde ich befürchten, dass das Gespräch mit der Lehrerin für mich sehr schwierig wird und sie keine Einsicht zeigt. Leider in den meisten Fällen dem Kind dann auch nicht glaubt, dass es nicht geschubst hat (Wobei ich auch im Fall, dass das Kind geschubst hat, das Verhalten der Lehrerin nicht in Ordnung finde). Daher bin ich sehr froh, wenn so etwas im Kolleginnenkreis besprochen wird. In der Hoffnung, dass sie es von einer Kollegin vielleicht doch eher annehmen kann als von den Eltern.

    Sage es mir, und ich werde es vergessen. Zeige es mir, und ich werde es vielleicht behalten. Lass es mich tun, und ich werde es verstehen.


    Konfuzius

  • Als jemand der auch schon mal recht scharf ein befreundetes Kind angegangen ist, so eine Reaktion kann ich mir durchaus vorstellen wenn man über die Gefahr erschrickt.

    Rempeln auf der Treppe ist tatsächlich gefährlich und die Überreaktion der Lehrerin vielleicht ihrem Schrecken geschuldet

    Sprich es doch so an wie hier. Das gibt ihr die Chance sich beim Schüler zu erklären.


    Schoko

    Schokojunkie mit Töchtern (5/07 und7/09)

  • Ich würde mich wohl in einem ruhigen Moment an sie wenden, erzählen, dass dir ein Schüler folgendes berichtet hätte und dich jetzt interessieren würde, wie sie das wahrgenommen hat. Dann muss sie sich nicht auf den Schlips getreten fühlen und du kannst einfließen lassen, dass es den Jungen sehr erschreckt hat.

  • Danke für eure Antworten! Klar, ich würde sie da nicht mit Vorwürfen überhäufen, sondern möchte das vorsichtig ansprechen. Ich mag sie als Kollegin, sie setzt sich sehr für ihre Schüler*innen ein, hat aber manchmal ihr Temperament nicht im Griff. Das kenne ich, ich arbeite seit 10 Jahren mit ihr zusammen.


    @Schoko, klar ist Rempeln auf der Treppe gefährlich, und ja, es könnte mir auch passieren, dass ich da mal laut werde, allerdings nicht körperlich übergriffig. Und ich würde mir die Position des Kindes anhören. Ich glaube ihm, dass er nicht geschubst hat, aber er sagte, er hätte keine Chance gehabt, ihr das zu sagen, da sie ihn gar nicht zu Wort kommen ließ. Und wenn ich ihn zu Unrecht beschuldigt hätte, würde ich mich entschuldigen. Das kann ich mir bei ihr jetzt nicht unbedingt vorstellen.


    Trotzdem möchte ich sie ansprechen. Natürlich vorsichtig, und ich möchte ihr auch die Möglichkeit geben, ihre Position darzulegen.

  • Wo ich gestern so gute und durchdachte Antworten von euch bekommen habe, hätte ich gleich noch eine weitere Frage.


    In meiner Klasse ist auch ein Junge, ein Flüchtlingskind, seit 2,5 Jahren in Deutschland. Er ist sehr intelligent, die Grundschullehrerin berichtete, dass er in kürzester Zeit richtig gut Deutsch gelernt und sich den fehlenden Stoff in Mathe in einer Woche praktisch selbst erarbeitet hat.


    Leider ist sein Verhalten unterirdisch. Am Anfang ging es noch halbwegs, aber in der letzten Zeit mehren sich Vorfälle mit Mitschülern (er hat eine Clique von netten Freunden, die aber auch zunehmend genervt von ihm sind), und uns gegenüber verhält er sich extrem respektlos.


    Nun weiß ich von seinen Freunden, dass sei Vater gerade wieder da ist (der Vater ist wohl manchmal da und manchmal nicht, die Kinder wussten da auch nichts Genaueres drüber). Der Vater würde ihn schlagen. Er hat wohl sich im Fußballverein komplett daneben benommen, woraufhin der Trainer (der ihn gut kennt und die Familie unterstützt) mit seinem Vater gesprochen hat. Der Vater hat ihn daraufhin wohl verprügelt.


    Wir müssten ganz dringend ein Gespräch mit den Eltern führen. Bisher kennen wir nur die Mutter, die sehr sympathisch ist und sich immer einsichtig zeigt, allerdings kein Deutsch spricht.

    Das Verhalten geht gar nicht, aber ich tue mich schwer mit so einem Gespräch, wenn ich weiß, hinterher bekommt das Kind höchstwahrscheinlich Schläge.

    Der Fußballtrainer hat den Vater wohl auch darauf angesprochen, der meinte aber nur, in seiner Kultur sei es normal, Kinder zu schlagen.


    Wie würdet ihr das angehen? Die Mutter würde sich sicher offener zeigen, wenn wir ihr sagen, dass Schlagen in Deutschland verboten ist, aber ich glaube nicht, dass sie da bei ihrem Mann eine Chance hat, gehört zu werden.

  • habt ihr eine*n Schulsozialarbeiter*in an eurer Schule? Dort würde ich mich hinwenden...

    falls nicht würde ich beide eltern zum gespräch bitten. und ggf. ans jugendamt melden. die haben auch die möglichkeit mit einem dolmetscher mit den eltern zu sprechen...

  • ähm, ich will nur einwenden- zumindest hier in Österreich unterliegt auch nur der Verdacht der Kindeswohlgefährung der Meldepflicht der Schule an den örtlichen Kinder und Jungendhilfeträger!


    Wenn das wer anderer meldet und die ermitteln und rauskommt, das die Schule von Schlägen wusste und nicht gemeldet hat, kann das ordentliche troubles für die Schule/ den Lehrer geben!

  • in deutschland ist die schnittstelle zu jugendhilfe eigentlich die schulsozialarbeit. die eltern sollten bei einem verdacht im prozess mit einbezogen werden. wenn aber der dringende verdacht (wie du schreibst) besteht, dass das kind bei einbeziehen der Eltern noch mehr gewalt ausgesetzt ist, dann kann die Schule (eigentlich sollte das die rektorin oder eben die schulsozialarbeit machen) sich direkt ans Jugendamt wenden.

  • Ihr habt recht, es gibt keinen Grund, anders zu verfahren als bei einem deutschen Schüler. Ich habe vor einigen Jahren schon mal einen Verdacht auf Kindeswohlgefährdung gemeldet.


    Trotzdem möchte ich zunächst mal den Beratungslehrer hinzuziehen (Schulsozialarbeiter*in haben wir leider nicht). Wir werden in dem Gespräch sehr deutlich machen, dass Schläge nicht erlaubt sind und wir sogar verpflichtet sind, das zu melden.

  • Zum Festhalten des Jungen auf der Treppe - da fände ich eher das Anschreien problematisch. Aber ist das Festhalten wirklich so ein Riesending? Wenn mehrere Kinder die treppe runtergehen/-laufen und die Lehrerin aus ihrer Sicht wahrnimmt, der Junge habe absichtlich ein anderes Kind angerempelt - klar wäre es besser gewesen, sie hätte erstmal nachgefragt. Aberw ahrscheinlich hat sie sich einfach nur erschreckt. ich find Rempeln auf der Treppe auch nicht ungefährlich, da sind zu Pausenbeginn immer so viele Kinder, dann stößt eins gegen das andere - vielleichts chafft die Kolegin es ja doch noch mal, sich bei dem Jungen zu entschuldigen bzw. ihm zu erklären, dass sie sich erschrocken hat.

  • Ja, okay, anschreien ist auch nicht in Ordnung. Es war nicht ein einfaches Festhalten, damit er nicht gegen das Mädchen fällt, so wie ich den Schüler verstanden habe, sondern sie hat ihn richtig gepackt. Ich kenne die Kollegin und habe ähnliche Szenen mit ihr schon erlebt. Das war durchaus eine bewusste Aktion, denke ich.