Wiedermal Papa-Betreuung

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  • Liebe Rabeneltern,


    hier kommt von mir ein verzweifelter Hilferuf zum Thema Papabetreuung (bin getrennt seit 2. Lebensmonat meiner Tochter).


    Meine Kleine wird seit dem 6. LM 1x die WOche vom Papa betreuut. Anfangs immer weinen, dann war es ein paar Monate gut (ca vom 15. - 23. LM) wenn Papa sie abgeholt hat und mit ihr zusammen rausgegangen ist. Sie ist immer auf den Arm, hat Tschüss gesagt und alles war gut.


    Seit dem Sie bei ihm über Nacht bleibt (seit dem 23. LM), ist der Abschied sehr tränenreich. Sie trödelt rum beim Anziehen, sagt "Nein anziehen" will in ihre Schaukel (Zufluchtsort Nummer eins) und wenn es dann losgeht klammert sie und weint und schreit.


    Die Nächte beim Papa klappen wohl problemlos (Aussage Papa), er hat auch eine sehr andere Umgehensweise mit ihr. Sie wird hingelegt, er sagt er kommt gleich nochmal wieder, und dann schläft sie wohl alleine ein.
    Mir fällt das sehr schwer zu glauben, bei mir klappt das Einschlafen nur mit Körperkontakt und singen / Geschichte vorlesen. Und sie schläft bei ihmn auch immer durch (bei mir wacht sie 1x in der Nacht auf).


    Seit den Übernachtungen ist sie auch an den Tagen, wo ich sie abhole, oft durch den Wind. Schreit auf einmal beim Wickeln los "andere Hose anziehen" oder beim Essen "anderen Joghurt".
    Sie hat seitdem auch wieder Nachts Wutanfälle (hatte sie eine Zeitlang schon mal), da will sie dann Schaukeln gehen, oder sagt "Mama weg" oder schmeisst ihre Kuscheltiere aus dem Bett.
    Und was am auffälligsten ist: sie will abends nicht mehr schlafen. Damit hatten wir nie Probleme. Sie wusste immer, wenn die Milch gemacht wird, werden Zähne geputzt, es wird umgezogen, geht ins Bett und es gibt ne Geschichte und dann wird geschlafen. Jetzt schreit und weint sie schon bitterlich, wenn ich sage, es ist Zeit für die Milch "keine Milch, ohne MIlch schlafen! keine Zähne putzen!" wenn Sie dann die Milch getrunken hat, steht sie im Bett auf "raus, rüber gehen! großes Bett (Elternzimmer)" Sonst hat sie sich an mich gekuschelt und ist friedlich eingeschlafen. Ich gehe auf Ihre Wünsche nicht ein, sage, "nein, es wird in deinem Bett geschlafen, es ist jetzt Schlafenszeit." ist das der falsche weg?


    Schwer ist auch, dass ich mit meinem Ex nicht reden kann, er ist der Meinung, ich klammere zu doll und bin nicht konsequent genug (weil ich sie z.B. beim Gehen frage, ob sie lieber Schuhe A oder B anziehen will).



    Das alles macht mir ziemliche Kopfzerbrechen. Ich habe Angst, dass
    sie das Vertrauen in mich verliert und sie mit der Situation total
    überfordert ist und nen Knacks bekommt.


    Hilfe!!

  • Liebe Niki123,


    das ist eine schwierige Situation und ich kann gut verstehen, dass Du Dir viele Gedanken machst.


    Dass Kinder ausgeprägte Phasen haben, in denen sie sehr an einem Elternteil hängen und sich nicht gern vom anderen versorgen lassen, kommt ja auch in funktionierenden Partnerschaften vor und kann selbst dann ziemlich schwierig sein. Nach einer Trennung - wo das Verhältnis sowieso oft nicht so einfach ist - ist es dann noch viel schwerer abzugrenzen, was noch ok ist und was nicht mehr.


    Auch ohne Trennungssituation gibt es ja bei vielen Kindern Phasen, in denen sie mehr oder weniger plötzlich nicht mehr "mitmachen", zum Beispiel beim Einschlafen. Beim Essen. Oder hinsichtlich der Kleidung. Ist das Umfeld stabil und nicht außergewöhnlich problembehaftet, fällt es oft leichter, das ganze als Phase anzusehen und - mehr oder weniger - geduldig zu überstehen. Bei Dir liegt der Fall komplizierter und es ist gut, dass Du aufmerksam auf die Bedürfnisse Deiner Tochter achtest, denn sie ist ja noch recht klein. Dennoch kann es auch sein, dass all die Situationen, die Du beschreibst, nicht viel mit den Aufenthalten bei ihrem Vater zu tun haben. Auch wenn er anders mit ihr umgeht als du, muss es nicht zwangsläufig belastend sein, wenn er es schafft, ihre Bedürfnisse gut genug zu befriedigen - wenn auch vielleicht anders als Du es machst oder gut findest.


    Wie begrüßt sie ihren Vater denn, wenn er sie abholen kommt? Lacht sie ihn an, läuft sie auf ihn zu? Redet sie mit ihm, zeigt sie ihm etwas- oder ist die Übergabe so schnell, dass Du ihr Verhalten gar nicht beobachten kannst? Dann würde vielleicht hier eine Veränderung gut tun, so dass Deine Tochter etwas Zeit hat, sich auf Papa einzustellen?


    Vermutlich wird sie auch Deine Unruhe und Sorge spüren, vielleicht auch gerade im Zusammenhang mit den Schlafensritualen. Und allein das kann dafür sorgen, dass sie nicht mehr wie gewohnt einschlafen kann. Da sind viele Kinder sehr, sehr sensibel.
    Und dass Kinder - auch von einem Tag auf den anderen - nicht mehr wie bislang gewohnt einschlafen, kommt ja häufiger vor. Auch dass Kinder phasenweise Wutanfälle haben, nachts häufiger wach werden, wählerischer oder weniger kooperativ sind. All das sind meistens normale Entwicklungsphasen, in denen Kinder ihren eigenen Willen entdecken, oft schubweise, und auch ausprobieren, was sich damit anfangen läßt.


    Vielleicht kannst Du versuchen zu überlegen, ob das Verhalten Deiner Tochter Dich auch beunruhigen würde, wenn die Trennung und die Besuche beim Vater nicht wären.


    Warum aber befürchtest Du, dass Deine Tochter das Vertrauen in Dich verlieren könnte? Du bist doch, so wie Du es beschreibst, verläßlich für sie da? Liegt dem Vater denn viel daran, dass sie über Nacht bei ihm bleibt? Sonst wäre es vielleicht eine Lösung, die Übernachtungen erst einmal auszusetzen?


    Wenn aber weiterhin Dein Bauchgefühl mit der Situation zu schlecht ist, finde ich, dass Du auch darauf hören solltest und Dir kompetente Hilfe holen. Es ist sehr schwer, die Situation so aus der Ferne zu beurteilen. Vor Ort gibt es bestimmt Erziehungs- oder Familienberatungsstellen die Dir helfen könnten, die Situation genauer einzuschätzen oder Hilfe zu finden, die Dir besser weiterhelfen kann als ich aus der Ferne.

  • Vielen Dank für Ihre umfangreiche Antwort!


    Ich denke auch, dass es oft meine Interpretation ist und ich vieles auf die Umstände projiziere...


    Das Schlafengehen ist wieder etwas einfacher geworden, wir warten jetzt meist einfach länger, bis sie ganz ko ist und auch schnell einschläft.
    Der Tag, an dem ich sie abhole, ist meist schwierig, das liegt denke ich an der Umstellung... ist das problematisch oder ist das normal und meine Tochter wird da irgendwann besser mit klarkommen??


    Zum Thema Papa-Begrüßen ist es etwas schwierig... Wenn ich so in der Woche mit ihr über Papa rede, erzählt sie, und weiß auch, dass Montag Papa-Tag ist und wir da hin fahren.
    Wenn wir ankommen ist sie sehr zurückhaltend. Sie guckt weg, sie "traut" sich nicht, wenn sie was trinken möchte, zu fragen. Dann heißt es meist: "Mama fragen?" Nach ein bisschen Zeit taut sie etwas auf und spielt dann oder zeigt mir was. Aber sobald ich Andeutungen mache, dass ich "Arbeiten" muss (habe ich so erklärt, das versteht sie am besten, dass ich weg muss) weint sie und sagt "mama nicht arbeiten, Mama kommt gleich wieder".
    Ich kuschel dann noch ein bisschen mit Ihr auf dem Arm und versuche etwas spannendes zu finden, dem sie sich widmet, dass ich gehen kann. Denn sie will dann nicht zu Papa auf den Arm und klammert sich an mich.
    Wenn ich dann weg bin, hört sie innerhalb von sekunden auf, zu weinen...


    Ich habe Angst, dass sie enttäuscht ist, dass ich gehe und sie dalasse, wo sie nicht sein will. Und ich mich (sie) im schlimmstenfall losreißen muss..


    Heute war es wieder recht schwierig... ich hab ihr dann ein kleines Schokobärchen gegeben und gesagt, dass sie das gleich mit Papa essen soll. Da hat sie gejammert "Mama gleich wiederkommen" hat mich aber im selben moment weggestossen, weil sie die Schokolade wollte. Aber ist das dann so richtig?


    Vielleicht können Sie mir noch einmal mit fachkundigem Rat beiseite stehen!


    Vielen vielen Dank!

  • Liebe Niki123,


    eine Daumenregel ist: je angespannter die Mutter, desto angespannter das Kind. Von daher KANN viel von der Unsicherheit Deines Kindes daher rühren, dass DU unsicher bist. Kinder nutzen uns ja als Leuchttürme um herauszufinden, ob eine Situation ok oder nicht ok ist. Und wenn wir Erwachsenen Signale senden (auch ganz unbewusst!), die Anspannung und Unsicherheit verraten - dann schließen die Kinder daraus häufig, dass die Situation eben doch bedrohlich ist. Wenn sogar Mama (oder Papa, Oma, oder sonst jemand, der für das Kind wichtig ist) unsicher wird. Aus Kindersicht ganz logisch: Mama entspannt, alles ok. Mama angespannt - Gefahr im Busch. Aufpassen. Nah bei Mama bleiben.


    So weit, so gut. Da hilft nur: bewusstes Entspannen und Lockerlassen so gut es geht. Was hilft dir, dich in der Situation zu entspannen? Wie kannst du sicherer werden? Denn dein Kind kannst du kaum täuschen, sie wird sich nichts vormachen lassen, da hilft nur echte Entspannung. Also wird ihr alles helfen, was dir hilft.


    Dennoch kann es sein, dass es ihr bei ihrem Vater nicht gut geht. Möglicherweise nur ein bisschen, weil er nicht so vertraut mit ihr ist und sie mit ihm. Das wird sich mit der Zeit geben und sie werden ihren Weg finden. Möglicherweise aber auch mehr - und das ist die Frage, die natürlich nicht von hier aus zu beantworten ist. Da hilft nur genaues Beobachten. Siehst du die beiden im Kontakt? Wie geht er auf sie ein, wie verhält sie sich zu ihm?


    Den Trick mit der Schokolade finde ich persönlich nicht schlimm, ich habe auch kein Problem damit, etwas Schwieriges (für eine Zeit!) zu versüßen. Das muss ja nicht unbedingt Schokolade sein, es könnte auch ein besonders tolles Spielzeug sein (oft nicht die teuren Sachen, sondern vielleicht auch der Plastikquatsch, den man sonst eher nicht... ;) ) das es eben nur bei Papa gibt und das dort auch bleibt. Wichtig fände ich aber, dass diese Initiative vom Vater ausgeht. Also ER eine Aktion anbietet (komm, wir spielen mit dem ...) oder dass er mit ihr auf den Spielplatz geht etc. So dass er eine aktive Rolle übernimmt und dich dann zurückziehen kannst. Verabschieden würde ich mich schon vorher und ihr auch ankündigen, dass du dann gehen wirst (klar, ruhig "zur Arbeit", dass kann sie ja einordnen).


    Woher weißt du, dass sie schnell aufhört zu weinen, konntest du das schon beobachten? Und ist sie dann normal-lebhaft oder eher sehr still? Wie sieht ihr Gesicht aus? Vielleicht gibt es ja eine andere Person die mal ein Weilchen mit dabei sein kann, wie sie nach der Trennung von dir ist? Letztendlich wird wird es besser werden, je entspannter du bist, denn dann kannst du sie auch genauer und besser im Blick behalten und wirst besser merken können, wie es ihr wirklich geht. Ein wunderbares Hilfsmittel sind dafür übrigens die Kloetersbriefe (www.kloetersbriefe.de), gerade die Beobachtung des Gesichtsausdrucks gibt so viele Hinweise darauf, wie es einem Kind wirklich geht.


    Ich denke nicht, dass es die entscheidende Frage ist, ob sie in diesem Moment bei ihrem Papa sein will oder nicht. Die entscheidende Frage ist eher, ob DU es ok findest, dass sie bei ihrem Papa ist. Wenn ja, dann ist alles ok. (Und davon bin ich bislang auch ausgegangen in meiner Antwort) Aber wenn nein - dann ist die Situation natürlich ganz anders und die notwendigen Überlegungen auch.


    Ich wünsche dir, dass ihr einen sehr guten Weg findet!