Warum erst Druckschrift dann Schreibschrift?

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  • Laut den oben verlinkten Untersuchungen von Schulze-Brüning hatten bei ihren Untersuchungen ca. 1/6 der Fünft- und Sechstklässler größere Schreibprobleme, davon deutlich mehr Jungen als Mädchen. Das finde ich schon verdammt viel.


    Ich finde ihr Buch "Wer nicht schreibt, bleibt dumm" übrigens auch sehr lesenswert.

  • warum sollte man seine Schrift nicht lesen können?

    Hast Du Dir schon mal Schriften heutiger Kinder angesehen? Schau Dir mal das an. Die Frau hat regelmäßig Handschriften von Fünft- und Sechstklässlern getestet.

    Sehr interessanter Link, Jette. Danke!

  • Das ist eine Frage, die ich mir seit der 1. Klasse meines Grossen auch immer wieder gestellt habe. Bei meinem Grossen gehe ich davon aus, dass ein Teil seiner Schreibprobleme durch diese seltsame Methode und die VA verursacht ist.


    Meiner Meinung nach ist das ein ziemlicher Irrweg, auf den man sich in Westdeutschland irgendwann begeben hat aus einem mir absolut unverständlichen Bild vom Kind und wie Kinder lernen. Meiner Meinung nach ist alleine der Umlernprozess von Druck- auf Schreibschrift so gross, dass alle angeblichen Anfangsvorteile dadurch wieder aufgefressen werden. Der Weg von der Schreib-zur Druckschrift ist dagegen babyleicht. Und wie der Name schon sagt, ist die Druckschrift eine zu druckende Schrift. Die Menschen haben die Schreibschrift erfunden um effizienter mit der Hand schreiben zu können.


    Ich bin gerade total happy, dass mein Kleiner jetzt dank Corona immerhin schon in der 1. Klasse mit Schreibschrift begonnen hat. Und aus irgendeinem Grund darf er SAS lernen, was die DDR Schrift ist, mit der ich auch schreiben gelernt habe. Juchu!

    100% Zustimmung :)


    Bei uns war es ähnlich (SAS in München!, wenn auch erst in der 2. Klasse, was aber von der sehr alten Lehrerin in der 3. Klasse dann unterlaufen wurde :()


    Ich denke, die Druckschrift ist gut für kleinere Kinder - in England beginnt die Schule mit Ende 4 Jahren, da sind die Kinder noch nicht so weit, dass sie Schreibschrift können können. Aber mit 6/7 Jahren lernen sie dann, die Buchstaben zu verbinden, so dass aus der Druckschrift eine Art Schreibschrift wird - wenn sie das mit 7 nicht können, wird genauer hingeschaut, warum nicht (falls es kognitive Gründe gibt).

    Hier kommen die Kinder aber mit 6/7 Jahren erst in der Schule und könnten eigtl. mit der Schreibschrift beginnen, denn wie Ihr schon schreibt, ist das ein guter Start und der Übergang zur Druckschrift viel leichter als andersherum. Und ich fand Druckschrift dann sehr cool und sehr erwachsen :)

  • Oh Mann, bin ich froh, dass wir die Grundschule nun hinter uns haben.

    Bei uns war nur Chaos:

    1. Klasse Druckschrift. Schreiben nach Gehör #kreischen

    2. Klasse nur Schreibschrift. Ende 2. Füllerführerschein bis dahin nur Bleistift, danach nur Füller.

    3. Klasse Lehrerwechsel mit der Ansage, dass es egal ist ob Druckschrift oder Schreibschrift und die Bitte, dass die Kinder wieder mit Bleistift schreiben #rolleyes

    4. Klasse bitte Füller und jetzt aber mit richtiger Rechtschreibung.


    Ich habe mich oft nur an den Kopf gepackt und mich gewundert, dass die Kinder dennoch Schreiben gelernt haben.

  • Ok scheint so zu sein, dass es Schriften gibt, die nicht super schick sind.


    Wenn ich allerdings von mehrwöchigem Training lese dann habe ich gequälte 5. Klässler vor Augen, die sich gut damit beschäftigt sind, sich sonstige schulische, soziale usw Kompetenzen anzueignen und jetzt auch noch schönschrift lernen sollen.


    Ne, da sehe ich keinen wirklichen Sinn drin, erinnert mich auch sehr an gebügelte Hemden und adretten Seitenscheitel in meiner Grundschule vor 40 Jahren. Immer schön alles sauber und ordentlich. Brrrr.

  • Hm, ich hatte hier auch den Eindruck beobachten zu können, dass die Kinder bei der Druckschrift irgendwie mehr Zeit hatten die Wörter zu bilden. Also beim freien Schreiben zu überlegen, welcher Buchstabe als nächstes kommt, beim Abschreiben um auf die Vorlage zu schauen. Gerade am Anfang und bei langen Wörtern muss man da ja schon auch nochmal schauen, was man bis jetzt geschrieben hat zB und da sind bei der Druckschrift ja eh genügend Pausen vorhanden. In der Schreibschrift hatte ich da manchmal den Eindruck, dass erstmal irgendwas geschrieben wurde um im Fluß zu bleiben und hinterher (in der Pause nach dem Wort) geguckt wurde, was nun dabei raus kam... Also, dass man bei der Druckschrift das Überlegen und das Machen abwechseln kann, während bei Schreibschrift beides gleichzeitig passieren muss. Hab ich so noch nie als Argument gehört, ist nur mein ganz persönlicher Eindruck;)


    Wie funktioniert das denn, wenn man gleich Schreibschrift lernt? Oder geht es da nur um das Aussehen und es wird trotzdem nach jedem Buchstaben abgesetzt?


    Aber das Argument der Lehrerin versteh ich so nicht. Das ist ja eh ne andere Schrift, da werden doch einige Buchstaben anders geschrieben.#weissnicht

    Die meisten Kinder lernen doch sogar quasi 3 Schriften, weil der Erstkontakt ja oft nur mit Großbuchstaben ist (Namen schreiben im KiGa zB).

    "Konzentrier dich auf die kleinen Dinge und mache die gut!"

  • Almarna Re Geschwindigkeit: mit druckschrift schneller als mit schreibschrift ist aber ein Problem des schreibenden und der Art zu schreiben.

    Prinzipbedingt ist man schneller, wenn man den Stift selten ab- und ansetzen muss Und wenn man wenige harte richtungswechsel hat, dafür mehr weiche Bögen.


    Ich finde es gut, wenn die Lehrer darauf achten - gewöhnt man sich das richtig an, spart das viel Zeit, wenn man mal


    Ansonsten bin ich erstaunt - schreibt ihr b und d wirklich gleich?

    Ich schreibe bei einem zuerst den strich, beim anderen zuerst den Bogen.

  • Wenn ich die Schrift meiner beiden Kinder anschaue, tut es mir total leid, dass sie nie ordentlich eine Schreibschrift gelernt haben (Niedersachsen), sondern mit Druckschrift angefangen haben.

    Sie haben nie Bögen, Schwünge usw. üben müssen. In der Schule wurde auch überhaupt nicht auf Stifthaltung geachtet - da war ich dann beim zu Hause üben einfach machtlos - so dass meine Tochter auch eine sehr schlechte Stifthaltung hat.

    Beide haben eine kaum leserliche Mischmasch Druck/Schreibschrift.

    Dabei sind beide nicht feinmotorisch unbegabt: Sie haben die ersten 12 Jahre ihres Lebens zu Hause praktisch nur gemalt, gezeichnet, und mit vielen verschiedenen Materialien gebastelt. Der Kleine hat schon im Kindergartenalter komplizierte Origamifiguren gefaltet, sie haben Mangas und Comics gezeichnet.


    Dazu kommen die fehlenden Schreibanlässe: Selbst in der Schule gibt es diese sch...... Pest von Arbeitsblättern, wo sie immer nur Wörter in Lückentexte einfüllen müssen. Mein Kleiner hat in der gesamten Grundschulzeit sicher nicht mehr als zwei oder dreimal überhaupt einen Text von mehr als einer Seite schreiben müssen (weder abschreiben noch selber schreiben). Freiwillig hat er es auch nicht getan (die Schwester hat es nicht müssen aber freiwillig längere Geschichten geschrieben).

    In langsamer Druckschrift Vokabelhefte führen, was von der Tafel abschreiben oder längere Texte zu produzieren, hat sich beim Übergang auf die weiterführende Schule als Qual herausgestellt.


    Also ich finde es total bescheuert, wie unsere Kinder schreiben gelernt haben. Als sie massiv Probleme mit Rechtschreibnoten aufgrund unleserlicher Schrift hatten, konnte ich sie eine kurze Zeit motivieren, mit den Schönschreibheften von Frau Schulze Brüning an den größten Problembuchstaben und -Kombinationen zu arbeiten, das hat ein bisschen geholfen.


    Mein Rat an alle, die es hören wollen ist, entgegen aller "Verbote" von Grundschullehrkräften, jede Motivation von Vorschulkindern und Erstklässlern zu nutzen und sich passendes Material zu besorgen, damit sie Grundzüge einer leserlichen Schreibschrift lernen.

    martita

    • Offizieller Beitrag

    Also schönschreiben üben ginge bei unserem Großkind überhaupt nicht. Aber es schreibt durchaus gerne mal kurze Geschichten. Ich werd also den Teufel tun und versuchen ihr irgendwelche Übungen unterzujubeln, auf die sie sowieso keine Lust hat, sondern lieber die Dinge unterstützen, die ihr sowieso Spaß machen und in die richtige Richtung führen.


    Genauso beim Lesen. Sie mag die langweiligen, sehr kindlichen Texte im Schulbuch überhaupt nicht. Aber sie liest gern in ihrem Lexikon und hat dann auch überhaupt kein Problem Wörter wie "Protosonne" und "Stalagmiten" richtig zu lesen. Also liest sie halt im Lexikon und die Hausaufgabentexte nur einmal statt 2 mal wie gefordert. #weissnicht


    Und zu dem Buch "Wer nicht schreibt, bleibt dumm", irgendwie finde ich da den Titel bereits auf so vielen Ebenen schrecklich, dass ich überhaupt keine Lust habe da reinzuschmökern um herauszufinden ob die Autorin tatsächlich so eine menschenverachtende Sichtweise hat, oder ob wirklich etwas dahinter steckt und das Buch nur einen reißerischen Titel aufgebrummt bekommen hat.

  • Ja klar, ohne Motivation geht es überhaupt nicht.

    Ich denke nur jetzt, dass wir halt besser nicht dem Konzept der Grundschule vertraut hätten. Es gab durchaus immer mal Phasen, wo sie auch gerne schöneres Schreiben geübt hätten, aber dann gab es von der Schule überhaupt kein Material oder Anleitung oder gar "Erlaubnis" dazu. (Trotz gefühlt 100 zu beschaffenden Arbeitsheften und Materialblöcken und stapelweise Arbeitsblättern).

    Als es dann massiv Stress gab deswegen, haben wir da gemeinsam ein bisschen dran gearbeitet. Aber insgesamt finde ich, dass wir, mit unseren beiden Kindern, eine Chance verpasst haben.

    Beim Lesen auf den langweiligen Lerntexten zu bestehen, wenn das Kind lieber über "Gesteine und Mineralien " (das war unser Hit) liest, da wäre ich nie drauf gekommen.

    lg martita

  • Mein Rat an alle, die es hören wollen ist, entgegen aller "Verbote" von Grundschullehrkräften, jede Motivation von Vorschulkindern und Erstklässlern zu nutzen und sich passendes Material zu besorgen, damit sie Grundzüge einer leserlichen Schreibschrift lernen.

    Danke. Ohne die Rabeneltern hätte ich dei Grundschulzeit echt total naiv auf mich zukommen lassen.

  • Du berichtest ebenso wie einige andere von fehlenden Schreibanlässen. Meinst Du damit, dass Deine Kinder die Erfahrung gemacht haben, keine Handschrift zu brauchen? Ich frage deshalb, weil ich mir das nicht gut vorstellen kann. Mein Sohn ist in der 1. Klasse und lernt gerade Schreiben, weil er meint, diese Fähigkeit zu brauchen. (Er müsste das jetzt nicht tun in einer Schule mit Lernfreiheit.) Er schreibt zu Hause beispielsweise Geburtstagskarten, Einkaufszettel, Einladungen oder kurze Notizen. Auch in der Schule gibt es Schreibanlässe, die sich ergeben aus dem, was die Kinder machen: Listen zur Planung irgendeines Projekts (Teilnahmer*innen, Material, Aufgabenverteilung, Koch- und Backrezepte usw.), Rollenspiele, schriftliche Schilderung eines mit Unterstützung zu klärenden Konflikts zur Vorlage bei dem entsprechenden Gremium usw. In der Schule macht mein Sohn die Erfahrung, dass sich mit der Fähigkeit zu schreiben die Möglichkeit eröffnet, bei Dingen mitzumachen, an denen er sonst nicht oder wenig teilhaben kann.


    Bislang ist der Kleine recht motiviert, tut sich aber aufgrund von Wahrnehmungsbeeinträchtigungen schwer mit dem Schreiben. Könntest Du micht bitte wissen lassen, an welches Material Du denkst, das beim Erlernen einer leserlichen Handschrift hilfreich sein könnte?

  • und das Buch nur einen reißerischen Titel aufgebrummt bekommen hat.

    Also ich mag den Titel so garnicht und er spiegelt den Inhalt überhaupt nicht wieder.

    Wäre schön wenn du ihren Ausführungen mal eine Chance gibst und dich mal etwas durch ihre Webseite klickst, man muss ja nicht das ganze Buch lesen dazu.

  • rheinländerin : Ja, es ist leider so, dass in vielen Schulen nur noch wenig Zeit in ausführlicheres Schreiben investiert wird und das meist durch Arbeitshefte/Arbeitsblätter, in denen nur noch Lücken ausgefüllt werden müssen, ersetzt wird, weil keine Zeit mehr für das Drumherum ist. Natürlich ist das auch stark abhängig von der Lehrkraft.

    Meine Mittlere hatte in der 4. Klasse eine Lehrerin, die Wochenplanarbeit eingeführt hat und die Kinder mussten sich im Prinzip alle Sachunterrichtsthemen aus dem Buch damit erarbeiten, die dort enthaltenen Texte in Stichpunkten in ihren Hefter zu übertragen. Das war dann ein richtig dicker Hefter mit handschriftlichen Ausarbeitungen. Da haben sie enorm viel geschrieben und auch gelernt, wichtige Informationen aus Texten zu extrahieren. Das war eine hervorragende Übung für die weiterführende Schule. Sie war dann in der 5. Klasse ihren neuen Klassenkameraden in der Hinsicht meilenweit voraus, weil eben leider oft sehr wenig geschrieben wird.

  • Sohn hat zuerst Druckschrift (mit Bleistift) gelernt, dann (2.Klasse) Schreibschrift (mit Füller).


    Wenn er will, hat er eine sehr schöne Handschrift. Es ist eine Mischung aus Druck-/Schreib-/ eigener Schrift. Er schreibt flüssig und schnell.


    Ich sehe keinen Nachteil darin, dass zuerst Druckschrift gelehrt wurde.

    Viele Grüße aus dem schönen Bayern!#blume

    • Offizieller Beitrag

    und das Buch nur einen reißerischen Titel aufgebrummt bekommen hat.

    Also ich mag den Titel so garnicht und er spiegelt den Inhalt überhaupt nicht wieder.

    Wäre schön wenn du ihren Ausführungen mal eine Chance gibst und dich mal etwas durch ihre Webseite klickst, man muss ja nicht das ganze Buch lesen dazu.

    Guter Hinweis. Danke. (ot: manchmal gehören Verlage echt in ihre Schranken gewiesen...)

  • Joooa, das sind alles so Diskussionsbaustellen, die ich nach 3 Kindern in der Grundschule mittlerweile frustriert aufgegeben habe...#rolleyes

    Hier darf man ja auch um Gottes willen nicht mit dem Fahrrad in die Schule kommen, bevor man nicht (ENDE der 4. Klasse!!!) den Fahrradführerschein hat. Roller darf man natürlich. Skateboard auch kein Problem. Aber das böse, böse Rad mussten meine Kinder dann immer ne Strassenecke vorher parken, und den Rest zu Fuß laufen #haare Die fahren mit uns von Beginn der Laufradzeit täglich Rad, natürlich auch im Strassenverkehr und sie kennen die Regeln und halten sich daran. Ist trotzdem verboten....


    Beim Schreibenlernen war/ist für mich der größte Aufreger das kleine "e" in Schreibschrift. Das ist nicht einfach nur als Kringel zu machen, sondern mit kompliziertem Schlenker oben. Wehe, ich erkläre meinen Kindern, dass ein schlichter Schlenker schneller geht und besser zu lesen ist! Wir haben mit dem 3. Kind endlich mal eine Grundschullehrerin erwischt, die das genauso sieht :D