Arbeiten von zu Hause - Please discuss

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  • Also bei uns sitzt aktuell mein Mann seit März im Homeoffice. Und bei uns ist ein ganz praktisches Problem einfach der Platz! Wir wohnen jetzt wirklich nicht beengt, zu viert auf 113 qm im Einfamilienhaus, aber die vorhandenen Räume sind einfach belegt. Zwei Kinderzimmer, ein Schlafzimmer, in das definitiv kein Schreibtisch mehr passt und ein geräumiges Wohnzimmer. Dort steht ein großer Esstisch, aber der ist zu hoch, um daran komfortabel arbeiten zu können. Also sitzt mein Mann am Küchentisch. Das ist ergonomisch gesehen vermutlich eine Katastrophe, das würde weder bei mir in der Firma noch beim AG meines Mannes vorort als adäquater Arbeitsplatz abgesegnet werden. Zudem wohnen dort eben auch noch drei andere Menschen und ein Hund, die sich dort bewegen und leben möchten. Es ist wirklich nicht optimal, zumal mein Mann 90% seiner Arbeitszeit telefoniert. Mit geht das "Gequatsche" mittlerweile massiv auf den Keks und ich bin auch echt genervt davon, ständig die Kinder zur Ruhe zu ermahnen.

    Für max. zwei Tage fände ich das super, zumal er über eine Stunde einfach Strecke fährt. Aber als dauerhaften Ersatz für sein Büro geht das überhaupt nicht und ich finde auch, dass der AG da schlicht seine Kosten auf die Arbeitnehmer abwälzt.

    Es haben doch echt nicht alle Menschen Arbeitszimmer zu Hause.

    Hier ist das ähnlich - mein Mann ist nach ca. einem halben Jahr am Esszimmertisch nun in mein Arbeitszimmer gezogen.

    Davor hatten wir alle Mahlzeiten am niedrigen Couchtisch eingenommen.


    Dafür ist mein Arbeitszimmer für mich zu seinen Bürozeiten quasi nicht mehr nutzbar, da mein Mann quasi nonstop telefoniert oder in online Teambesprechungen ist. Da kann ich mich nicht konzentrieren. Also korrigiere oder plane ich am Abend und am Wochenende, meinerseits am Esstisch oder in der Schule. Beschissen ?


    Das zweite sind die Kosten. Mein Mann hat von seinem Arbeitgeber PC, Laptop und Bildschirme für zu Hause bekommen - Mobiliar etc mussten wir privat zahlen. Als mein Mann sich nun noch einen Schreibtischstuhl für mehr als 300 Euro kaufen wollte, hab ich gestreikt und vorgeschlagen, sich doch den aus seinem Büro zu holen, da sitzt seit März keiner mehr drauf. Jetzt sitzt er auf meinem Stuhl ? Für eine Beteiligung an den Kosten von Internet etc fühlt sich der Arbeitgeber nicht zuständig, konkret mehr zu fordern traut sich mein Mann nicht, die anderen Abteilungen sind in Kurzarbeit, da muss man ja froh sein, dass man voll arbeiten darf. Geplant ist über den Winter alle Mitarbeiter im Homeoffice zu belassen, „weil es so gut läuft“. Haha...

    Ich hab heute wieder nah am Kühlschrank gebaut…

  • Ich liebe mein Homeoffice. Von mir aus kann das alles so bleiben. Wir haben zwar wieder geöffnet für den Publikumsverkehr (Behörde), arbeiten aber alle weiterhin 4 Tage im HO, einmal die Woche müssen wir die Anlaufstelle besetzen und natürlich Akten tauschen/Post weg bringen. Ich brauche aber auch nicht viel Gesellschaft, mich stört es nicht, wenn ich keinen sehe. Ich vermisse da überhaupt nichts. Ich kann mir zu Hause flexibel meine Zeit einteilen, spare eine Menge Fahrweg + Spritkosten, kann jetzt viel besser Termine wahrnehmen (mit den Kindern, Arzttermine etc..) Wir Kollegen untereinander telefonieren halt, wenn was ist, oder schreiben Mails, das klappt gut.


    Doof finde ich es, wie Silke1978 schreibt, dass der AG auch bei uns sämtliche Kosten fürs HO auf uns AN abwälzt. Wir bekommen keine Telefonkosten erstattet, kein Büroequipment (Schreibtisch, Stuhl, Schränke, Licht, Telefonkosten.) Lediglich den Igel, Bildschirm, Drucker, Maus, Tastatur das wars.

    "Erstens, ich wollte dich nicht wegschicken, sondern töten. Zweitens, weißt Du, wie man Kaffee kocht?" Simon, TWD

  • Ich arbeite seit 16 Jahren im "Homeoffice". Meinen sozialen Kontakt zum Ausgleich hab ich mir über mehrere Ehrenämter geholt - wäre doch toll, wenn die eingesparte Fahrtzeit jetzt z.B. vermehrt fürs Ehrenamt genutzt würde, um unter Menschen zu kommen! #applaus

    mit Sohn groß (2007) und Sohn klein (2010)

  • Deswegen schrieb ich ja, dass es sehr individuell ist.

    Die Anzahl der Personen mit denen mein Mann im Bürogebäude sitzt ist an einer Hand abzuzählen. Der Größte Teil sitzt eh in der Welt verteilt.

    Es ist also schwierig sowas immer allgemein zu sagen.

  • Naja, z. B. weil hier zu Hause sonst niemand mit mir Kaffee trinkt.

    Ja das mag sein.

    Ich freue mich darauf zu Hause meinen Kaffee alleine zu trinken. Falls ich dafür Gesellschaft brauche, mache ich das mit Freunden.

    Ich finde es eben für mich wichtig, mehrmals pro Woche einen Erwachsenen zu treffen. Und ich glaube, dass das für die Mehrheit ein essentielle Bedürfnis ist. Außerdem war ich bisher in jedem Job auch mit jemandem aus dem Büro befreundet. Mein Kolleginnen und Freundeskreis hat sich immer überschnitten. Jetzt bin ich in einem neuen Job und ca 80% meiner täglichen sozialen Kontakte sind damit weggefallen.


    Und was ist z. B. mit meiner Kollegin, die für den Job in eine neue Stadt gezogen ist und dort nun in ihrer Wohnung jeden Tag, die ganze Woche, ganz alleine sitzt?

  • Ich habe mein Büro seit März nicht mehr gesehen und bin eigentlich ganz zufrieden damit. Dadurch, dass die Fahrt wegfällt (2x mindestens 45 Minuten) bin ich weniger gehetzt. Ich habe noch nicht mal mehr Freizeit, weil ich in den letzten Wochen viele Überstunden gemacht habe, aber ich habe nicht mehr diesen Druck, pünktlich an der Kita zu sein. Für Kaffeepausen hatte ich eh nie Zeit seit meiner Elternzeit. Eine Mittagspause von 15 Minuten mit schnell Essen reinschaufeln, mehr hatte nicht gepasst.


    Ich vermisse tatsächlich die Fahrt, jetzt ist der Wechsel zwischen Arbeit und Kind so übergangslos. Und ich komme nicht mehr zum Musik hören.


    Ein paar persönliche Worte zwischendurch mit den Kollegen wechseln zu können, wäre natürlich auch schön. Die Arbeit an sich ist bei uns aber nicht beeinträchtigt, das hat sich alles gut eingespielt. Nur das Einarbeiten des neuen Kollegen war etwas schwieriger. Und Kunden-Workshops oder Schulungen waren als Präsenzveranstaltung sowohl schöner als auch weniger anstrengend.

  • Ich arbeite seit 16 Jahren im "Homeoffice". Meinen sozialen Kontakt zum Ausgleich hab ich mir über mehrere Ehrenämter geholt - wäre doch toll, wenn die eingesparte Fahrtzeit jetzt z.B. vermehrt fürs Ehrenamt genutzt würde, um unter Menschen zu kommen! #applaus

    De facto arbeitet man aber im home office mehr. Es gibt quasi keinen Leerlauf mehr. Kein Warten, kein Nichts tun, mein Arbeitstag ist unglaublich dicht geworden und ich sage definitiv schneller ja zu einem abendtermin, als wenn ich meinen Laptop im Büro lassen würde und nach Hause führe.


    Meine ehrenämter mache ich seit Jahren online. ? Rabeneltern z. B.


    Mein Team ist wie gesagt global verteilt, aber für mich bedeutet das z. B. Dass ich überhaupt keinen Kontakt zu den ca 80 Kolleginnen außerhalb meines eigenen Themenbereichs habe.

  • Naja, z. B. weil hier zu Hause sonst niemand mit mir Kaffee trinkt.

    Ja das mag sein.

    Ich freue mich darauf zu Hause meinen Kaffee alleine zu trinken. Falls ich dafür Gesellschaft brauche, mache ich das mit Freunden.

    Ich finde es eben für mich wichtig, mehrmals pro Woche einen Erwachsenen zu treffen. Und ich glaube, dass das für die Mehrheit ein essentielle Bedürfnis ist.

    Ich bin nicht so ein Freund davon zu entscheiden, was für die Mehrheit ein essentielles Bedürfnis ist.


    Ich schrieb aber von Anfang an, dass es sehr individuell ist.


    Du kannst mir einfach glauben, dass es für uns sicher kein essentielles Bedürfnis ist mit Kollegen einen Kaffee im Pausenraum zu trinken.

    Für andere scheint es ja auch so zu sein.


    Für dich ist es ein essentielles Bedürfnis und das ist auch völlig okay so.

    Auch, dass du mit Kollegen befreundet bist, ist doch super.


    Ich hab auch Kollegen als Freunde. Auf der Arbeit arbeiten wir und in unser Freizeit grillen wir oder machen andere Dinge.

    Passt perfekt.


    Ob es für die Mehrheit essentiell so oder anders besser ist, Maße ich mir nicht an zu entscheiden.

  • Ich arbeite ja seit langem ausschließlich zu Hause, liebe es und würde es anders vermutlich auch schlecht ertragen.

    Ich bin nicht so gut mit Menschen. Tiere sind okay. Steine - Steine sind toll!


    Momentan dreh ich ein bisschen frei. Der Mann hat AUCH Homeoffice. Es ist schlimm. #hammer#yoga#hammer

    Es gibt überall auch Gutes in der Welt.
    Selbst RTL hat Ninja Warrior!

  • Ich arbeite seit 16 Jahren im "Homeoffice". Meinen sozialen Kontakt zum Ausgleich hab ich mir über mehrere Ehrenämter geholt - wäre doch toll, wenn die eingesparte Fahrtzeit jetzt z.B. vermehrt fürs Ehrenamt genutzt würde, um unter Menschen zu kommen! #applaus

    Das ist hier auch so.

    Und so viel Zeit, wie mein Mann seit dem Homeoffice für Familie und andere Dinge hat, hätte er in all den Jahren nie.

    Er arbeitet tatsächlich zeitlich weniger und dafür effektiver.

    Einziger Nachteil, er macht kaum Uberstunden und wir haben dadurch weniger Urlaubstage...

  • Ich war heute auf der Demo meiner Branche in Berlin und habe wieder deutlich gemerkt, dass online Netzwerken nicht den gleichen Effekt hat.

    Man sieht die Menschen nicht im ganzen, man wird nicht mal eben im vorbeigehen vorgestellt rangezogen etc. Alle Emotionen bleiben am Bildschirm eindimensional.


    Diese ganzen spielchen: zusammen Lunch, Kaffee etc ... Ja machen wir auch. Für mich kein Ersatz für ein richtiges kaffeekränzchen. Ich kann niemanden berühren, das fehlt mir auch. Damit fällt ein absolut wichtiger Kontaktpunkt raus.


    Mein Job ist Teil meines Lebens und das soll auf keinen Fall ein zu stark digital agierender Bereich werden.

    Life is a mountain - ride it like a wave

  • Es geht mir neben meinen individuellen Bedürfnissen ganz klar auch um die sozialen Auswirkungen, gesamtgesellschaftliche Auswirkungen,Auswirkungen auf die psychische und physische Gesundheit der Gesellschaft. Es geht mir darum, was passiert, wenn Unternehmen sich die Miete sparen und auf die ANs abgeben. Es geht mir darum, was passiert, wenn Frauen im Homeoffice verschwinden und dort völlig unsichtbar ihre unverzichtbare Arbeit leisten.


    Bei uns hab Herren Chefs haben im Homeoffice tatsächlich mehr Zeit für ihre Familien. Auf dieser individuellen Erfahrung basierend, treffen sie Entscheidungen für das ganze Unternehmen. Aber es ist ein Unterschied, ob der cehf während der telco sein Kind vom Kindergarten abholt, oder ob das die alleinerziehende Team Assistentin tut. Sowohl der Stress ist win anderer als auch der statusgewinn vs statusverlust.


    Die gesellschaftlichen Auswirkungen werden weitreichend sein. Wir sollten sie aktiv mitgestalten.aber wenn für dich das private nicht politisch ist, dann ist das eben so.


    Hat eigentlich inzwischen jemand den Podcast gehört?

  • Ja, genau, der zweite Bildschirm... Der fehlt total... Okay, theoretisch könnte man sich dauerhaft einen zweiten auf den Arbeitstisch stellen, kostet nicht die Welt, aber zur Zeit hab ich zuhause keinen...

    Ich habe einen zweiten vom AG bekommen, auch einen Drucker und einen Shredder, aber das kann ich ja alles schlecht auf den Küchentisch stellen. Der Drucker steht jetzt auf dem Kühlschrank.


    Wenn mein AG fast vollständig auf HO umstellen sollte, brauche ich eine größere Wohnung. Die Kosten für den Arbeitsplatz würden dann an mir hängen bleiben, der AG würde Miete sparen (nicht zu knapp).

    Ich und fast alle direkten KollegInnen haben unsere Hardware aus dem Büro mitgenommen.

  • Ach so, deswegen entscheiden Einzelne, was für alle besser ist?

    Ich bin bei deinen zu beachtenden Auswirkungen ganz deiner Meinung, nur kann das Ergebnis je nachdem völlig anders ausfallen.


    Ganz ohne Chef zu sein, kann ich sagen, dass für uns Homeoffice besser ist.


    Soll ich mich jetzt hinstellen und sagen: Das ist für alle besser?


    Eigentlich machst du nämlich nichts anderes.


    Du willst entscheiden, ob es für eine Alleinerziehende besser oder schlechter ist, für eine Frau usw.


    Ich kann das nicht für alle entscheiden.


    Ich war alleinerziehend und hätte im Homeoffice wesentlich besser und mehr Stunden arbeiten können.

    Da ich aber eine Fahrtzeit von über einer Stunde für den einfachen Weg hatte, musste ich Stunden reduzieren und ergänzend ALGII bekommen.

    Hätte ich nur 1 Stunde der Fahrtzeit arbeiten können, wäre das nicht nötig gewesen.

    Die psychische Verbesserung wäre vermutlich auch deshalb hoch gewesen, abgesehen von der täglichen Angst pünktlich im Kindergarten zu sein, weil unklar war, ob ich jede Umsteigeverbindung auch bekomme.


    Und dann kommst du und erzählst was von Frauen dürfen nicht zu Hause arbeiten, weil sie dann unsichtbar sind?


    Es lohnt sich auch über den Tellerrand zu gucken und nicht nur von sich auszugehen.


    Ich schrieb, dass es individuell ist.


    Für uns ist Homeoffice eine deutliche Verbesserung für alle hier und nur dadurch wird mir überhaupt möglich wieder arbeiten zu gehen.

  • Ja, ich hab's inzwischen gehört und finde Frau Allmendinger immer noch toll:D


    Ansonsten finde ich deine Beobachtungen hier sehr wertvoll! Klar gibt es Leute (und ich weiß gar nicht, ob das nicht vielleicht sogar eine relativ große Gruppe ist), die im HO gut klar kommt, mehr Vor- als Nachteile hat, usw. Wenn aber dann die Konsequenz für alle sein soll, jetzt nur noch HO zu machen, oder auch nur die Bereitschaft zum HO grundsätzlich vorauszusetzen, dann ist das eine gesellschaftliche Entwicklung, die ich sehr bedenklich fände.


    ...und ein bisschen OT, aber @happy spider ich glaube, ich würde sehr gerne mit dir arbeiten#blume

  • Wenn aber dann die Konsequenz für alle sein soll, jetzt nur noch HO zu machen, oder auch nur die Bereitschaft zum HO grundsätzlich vorauszusetzen, dann ist das eine gesellschaftliche Entwicklung, die ich sehr bedenklich fände.

    Das hab ich ja auch nicht gefordert.

    Auch wenn ich die vielen Vorteile im Homeoffice sehe.

    Mich stört nur die getroffene Aussage, dass es für die Mehrheit der Menschen essentiell wichtig ist ins Büro zu gehen.

  • Ich denke auch hier werden durch angeordnetes HO soziale Gefälle verschärft: Eigenes ruhiges Arbeitszimmer im großzügigen Haus und mit sämtlicher Hardware ausgestatter, da arbeitet es sich besser als unergonomisch in der Küchenecke nebst Kindergeschrei.

    • Offizieller Beitrag

    Danke für den Tipp. Ich fand es, also den Podcast, spannend - und sitze ein bisschen zwischen den Stühlen. Als Lehrerin arbeite ich immer schon viel im HO, sehe aber gerade in unserem Bereich einen erheblichen Mehrgewinn darin, einen festen Arbeitsplatz und feste Arbeitszeiten an der Schule zu haben. Ich glaube, ohne solche Bedingungen wird es sehr, sehr schwer, das Lehrersein als Einzelkämpfertum zu durchbrechen. Aber - so ist es für den AG natürlich sehr viel günstiger. Zumindest auf den ersten Blick.


    Grundsätzlich finde ich den Gewinn (also jetzt gesamtgesellschaftlich) an Flexibilität gut. Aber die Entwicklung muss mMn sorgfältig begleitet werden, damit das nicht einfach ein Kosteneinsparungsmodell ist.