"Menschenkenntnis" - was ist das eigentlich

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    • Offizieller Beitrag

    Aber ist das dann nicht etwas anderes, als eine gute Menschenkenntnis zu haben?

    Nein, es ist die bewusste Entscheidung, offen zu bleiben, hinzusehen und in mich zu spüren.

    Das Bewusstsein dafür, dass man selber immer fehlbar ist und das vertrauen darauf dass es dennoch alles stimmig ist.

  • Aber ist das dann nicht etwas anderes, als eine gute Menschenkenntnis zu haben?

    Nein, es ist die bewusste Entscheidung, offen zu bleiben, hinzusehen und in mich zu spüren.

    Das Bewusstsein dafür, dass man selber immer fehlbar ist und das vertrauen darauf dass es dennoch alles stimmig ist.

    Aber es ist ja nicht so, dass man nicht offen ist.

    Das hab ich ja versucht zu erklären.

    Es ist nur so, dass dieser erste Eindruck sich dann irgendwann doch bestätigt.

    Und wir sind alle fehlbar.


    Ich finde es aber auch nicht schlimm, wenn man keine gute Menschenkenntnis hat.

    Also das ist für mich einfach eine Fähigkeit wie jede andere.

    Und da haben Menschen eben unterschiedliche.

    Und das ist ja auch gut so.


    Also für mich ist es nicht negativ keine gute Menschenkenntnis zu haben.

  • Daroan Ich stimme dir zu. Das tue ich auch. Ich lerne meistens einen Menschen, trotz der "Idee", wie er/sie ist kennen, da ich diese Gedanken oft als Blödsinn abtue. Bis jetzt hat mein erster Gedanke gestimmt, was mir von anderen auch so bestätigt wurde. Diese Gedanken habe ich auch nicht immer bei jedem Menschen.


    Ach, es ist einfach schwierig zu beschreiben und hat mit der Menschenkenntnis nur am Rande, glaube ich, zu tun.


    Für mich ist Menschenkenntnis, zu wissen, dass es meinem Gegenüber eigentlich schlecht geht auch wenn die Person sagt, dass sie glücklich ist. Und wenn ich dann nachhake, recht habe mit dem Schlecht gehen.

    Für mich ist Menschenkenntnis, wenn jemand behauptet etwas zu sein und ich anhand der Gestik, der Sprache und Körpersprache lese, dass diese Person es nicht ist. Und ein Nachhaken mir dann Recht gibt.

    Für mich hat Menschenkenntnis etwas mit dem Lesen des Menschen zu tun. Ich lese ihn anhand seiner Körpersprache, seiner Gestik, seiner Mimik, seiner Augen. Augen sind für mich die Spiegel der Seele.


    Vielleicht habe ich Personen nicht näher kennengelernt, weil ich kein gutes Gefühl bei ihnen hatte und ich hätte mich geirrt. Mag sein, aber dann hätte ich eine schlechte Menschenkenntnis, oder nicht? #confused

    Liebe Grüße
    pitcat


    Dumm geborn, dor kanns nix för, Dumm starben dat is'n Malör.

  • Aber ist das dann nicht etwas anderes, als eine gute Menschenkenntnis zu haben?


    Nein, es ist die bewusste Entscheidung, offen zu bleiben, hinzusehen und in mich zu spüren.

    Das Bewusstsein dafür, dass man selber immer fehlbar ist und das vertrauen darauf dass es dennoch alles stimmig ist.

    Ich hätte es nicht besser ausdrücken können als Runa.


    Ich würde behaupten, dass ich auch oft sehe, wenn es Leuten schlecht geht. Oder wenn sie sich als sicher verkaufen, es aber nicht sind. Bei mir ist es aber oft so, dass ich daraus Dinge ableite - und die können dann stimmen, müssen aber nicht. Und ganz viele meiner Annahmen bekomme ich weder bestätigt, noch widerlegt, weil sie so komplex sind, dass ich die Menschen nicht genug kennenlerne, um zu wissen, ob ich nun recht habe. Daraus nun abzuleiten, dass meine Menschenkenntnis nicht gut sei - mhm. Ich würde aber auch nicht behaupten, eine gute Menschenkenntnis zu haben. Eher ein ganz gutes Gespür für Menschen und deren Motive und mittlerweile ein recht gutes Training darin, meine eigenen unwillkürlichen Reaktionen auf andere zu bemerken und zu deuten.

  • ich hab nach dem Lesen eurer Posts noch ein paar neue Ideen gewonnen - Dankeschön :)


    1. Menschenkenntnis ist glaube ich inzwischen ein leicht veralteter Begriff? Wenn ich ihn positiv versuche zu definieren, würde ich lieber Empathie...oder noch besser Einfühlungsvermögen sagen.

    2. Ist nicht Psychologie die eigentliche Menschenkenntnis? Also wissen, bzw. erforschen wie und warum Menschen so ticken?

    3. Wenn ich mit Menschenkenntnis bezeichnen will, ob jemand mir sympathisch oder wohlgesonnen ist, dann kenne ich doch nicht den Menschen, sondern nur unsere "Passung"

    4. Ich will mir nicht anmaßen, Menschen zu kennen und damit zu verurteilen (das war nämlich der ursprüngliche Aufhänger aus dem im Initialpost genannten Gespräch)

    5. Alles, was ich meine an meinem Gegenüber zu erkennen, sagt doch eigentlich nur etwas über mich selbst, meine Erkenntnismöglichkeiten, meine Prägung, meine Vergangenheit usw...also nach dem Motto: ich kann nur erkennen, was ich schon weiß


    Ach ja, und bestimmt noch so einiges mehr.


    Ich war aus dem genannten Anlass nur sehr erschrocken, wie sehr eine Person ihr Urteil über einen Menschen, den sie überhaupt nie persönlich getroffen hat, von dem Urteil abhängig macht, das jemand äußert, dem sie gute Menschenkenntnis attestiert.


    Also wie wenn ich euch jetzt sage: Nehmt euch vor X in Acht! Mein Freund Y hat viel mit X zu tun gehabt. Y hat ne super Menschenkenntnis und sagt X kannst du nicht trauen!


    Ich merke grade, "Ich habe ne gute Menschenkenntnis" ist in diesem Sinne eine Aussage, die mich fast dazu reizen würde, sie unbedingt zu widerlegen :D


    Interessantes Wort auf jeden Fall. Ich geh jetzt mal gucken, was es im Netz für Definitionen gibt.

    "A complex system that works is invariably found to have evolved from a simple system that works. The inverse proposition also appears to be true: A complex system designed from scratch never works and cannot be made to work. You have to start over with a working simple system. "

    John Gall, The Systems Bible

  • https://de.m.wikipedia.org/wiki/Menschenkenntnis


    Hier scheint mir das unbedingt mit dem "ersten Eindruck" verknüpft zu werden.

    Die Definition hier hört sich doch recht passend für mein Verständnis an, ja.

    Wenn es gar nicht drum geht herauszufinden und kennenzulernen, was in einem Menschen so alles steckt, sondern sein wahrscheinliches Verhalten aufgrund eines ersten Eindrucks vorherzusagen...ja...mit der Definition noch ich einverstanden.

    "A complex system that works is invariably found to have evolved from a simple system that works. The inverse proposition also appears to be true: A complex system designed from scratch never works and cannot be made to work. You have to start over with a working simple system. "

    John Gall, The Systems Bible

  • Aber ist das dann nicht etwas anderes, als eine gute Menschenkenntnis zu haben?


    Eher ein ganz gutes Gespür für Menschen und deren Motive und mittlerweile ein recht gutes Training darin, meine eigenen unwillkürlichen Reaktionen auf andere zu bemerken und zu deuten.

    Das würde ich halt unter Empathie verstehen.

    Und das ist für mich etwas anderes.

  • lollopy das was du beschreibst finde ich auch erschreckend.

    Das ist ja auch etwas schräg.

    Aber ich rede wie gesagt auch nicht mit jedem darüber. Würde sowas auch nicht sagen.


    Ich rede mit meinem Mann und ja, da kommt von mir dann sowas wie: Erzähl xy bitte nicht so viel oder pass auf, er ist zu dir freundlich und nutzt das hinter deinem Rücken.

    Mein Mann schätzt das oft anders ein, hört aber mittlerweile auf mich, weil es eben häufig genau so passiert.


    Und tatsächlich passiert sowas dann auch.

    Bei anderen oder bei uns, weil ich nicht gut genug auf mich gehört habe.


    Ich verurteile niemanden, ich mache das auch nicht wegen der Sympathie.

    Empathie und Einfühlungsvermögen ist für mich etwas anderes.

  • https://de.m.wikipedia.org/wiki/Menschenkenntnis


    Hier scheint mir das unbedingt mit dem "ersten Eindruck" verknüpft zu werden.

    Die Definition hier hört sich doch recht passend für mein Verständnis an, ja.

    Wenn es gar nicht drum geht herauszufinden und kennenzulernen, was in einem Menschen so alles steckt, sondern sein wahrscheinliches Verhalten aufgrund eines ersten Eindrucks vorherzusagen...ja...mit der Definition noch ich einverstanden.

    So, interpretiere ich auch Menschenkenntnis. Die Wahrscheinlichkeit das Verhaltens eines Menschen einzuschätzen.


    Dein Beispiel mit dem Nichttrauen von X, weil Y hat gute Menschenkenntnis, finde ich sehr unsympathisch von der Person. Von dieser Person würde ich bspw. eher Abstand halten als von X. Ich versuche mir immer eine eigene Meinung zu bilden, egal was Andere sagen. Aber das hat nichts mit Menschenkenntnis zu tun.

    Liebe Grüße
    pitcat


    Dumm geborn, dor kanns nix för, Dumm starben dat is'n Malör.

  • Interessant, für mich hängen Menschenkenntnis und Empathie ganz stark zusammen. Ist Empathie gerade zu eine Grundvoraussetzung für Menschenkenntnis. Und Empathie können meiner Einschätzung nach Menschen in sehr unterschiedlicher Ausprägung haben. Manche bringen schon viel mehr davon mit. Andere lernen es im Laufe der Zeit.

    Aber Menschenkenntnis ist für mich doch eher eine Frage von Erfahrung. So lassen die Leute, die mir beruflich gegenübersitzen, etwas in mir "anklingen". Etwas,was ich bereits kenne... ein Gefühl, in welche Richtung es gehen könnte bzw welches Problem vorliegt. Für mich hat es auch viel mit sich "einlassen, genau hinschauen" zu tun. Deshalb tue ich mich auch schwer damit, das schon beim ersten Eindruck festmachen zu wollen, wie jemand tickt.

    Und ja, ich finde es völlig befremdlich, wenn man sich auf die "Menschenkenntnis " eines anderen verlässt. Es löst ja auch jeder Mensch etwas in einer Person aus und in einer anderen nicht. Deshalb finde ich es schon wichtig, dass jeder bei jedem eine Chance bekommt.;)

  • pitcat du beschreibst für mich drei verschiedene Dinge.


    1. Empathie

    2. Menschenkenntnis

    3. Mit Menschen zu arbeiten unabhängig von der eigenen Einstellung/Meinung. Gibt es dafür ein Wort?


    Menschenkenntnis hat nichts damit zu tun keine Chancen zu geben.

    Und ja es ist oft der erste Eindruck.


    Es ist auch schwer zu erklären.

  • Ja, das sehe ich ähnlich. Empathie ist für mich die Fähigkeit, mich in jemanden einzufühlen, seine Position einzunehmen und mitzufühlen. Das ist etwas anderes, als die Handlungen und Motive einer Person nach einem kurzen Eindruck einzuschätzen.

    • Offizieller Beitrag

    Für mich hat Menschenkenntnis etwas mit dem Lesen des Menschen zu tun. Ich lese ihn anhand seiner Körpersprache, seiner Gestik, seiner Mimik, seiner Augen. Augen sind für mich die Spiegel der Seele.

    Damit stimme ich überein. Ich war vorhin arbeiten und habe darüber nachgedacht. Ich habe eine Person im Kopf (aus meiner Familie), die eben so behauptet, sie sei völlig gut im Menschen einschätze auf den ersten Blick weil sie so sensibel sei, usw.


    Ich denke, sie insofern sehr sensibel, dass sie sehr genau ihr Bauchgefühl wahrnimmt. Sie ist meiner Ansicht nach sehr sensibel auf ihre eigenen Empfindungen. Das ist auch OK.


    Was mich oft daran stört ist, dass sie diese Wahrnehmungen einerseits als objektive Wahrheit verkauft und nicht eben als persönlicher Eindruck und dass es ihr oft nicht gelingt über ihren Tellerrand hinauszuschauen und diese Wahrnehmungen dementsprechend auch differenzierter einzuordnen.


    Persönlich lerne ich gerade einige Menschen zum ersten Mal kennen. Ich habe nämlich einen Nebenjob angetreten. Die mündliche Jobzusage hatte ich Ende Februar und dann kam im März der Lockdown, begonnen habe ich Ende Juli. Ich reinige Reisebusse. Also eine Branche die sehr schwer getroffen ist von der Coronapandemie. Ich sitze also in der Carhalle und warte auf "meine" Busse und dann kommt da nicht nur ein Bus, sondern auch ein Mensch hinter dem Steuer. Die sind oft hundemüde, grau im Gesicht vor Erschöpfung, teilweise genervt, sind seit März im Ausnahmezustand, teilweise fahren die jetzt im September das erste Mal wieder und haben brutale Lohneinbussen. Die fahren nämlich meist auf Stundenlohnbasis und ein wesentlicher Teil des Lohnes machen die Trinkgelder aus, die vom Kurzarbeitsgeld natürlich nicht abgedeckt waren. Und wann und ob es wieder besser wird, weiss keiner.


    Also nehme ich die in Empfang, stell mich vor und aufgrund meiner Lebenserfahrung kann ich vieles von dem ersten Eindruck einordnen. Ja, es sind Chauffeure, die fluchen und sagen"Arschloch". Die sind erschöpft, standen 34km im Stau mit einer grölenden, saufenden Rugbymannschaft, die dann noch in den Bus kotzte. Das alles kann ich einordnen.


    Die Person, die ich meinte, die könnte das eben nicht. Die würde den oberflächlichen ersten Eindruck nehmen und diese Menschen als primitiv , unfreundlich, mit negativer Einstellung usw. abkanzeln.


    Der erste Eindruck ist doch immer auch geprägt von den Umständen, wie wir diese Person kennen lernen.


    Also, wie stehen wir zueinander, in welcher Funktion, Hierarchie lernen wir uns kennen, in welchem Setting, in welchem Globe. All das prägt doch ein erster Eindruck wesentlich. Weil es doch Einfluss nimmt auf die Körperhaltung, auf die Ausstrahlung, auch auf die Augen.


    Für mich gehört es eben dann zur persönlichen Reife, dass ich all diese Umstände miteinfliessen lassen kann in das erste Bild, dass ich mir von einem Menschen mache.

  • Aber das was du beschreibst ist nicht das, was ich meine.

    Es wird niemand abgekanzelt, weil er schlechte Laune hat nach einem stressigen Tag.


    Aber es ist auch einfach schwer zu erklären.

  • Für mich ist es Menschenkenntnis, zwischen den Umständen und dem Charakter des Menschen zu unterscheiden.


    Tatsächlich wird mir aber immer klarer, dass ich das Konzept von Menschenkenntnis an sich fragwürdig finde. Weil ich glaube, dass niemand wirklich gut den Charakter eines Menschen nach kurzem Kontakt einschätzen kann. Wir können es unterschiedlich schlecht, ja. Aber ich werde auch eher hellhörig, wenn sich jemand selbst eine gute Menschenkenntnis attestiert.

    • Offizieller Beitrag

    Es wird niemand abgekanzelt, weil er schlechte Laune hat nach einem stressigen Tag.

    Ja, das verstehe ich bei dir schon, ich habe nur versucht zu erklären, dass das zb. meine Cousine eben nicht kann, aber völlig überzeugt ist, sehr sensibel zu sein und eine äusserst gute Wahrnehmung, bzw. Einschätzung anderer Menschen zu haben. #zwinker Das sind dann halt so meine Bilder, die da so aufploppen. Aber die will ich dir gar nicht überstülpen. Keineswegs. :)

  • Es wird niemand abgekanzelt, weil er schlechte Laune hat nach einem stressigen Tag.

    Ja, das verstehe ich bei dir schon, ich habe nur versucht zu erklären, dass das zb. meine Cousine eben nicht kann, aber völlig überzeugt ist, sehr sensibel zu sein und eine äusserst gute Wahrnehmung, bzw. Einschätzung anderer Menschen zu haben. #zwinker Das sind dann halt so meine Bilder, die da so aufploppen. Aber die will ich dir gar nicht überstülpen. Keineswegs. :)

    Ah okay. Dann verstehe ich das besser. Danke.


    tulan was heißt sich selbst attestieren?

    Gibt es vermutlich auch, finde ich oft schwierig.


    Es kommt ja auch eher später heraus.


    Aber ich hab sowohl mit meinem Mann, als auch mit meiner Freundin schon viele Menschen kennengelernt.

    Und dann ist es schon irgendwie komisch, wenn sie oft nach Jahren sagen: Xy hast du schon damals immer gesagt/vermutet.

    Und wenn das eben sehr häufig so ist.


    Und das ist ja keine komplette Charakterdarstellung und das passiert auch nicht bei jedem, den ich neu kennen lerne.

    Eher bei Leuten bei denen für mich etwas nicht zusammen passt, egal ob positiv oder negativ.

    • Offizieller Beitrag

    Ich gehe bei den Augen und der Spiegel der Seele nicht mit.

    Das ist natürlich auch ein Organ was Körpersprache spricht, aber auch die ist Trainierbar. Wichtiges Thema in der Theaterausbildung.

    Augen sind nicht mehr oder weniger an Körpersprache beteiligt als andere Körperteile, auch wenn ich den romantischen Wunsch dahinter verstehe.


    Für mich ist grad dieses "ich weiß egtl, wie es demjenigen geht" zB nicht so sympathisch. Ich finde, es ist völlig ok sich zu schützen und klar kann ich befinden, dass ich grad das Gefühl hab, da steckt mehr hinter der glücklichen Fassade, aber ich finde, mehr als Offenheit zu zeigen, bräuchte ich nicht.

    Ich wünsche mir, auch meine Verletzungen und schlechten Momente nur dann zu offenbaren wenn ich das möchte und fänd es befremdlich, wenn jemand meint, in mich mehr einfühlen oder interpretieren zu müssen als ich grad möchte.


    Und spätestens wenn jemand über mich spricht ("Hast Du schon damals gesagt/vermutet" zB Mondschein klingt eher nach übereinander reden, selbst wenn nur mit Mann und bester Freundin.) finde ich das nicht mehr ok.

    Übereinander sprechen finde ich ganz schwierig. Egal, wieviel Recht man damit am Ende hat. Ich möchte dass die Menschen mit mir reden, nicht über mich.


    Ich glaube, je sicherer sich man der eigenen Menschenkenntnis ist, desto schneller läuft man Gefahr, nicht mehr hinzuschauen oder weniger miteinander zu sprechen.


    Ich glaube aber eh sehr daran, dass alles immer wandelbar und Umständen unterworfen ist und jedes Kennenlernen viel viel mehr den Umständen und dem Lebensabschnitt unterliegt als Charakter und eigentlichem "sein".

  • Und spätestens wenn jemand über mich spricht ("Hast Du schon damals gesagt/vermutet" zB Mondschein klingt eher nach übereinander reden, selbst wenn nur mit Mann und bester Freundin.) finde ich das nicht mehr ok.

    Übereinander sprechen finde ich ganz schwierig. Egal, wieviel Recht man damit am Ende hat. Ich möchte dass die Menschen mit mir reden, nicht über mich.

    Du redest nie mit Menschen, die dir sehr nahe stehen über andere?

    Natürlich rede ich mit meinem Mann über andere Menschen, die wir kennen oder über Situationen, in denen wir waren.

    Mit wem denn sonst?


    Und ja, wenn ich das Gefühl habe, dass eine Person ein falsches Spiel mit uns spielt, teile ich das meinem Mann mit. Was er daraus macht ist seine Entscheidung.


    Ich würde nie jemandem erklären, wie es ihm wirklich geht.

    Es hat sicher gute Gründe, warum jemand das nicht sagt.

    Und ich weiß auch nicht immer, wie es anderen wirklich geht, woher auch? Bei mir nähen Personen merke ich das, bei anderen nicht unbedingt.

    • Offizieller Beitrag

    Die Definition von Wikipedia ist ja doch aufschlussreich - naemlich, dass Menschenkenntnis also wirklich am ersten Augenblick des Kennenlernens verankert ist. Interessant auch, dass dazu gleich der pseudowissenschaftlichen Meyer-Briggs-Persönlichkeitseinstufungen erwähnt wurden.


    Der erste Eindruck - ja, der ist wichtig, weil man eben ganz schnell in irgendeiner Kategorie einsortiert wird, weil man als sympathisch oder unsympathisch eingeschätzt wird. Dabei kann man aber auch einfach total daneben liegen. Sprich, ich passe schon auf, wie ich auf andere wirke, weil ich weiss, dass das ueberbewertet wird. Gleichzeitig passe ich auf, eben weiter als nur den ersten Eindruck zu gucken.


    Für mich passt das in die Kategorie, dass man auf sein Bauchgefühl hören soll. Das kann mitunter wichtig sein, aber einfach anzunehmen, dass das was das Bauchgefühl sagt, richtig ist, wird zu Rassismus, Sexismus und Diskirminierung ueberall führen. Das Bauchgefühl sollte doch eigentlich nur ein Warnhinweis sei, doch mal genauer hinzugucken, was da los ist, sind das irrationale Ängste, die hier zum Ausdruck kommen, oder hat das Gefühl tatsaechlich auch Fakten, die es untermauern.


    Meiner Erfahrung nach kann man sich sehr in Menschen täuschen und zwar in beide Richtungen, sowohl positiv als auch negativ. Was fuer mich wiederum bedeutet, dass ich den Menschen vor mir mehr Chancen gebe, denn ich kann mich ja irren. Ich fahre ganz gut damit, dass ich eher das Gute in den Menschen um mich herum annehme, ein paar Mal habe ich dabei allerdings kräftig ins Klos gegriffen. Aber das nehme ich lieber in Kauf, als Menschen vorab zu verurteilen, die vielleicht einfach nur ungeschickt auftreten oder einen schlechten Tag hatten.


    Wenn Menschen, behaupten, sie koennen vom ersten Augenblick an sagen, ob der Gegenüber "gut" oder "böse" ist oder sonstige kategorisieren, werde ich gaanz arg vorsichtig. Oder Jahre später noch behaupten, sie hätten von Anfang an gesagt, dass der andere "böse" ist. Das wird einfach der ueblche confirmation Bias sein, den man so im Leben hat.


    Davon ab, gibt es Menschen, die koennen Lügner und Hochstapler schneller durchschauen, als andere, aber auch da denke ich nicht, dass das am ersten Eindruck, also an der Menschenkenntnis liegt, sondern sich auf vielfältigen Beobachtungen und Hinweisen stützt.


    Zurueck zur eigentlichen Frage - im Gegensatz zu der Definition von Wikipedia denke ich, dass wenn jemand "Menschenkenntnis" hat, dass dieser Mensch sich dessen bewusst ist, dass erste Eindrücke taeuschen, dass Menschen sich ändern, dass Menschen gute und schlechte Phasen haben, dass Menschen unterschiedlich sind, dass manche Menschen auf Grund von Behinderungen anders auftreten und deswegen häufig falsch verstanden werden, dass es Menschen anderer Kulturen mit anderen Normen gibt. Ein Menschenkenner kann eben mit all diesen Unterschieden gut umgehen koennen, ohne die anderen Menschen abzuwerten.