"Menschenkenntnis" - was ist das eigentlich

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    • Offizieller Beitrag

    Daroan Ich glaube nicht, dass es etwas mit dir zu tun hatte. Wahrscheinlich hast du bei einer Person etwas angetriggert, was mit ihr selbst zu tun hatte. Und wenn diese Person auch noch diejenige ist die unterschwellig das "Sagen" hat, dann ist das ganz schnell rum und man kommt da auch nicht gegen an.

    Ja, da es ein Erlebnis ganz auss der Reihe war, konnte ich das gut für mich abtun. Ich habe in meinem Leben ja schon oft Rückmeldungen zu meiner Person erhalten und glaube, dass ich doch ein recht gutes Bild meiner "Aussenwirkung" habe :)

    Mich hat eher erschreckt, dass jemand so vorschnell urteilen kann. Es gab ja keinen Konflikt, nicht mal ein Gespräch im Vorfeld. Und dass das dann auch gleich so als objektive Wahrheit übernommen wurde. Es hat ja auch nie jemand nachgefragt, sonst wüsste ich ja, was das die Runde gemacht hat.


    Mir erzählt man auch gerne Dinge, aber ich glaube eher, weil ich einfach nett wirke :D und gut zuhören kann. Einmal die Woche kommt meine 78jährige Nachbarin und erzählt mir alles, was sie so bewegt. Von ihren Enkeln, dem Gesundheitszustand ihrer Bekannten, bis hin zu ihrem Stuhlgang. Ich werde überalles informiert. ^^


    Aber ich glaube, in Zeite wie diesen und in unserer Gesellschaft fehlt es oft an Menschen, die zuhören können. :)

  • Daroan Ich glaube nicht, dass es etwas mit dir zu tun hatte. Wahrscheinlich hast du bei einer Person etwas angetriggert, was mit ihr selbst zu tun hatte. Und wenn diese Person auch noch diejenige ist die unterschwellig das "Sagen" hat, dann ist das ganz schnell rum und man kommt da auch nicht gegen an.

    Und deshalb zweifelt Daroan die Unfehlbarkeit von "Menschenkennern" an. Das ist doch wirklich nicht schwer zu verstehen.

    Ich kenne so viele Menschen, die behaupten, dass ihre aktuellen Gefühle ihre Urteile niemals beeinflussen. Das stimmt einfach nicht. Ich habe aufgeschlossene Tage und welche, an denen ich weniger offen bin. Leute erinnern einen an irgendwen, haben deswegen einen Sympathiebonus... Davon ist doch niemand frei.

    Ich verstehe nicht mal mich selbst komplett. Wie soll das dann mit anderen/bei anderen funktionieren? Das geht nur mit sehr großer Vereinfachung. Es ist normal, dass man andere weniger komplex wahrnimmt als sich selbst. Dessen sollte man sich aber auch bewusst sein.

    Ja so geht es mir auch.

    Wenn ich schlechte Laune habe und negativ bin, nehme ich Dinge von anderen negativ wahr.

    Das ist aber nicht das, was gemeint ist und von dem ich schreibe.

  • Daroan Ich glaube nicht, dass es etwas mit dir zu tun hatte. Wahrscheinlich hast du bei einer Person etwas angetriggert, was mit ihr selbst zu tun hatte. Und wenn diese Person auch noch diejenige ist die unterschwellig das "Sagen" hat, dann ist das ganz schnell rum und man kommt da auch nicht gegen an.

    Und deshalb zweifelt Daroan die Unfehlbarkeit von "Menschenkennern" an. Das ist doch wirklich nicht schwer zu verstehen.

    Ich kenne so viele Menschen, die behaupten, dass ihre aktuellen Gefühle ihre Urteile niemals beeinflussen. Das stimmt einfach nicht. Ich habe aufgeschlossene Tage und welche, an denen ich weniger offen bin. Leute erinnern einen an irgendwen, haben deswegen einen Sympathiebonus... Davon ist doch niemand frei.

    Ich verstehe nicht mal mich selbst komplett. Wie soll das dann mit anderen/bei anderen funktionieren? Das geht nur mit sehr großer Vereinfachung. Es ist normal, dass man andere weniger komplex wahrnimmt als sich selbst. Dessen sollte man sich aber auch bewusst sein.

    So, etwas würde ich nie behaupten. Ich würde auch nie behaupten, dass ich unfehlbar bin. Ich würde auch nie hingehen und sagen, dass ich ein "Menschenkenner" bin. Bin ich nicht. Ich sehe nur manchmal beim ersten Begrüßen Dinge in Menschen, die ein Teil von ihnen sind. D.h. aber nicht, dass ich diesen Menschen dann ablehne und überall herumposaune, dass diese Person XYZ ist und das stimmen muss, weil ich eine gute Menschenkenntnis habe. Das ist ein unsäglicher Charakterzug so etwas zu tun.


    Wie ich schon schrieb für mich ist Menschenkenntnis nur das Erkennen eines Fragments eines Menschen beim ersten Begegnen, was ich mit dieser Erkenntnis tue, ist doch ein ganz anderer Aspekt.

    Liebe Grüße
    pitcat


    Dumm geborn, dor kanns nix för, Dumm starben dat is'n Malör.

  • Siehst du denn dieser Person beim ersten Begrüßen oder Blickkontakt an, dass sie dir ihre Lebensgeschichte erzählen wird? Dass sie ein Redebedürfnis hat? Ich rede von wildfremden Menschen, denen ich in der U-Bahn gegenüber sitze und mit denen noch nie ein Wort gewechselt habe, nur kurz angesehen.


    Ja, ich schaue auch anscheinend nett aus. #freu Wenn ich nichts hören mag, schaue extra grimmig, dass bloß keiner auf die Idee kommt mir sein Herz auszuschütten. Wobei sich das jetzt so negativ liest. Ich höre sehr oft sehr gerne Menschen zu, aber manchmal habe ich keine Kapazitäten dafür.

    Liebe Grüße
    pitcat


    Dumm geborn, dor kanns nix för, Dumm starben dat is'n Malör.

  • Daroan Ich glaube nicht, dass es etwas mit dir zu tun hatte. Wahrscheinlich hast du bei einer Person etwas angetriggert, was mit ihr selbst zu tun hatte. Und wenn diese Person auch noch diejenige ist die unterschwellig das "Sagen" hat, dann ist das ganz schnell rum und man kommt da auch nicht gegen an.

    Und deshalb zweifelt Daroan die Unfehlbarkeit von "Menschenkennern" an. Das ist doch wirklich nicht schwer zu verstehen.

    Ich kenne so viele Menschen, die behaupten, dass ihre aktuellen Gefühle ihre Urteile niemals beeinflussen. Das stimmt einfach nicht. Ich habe aufgeschlossene Tage und welche, an denen ich weniger offen bin. Leute erinnern einen an irgendwen, haben deswegen einen Sympathiebonus... Davon ist doch niemand frei.

    Ich verstehe nicht mal mich selbst komplett. Wie soll das dann mit anderen/bei anderen funktionieren? Das geht nur mit sehr großer Vereinfachung. Es ist normal, dass man andere weniger komplex wahrnimmt als sich selbst. Dessen sollte man sich aber auch bewusst sein.

    So, etwas würde ich nie behaupten. Ich würde auch nie behaupten, dass ich unfehlbar bin. Ich würde auch nie hingehen und sagen, dass ich ein "Menschenkenner" bin. Bin ich nicht. Ich sehe nur manchmal beim ersten Begrüßen Dinge in Menschen, die ein Teil von ihnen sind. D.h. aber nicht, dass ich diesen Menschen dann ablehne und überall herumposaune, dass diese Person XYZ ist und das stimmen muss, weil ich eine gute Menschenkenntnis habe. Das ist ein unsäglicher Charakterzug so etwas zu tun.

    Das ist dann vermutlich das Missverständnis zwischen euch und den anderen.


    Ich finde, man sollte sich klar machen, dass dieses "etwas im anderen sehen" höchst subjektiv ist. Es kann gut sein, dass es ein zweiter auch hat und du es nicht siehst oder dass er etwas anderes hat, was du nicht siehst. Und eigentlich auch, dass das, was du zu sehen glaubst, nicht da ist.

    Und das sind eigentlich schon wieder so viele Abweichungen, dass ich als Wissenschaftlerin da keine Signifikanz mehr sehen kann. #weissnicht

    • Offizieller Beitrag

    Im gewissen Rahmen gehört Menschen einschätzen ja auch zu meiner Arbeit. Ich hab Schüler:innen, und da muss ich im Grunde auch immer entscheiden, was ich wie mache.

    Das festigt sich im laufe der Jahre auch, die Einschätzungen werden präziser. Grad die ersten Stunden sind da sehr sehr genaues Hinsehen.

    Ich hab viele SuS über richtig viele Jahre, über 15 jähre teilweise. Ich glaube, das kann ich ganz gut.

    Vorteil: Musik ist eine zusätzliche Kommunikationsmöglichkeit. Ich hab also ein Parameter mehr in der Situation.

    Grad bei der Wahl der Lieder usw bekomme ich viel mit.


    Ich finde Menschen erleben, kennenlernen und grad mit denen eine Basis finden, die ich nicht leicht oder sehr sympathisch finde übrigens total spannend. Herausfordernd. Oft gelingt es nämlich doch, wenn man sich einlassen kann.

    • Offizieller Beitrag

    Siehst du denn dieser Person beim ersten Begrüßen oder Blickkontakt an, dass sie dir ihre Lebensgeschichte erzählen wird? Dass sie ein Redebedürfnis hat? Ich rede von wildfremden Menschen, denen ich in der U-Bahn gegenüber sitze und mit denen noch nie ein Wort gewechselt habe, nur kurz angesehen.

    Ja, wenn sie versuchen mit mir Blickkontakt herzustellen oder mich dann so anlächeln. Dann ahne ich, dass sie "etwas von mir wollen". :)


    Aber das hat wirklich viel mit meiner "Ausstrahlung" zu tun. Ich sass mal am Zürich HB und der Zug meines Jüngsten hatte Verspätung. Ich habe in dieser Zeit einigen Deutschen Jugendlichen die Self Checkout automaten im Coop erklärt, jemanden einen EURO Schein gewechselt, etwas Kleingeld für ein Ticket verschenkt, mein Handy ausgeliehen für einen dringenden Anruf an eine Touristin, ein Obdachlosenmagazin gekauft und noch den Weg zum unterirdischen Zugperron erklärt. Zum Glück kam dann der Zug meines Jüngsten, sonst hätte ich noch gleich die Welt gerettet.

    Und kürzlich war ich joggen, also das war mein Plan, aber dann habe ich eine Katze von einem Baum gerettet und bin jetzt zum Kaffee bei zwei netten serbischen Frauen eingeladen.


    #freu


    Also, nein, es liegt nicht an meiner Menschenkenntnis, eher an der der anderen, die mir an der Nasenspitze ansehen, dass ich so jemand bin die mit einer 5m Leiter auf eine Linde klettert und sich eine fremde Katze wie einen Rugbyball unter den Arm klemmt und wieder runterklettert ohne sich das Genick zu brechen #zwinker

  • guten morgen,


    ich finde es sehr spannend zu lesen, was ihr alle für Einschätzungen und Definitionen habt. Genaus das habe ich ja damit gehofft, als ich den Thread gestartet habe. Und es freut mich, dass ich jetzt so viele neue Aspekte von euch bekommen habe, sodass ich weiter denken konnte, was es eigentlich für mich bedeutet.

    ich muss zugeben, ich glaube auch nicht so richtig an die "Menschenkenntnis" in dem Sinne, das man Menschen wirklich aufgrund eines ersten Eindrucks "kennt". Aber das ist ja nur meine Annahme :) .


    Um was aus der ganzen Diskussion hier für mich mitzunehmen - und darum gehts mir ja - finde ich den Anstoß von Nachtkerze

    sehr schön:

    Wenn ich dank meiner erlernten Heuristiken glaube, ich kann jemanden einschätzen, nehme ich das als Hinweis, das zu hinterfragen und genauer hinzuschauen. Das ist für mich ein schöner Gedanke.

    "A complex system that works is invariably found to have evolved from a simple system that works. The inverse proposition also appears to be true: A complex system designed from scratch never works and cannot be made to work. You have to start over with a working simple system. "

    John Gall, The Systems Bible

    • Offizieller Beitrag

    gleich der pseudowissenschaftlichen Meyer-Briggs-Persönlichkeitseinstufungen

    „Pseudowissenschaftlich“ klingt so despektierlich. Die Meyer-Briggs-Einstufungen sind erheblich älter als diese neumodischen Big 5. Ich habe den Verdacht, dass sie nur deshalb kein wissenschaftlich akzeptiertes Fundament haben, weil sie eben schon da waren und da für Wissenschaftler:innen nichts interessantes mehr zu forschen übrig war.


    Ich finde sie im Alltag viel nützlicher als die Big 5.

    Ich hatte mich mal eine Zeitlang mit Meyer-Briggs-EInstufungen beschäftigt, weil die gerade in den USA sehr sehr populär waren. Es klingt schon faszinierend, dass man Menschen in 16 Typen einteilen kann. Nur, stimme ich der vielen Kritik und Einwänden,, die auf der englischen Wikipedia gut zusammengefasst sind, doch zu. Dort steht auch gleich im ersten Absatz, dass diese Einstufung generell als Pseudoscience gilt: https://en.wikipedia.org/wiki/Myers–Briggs_Type_IndicatorThough the MBTI resembles some psychological theories, it is generally classified as pseudoscience, especially as pertains to its supposed predictive abilities. The indicator exhibits significant scientific (psychometric) deficiencies, notably including poor validity (i.e. not measuring what it purports to measure, not having predictive power or not having items that can be generalized), poor reliability (giving different results for the same person on different occasions), measuring categories that are not independent (some dichotomous traits have been noted to correlate with each other), and not being comprehensive (due to missing neuroticism).[9][10][11][12][13] The four scales used in the MBTI have some correlation with four of the Big Five personality traits, which are a more commonly accepted framework.[14]


    Das heisst ja nicht, dass das nicht doch benutzt wird, und doch irgendeinen Nutzen hat.

    "C'est ici que l'aventure se mêle au vent de la mer."

    Pierre Marc Orlan


    If something won't matter in 5 years, don't waste more than 5 minutes worrying about it now.

  • Hier ging es ja hoch her. Ich versuche mal, ein bissel was zu schreiben und hoffe, ich hinke der aktuellen Diskussion nicht allzusehr hinterher.

    Was ich spannend finde, ist, wie verschieden Menschenkenntnis verstanden wird.

    tulan was heißt sich selbst attestieren?

    Gibt es vermutlich auch, finde ich oft schwierig.

    Dass man es sich selbst zuschreibt bzw. von sich selbst behauptet. Wenn ich Menschen kennengelernt habe, die schnell von sich selbst sagten, sie hätten eine gute Menschenkenntnis, dann sagte mir meine Menschenkenntnis #zwinker dass sie Menschen voller Vorurteile waren. Also in der Tendenz. Deshalb bin ich mittlerweile eher etwas auf Abstand, wenn jemand das von sich behauptet.

    Übereinander sprechen finde ich ganz schwierig. Egal, wieviel Recht man damit am Ende hat. Ich möchte dass die Menschen mit mir reden, nicht über mich.

    Ach ich weiß nicht. Ich hab ja auch massive Ausgrenzungserfahrungen. Und andererseits spreche ich viel und gern über andere, als Teil meines Berufs aber auch privat. Ich finde es immer ganz wichtig, wie das passiert. So lange es respektvoll ist, selbst bei Dingen, mit denen ich schwer umgehen kann, finde ich es in Ordnung. Ich finde es auch in Ordnung zu sagen "xy hat in mir so unangenehme Gefühle ausgelöst, da muss ich mir jetzt erstmal Luft machen" aber dann spreche ich eigentlich nicht über xy sondern über mich. Was ich nicht mag, ist über andere herzuziehen und so zu tun, als habe es nichts mit mir zu tun. Wenn mir das passiert, wünsche ich mir auch ein*e Gegenüber, das mich freundlich darauf hinweist, dass das möglicherweise viel mit mir zu tun hat.

    Die Definition von Wikipedia ist ja doch aufschlussreich - naemlich, dass Menschenkenntnis also wirklich am ersten Augenblick des Kennenlernens verankert ist. Interessant auch, dass dazu gleich der pseudowissenschaftlichen Meyer-Briggs-Persönlichkeitseinstufungen erwähnt wurden.

    Ja, ich hatte mich auch gewundert, welche Persönlichkeitseinstufungen da wieso benannt wurden. Das Enneagramm kenne ich auch nicht als wissenschaftlich.

    Ich merke aber grad, wie sehr es mit negativen Vorurteilen behaftet ist, wenn Menschen eine gute Menschenkenntnis haben.

    Für mich nicht. Für mich ist es mit negativen Vorurteilen behaftet, wenn jemand von sich behauptet, eine gute Menschenkenntnis zu haben. Weil das dann in meiner Erfahrung oft mehr Schein als Sein ist.

    Also, nein, es liegt nicht an meiner Menschenkenntnis, eher an der der anderen, die mir an der Nasenspitze ansehen, dass ich so jemand bin die mit einer 5m Leiter auf eine Linde klettert und sich eine fremde Katze wie einen Rugbyball unter den Arm klemmt und wieder runterklettert ohne sich das Genick zu brechen #zwinker

    #super Da muss ich schmunzeln. Ich bin auch so jemand, wobei ich mittlerweile auch weiß, wie ich gucken muss, damit mich niemand anquatscht.

  • ich muss zugeben, ich glaube auch nicht so richtig an die "Menschenkenntnis" in dem Sinne, das man Menschen wirklich aufgrund eines ersten Eindrucks "kennt". Aber das ist ja nur meine Annahme :) .

    Ich kenne Menschen auch nicht aufgrund des ersten Eindrucks.

    Das funktioniert ja auch nicht.

    Um jemanden zu kennen, muss ich viel Zeit mit jemandem verbringen, einen großen Teil der Geschichte kennen usw.