“Frauen sind mitgemeint” / Streit zwischen Justiz- und Innenministerium

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  • Zum letzten Absatz: Du meinst, dass wegen der Verwendung des generischen Maskulinums in diesen Berufen mehr Männer als Frauen arbeiten, verstehe ich das richtig?

    Nein, ich meine es in dem Sinn, den Anaba so treffend erläutert hat. Alles was Geld bringt und respektabel ist, war schon immer Männerdomäne und es gab dafür einen Begriff, der schon immer (zunächst) nur die Männer meinte. Nur bei Berufen/Tätigkeiten, die nur Frauen machen können (z.B. Amme) oder sich relativ früh als weibliche Domäne erobert haben (Hebamme, Kindergärtnerin, Sekretärin, Krankenschwester) fehlt ein männlicher Begriff oder ist es üblich, den weiblichen Begriff generisch zu verwenden und die Männer mitzumeinen.


    Ich persönlich stelle dir nicht in Abrede, dass deine berufliche/finanzielle/persönliche Entwicklung nicht dadurch beeinträchtigt wurde, dass du eine Frau bist.


    Aber wenn du dich weigerst anzuerkennen, dass es jede Menge Frauen in Deutschland (der westlichen Welt? Überall auf der Welt?) gibt, bei denen genau das der Fall ist - ja, da hast du recht, dann denke ich in der Tat, dass das Blauäugigkeit, mangelnde Beschäftigung mit dem Thema, bewusste Ignoranz oder sonstwas ist. Oder denkst du ernsthaft, die Lösung sei zu sagen: "macht es doch alle so wie ich, dann gibt es keine Geschlechterdiskriminierung"? Wie gesagt, ich hatte gedacht, über diesen Punkt wären wir nach dem anderen Thread hinaus gewesen, aber ich habe mich wohl getäuscht.

    Liebe Grüße

    Sabine mit T. 10/02 und Q. 11/05

  • Was Kollegen in meinem Alter (Mitte 30) sagen:


    "So'n Mädchen aus Litigation" (über eine hochqualifizierte Kollegin, die vor nicht allzu langer Zeit als "Rising Star" in einem rennomierten Ranking ausgezeichnet wurde.


    "Ich schreibe weiter 'Liebe Kollegen'" (auf meine Bitte hin, für E-Mails ans Team - zu dem ich auch gehöre - eine andere Anrede zu wählen, z.B. "Liebe Alle")


    "Als Frau hat man ja immer noch die Möglichkeit, zu heiraten (statt Karriere zu machen), als Mann nicht"


    "Als Mann kann man keine /nicht mehr als 2-3 Monate Elternzeit nehmen, sonst signalisiert man der Kanzlei, dass man nicht hungrig auf Karriere ist" (und als Frau?)


    "Die sind doch eh nur hier, um sich einen Mann zu suchen" (über Kolleginnen)


    "Wir haben dich nicht gefragt, ob du mit was trinken kommst, weil wir in Ruhe über unsere Freundinnen lästern wollten, und das geht nicht, wenn du dabei bist." (zu einer Kollegin)



    Für Frauen vorteilhafte Dinge können nur von Frauen gemacht werden und WERDEN dann auch gemacht, denn die zu geringe Quote Frauen in Parlamenten ist der einzige Grund dafür, dass all das noch nicht passiert ist... das.. äh, ja DAS was sich alle Frauen wünschen, denn das ist ka auch bei allen Frauen dasselbe! Deswegen braucht man nur dieselben Genitalien wie ich um mich im Parlament zu vertreten. Parteibuch egal.

    Im Gegenteil, es ist eine patriarchale Erzählung, Frauen wären alle gleich und eine Frau stünde für alle. Die alte Frage "Was will das Weib" ist schon falsch, weil es "das Weib" nicht gibt.


    Wir brauchen auch gerade deshalb viele Frauen in Machtpositionen, weil die mitnichten alle das Gleiche wollen.


    Davon abgesehen gibt es aber durchaus auch Themen, die für mehr Frauen als Männer interessant sind. Auch deshalb ist es wichtig, dass wir an entscheidenden Stellen präsent sind, damit unsere Themen präsent sind.


    Oft ist das auf Dauer auch zum Vorteil der Männer - z.B. wurde das Recht auf Teilzeitarbeit ursprünglich von Frauen durchgeboxt, jetzt haben es aber auch Männer.

  • "Als Mann kann man keine /nicht mehr als 2-3 Monate Elternzeit nehmen, sonst signalisiert man der Kanzlei, dass man nicht hungrig auf Karriere ist" (und als Frau?)

    und als Frau genauso wenig!

    Als ich überraschend alleinerziehend wurde hat mir die Personalcheffin(Frau!) nach 4 Wochen mitgeteilt das ich das "muddi spielen" mal sein lassen soll, "Wenn sie mal ernsthaft darüber nachdenken ist das ja auch wirklich albern" Ich solle mir was mit meinem Kind einfallen lassen (Nanny/Oma/Pflegefamilie) sonst habe ich keine Zukunft in dieser Firma.

    Also Firmenwechsel mit dem "Recht auf Teilzeit", die haben sich kaputt gelacht als sie meine 28 Bewerbungen auf eine 30 Stundenstelle gelesen haben. Da gabs Anrufe von Personalabteilungen ob ich mich da geirrt habe oder ob ich sie veräppeln will.

    "Ähm ja sie hören von uns" keine einzige Einladung zum Gespräch obwohl die Teilweise meinen Beruf per Banner am Firmenzaun gesucht haben.

    Ich habe schon an mir selber gezweifelt also 4 Bewerbungen mit den Angaben Kind 1, Familienstand Ledig abgeschickt und am ende 4 Arbeitsverträge mit 60 Stunden + da liegen gehabt. War gut fürs Ego hat mich aber nicht weiter gebracht. Also Faktisch die Wahl zwischen Hartz4 und Vollzeit.

    Dann Umzug zu meinen Eltern und meinem jetzigen Chef (Geschlecht spielt da keine Rolle) in die Hand versprochen das ich nicht weniger arbeite als alle anderen Familienväter auch: Stelle bekommen.


    Da fällt mir privilegiertem alten weißen Mann schonmal der goldene Löffel aus dem Mund da gebe ich dir recht.


    Achja, ein Freund von mir hat jetzt 3 Monate Elternzeit genommen, der fährt mit einem Kumpel (auch Elternzeit) jetzt 3 Monate mit dem Geländewagen über Russland ans Nordcap.

    Der wurde gefeiert in der Firma.

    Ich denke aber das sich das jetzt recht zügig ändern wird wenn man sich die Nachrichtenlage mal so ansieht.

  • Da hast Du wohl das Problem kein alter weißer Mann zu sein, sondern ein junger.
    Spaß beiseite, klar ist das Scheiße, wie man's dreht und wendet.


    Du tust etwas, was "man" von einem Mann nicht erwartet, also kriegt Du eine drauf.

    Alternativ den Vorwurf, der Allgemeinheit auf der Tasche zu liegen, wenn Du Dich für Hartz4 "entscheidest".


    Als Frau kriegst Du dieselbe drauf - Hartz4 oder Vollzeit. Nur mit weniger Vollzeit-Angeboten, Du könnstest ja nochmal kindern.
    Und Rabenmutter-Prügel egal wie Du Dich entscheidest - entweder kümmerst Du Dich nicht genug um Dein Kind, oder Du kannst dem Kind nix bieten.


    Ich denke, wir kommen aus diesem Schlamassel nur raus, wenn beim Arbeitgeber das "Risiko" von Teilzeit wg. Kind bei allen Mitarbeitern gleich hoch erscheint - dann könnte der höchstens bevorzugt Leute über 50 einstellen :D

    Die beste Vergeltung ist, nicht zu werden wie dein Feind (Marcus Aurelius)

  • ich weiß nicht warum Du das immer wieder an Deiner Biographie festmachst. Das ist doch toll, wenn es Dir anders ging und geht. Ich würde mir das für viel mehr Frauen wünschen. Aber das ist eben immer noch anders und hat Gründe, die teilweise erforscht sind.

    Es hat übrigens immer Frauen gegeben, die in männlich dominierte Berufe vorgedrungen sind, seit Jahrhunderten. Es ändert nichts daran, daß es immer noch keine gleichmäßige Verteilung gibt und anderen Frauen das nicht gelingt. Ich denke nicht, daß man jetzt gegenteilig sagen kann, die sind alle doofer, unfähiger, hatten weniger Glück. Nicht bei so vielen. Du schriebst ja, ob Du Deine Laufbahn infrage stellen müßtest: Nein. Weder zeigt es auf, daß es an den Frauen liegt, die es nicht auch geschafft haben, noch an derjenigen, die es geschafft hat.


    Das generische Maskulinum ist auch nicht ursächlich für den Mißstand (Du schriebst „Korrelation - Kausalität“), es zementiert aber offensichtlich ein nicht gewünschten Zustand. Es ist hinderlich und zwar so sehr, daß es nicht unwichtig ist. Ein Grund von vielen.


    Das muß auch alles nicht Deine Meinung sein, weil Du glücklicherweise andere Erfahrungen gemacht hast. Ich sehe aber nicht, daß es da quasi „alternative Fakten“ gibt, denn ein Frauenmangel ist in so vielen Bereichen offensichtlich und nicht wegdiskutierbar. Und es hat Untersuchungen über die Gründe gegeben, die aufzeigten warum. Und dann eben als Grund nicht nur einen nannten.

  • Ich sehe aber nicht, daß es da quasi „alternative Fakten“ gibt, denn ein Frauenmangel ist in so vielen Bereichen offensichtlich und nicht wegdiskutierbar.

    Mit ging das Thema jetzt noch eine Weile im Kopf rum, und auf so eine ähnliche Frage bin ich auch gekommen. Wo ist da der Bruch in der Kette, der anscheinend enfj-a zu dem Schluss bringt, dass beim Thema Gleichberechtigung keine Arbeit mehr vonnöten ist (zugegeben, den Ausbruch mit Parlament und Feminismus usw. habe ich nicht so ganz durchstiegen, vielleicht sollte das ja auch etwas anderes bedeuten), oder dass zumindest das generische Maskulinum eine feine Sache ist.


    Denn auch nach meinem Verständnis kann man einfach nicht wegdiskutieren, dass die - ich will es mal "weibliche Teilhabe" nennen - sich in vielen Bereichen ganz krass von ihrem Anteil in der Bevölkerung unterscheidet. Beispielsweise der Anteil von Frauen in Führungspositionen, das von Frauen erwirtschaftete Einkommen, Anteil von Frauen in MINT-Berufen, usw.


    Und was fällt einem da als Ursache jenseits der Diskriminierung ein? Dass Frauen das in so großer Anzahl ja einfach so haben wollen? Weil sie von Natur aus (also biologisch) lieber geführt werden als zu führen? Weil ihre mütterlichen Instinkte sie von Geburt an in Richtung Niedriglohnsektor/Teilzeitarbeit drängen? Weil sie körperlich und intellektuell einfach weniger leistungsfähig sind und deshalb gerechterweise eher die weniger repräsentativen Jobs machen und schlechter bezahlt werden? Dass sie (wiederum von Natur aus) einfach zu doof sind, um sich zu nehmen, was ihnen zusteht?


    Für mich sind diese hypothetischen Ursachen alle absurd.


    In meinen Augen sind das gewachsene Strukturen, von denen wir uns erfreulicherweise wegbewegen (und ich bin den Feministinnen dankbar, das erkämpft zu haben - denn ich wäre damals bestimmt keine "gute" Frau gewesen, im Sinne von brav machen, was erwartet wird, aber ich wäre mit Sicherheit auch keine Vorkämpferin für Frauenrechte gewesen, sondern hätte irgendwie still vor mich hingelitten).


    Aber das Wegbewegen braucht mE regelmäßige Auffrischungen, gerne als Tritte in unser aller Ärsche, so wie dieser schöne Gesetzesentwurf, und insbesondere die entlarvende Begründung dafür, dass es doch "wie üblich" gemacht wird.


    Ich habe das Gefühl, dass etwas, das dir, enfj-a, aufstößt, der Eindruck ist, dass "die Männer" zu "den Bösen" stilisiert werden sollen. Zumindest was mich betrifft ist das nicht der Fall. Männer sind genauso wie Frauen das Produkt ihres sozialen Umfelds. Mein Freund ist kein böser Macho, der Kindergärtnerinnen die Entlohnung vorenthält, die ihnen zustehen würde, bloß weil er selber Ingenieur ist und dafür gut bezahlt wird.


    Aber auch er sagte erst vor wenigen Monaten, dass der "Gender Gap" bei der Bezahlung daran läge, dass Frauen einfach lieber die Jobs machen, die (zufälligerweise) schlechter bezahlt werden. Weil sie lieber soziale Berufe ausüben, und da sei eben einfach kein Geld zu verdienen (dass die Neigung zu sozialen Berufen möglicherweise anerzogen ist, hat er immerhin schon immer anerkannt). Erst als ich ihm (vor dem Hintergrund, dass diese Berufe mE nicht "zufällig" schlechter bezahlt sind) Beispiele genannt habe, die seine These widerlegen, ist ihm ein Licht aufgegangen: Ärzt*innen werden gut bezahlt, Pflegepersonal und Hebammen nicht. Lehrer*innen an weiterführenden Schulen werden gut bezahlt, Grundschullehrer*innen weniger gut und Kindergärtner*innen deutlich schlechter. Vom Hörensagen (aber aus mehreren Richtungen, ich hoffe, das stimmt so) weiß ich, dass Programmierer*in in der Anfangszeit ein (schlecht bezahlter) Frauenjob war. Erst seit die Männer das für sich entdeckt haben, ist es ein gut bezahlter Job geworden.


    Das mag als gewachsene Struktur ja mal einen Sinn ergeben haben, als Männer noch Alleinverdiener waren und gut bezahlte Jobs brauchten, weil sie damit eben allein die Familie ernähren mussten, und Frauen gar nicht oder ehrenamtlich oder nur ein paar Stündchen pro Woche gearbeitet haben. Aber es ist meiner Meinung nach höchste Zeit, diese Relikte zu überwinden und "Frauenberufe" aufzuwerten, auch monetär, und allgemein Arbeit und Teilnahme von Frauen wahrzunehmen, vor allen Dingen auch in unseren Köpfen.

    Liebe Grüße

    Sabine mit T. 10/02 und Q. 11/05

  • Ich habe das Gefühl, dass etwas, das dir, enfj-a, aufstößt, der Eindruck ist, dass "die Männer" zu "den Bösen" stilisiert werden sollen. Zumindest was mich betrifft ist das nicht der Fall. Männer sind genauso wie Frauen das Produkt ihres sozialen Umfelds.


    Ich würde sogar noch weiter gehen und sagen, dass mir viele Männer eher noch viel stärker als Frauen in Rollenmustern gefangen vorkommen. Die Rollenmuster haben nur andere Konsequenzen, die man dann so oder so bewerten kann (man könnte ja auch Mitleid haben, z.B. mit den ganzen Männern, die ihre Kinder offenbar bekommen haben, um sie "nie" zu sehen ;) )


    Bzgl. Programmierinnen ist das auch mein Kenntnisstand. "Hidden Figures" ist ein echt toller Film, in dem man das etwas mitbekommt.


    Bei Lehrkräften fürs Gymnasium ist mein persönlicher Eindruck, dass es da einen Shift im gesellschaftlichen Ansehen gab, der mit dem steigenden Frauenanteil korrelliert.

  • Dieses Bild wurde von Männern nach außen getragen. Und Männer schrieben die Geschichte. Und verhinderten bis vor geschichtlich nicht allzulanger Zeit, dass Frauen in diese Bereiche "vordrangen".

    Es gab immer auch Frauen, denen es mit viel Anstrengung gelungen ist, in diese Bereiche vorzudringen. Aber Du hast Recht, "Männer schrieben die Geschichte". Auch - eigentnlich - sehr bedeutende Frauen tauchen schlicht nicht auf / wurden vergessen. Viele sind auch in die Rolle von Männern geschlüpft - haben sich so verkleidet oder unter einem männlichen Pseudonym publiziert.

  • Vom Hörensagen (aber aus mehreren Richtungen, ich hoffe, das stimmt so) weiß ich, dass Programmierer*in in der Anfangszeit ein (schlecht bezahlter) Frauenjob war. Erst seit die Männer das für sich entdeckt haben, ist es ein gut bezahlter Job geworden.

    Ich meine sogar, mal gelesen zu haben, dass, wenn in ehemals männerdominierten Berufen der Frauenanteil steigt, das Lohnniveau sinkt ... Ich hab dazu aber leider keine Quelle mehr

  • Meine Erfahrung zu dem "als Frau nicht benachteiligt"-Ding, dem ich als junge Frau auch mal aufgesessen war:


    Vor sehr vielen Jahren hatte ich einen Job auf dem Bau. Absolute Männerdomäne. Es war kein toller Job, es war beschissen bezahlt und mega anstrengend, weil man den ganzen Tag in der prallen Sonne war, aber ich brauchte Kohle, konnte nix und wollte nicht putzen.

    Also habe ich als Frau - als Mädchen mehr - um diesen Job diskutiert, ein Probearbeiten gemacht und mir einen heftigsten Sonnenbrand und den Job geholt.

    Danach war ich lange - sehr lange - der Meinung, man könne als Frau doch auch ..., man werde da gar nicht diskriminiert und immerhin bewies ja mein Job, dass es eben nur auf Leistung ankommt ...

    Rückblickend war ich einfach unglaublich stolz, diesen Job trotz aller Widerstände und trotz der unfairen Bewertung bekommen zu haben - denn natürlich musste kein Mann, der da jemals auflief um den Job diskutieren oder probearbeiten und es musste sich auch keiner so den Arsch aufreißen.

    Und weil es für mich schwer war - schwerer als für die Männer - wollte ich unterbewusst auch nicht, dass es für irgendeine andere Frau leichter war. Vielleicht war mir diese Besonderheit so viel wert: Ich hatte mehr Leistung bringen müssen als die Männer - damit war ich da die Heldin. Und keine durfte mir den Titel streitig machen, erst recht nicht durch schlechtere Leistung, denn ICH hatte doch auch besser als die Männer sein müssen, um dahin zu kommen. :evil:


    Wie gesagt - rückblickend. Das war mir damals sicher nicht bewusst, aber da spielte in jedem Fall eine Menge Arroganz rein. Und die sieht man ehrlic gesagt bei vielen Frauen, die Karriere gemacht haben. Damit einhergehend so eine gewisst Härte anderen gegenüber. "Ich habe besser sein müssen, als alle anderen - anderen Frauen soll es nun nicht leichter gemacht werden, denn die kratzen an meiner besonderen Stellung!"

    Es gibt überall auch Gutes in der Welt.
    Selbst RTL hat Ninja Warrior!

  • Dieses Bild wurde von Männern nach außen getragen. Und Männer schrieben die Geschichte. Und verhinderten bis vor geschichtlich nicht allzulanger Zeit, dass Frauen in diese Bereiche "vordrangen".

    Es gab immer auch Frauen, denen es mit viel Anstrengung gelungen ist, in diese Bereiche vorzudringen. Aber Du hast Recht, "Männer schrieben die Geschichte". Auch - eigentnlich - sehr bedeutende Frauen tauchen schlicht nicht auf / wurden vergessen. Viele sind auch in die Rolle von Männern geschlüpft - haben sich so verkleidet oder unter einem männlichen Pseudonym publiziert.

    Ich lese gerade die neue Beauvoir-Biografie, da geht es recht viel darum - wie sie einerseits selbst berüh t wurde und andererseits sich selbst klein machte, unter Sartres Namen publizierte und von der Presse kleingemacht wurde.

  • Ich stieg neulich nach einer Pause wieder in ein Projekt ein, stieß auf einen unbekannten Namen und fragte, wer das sei: “Das ist das Mädel, das dem Architekten zuarbeitet.“ Ich fand dann schnell heraus, dass es in dem Projekt jetzt eine neue verantwortliche gestandene Architektin gab.


    Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Verantwortung meist dann übernommen wird, wenn Leute von anderen für verantwortlich erklärt werden. Frauen können also viel schlechter Verantwortung außerhalb traditioneller Frauenaufgaben übernehmen, weil sie diese Verantwortung selbst erkämpfen müssen, statt sie übergeben zu bekommen. Seit ich das kapiert habe, bemühe ich mich

    aktiv, Frauen, denen ich begegne, Verantwortung zuzuschreiben, und ich habe den Eindruck, dass das was ausmacht.


    Ich hab mir mal den Spaß gemacht, auf den Homepages verschiedener örtlicher Grundschulen das Personal anzusehen. Spricht eigentlich nichts dagegen, “Grundschullehrerin“ und “Direktor“ als Normalbegriffe zu verwenden, denn das spiegelt die Realität ...


    Ich habe das generische Maskulinum jedenfalls satt.


    derFabian: Mein Partner hat in der Firma, in der er arbeitet, die Teilzeit für Männer eingeführt. Das konnte er machen, weil er dort seit Jahren unersetzlich ist. Seitdem hat der Anteil von Familienvätern in Teilzeit (30-35 Stunden) massiv zugenommen. Also wenn Du jetzt schon eine Weile in Deinem Job bist, lohnt sich vielleicht ein neuer Teilzeitversuch und Du hilfst anderen jüngeren Männern bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

    "Stay afraid, but do it anyway. What’s important is the action. You don’t have to wait to be confident. Just do it and eventually the confidence will follow." Carrie Fisher

    LG Matilda mit Tochter (08/2004) und Sohn (09/2015)

  • enfj-a Hier ist noch mal etwas zum Thema (ein Interview mit Anatol Stefanowitsch)

    https://trib.al/UJUNtkC


    Zitat: “Wir wissen aus 20 Jahren Forschung, dass das generische Maskulinum als Maskulinum interpretiert wird und nicht generisch. Um es generisch zu interpretieren, müssen bestimmte Bedingungen gegeben sein, und selbst dann bleibt sehr häufig eine Doppeldeutigkeit übrig. Das bedeutet, dass Frauen beim traditionellen generischen Maskulinum nie wissen, ob sie eigentlich mitgemeint sind. Das erzeugt eine ständige erhöhte Anforderung an die Aufmerksamkeit von Frauen. Und es führt dazu, dass Frauen sich tatsächlich sehr häufig unbewusst nicht mitgemeint fühlen, obwohl sie es vielleicht sind. Es gibt eine Studie meiner Kollegin Bettina Hannover, die gezeigt hat, dass Mädchen sich Berufe weniger zutrauen, wenn die Berufsbezeichnungen im generischen Maskulinum präsentiert werden. Obwohl sie wissen, dass sie theoretisch mitgemeint sind. Ein Individuum kann darauf pochen, das generische Maskulinum weiter zu verwenden, aber gesellschaftlich relevante Akteur*innen können sich nicht so verhalten. Das ist ein Scheitern von sprachlicher Inklusion.“


    Die Wissenschaft scheint deinen subjektiven Erfahrungen zu widersprechen.

  • Die Wissenschaft scheint deinen subjektiven Erfahrungen zu widersprechen.

    Da muss die statistikgeübte Physikerin widersprechen, denn das ist der analoge Denkfehler wie bei @en-ja.


    Weder ist es möglich, von einer statistischen Verteilung einen individuellen Fall abzuleiten noch durch einen individuellen Fall die statistische Verteilung zu falsifizieren.

    Die beste Vergeltung ist, nicht zu werden wie dein Feind (Marcus Aurelius)

  • Ich hab nun lange darüber nachgedacht warum mich das Thema/der Thread irgendwie so wütend machen: ich finde, dass die Diskussion, wie so oft wenn es um Diskriminierung geht, sich mal wieder darum dreht, ob und in welcher Form die Diskriminierung „so gemeint ist“. Hier: Sollte ich mich nicht einfach „mitgemeint“ fühlen, wenn doch alle sagen, dass das generische Maskulinum so zu verstehen ist? Aber so einfach geht es meiner Meinung nach nicht. Nur weil ein*e Sprecher*in nicht die Intention hat zu diskriminieren, heißt das nicht, dass sie das nicht tut! Ich kann auch Sexismus/Rassismus etc. komplett ohne eine persönliche Intention und ohne es zu merken reproduzieren. Und ob nun jemand von dem was gesagt/ geschriebenen wird sich diskriminiert fühlt, muss er*sie immer noch selber entscheiden dürfen. Ich meine, sobald jemand (eine Gruppe von Personen) sagt: Ich fühle mich nicht „mitgemeint“ oder diskriminiert, sollte das doch reichen um anzuerkennen, dass hier Diskriminierung stattfindet. Wieso sollen die Diskriminierten immer noch beweisen, dass dieses und jenes auch wirklich so gemeint war wie sie es empfinden?

  • Die Wissenschaft scheint deinen subjektiven Erfahrungen zu widersprechen.

    Da muss die statistikgeübte Physikerin widersprechen, denn das ist der analoge Denkfehler wie bei @en-ja.


    Weder ist es möglich, von einer statistischen Verteilung einen individuellen Fall abzuleiten noch durch einen individuellen Fall die statistische Verteilung zu falsifizieren.

    Ich habe aber weder das eine noch das andere getan, sondern nur auf Forschungsergebnisse hingewiesen, die alle in eine Richtung weisen. Und natürlich ist es möglich, dass die subjektive Wahrnehmung im Widerspruch zu wissenschaftlichen Erkenntnissen steht, da gibt es ja genug Beispiele.

  • Du sagtest wörtlich "Die Wissenschaft scheint deinen subjektiven Erfahrungen zu widersprechen."


    Ich sage nein, das ist kein Widerspruch weil das Potential für den Widerspruch fehlt - die Einzelfallbewertung und die Bewertung der Grundgesamtheit können einander nicht widersprechen.


    Einzelbeobachtungen können unerwartet sein, statistische Ausreißer sein, aber das ist kein Widerspruch im Sinne der wissenschaftlichen Erkenntnis.


    Übrigens glaube ich, dass es das ist, wogegen @en-ja versucht sich zu wehren - der Anspruch, dass die Statistik ihre individuellen Erfahrungen negieren wollte, ihre Erfahrung als falsch darstellen wollte. Das ist sie nicht, sie ist nur nicht im statistischen Mittel, sondern irgendwo im Gauß-Schwanz.

    Die beste Vergeltung ist, nicht zu werden wie dein Feind (Marcus Aurelius)

  • Ich fühle mich nicht „mitgemeint“ oder diskriminiert, sollte das doch reichen um anzuerkennen, dass hier Diskriminierung stattfindet. Wieso sollen die Diskriminierten immer noch beweisen, dass dieses und jenes auch wirklich so gemeint war wie sie es empfinden?

    Das sehe ich genauso.


    Deshalb fand ich es echt krass unhöflich von meinem Kollegen, dass er darauf bestand, weiterhin "Liebe Kollegen" zu schreiben, obwohl ich ihn sogar zweimal gebeten hatte, das zu ändern.


    Ich bin gerade in "Becoming Beauvoir" von Kate Kirkpatrick an der Stelle angekommen, an der um die Zeit geht, in der Beauvoir ihr bahnbrechendes Werk "Das zweite Geschlecht" schrieb:


    Zitat von Becoming Beauvoir, S. 220 (engl. Originalausgabe)


    In Beauvoirs Memoiren beschreibt sihe ihre Unterhaltung mit Sartre als Offenbarung. Zunächst, heißt es in ihrem Bericht in Der Lauf der Dinge, glaubte sie, dass es kaum eine Bedeutung hatte, dass sie eine Frau war; sie fühlte sich nicht unterlegen und sie behauptete dass "niemand je zu mir gesagt hatte: 'Du denkst so, weil du eine Frau bist', meine Weiblichkeit war nie irgendwie belastend für mich gewesen."