Ich versuch mal ein Beispiel...
In einer kleinen Stadt haben die Kinder und Jugendlichen eine imaginäre Gestalt entwickelt, weil sie das lustig fanden.
Sie erzählen sich in Gegenwart ihrer Eltern untereinander von Friederöck Muspel, der ein ganz wunderbarer Musiker ist und alle mit seiner Musik erfreuen will. Sie beschreiben, wer ihn wann wo getroffen hat, was für ein Typ er ist usw.
Sie filmen Videoclips über sein (imaginäres) Leben, erfinden Konzerte und so weiter. Sie zeigen ihren Eltern die FIlmclips, erzählen ihnen daß es einen Friederöckstag gibt, an dem er allen Eltern eine Gratis-CD schenken will.
Sie lassen sie aufschreiben, welche Musikrichtung sie sich wünschen, "telefonieren" dann mit Friederöck... Oder legen ein Blatt mit Noten hin, daß Friederöck beim Wunschzettel abholen "verloren" hat...
An jenem Tag liegt eine CD mit wunderschöner Musik neben de Vase mit dem Apfelbaumzweig. "Mama, Papa - die ist von Friederöck... da ist nett von ihm, nicht wahr?"
Das machen sie nicht, um ihre Eltern zu belügen, sondern weil die es so schön finden, daß ihre Eltern glücklich glauben, ihre Kinder und Jugendlichen seien so Musik-interessiert sind und weil die Eltern sich so darüber freuen, daß es so selbstlose begabte Musiker gibt und jemand an sie denkt und ihnen was schenkt. Weil es die Eltern glücklich macht.
Schöpfen die Eltern Verdacht, wird alles getan, damit die Illusion wenigstens noch ein Weilchen erhalten bleibt.
Die Kinder von Frau Schulze finden das eigentlich nicht so toll, werden aber von den Kindern von Herrn Schneider aufgefordert, auch auf Nachfrage hin zu verschweigen, daß es nur ausgedacht ist... Oder gar sie sollten vorspielen, daß es ihn gäbe...
Nun hat Frau Schulze selber es rausbekommen, soll aber möglichst auch nichts verraten, damit den anderen der Zauber nicht genommen wird.
Das Ganze über Jahre hinweg...
Das mag süß und niedlich und von Herzen gut gemeint sein - aber so rum kommt einem neben "verzaubern" usw. vielleicht das Wort "schwindeln" oder "nicht ehrlich sein" doch eher in den Kopf. Und jeder würde verstehen, daß es durchaus auch sein kann, daß das ein oder andere Elternteil am Ende sauer ist und sich nicht nur glücklich und verzaubert fühlt,...
Aber was ist, wenn die Kinder von Herrn und Frau Müller nie gesagt haben, daß es Friederöck, von dem alle anderen reden wirklich gibt? Wenn die Eltern das von den anderen Eltern und deren Kindern gehört und in den Filmchen usw., gesehen haben und die Kinder ihnen nur nie die Wahrheit gesagt haben, obwohl sie sie wussten?
Wenn sie nicht aktiv die Geschichte gepflegt haben, sondern "nur" nicht ihre echte Meinung dazu gesagt haben und so verhindert haben, daß sie durchschaut wird? Auf Nachfragen, von wem die CD unterm Zweig denn nun wirklich ist, nur leise gelächelt haben ... ?
So wirklich ehrlich waren sie trotzdem nicht und sollten auch dazu stehen.
Nicht falsch verstehen, am Ende macht es zu recht jede Familie so, wie es für sie passt. Aber vielleicht hilft die Geschichte zu verstehen, warum manche dabei durchaus das Gefühl haben, es ist eben nicht ehrlich.
Edit:
Und ganz egal ob mit oder ohne "echten" Weihnachtsmann, Mutter Gans, Christkind, Weihnachts-Känguru, - Hasen oder- Hexe ... Ich wünsche allen eine wunderschöne Adventszeit und friedliche, harmonische und "verzauberte" Weihnachten.