Klavier üben - Drama

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  • Hallo,


    Vielleicht muss man auch noch mal mit der Lehrerin ins Gespräch kommen. Nicht jeder passt zu jedem, das gilt für Lehrer/innen und Schüler/innen, nicht jeder Lehrstil, nicht jedes Buch, nicht jede Musikrichtung...


    Meine Tochter hatte zuerst eine Klavierlehrerin, die menschlich wirklich sehr nett war und viel über Lob versucht hat.


    Aber sie passte einfach nicht zu meiner Tochter, die Lob eher als Käfig empfand, weil ihr klar war, daß es eben als (außen)Motivation gedacht war und den möglichen Gegenpol "kein Lob" (also ebenfalls eine Außenwertung) schon in sich trug.


    Die zweite Lehrerin konnte meinen kleinen Freigeist besser auffangen, besser auf sie eingehen, Stücke finden, die sie motivierten und mit denen es nicht langweilig wurde.

    Sie schaffte es viel mehr dem Kind zu vermittel, daß es im sie (also das Kind) geht, um seine Freude an der Musik, seine Interessen, sein Tempo.... und nicht um Erwartungen anderer die zu erfüllen wären. Und daß es darum eben auch das üben ihre ganz eigene Entscheidung wäre. (Daß es mit üben schneller voran geht, war ihr in dem Alter von alleine klar)


    Da durfte auch mal ein halbfertig geübtes Stück "stehen bleiben" oder "sich ein paar Wochen ausruhen", wenn es keine Motivation mehr bot, auch wenn es vielleicht rein objektiv was die reine Leistung anfing langsam(er) voran ging, wurde das ach kurzer Zeit durch die Motivation ausgeglichen.


    Die erste Lehrerin war keine schlechte Lehrerin, ganz im Gegenteil. Sie hat in unserer Musikschule schon viele Kinder zu ziemlich hohen Leistungen begleitet und ist gerade bei eher ehrgeizig veranlagten Kindern (und Eltern) recht beliebt. Aber es passte einfach zwischen ihr und meinem Kind nicht.


    Das heißt ja nicht, daß es unbedingt einen Lehrerwechsel geben muss, aber vielleicht kann sie ja noch mal schauen, was sie tun kann, um die Kinder zu motivieren bzw eigentlich um ihre ursprüngliche Eigen.Motivation wieder herauszulocken. .


    Ich hatte z.B. eine Gitarrenschülerin mit kurzer Aufmerksamkeitsspanne. Für sie war es viel motivierender, nacheinander mehrere kurze Stücke von wenigen Zeilen zu spielen und dafür das Gefühl zu haben, etwas "fertig" zu haben, während das für jemanden andren vielleicht eher langweilig gewesen wäre, weil "richtige" lange Stücke das Ziel gewesen wären. Für diese Schülerin habe ich alle Bücher beiseite gelegt und selber Stücke zusammengestellt bzw. aufgeteilt. Meine Tochter nervten z.B. die seitenweisen zweizeiligen Etüden in ihrem ersten Lehrbuch gnadenlos, da hatte sie keine Chance sich zu konzentrieren, weil sie die einfach nicht schön fand. Sie hat (neben dem aktuellen Lernstand) immer ein "Großprojekt" laufen gehabt, daß für ihr Niveau eigentlich zu hoch war, was sie aber extrem zum üben motivierte.


    So verschieden kann das sein....

  • Ihr Lieben: Vielen Dank für die vielen Antworten und Denkanstöße! #herz Ich komme jetzt erst dazu zu antworten (wir hatten ja noch bis gestern in unserem Bundesland Homeschooling... #sauer)


    Also, fangen wir mal bei mir an: ich selber habe jahrelang Klavier und Querflöte gespielt (hätte es fast auch studiert). Ich habe beides immer mit mehr oder weniger großer Freude gemacht. Ich habe es immer so gesehen, dass ich mich selber in der Musik ausdrücken kann. Im Ensemble oder sogar Orchester spielen hatte immer einen sehr großen Reiz. Diese Einstellung, Musik für sich zu machen, würde ich mir auch für meine Kinder wünschen. Und ja, ich finde es gehört auch mal dazu, sich durchzubeißen und eben nicht gleich einzuknicken. Da würde ich mir wünschen, meine Kinder gut durch diese Phasen begleiten zu können.


    Mit beiden habe ich noch einmal gesprochen. Sie wollen unbedingt weitermachen. Und seit meinem Post hier, klappt es irgendwie auch besser! 8o (Rabenglitzermagie?!)

    Momentan spielen beide noch so Kinderlieder und jetzt natürlich auch Weihnachtslieder. Der Große tendiert aber jetzt so in Richtung klassischer Musik.

    Zwischen beiden besteht keine Konkurrenz. Jeder spielt seine Stücke und gut ist. Dass die vom Großen schon etwas schwieriger sind, interessiert den Kleinen nicht die Bohne.


    Beim Großen werde ich mich rausziehen. Ich habe gemerkt, dass ich da vielleicht doch etwas zu forsch und bestimmend bin.

    Den Kleinen begleite ich sowieso durchs üben und gebe Tipps (sowas, wie erstmal nur einen Hand üben, dann die andere, dann erst beide zusammen). Da ist er meist dankbar für und hat schon ERfahrungen gemacht, dass erstmals schwierige Stücke auf einmal doch ganz leicht sind und spaß machen. Morgens üben wäre echt eine Option. Ich verlass zwar als erste das Haus, und der Kleene dann mit dem Papa als letzter. Aber mein Mann ist eh damit beschäftigt, ihn noch einmal zu beschäftigen, damit er sich selber fertig machen kann. Da könnte er ihn auch ruhig noch mal für 10min ans Klavier setzen. Das probieren wir dann mal aus.

    Ja, ich glaube wirklich, es fehlt beiden noch etwas die Überoutine und der Selbstverständlichkeit. Da werde ich mal weiter gucken, wie ich den Rahmen setzen kann.

  • Huhu,


    bei uns gibt es wenig Stress wegen des Übens - aber ich bin vermutlich nicht so die Vorzeigemutti, denn daneben gesessen hab ich noch nie ... mir war wichtig, dass sie den Übungsprozess alleine erlernen. Ich war "zugegen", also im Raum, hab aber nicht direkt daneben gesessen. Anders würde es hier langfristig nicht funktionieren - 3 Kinder mit Instrumenten, voll berufstätig und ein Mann, der sich aus Musik völlig rausgezogen hat. Das hat bei uns aber wie gesagt recht gut geklappt so - selbst der Papümel hat mit 5 Jahren schon super "alleine" - in meiner Anwesenheit - üben können.

    Ich hab unserer Geigenlehrerin auch von Anfang an klipp und klar kommuniziert, dass ich mir keinen Krieg ins Haus hole - ich lobe nur :-). Ich feiere die Kids, egal wie schlimm es gerade klingt. Und es kann echt schlimm klingen. Meist finde ich aber irgendetwas, das ich mühelos positiv betonen kann, z.B. dass der Takt jetzt super eingehalten wird oder dass der Bogen top geführt wird ... oder ... oder ... - und verschweige das, was grauenvoll ist. Das motiviert sie doch ziemlich. Ich hatte erst Angst, dass sich Fehler einschleifen - das ist aber tatsächlich nicht passiert, bei keinem Kind. (Ich möchte nicht wissen, wie grässlich die Musikstunden selber aussehen, nachdem ich mir die "Sahnestückchen" rausgesucht habe ... das kann nur noch knallhartes Üben und Fehler ausmerzen sein ... alleine dafür hat unsere Geigenlehrerin einen Aufpreis verdient ...)


    Feste Übungszeitenräume - jeden Tag 15 Minuten oder so - haben hier nicht geklappt - oder erst ab einem bestimmten Alter. Dieses "Üben bis ein Lernrfolg da ist" beruht auf einer Selbsteinschätzung, die meine Kids nicht hinbekommen. Daher gibt es hier bei den jüngeren Kindern die Faustregel "Jedes Stück zwei Mal". Das hat bei den meisten Stücken locker ausgereicht, bei einigen nicht - tja mei, dann hatten sie es halt öfter auf.

    Klar - und mitspielen hilft natürlich immer. Kann aber vermutlich auch nicht jede(r) leisten.


    lg roma

    Toleranz ist der Verdacht, dass der Andere Recht hat - Kurt Tucholsky

    • Offizieller Beitrag

    Wir haben den jeweiligen Instrumentallehrpersonen von Anfang an gesagt, unser Ziel als Eltern ist der Spass an der Musik, eine minimale musikalische Grundausbildung und das Erlebnis des gemeinsamen Musizieren - sollte das Kind wider Erwarten Ehrgeiz entwickeln, wären wir dabei, zum Üben zwingen (und viele ach so pädagogische Methoden mir bekannter Eltern laufen bei uns unter Zwang) machen wir nicht.

    Ergebnis: die Lehrerin von Klein-Talpo brauchte viel Geduld, er hat doppelt so lange gebraucht für die Stufentests wie Andere. Jetzt besucht er den Musikzweig des Gymnasiums, spielt 3 Instrumente in 4 Orchestern und übt, einfach so und freiwillig...


    Die Methode stimmt vielleicht nicht für jede Familie, für uns war sie richtig. Ein nicht unwichtiger Punkt: Musikunterricht wird hier stark subventioniert und wir konnten uns "Trödeljahre" locker leisten.


    Liebe Grüsse


    Talpa

    • Offizieller Beitrag

    Mein Sohn spielt seit 6 Jahren. Zwei Dinge waren bei ihm wichtig (Selbstorganisation ist sonst nicht sein Ding): eine feste Zeit im Tagesablauf und ein Plan wie er üben muss. Lustigerweise spielt er als Nachteule gleich nach dem Aufstehen. Und der Übeplan sieht so aus: Aufwärmen mit Fingerübungen, 3 mal das aktuelle Stück, 1 mal das davor, 1 bis 2 LIeblingsstück, 1 altes Zufallsstück. So hat er es schon nach kurzer Zeit ohne Hilfe und Erinnerung meinerseits allein geschafft. Erst Corona hat es durcheinandergebracht, da das Klavier im Homeofficezimmer steht und nicht immer zur Verfügung steht.