Die Klimakatastrophe

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  • Die, die wirklich wichtige Weichen stellen könnten, werden von der Wirtschaft bequatscht und bezahlt und die Wirtschaftsleute hoffen vermutlich, dass sie bis dahin den Mars besiedeln oder so. Und haben vermutlich alle keine Kinder, so dass es ihnen egal sein kann. Keine Ahnung.


    Im RL ist es 50:50. Die eine Hälfte glaubt nicht an den Klimawandel, die andere zwar schon, aber nicht, dass man etwas dagegen tun könnte.

  • Auch wenn es sehr individuell ist, wie ein veränderter Lebensstil zur Person und Familie passt, und was die jeweiligen glücklich macht, finde ich den Hinweis darauf, dass ein einfacheres Leben möglich ist und nicht unbedingt schmerzlicher Verzicht sein muss, sondern es eben auch möglich ist, dass man glücklich oder halt zufriedener damit wird, sehr wichtig.

    Und es gibt ja schon auch Auswirkungen auf andere: wenn mehr Familien ihren Kindern die Nutzung des ÖPNV vorleben oder Fahrrad fahren statt Elterntaxi, dann finden meine Kinder auch leichter Freundinnen und Freunde, die das mit ihnen gemeinsam tun - damit wird es sicherer und lustiger für alle. (Das ist jetzt aus einer Situation auf dem Dorf geschrieben). - Das ist ja die gleiche Diskussion wie mit den Schulwegen und der Sicherheit wenn die Kinder zu Fuß kommen versus rücksichtslose Elterntaxis.

    Wenn Menschen sich wieder mehr vor Ort für die Gemeinschaft engagieren, statt busy busy aufwändige Wochenendausflüge und mehrere Urlaube pro Jahr zu priorisieren, dann ist halt auch wieder mehr los auf dem Dorf (auch das ist direkt in meinem Umfeld zu erleben).

    Und nicht nur Kies-Gärten sind ansteckend, sondern es findet auch Nachahmer, wenn man sich traut, den Vorgarten mit einer bunten Blumenwiese zu gestalten und einen lebendigen, aber unaufgeräumten Garten wachsen zu lassen.

  • " kann ich gerade noch verstehen."

    Dann sind wir doch zumindest schon irgendwie auf einer Basis.


    Um meinen persönlichen Rahmen abzustecken: Ich war vor 5 Jahren dick und unsportlich, habe die Ganzjahresradler*innen und Radaktivist*innen mit einem Augenrollen in ihrem Tun beobachtet und war völlig überzeugt davon, dass das für mich niemals in Frage kommt.


    Ich wohne in der Stadt, meine Kinder sind in einem Alter, in dem sie weitgehend selbstständig mobil sein können, ich habe ein ÖPNV Abo, das Carsharing beinhaltet und eine Bahncard.


    Vor bald drei Jahren ist ein Lastenrad in unseren Haushalt gezogen und damit fing alles an. Ich fuhr so gerne mit diesem Rad, dass das Auto bald gänzlich stehen blieb. Es wurde manchmal bewegt, weil wir weitere Strecken zurücklegen mussten oder, weil es halt gerade da war. Das Lastenrad hat wirklich extrem viele Einsatzmöglichkeiten des Autos unnötig gemacht. Meine Kids können selbst fahren, wurden von uns auch dahingehend erzogen. Strecken im Umkreis von 10-12 km sind für sie normal.

    Das war so, bevor der Gedanke daran, das Auto abzugeben, überhaupt im Raum stand. Radfahren ist eine wichtige Mobilitätsquelle für Kinder und Jugendliche.


    Jedenfalls war es dann so, dass unser Auto ungefähr 165 Stunden in der Woche am Straßenrand stand. Da mich als Radfahrende die parkenden Autos aber eigentlich ziemlich nervten, kam irgendwann die Einsicht, dass es bei meinem Auto nicht anders ist. Es wird nicht genutzt, es steht herum.

    Und damit kam die Frage: Ist das wirklich nötig?

    Für mich nicht. Also kam das Auto weg.


    Natürlich ist das nicht nur Sonnenschein und zugegeben, es gibt schon einzelne Momente, da bin ich genervt. Aber das war ich mit Auto auch. Da hat mich dann der Stau oder die Verkehrssituation genervt. Irgendwas ist immer.


    Aber was ich gewonnen habe und wie es mich glücklich macht: Ich bewege mich jeden Tag an der frischen Luft. Ich komme in Kontakt mit Menschen, was in einer Fahrgastzelle nicht der Fall ist. Ich entdecke beinahe jeden Tag etwas Neues. Neue Wege, neue Läden, neue Ecken und Winkel, die mir mit dem Auto verborgen geblieben wären. Da wäre ich sicher nicht vorbeigekommen, geschweige denn, ich hätte einen Parkplatz gefunden.

    Ich stehe nicht mehr im Stau, kann vor jedem Laden direkt vor der Tür parken, zahle keine Parkgebühren (das war das Zugargument für meine Kids damals - Keine Parkgebühren heißt für jeden mindestens eine Kugel Eis mehr!) und ab dem Moment, in dem ich auf dem Rad sitze, fängt der Kopf an abzuschalten. Einzig und alleine das laut Musikhören und Mitsingen im Auto vermisse ich manchmal.

    Vom absoluten Sportmuffel, habe ich mich zu einer Person entwickelt, die sich gerne bewegt.

    Nicht zuletzt spare ich Geld, das ich anderweitig investieren kann.


    Ich behaupte nicht, dass es für alle passend ist und auch nicht, dass es niemals Situationen oder Lebensumstände gibt, in denen ein Auto gebraucht wird.


    Ich habe, für mich, die Erfahrung gemacht, dass es weniger dramatisch ist, als ich gedacht hatte. Und ja, ich hatte im Vorfeld ganz schön Respekt vor dem, was wir uns da als Familie "aufhalsen" würden.

    Die ersten vier Wochen mussten wir uns auch daran gewöhnen, dass die Dinge nun einfach anders laufen. Aber es geht. Es macht uns sogar Spaß.


    Und nochmal ganz klar: Ich habe kein PRIVAT Auto mehr. Ich habe sehr wohl jederzeit Zugriff auf eine Carsharingflotte. Alle paar Wochen oder wenn ich auswärts arbeiten muss, komme ich darauf zurück.


    Ich will damit auch nicht sagen, dass ihr jetzt alle euer Auto stehen lassen sollt. Es ist wie mit allem: Jede:r tut, was er kann. Wir haben ein strukturelles Problem, das wir nicht als Einzelpersonen lösen können.


    Mir ist es dennoch wichtig, diese Erfahrung auch immer wieder zu teilen, weil es für mich damals wichtig war, immer wieder solche Berichte zu hören.


    Das ist jetzt sehr lang geworden. Sorry dafür. Wenn du noch Fragen hast, stell sie gerne.

    Fairy tales are more than true: not because they tell us that dragons exist, but because they tell us that dragons can be beaten.

    Neil Gaiman

  • Auch wenn es sehr individuell ist, wie ein veränderter Lebensstil zur Person und Familie passt, und was die jeweiligen glücklich macht, finde ich den Hinweis darauf, dass ein einfacheres Leben möglich ist und nicht unbedingt schmerzlicher Verzicht sein muss, sondern es eben auch möglich ist, dass man glücklich oder halt zufriedener damit wird, sehr wichtig.

    Und es gibt ja schon auch Auswirkungen auf andere: wenn mehr Familien ihren Kindern die Nutzung des ÖPNV vorleben oder Fahrrad fahren statt Elterntaxi, dann finden meine Kinder auch leichter Freundinnen und Freunde, die das mit ihnen gemeinsam tun - damit wird es sicherer und lustiger für alle. (Das ist jetzt aus einer Situation auf dem Dorf geschrieben). - Das ist ja die gleiche Diskussion wie mit den Schulwegen und der Sicherheit wenn die Kinder zu Fuß kommen versus rücksichtslose Elterntaxis.

    Wenn Menschen sich wieder mehr vor Ort für die Gemeinschaft engagieren, statt busy busy aufwändige Wochenendausflüge und mehrere Urlaube pro Jahr zu priorisieren, dann ist halt auch wieder mehr los auf dem Dorf (auch das ist direkt in meinem Umfeld zu erleben).

    Und nicht nur Kies-Gärten sind ansteckend, sondern es findet auch Nachahmer, wenn man sich traut, den Vorgarten mit einer bunten Blumenwiese zu gestalten und einen lebendigen, aber unaufgeräumten Garten wachsen zu lassen.

    Danke, genau das kann ich dick unterschreiben.

    Fairy tales are more than true: not because they tell us that dragons exist, but because they tell us that dragons can be beaten.

    Neil Gaiman

  • Doch, mir ging es in diesem Moment um genau diesen Punkt.

    Weil Tikaani schreibt, es tut ihrer Familie gut. Und unserer Familie tut es eben gar nicht gut, sondern ziemlich weh.

    Wenn so ein Lebensstil glücklich macht, fällt es einem sicherlich auch leichter.

    Aber man kann nicht davon ausgehen, dass es bei allen so ist.

    Wir fliegen auch nicht in den Urlaub, weil halt Umweltschweinerei. Aber nicht mit dem "das ist so toll" - Gefühl, sondern eigentlich würde ich sehr gerne, verdammt nochmal, mach ich halt nicht.

    LG H. mit J. (volljährig) und S. (Teenie)

  • Wow, wie wundervoll geschrieben! #herzen

    Solltest du auf Twitter oä sein, bitte unbedingt veröffentlichen!! #applaus


    Für die einen ist das Glas halbleer,
    für die anderen ist es halbvoll,
    und ich freu mich schon, wenn überhaupt etwas drin ist !!
    :D

  • Ohne dir deine Gefühle absprechen zu wollen, möchte ich gerne gegenargumentieren. Nein, man kann nicht bei allen davon ausgehen, dass es so ist. Aber man darf auch nicht davon ausgehen, dass es nicht so werden kann.

    Wenn es natürlich ein kategorisches "Ich will das nicht!" ist, dann ist das so.

    Früher oder später werden wir uns vermutlich alle an ein neues "Normal" gewöhnen müssen und das wird noch viel mehr Abstriche in Lebensqualität und Bequemlichkeit bereithalten, fürchte ich.

    Fairy tales are more than true: not because they tell us that dragons exist, but because they tell us that dragons can be beaten.

    Neil Gaiman

  • Wow, wie wundervoll geschrieben! #herzen

    Solltest du auf Twitter oä sein, bitte unbedingt veröffentlichen!! #applaus

    Dankeschön! #schäm

    Ich bin auf Twitter und hier vor Ort in einer Verkehrswendegruppe und im Dunstkreis des Klimacamps aktiv. #heilig

    Fairy tales are more than true: not because they tell us that dragons exist, but because they tell us that dragons can be beaten.

    Neil Gaiman

  • Ja genau, das meinte ich ja auch.

    Ich find das auch alles mega Ultra kack Scheixxe und ungerecht, dass meine Kinder das alles ausbaden müssen, und würde viele Dinge gerne tun, die ein NoGo sind, man darf da auch unglücklich drüber sein.

    Es ist jedoch für mich alternativlos.


    Und man muss ja nicht alles mit der Brechstange machen.

    Schritt für Schritt schauen, was einem möglich ist, wo man was bewegen kann.

    Wenn einige Dinge nicht gehen, dann vllt ganz andere Dinge.

    Wenn Demos nicht dein Ding sind, dann findet sich vllt eine andere Aktionsform.

    Vllt gibt es eine kleine lokale Gruppe, die sich organisiert und auf andere Weise aktiv ist, der du dich anschließen kannst.

    Ich bewundere zb die Menschen der letzten Generation, die sich „todesmutig“ auf den Straßen festkleben. Emotional kann ich es ihnen so nachfühlen und verstehe, warum sie das tun.

    Ich selber kann das nicht, obwohl ich eigentlich wütend genug dazu wäre.

    Ich würde es psychisch nicht ertragen und bewundere jeden einzelnen , der das tut.


    Für die einen ist das Glas halbleer,
    für die anderen ist es halbvoll,
    und ich freu mich schon, wenn überhaupt etwas drin ist !!
    :D

  • dann schreib!!! Sowas überzeugt viel mehr, ist wirklich nett geschrieben... nicht mit dem Zeigefinger.. sondern macht einfach Freude zu lesen..


    Es braucht 25% der Leute um anzufangen oder so....

    Grüße von Claraluna


    Shoot for the moon. Even if you miss you will land among the stars.

  • dann schreib!!! Sowas überzeugt viel mehr, ist wirklich nett geschrieben... nicht mit dem Zeigefinger.. sondern macht einfach Freude zu lesen..


    Es braucht 25% der Leute um anzufangen oder so....

    Meinst du mich?

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    Neil Gaiman

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    Ahh cool! #super

    Schick mir deinen Twitter Account per DM, wenn du magst!


    Für die einen ist das Glas halbleer,
    für die anderen ist es halbvoll,
    und ich freu mich schon, wenn überhaupt etwas drin ist !!
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  • dann schreib!!! Sowas überzeugt viel mehr, ist wirklich nett geschrieben... nicht mit dem Zeigefinger.. sondern macht einfach Freude zu lesen..


    Es braucht 25% der Leute um anzufangen oder so....

    Meinst du mich?

    Ja ??

    Dankeschön #schäm

    Genau! Das ist auch wichtig. Es wird alles und jede*r gebraucht! Es braucht Menschen, die Bock haben sich mit Rechtsgrundlagen auseinander zu setzen, Menschen, die gut reden können, Menschen, die Essen oder ne Kanne heißen Tee oder Eis ins Klimacamp bringen, Menschen, die auf Klimaaktivist*innen zugehen und ihnen sagen, dass sie eine wichtige Arbeit leisten und es schön ist, dass sie das machen. Es braucht einfach alles, was du leisten kannst und das muss nicht immer gleich "die ganze Welt alleine retten" sein.


    Genauso im Alltag. Ich habe mein Auto nicht von heute auf Morgen weggegeben. Das war ein Prozess. Ich bin nicht von heute auf Morgen Vegetarierin geworden, das war in Prozess. Genauso wie es jetzt ein Prozess ist, die veganen Anteile immer weiter zu erhöhen.


    Klar, wir haben keine Zeit mehr, ABER es ist auch ein systemisches Problem, das wir als Einzelpersonen nicht in dem Tempo verändern können, wie es notwendig wäre. Darum hilft alles, was man tun kann und auch (besonders) immer weiter darüber zu reden und andere Menschen aufmerksam zu machen.

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    Neil Gaiman

  • Nachtschattengewächs Du bist schon einen Schritt weiter als ich, aber da möchte ich auch hin. Ein paar Rahmenbedingungen stimmen noch nicht, ich arbeite daran. Bei Katja Diehl war ich letzte Woche auch. Eine tolle Frau, sehr inspirierend, aber vor allem sieht man danach nur noch Autos, überall und nirgendwo, und wie es sich in den Mittelpunkt all unseres Lebens geschoben hat. Oder eher: Geschoben wurde und mit aller Gewalt dort bleibt. Ich werde so langsam richtig aggressiv. Innerlich natürlich ;)

  • Nachtschattengewächs Du bist schon einen Schritt weiter als ich, aber da möchte ich auch hin. Ein paar Rahmenbedingungen stimmen noch nicht, ich arbeite daran. Bei Katja Diehl war ich letzte Woche auch. Eine tolle Frau, sehr inspirierend, aber vor allem sieht man danach nur noch Autos, überall und nirgendwo, und wie es sich in den Mittelpunkt all unseres Lebens geschoben hat. Oder eher: Geschoben wurde und mit aller Gewalt dort bleibt. Ich werde so langsam richtig aggressiv. Innerlich natürlich ;)

    Mir ging es genauso! Wenn man die Brille mal aufhat, kann man sie eigentlich nicht mehr abnehmen. Und auch nicht mehr aufhören zu denken, wie irre das eigentlich ist, sich selbst (gesellschaftlich) um so viel Lebensraum zu beschneiden. Du bist auf dem Weg! Das wird schon! #applaus

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    Neil Gaiman

  • Es muss ja kein kagegorisches "Ich will das nicht sein". Aber nach drei Urlauben in Deutschland mir kurzer Anreise, kann man trotzdem denken "So ein All-Inclusive"-Ding auf Fuerto Ventura wäre jetzt schon schön. Oder ein "nach New York würde ich auch gerne mal ".

    Das nicht zu machen, ist schon Verzicht und auch einer, der weh tut.

    Das heißt nicht, dass der Urlaub im Allgäu oder so nicht schön war und die kurze Anreise nicht auch Vorteile hat u.s.w.

    Und ich denke, das kann man auch anerkennen.