Gedicht von Wilhelm Busch - helft mir mal beim Sortieren

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  • Der weit verbreitete Antisemitismus im deutschen Bürgertum des 19. Jahrhunderts findet sich - nicht nur in diesem Vers - auch bei Wilhelm Busch und ist Wegbereiter des deutschen Nationalsozialismus - auch wenn Busch selbstverständlich nichts von den späteren Verbrechen ,wissen‘ konnte.


    Ich tue mich auch schwer Antisemitismus und Rassismus aufgrund der Tatsache, dass sie in Zahl der Mordopfer zu den größten Tragödien der Menschheit gehören, mit anderen Stereotypen zu vergleichen.


    Sicherlich werden auch ältere Frauen diskriminiert durch Klischees, aber die Konsequenzen sind für mich weniger schwerwiegend.


    Dieses Gedicht eignet sich meiner Meinung nach jedenfalls nicht zum ABC Lernen - im Deutsch oder Geschichtsunterricht kann man das selbstverständlich behandeln.

  • Also irgendwie komm ich nicht damit klar. Meine Tochter wird in der 10. klasse endlich in Geschichte den Nationalsozialismus durchnehmen. In der 5. sollen die Schüler sdann aber mit einer kurzen Einordnung (wenn die überhaupt kommt!) mit den ‚wunderbar‘ schleichenden Diskriminierungswinkelzügen konfrontiert werden um unter Abertausenden alten Gedichten ein Beispiel für veraltete Sprache zu finden? Das finde ich nicht akzeptabel.

    Ich sehe auch nicht, wo die Bilder da was besser machen. Schaut euch doch bitte das letzte Bild an. Genauso sahen dann übrigens die entsprechenden Schauspieler in den nationalsozialistischen Propagandaspielfilmen aus.


    Vielleicht ist sie aber auch eine super engagierte Lehrerin, die im eng gesteckten Lehrplan Platz für Aufklärung über Propagandamechanismen zu finden.

    Ich habe aber eher das Gefühl, dass hier einige zu sehr an das Gute im Menschen (hier Lehrerin) glauben und dass es sich eher um einen klassischen Fall von Verschiebung der Grenzen des Sagbaren/Verwendbaren handelt.

  • puh... also sowohl text als auch bild gehen ja mal gar nicht.

    das sind doch genau solche geschichten womit unsere späteren nazis mit aufgewachsen sind....


    das ginge für mich höchstens im geschichtsunterricht bei älteren schülern mit entsprechender einordnung durch die lehrpersonen

  • Mir geht es wie leandra und soraya: Geht zum ABC-Lernen eindeutig nicht. Meine Tochter würde das gar nicht verstehen. Es bräuchte also ganz viel Übersetzung und Zitrone schreibt heute niemand mehr mit C. Manche der Beispielworte sind sogar unbekannt. Das heißt: Der Text erfüllt den angedachten Zweck nicht.


    Und dann sind da noch die Stereotypen: Wir haben da die Busch-typische Mischung: Sexismus, Rassismus, Antisemitismus, Exotismus, schwarze Pädagogik (sprich Adultismus). Ich wüsste wirklich nicht, was dafür sprechen sollte, das mit Fünftklässlern zu behandeln. Vielleicht in der 10. um über Stereotype zu sprechen. Aber als Deutschtext? No way.

  • In der 5. Klasse müssen sie ja auch nicht mehr das Alphabet lernen...


    Ich mag Wilhelm Busch und wie er reimt und auch seine Zeichnungen -

    ... dieses Gedicht geht aber nur mit Einordnung und Besprechen der verwendeten Stereotype


    was jetzt genau der Kontext für diese 5. Klasse und bei dieser Lehrerin ist, wissen wir ja nicht.

    Aber toll, dass Du mit Deiner Tochter darüber im Gespräch bist #herzen


    PS.: Vieles andere bei Wiilhelm Busch (und überhaupt aus seiner Zeit) muss ja auch kritisch betrachtet werden aus heutiger Sicht. Vielleicht sollen die 5.klässler ja genau das lernen?

    • Offizieller Beitrag

    In einer fünften würde ich es auch nicht hernehmen - da ist in der Tat unglaublich viel Übersetzung zu leisten, damit es verstanden und eingeordnet werden kann.

    Aber mögen tue ich Wilhelm Busch schon, danke @ko_nintje für den Link - und ich finde es auch nicht unwichtig, diese Texte als Zeitdokumente zu kennen.


    leandra - die Schüler werden zwar in der neunten oder zehnten das erste Mal in Geschichte mit dem NS konfrontiert, oft sind aber Themen wie Antisemitismus Gegenstand im Religions- oder Ethikunterricht oder im Deutschunterricht wurde "Als Hitler das rosa Kaninchen stahl" oder ähnliches gelesen. Aber das ändert nichts daran, dass es für eine fünfte auf ganz vielen Ebenen ungeeignet ist.

    Hermine und drei Jungs (04, 07 und 09)

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    demokratische Ordnung braucht außerordentliche Geduld im Zuhören und außerordentliche Anstrengung, sich gegenseitig zu verstehen

    Willy Brandt, 1969

  • Wenn jemand diese Bilder im Unterricht zeigen würde (selbst wenn sie besprochen werden), wär das für mich ein deutlicher Hinweis, dass schwarze und jüdische Schülerinnen und Schüler wohl nicht mitgedacht werden. Also abgesehen davon, dass solche Rassismen besprochen werden können, ohne sie durch Bilder zu reproduzieren, entsteht für mich da der Eindruck, dass eben nur an weiße, nicht-jüdische Schüler*innen gedacht wurde. Und nicht daran, dass Menschen in der Klasse sitzen, die mit diesen Rassismen schon im Alltag oft genug konfrontiert werden. Die brauchen nämlich in der Regel nicht, dass andere nochmal gezeigt bekommen "Ah, so hat man sich früher Schwarze vorgestellt"...

  • Wie rassistisch und antisemitisch Wilhelm Busch war, ist fürchte ich vielen Leute immer noch nicht bewusst.


    Das macht es nicht besser oder richtig, wäre nur meine Erklärung, dafür, dass die Lehrerin da vermutlich völlig unreflektiert einfach ein Gedicht von ihm genommen hat, und vermutlich davon ausgegangen ist, dass ein Kindergedicht von Wilhelm Busch doch kindgerecht ist.


    Allerdings fehlen da auch noch X und Y.

    It all started with the big BANG!


    (Big Bang Theory)