Wer entscheidet, welche Jobs gut bezahlt sind?

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  • Und dazu kommt die Praxis vieler Unternehmen, trotzdem eine Stufe darunter einzuordnen und zu zahlen.

    Passiert sogar im Öffentlichen Dienst, ich hatte, als ich noch gesucht habe, ganz viele Anzeigen mit "diese Stelle ist dotiert als TvÖD 13, aber wir können aktuell nur 12 zahlen" - hrm. Ja.

  • Ich weiss nicht, wenn Du mit Tussi aus Zuffenhausen meinst. Ich weiß jedoch, das ich selbst lange Jahre als Sozialpädagogin im öffentlichen Dienst gearbeitet habe und jetzt in der Industrie zu einem dort niedrigen Ingenieursgehalt tätig bin. Ich kann also direkt zwei Gehaltszettel miteinander vergleichen und sehe einen erheblichen Unterschied.


    Ich arbeite übrigens weder in der Automobil- noch in der Automobilzuliefererindustrie - also nix Zuffenhausen....


    Und ich kenne zig Ingenieure z.B. meinen Mann die ebenfalls im Era Tarif sind. Auch nix Automobilindustrie...

    Ich hatte das ja schon mal verlinkt: Verdienststrukturerhebung. Die Daten sind aus 2018, also schon etwas veraltet.


    Mit den 5.500 EUR brutto im Monat gehört die Ingenieurin aus Deinem Beispiel zu den 15% Bestverdienern in Deutschland. Du nimmst dieses Gehalt als Referenzwert für gute Bezahlung. Ich stimme Dir zu, das ist ein sehr gutes Gehalt. Es ist aber kein Standardgehalt für Ingenieurinnen (noch dazu mit so wenig Berufserfahrung).


    Eine angestellte Lehrerin verdient nach 10 Jahren ebenfalls 5.500 EUR (TV-L E12 oder E13) und gehört damit zu Deutschlands Topverdienern.


    Die Sozialpädagogin mit den 4.100 EUR gehört immer noch (sehr verdient) zu den 35% Bestverdienern. Nicht besonders viel, aber auch kein geringes Einkommen. Man kann das natürlich zu wenig finden, aber es ist ein normales Einkommen in diesem Land.


    Dazu kommt, dass man in Görlitz mit 3.500 EUR Topverdiener ist, in Berlin wahrscheinlich Durchschnitt und in München abgehängt. Wahrscheinlich bewerten wir Einkommen schon allein deshalb total unterschiedlich.


    Ich finde halt, wenn man sich über niedrigen Löhne unterhält, sollte man auch die Maßstäbe klar haben, die man ansetzt.

    "Stay afraid, but do it anyway. What’s important is the action. You don’t have to wait to be confident. Just do it and eventually the confidence will follow." Carrie Fisher

    LG Matilda mit Tochter (08/2004) und Sohn (09/2015)

    • Offizieller Beitrag

    Dazu kommt, dass man in Görlitz mit 3.500 EUR Topverdiener ist, in Berlin wahrscheinlich Durchschnitt und in München abgehängt. Wahrscheinlich bewerten wir Einkommen schon allein deshalb total unterschiedlich.


    Ich finde halt, wenn man sich über niedrigen Löhne unterhält, sollte man auch die Maßstäbe klar haben, die man ansetzt.

    Hier stimme ich Dir uneingeschränkt zu.

    Deswegen schrieb ich ja in fast allen meinen Postings dass ich mich in meiner Bewertung auf mein Bundesland BW beziehe.


    Die TVÖD Gehältern gelten jedoch bundesweit. Und in BW oder Bayern ist das dann eben eher unterdurchschnittlich. Denn selbst wenn ich von dem in meinem Link genannten 4700€ als Durchschnittsgehalt fpr BaWü den Meridian errechnen würde, wäre man hier als Erzieherin vermutlich unterdurchschnittlich und als Sozialpädagogin auch. Damit kann man in meinem Bundesland bei Jobs im Sozialbereich eben nicht von einem "guten" Gehalt sprechen.

  • ist das immer noch so, dass chemiker auch schon beim berufseinstieg sehr gut verdienen? ich hatte viele mitschüler (math-naturwissenschaftl. gym) die deswegen unbedingt chemie studieren wollten...

    Ich denke, dass es auch darauf ankommt, wo man anfängt. Grundsätzlich ist der Chemie-Tarifvertrag der zweithöchstdotierte in Deutschland - nach den Metallern. Insofern ist der Verdienst in einem Unternehmen in diesem Tarifvertrag grundsätzlich schon deutlich besser, als wenn man bei einem Chemiekalienhändler anfängt, der vielleicht gar nicht taruflich gebunden ist oder im Groß-und Außenhandelstarif ist.

    Liebe Grüße
    Silke mit dem Großen 06/2006 und der Kleinen 06/2009

  • Hier stimme ich Dir uneingeschränkt zu.

    Deswegen schrieb ich ja in fast allen meinen Postings dass ich mich in meiner Bewertung auf mein Bundesland BW beziehe.


    Die TVÖD Gehältern gelten jedoch bundesweit. Und in BW oder Bayern ist das dann eben eher unterdurchschnittlich. Denn selbst wenn ich von dem in meinem Link genannten 4700€ als Durchschnittsgehalt fpr BaWü den Meridian errechnen würde, wäre man hier als Erzieherin vermutlich unterdurchschnittlich und als Sozialpädagogin auch. Damit kann man in meinem Bundesland bei Jobs im Sozialbereich eben nicht von einem "guten" Gehalt sprechen.

    Ja, verrückt. Ich glaube, der Wohnort entscheidet, welcher Job gut bezahlt ist ... Also müssten die TVÖD/ TV-L-Tabellen regional verschieden sein, oder es müsste mindestens einen Regionalzuschlag geben. ... Andererseits ist das vielleicht auch der falsche Ansatz, weil dieser Regionalzuschlag dann direkt an Immobilienverkäufer/ Vermieter weitergereicht wird.


    Das ist auch sowas, im Osten war es normal, dass der Lehrer und die Ingenieurin mit ihren Kindern in der 4-Zimmer-Plattenbauwohnung wohnten. Als meine Freundin nach NRW zog, meinte sie, dort würden sie komisch angeschaut, weil sie als Akademiker zur Miete wohnten und nicht im eigenen Haus. Da braucht man natürlich auch mehr Geld, um normal zu sein.

    "Stay afraid, but do it anyway. What’s important is the action. You don’t have to wait to be confident. Just do it and eventually the confidence will follow." Carrie Fisher

    LG Matilda mit Tochter (08/2004) und Sohn (09/2015)

  • Das ist auch sowas, im Osten war es normal, dass der Lehrer und die Ingenieurin mit ihren Kindern in der 4-Zimmer-Plattenbauwohnung wohnten. Als meine Freundin nach NRW zog, meinte sie, dort würden sie komisch angeschaut, weil sie als Akademiker zur Miete wohnten und nicht im eigenen Haus. Da braucht man natürlich auch mehr Geld, um normal zu sein.

    Kann ich so nicht unterschreiben. Hier im Grossraum Münchrn wohnen auch viele mit Studium und gutem Einkommen zur Miete. Kaufen ist auch so teuer, dass es sich eigentlich fast nur die leisten können die Geld aus anderen Quellen zum Einkommen dazu nehmen können, z.B. durch Erben.

    • Offizieller Beitrag

    Ich wundere mich, wie schwach hier im Strang das GeschlechterUngerechtigkeitsthema beleuchtet wird. Wir leben in patriachalen Strukturen und so wird die Leistung von Männern immer besser bezahlt, sie sind in der besser Position, haben mehr Entlastung und weniger Störung in ihrer Berufsausübung, es wird ihnen mehr zugetraut, sie können flexibler gestalten und das beeinflusst Strukturen von oben. Auch vormals einkommensattraktive Branchen (zu meinen Studienzeiten war das Beispiel immer PR - gibst so gar nciht mehr) sacken im Einkommensvergleich total ab, nachdem Frauen sich das Berufsfeld erschlossen haben.


    DAS ist in meinen Augen der zentrale Mechanismus - wo die Macht sitzt erfolgt die Bewertung und die geht zuungunsten der Frau. Natürlich gibt es auch Frauen, die profitieren, wie die Juristin, die dank männlich-dominierter Branche mit guter Vernetzung in sämtliche Macht-relevanten Strukturen, auch selbst gut verdient. Oder (so ist es bei mir) dank AT-Job im Metall-Unternehmen von der eigentlich machtvoll-männliche Verhandlungspower der Branche profitiert - ohne in der Gewerkschaft zu sein oder überhaupt irgendwas tun zu müssen. Einfach, weil sie mich besser bezahlen müssen dank Selbstverpflichtung. Außerhalb würde ich vermutlich die Hälfte verdienen.


    Ja, es gibt schon Branchen, die Schmerzensgeld zahlen - Rüstung, Tabak... muss einfach heutzutage bisschen was drauflegen. Aber das ist nicht bestimmend würde ich sagen. Ich mach auch was schönes und es würde in schlechter bezahltem Umfeld nicht schöner werden. Für mich klingt das eher nicht der Geschichte, die wir Frauen uns gerne erzählen, nach dem Motto "Geld stinkt" und wer so und soviel verdient, der kann unmöglich was moralisch vertretbares machen. Ich glaube, das ist so ein Glaubenssatz, der den Pimmelclub am Laufen hält... (ups, da hab ich das P-Wort geschrieben, ich hoffe, ihr nehmt's mit nciht krumm).

  • Arnoli74, ich sehe das so wie du, dass die ursprüngliche Zuschreibung einer Tätigkeit zu einem Geschlecht der Ursprung davon ist, wie entlohnenswert diese in der Gesellschaft betrachtet wird. Hätte das aber jetzt gar nicht mehr aufgegriffen, weil ich auf den ersten Seiten irgendwie gedacht hatte, das sei hier im Strang Konsens und durch. Vielleicht habe ich das missverstanden.


    Ich hatte das Thema auch mal mit meinem Freund, der das anzweifelte, und mit irgendwelchen anderen Einflussfaktoren kam, und hatte dazu dann schöne Gegenbeispiele gefunden, so dass er letztlich seine These revidiert hatte. Aber ich habe die Beispiele vergessen....

    Liebe Grüße

    Sabine mit T. 10/02 und Q. 11/05

  • war IT nicht so ein Beispiel andersrum ... grübel

    die Lochkarten... da gabs sehr viele Frauen... die sich drum gekümmert haben

    und als die Männer dann da aktive wurden, sind die Löhne gestiegen oder so ähnlich.. grübel

    Grüße von Claraluna


    Shoot for the moon. Even if you miss you will land among the stars.