Sensible Kinder

Liebe interessierte Neu-Rabeneltern,

wenn Ihr Euch für das Forum registrieren möchtet, schickt uns bitte eine Mail an kontakt@rabeneltern.org mit eurem Wunschnickname.
Auch bei Fragen erreicht ihr uns unter der obigen Mail-Adresse.

Herzliche Grüße
das Team von Rabeneltern.org
  • Hallo,


    ich möchte zu sensiblen Kindern schreiben. Ich habe vier Kinder. Der Älteste ist dabei von allen wohl der sensibelste. Er reagiert viel empfindlicher auf Ermahnungen und er neigt auch sehr dazu, sich zu verlgleichen. Mit anderen Kindern, aber auch mit seinen Geschwistern. Leider sieht er dabei dann immer zuerst nur seine Schwächen und die Stärken übersieht er dabei eher. Plötzliche Gefühlsausbrüche gibt es auch immer mal wieder. Vermutlich brodelt es sehr lange in ihm und dann explodiert es und es fällt in dem Moment schwer zu verstehen, was nun eigentlich los ist. Da hilft nur behutsames befragen, bis man dann an den Kern gelangt (wenn es gut läuft). Er ist auch eher ein ängstliches und schüchternes Kind. Hinzu kommt, dass er mit seinen 8 Jahren noch Bettnässer ist und es ohne Windeln nicht geht. Leider haben wir ihn da wohl auch eine Zeit arg überfordert und so getan, als ob er ja nun bald trocken werde würde. Eigentlich, um ihn zu schützen und zu bestärken, aber es war einfach zu früh und deshalb keine gute Idee. Er ist so schon schnell überfordert. Dadurch, dass er der Älteste ist, fühlt er sich wohl zusätzlich unter Druck. Offen über die Thematik sprechen geht nicht, damit beschäftigen auch nicht. Er wird, das ist eine unausgesprochene Übereinkunft - beim Anlegen der Windeln und beim Saubermachen abgelenkt. Das können Fragen zum Tag sein oder mein Handy. Eigentlich will ich, dass er nur sehr kontrolliert mit Medien in Berührung kommt, aber in dem Fall heiligt der Zweck dann doch die Mittel und es ist überschaubar. Die Windeln lagere ich bei uns im Schlafzimmer. Trotzdem ist die Windel irgendwann natürlich ran und dann auch voll. Das bekommt auch er trotz aller Ablenkung natürlich mit. Ich finde es nicht immer einfach, damit umzugehen. Die Sache mit der Ablenkung hilft auch in anderen Momenten, zum Beispiel, wenn beim Arzt eine Spritze ansteht und Blut abgenommen werden muss. Da sind die Kleinen hier völlig unerschrocken, die gucken sich das alles in aller Ruhe an. Den Piks bekommt er letztlich dann aber doch mit. Und dann laufen gerne auch mal Tränen und er kann völlig aufgelöst sein. Gibt es hier andere Kinder, die ähnlich sensibel sind und vielleicht auch mit den gleichen Dingen zu kämpfen haben? Welcher Weg wurde da zur Zufriedenheit aller vielleicht gefunden? Ich denke, mit steigenden Alter wird das alles nicht einfacher.


    Liebe Grüße

  • Mir ist dabei die Wahrnehmung der Realität wichtig. - Um bei der Windel zu bleiben: Die Ablenkung wäre ok für mich, um den Moment zu erleichtern. Aber nicht, damit das Kind das gar nicht mitbekommt.

    Ich glaube, dass es dem Kind auf Dauer mehr hilft, so etwas immer und immer wieder bewusst mitzubekommen. Gut abgepolstert, mit Hilfen und völlig unaufgeregt, als ein "ist so / muss sein / schaffen wir". Und immer und immer wieder festzustellen, dass es schaffbar ist.

    Auch Spritzen beim Arzt kommen immer wieder, das muss es irgendwann alleine schaffen.

    Viel reden über das, was ansteht.

    Darüber reden, was es so schwierig macht. Ganz viel darüber reden, wie unterschiedlich Menschen sind. Wie jeder seinen Weg finden kann.

    Und immer wieder gucken, ob man selbst Druck aufbaut, unbewusst.

    Hilfen geben, unterstützen. Abfangen und trösten. Aber nicht alle Steine aus dem Weg räumen.

  • Es ist wohl tatsächlich so, dass man da beim Kind einen Spagat ausführen muss. Einerseits behutsam auf das Kind und seine Wünsche eingehen (wie eben die Ablenkung), andererseits es eben auch die Dinge bewusst und mit offenen Augen wahrnehmen lassen und es dabei begleiten, so dass es immer mehr selbst bewältigen kann. Diesen Spagat kenne ich hier auch zwischen den Kindern, weil jedes Kind einfach anders ist. Was ich zu einem sage, ist da vielleicht gar kein Problem, beim anderen aber vielleicht schon. Die Dinge dabei in jeder Hinsicht zu benennen und zu hinterfragen ist wohl wirklich das, was die Sache klärt. Das ist nicht unbedingt immer einfach, weil man dann eben auch differenzieren und verschieden Rücksicht nehmen muss, aber es führt wohl am ehesten dahin, dass jedes Kind seinen eigenen Weg findet und wir gegenseitig währenddessen gut miteinander umgehen können.

  • Ich tue mir aber tatsächlich schwer, dem gerecht zu werden. Einfach weil es völlig gegensätzliche Pole sind. Ich tendiere jetzt dazu, für offenes An- und Aussprechen zunächst nur das Wochenende und dort den früheren Vormittag zu nehmen. Dann ist die Windel gerade weg (das ist bei ihm positiv besetzt), aber trotzdem noch ein Bezug da. Ist vielleicht etwas punktuell und auch nicht wirklich oft, aber so ist immer ein angemessener Abstand zum Abend da. Dann kann er das in Ruhe verarbeiten. Und beim Anlegen der Windel kann er selbst schauen, wie nah er das an sich heranlässt oder ob er dann doch lieber abgelenkt werden möchte. Standard bleibt am Abend erstmal die Ablenkung. Es liegt in seiner Hand, wann er vielleicht was dazu sagt oder fragt und dann gehe ich natürlich auch darauf ein. Die erste Frage wären wohl so etwas wie, ob mit den Windeln für ihn alles ok ist. Da ist kein Vorwurf drin, es ist keine aufdringliche Frage und das Thema ist trotzdem konkret angesprochen. Für Tipps und Ideen bei der richtigen Wortwahl bin ich aber auf jeden Fall dankbar! Besonders wie man das Thema zunächst mal nur testweise vorsichtig anspricht. Vielleicht hat das ja schon jemand hinter sich. Ich will es zunächst möglichst behutsam beginnen, um zu sehen, wie er darauf reagiert. Das Thema ist generell schon etwas vorbelastet, weil wir in Vergangenheit zu viel Druck aufgebaut hatten. Möglicherweise bringt das Thematisieren nichts oder nur Unruhe oder er kann damit nicht gut umgehen, weil es doch noch etwas zu früh für ihn ist.

    Liebe Grüße

  • Hallo!


    Mir ist klar geworden, dass ich das bewusste Ansprechen und die Ablenkung nicht zeitlich trennen sollte, weil es dann tatsächlich nur wieder Richtung Problem geht. Ich werde es jetzt wohl (weiterhin) mit Ablenkung und nebenher Ansprechen der Vorgänge versuchen, aber eben in positiver Art und Weise. Also so, dass er schon etwas mehr mitbekommt, was gerade passiert und nicht nur in der bunten Handyspielwelt bleibt, aber eben behutsam. Also zum Beispiel, dass er gut mitmacht und die Windel deshalb schon fast dran ist, oder morgens dass die Windel gut gehalten hat, mit den grandiosen Feuchttüchern ist gleich alles wieder schön frisch oder die Creme toll ist und der Popo deshalb richtig gesund, perfekt! Also nichts negatives, aber eben doch so, dass die Vorgänge bewusster werden, während er selbst entscheidet, wie weit er sich mit dem Handyspiel ablenken will oder doch sichtbar zuhört oder so tut, als ob er es nicht hört. Und Fragen kann er auch immer los werden. Ist vielleicht auch einfacher, wenn die Sache schon ein wenig angesprochen ist. Eine weitere Überlegung wäre noch, ihm direkt nach dem Einschlafen die Windel anzulegen und das vorher mit ihm so abzusprechen - wäre dann zumindest in der Absprache auch eine bewusste Sache. Selbst wenn er dabei wach wird, ist das kein Vergleich zur Situation, wo er noch nicht geschlafen hat und teils recht aufgedreht sein kann. Das muss dann aber am besten schon 20 Minuten nach dem Einschlafen passieren, weil sonst schon das erste Pipi droht. In dem Fall wäre zumindest keine Ablenkung mit einem Handyspiel nötig.


    Liebe Grüße

  • Darf ich eine Idee geben? Vielleicht passt sie ja aus diversen Gründen gar nicht zu euch. Bei uns ist es so, dass mein Sohn (auch 8 Jahre) sich die Windel einfach selbst am Abend anlegt und am morgen wieder abmacht und entsorgt. Er ist auch sehr sensibel und redet sehr ungern darüber. Durch diese Lösung müssen wir das aber auch gar nicht viel.

    Liebe Grüße

  • Danke für die Idee! Er redet nicht nur ungern darüber, er beschäftigt sich auch ungern damit. Selbst erledigen scheitert schon daran, dass er es sich gar nicht zeigen lassen will und die Dinge auch nicht gut macht. Das Eincremen zum Beispiel hat jetzt wirklich viel gebracht. Er hatte sonst bei oft recht vollen Windeln immer schnell einen wunden Po, das ist bisher nicht mehr passiert. Aber er selbst macht es nur sehr halbherzig und nicht vernünftig, das bringt dann nichts. Und das ist bei den anderen Schritten und dem Saubermachen auch so. Mit der Ablenkung, also meinem Handy während des Anlegens in der Hand, klappt es gut. Ich denke aber, dass es ihm behutsam und ohne Vorwurf vielleicht doch etwas bewusster sein sollte, dass er eine Windel braucht und die morgens eben auch voll ist. Dann benötigt er vielleicht irgendwann nicht mehr so viel Ablenkung und kann damit bewusster umgehen. Manchmal denke ich aber auch, dass das alles wohl von selbst kommt und ich da nichts machen brauche. Es ist einfach ein vorsichtiges Herantasten und wenn es eher kontraproduktiv ist, dann lasse ich es wohl auch wieder.


    Liebe Grüße