Die Betreuungsgeld-Betreuungsplatz-Debatte

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  • @ kathi27: Es geht den meisten "Zuhausebleibern" ja auch meistens nicht um lebenslänglich, sondern um die ersten 3 Jahre, so wie ich das hier aus den Antworten herausgelesen habe. Lebenslänglich tut nicht gut, das hab ich an meiner Mutter gemerkt, die war (und ist vermutlich, hab da keine neuen Infos wegen Kontaktabbruch) sehr sehr unzufrieden mit ihrem Leben.

  • @ kathi27: Es geht den meisten "Zuhausebleibern" ja auch meistens nicht um lebenslänglich, sondern um die ersten 3 Jahre, so wie ich das hier aus den Antworten herausgelesen habe. Lebenslänglich tut nicht gut, das hab ich an meiner Mutter gemerkt, die war (und ist vermutlich, hab da keine neuen Infos wegen Kontaktabbruch) sehr sehr unzufrieden mit ihrem Leben.


    das problem ist nur - ich greife es nochmal auf - bei mehreren kindern werden aus den 3 jahren schnell 5 oder 6 oder noch mehr. und es gibt nun mal berufe, wo man da schlicht den anschluss verliert, nicht einmal nur unbedingt fachlich, sondern einfach rein personell, es erinnert sich doch dann keiner dran, dass da ja noch die kollegin war, die gerade mit den kindern zuhause ist... da muss frau sich nicht wundern, wenn der kinderlose kollege/die kinderlose kollegin oder der 100% engagierte familienvater an ihr vorbeizieht.

    mit elfchen 04/09 und minielfchen 03/12


    quand ta thèse te pousse à bout et que tu veux tout arrêter kannste vergessen.


    #rose 49,7

  • Das Problem ist aber nicht das Vorbeiziehn, jedenfalls nicht beim Großteil der Frauen. Das Problem ist manchmal, überhaupt wieder reinzukommen. Ich kenne sogar Fälle im öffentlichen Dienst, wo Frauen dann mit üblen Arbeitszeiten o.ä. wieder rausgemobbt wurden.


    Da ist noch viel zu tun von Arbeitgeberseite...


  • Sonst müsste es hier im Osten, wo die Betreuungsquote ja viel höher liegt, viel mehr geschädigte Kinder geben (und die meisten Erwachsenen müssten geschädigt sein, weil fast alle eine (sehr) frühe Fremdbetreuung "erleiden" mussten).
    Die Gleichung "U3-Familienergänzende Betreuung = Kindesschaden" stimmt einfach nicht. Wobei natürlich die Wahrscheinlichkeit bei schlechter Qualität der Betreuung steigt. Deswegen ist für mich nicht die Frage, "ist die familienergänzende Betreuung für das Kind schädlich?", sondern wie kann die Qualtität der Betreuung verbessert/sichergestellt werden.
    Das ist leider ein Knackpunkt, der in der derzeitigen Debatte hinten runter fällt und ganz große Probleme bringen wird.


    Da kommt es nun drauf an, was du als "geschädigt" ansiehst. Wenn es nur darum geht, wo es statistisch mehr Menschen mit gemeldeten psychischen Erkrankungen gibt, dann mag das stimmen. Dafür ist die Suizidrate im Osten tendentiell höher. Die Ursachen für solche Ost-West-Gefälle können aber sehr vielfältig sein, da wird die Kinderbetreuung bis zum 3. Lebensjahr nur teilweise Einfluss gehabt haben.


    Für mich hat die Krippenbetreuung (also U3) bereits dann einen Folgeschaden beim Menschen hinterlassen, wenn der später als Erwachsener nicht in der Lage ist, länger anhaltende, zufriedenstellende Beziehungen zu Mitmenschen einzugehen. Sei das eine Paarbeziehung oder eine Freundschaft. Oder wenn ein Erwachsener nicht in der Lage ist, sich selbst Hilfe zu holen wenn er sie denn benötigt. Oder wenn jemand eine sehr geringe Frustrations- und Stresstoleranz aufweist. Sowas muss nicht zwangsläufig als "Krankheit" erfasst, kann aber ebenso zu einem Leiden führen.


    Die Ursache für solche Probleme sehe ich z. T. durchaus in einer nicht sicheren Bindung zur Bezugsperson im frühen Kindesalter. Meiner Meinung nach kann ein Kind nur dann die Umwelt erforschen, wenn es sich in seiner Umgebung sicher fühlt, d. h. wenn es auch eine vertrauensvolle Beziehung zur Betreuungsperson aufgebaut hat. Und wenn auf die Bedürfnisse des Kindes eingegangen wird bzw. werden kann. (Ist das bei Kindern die noch nicht einmal sprechen können, und derart großen Gruppen wie sie heute üblich sind, überhaupt möglich? #confused ) Dies ist zu Hause bei den Eltern natürlich auch nicht zwangsläufig der Fall. So, wie momentan aber die Krippenbetreuung umgesetzt wird (hauptsache viele Plätze, schei** auf die Qualität), halte ich es für sehr unwahrscheinlich, dass die Krippenbetreuung den Kleinstkindern auch nur annähernd etwas nützt.


    Es gibt viele Studien zu diesem Thema. So sagt man, dass Kinder die fremdbetreut werden, sozial kompetenter und tw. weiter entwickelt sind. Dieser Vorteil ist z. B. bei 12jährigen dann nicht mehr zu spüren. Dafür gibt es dort eine erhöhter Aggressivität bei den Kindern, die sehr früh fremdbetreut wurden.


    Ich bin keinesfalls gegen eine Fremdbetreuung für über 3jährige, nur eben nicht so wie sie derzeit umgesetzt wird. Auch bei meine Tochter hat von der Fremdbetreuung durchaus profitiert, weil sie dort ganz anderen Input bekommt als von mir. Und wenn eine Mutter recht schnell wieder arbeiten gehen will, soll sie doch. Dazu braucht es aber nun einmal wirklich gute Kitaplätze, keine Massenaufbewahrungsstellen wie sie gerade erschaffen werden, aus Panik, man könnte verklagt werden. Denn der Gesetzesanspruch bezieht sich ja nicht auf die Qualität der Betreuung, nur darauf, dass es sie theoretisch gäbe.
    Jetzt mit 3, kann meine Tochter mit Dingen wie der hohen Fluktuation an Personal (wie überall im sozialen Bereich) weit besser umgehen kann als noch vor einem Jahr. Trotzdem macht es ihr nach wie vor zu schaffen, wenn eine Erzieherin krank wird und eine andere Erzieherin die Gruppe übernimmt. (Oder vielleicht hat sie auch einfach nur resigniert? :S ) Denn jede Person, die weggeht, ist einmal mehr die Erfahrung: Wenn du dich an jemanden gewöhnt hast, ist er/sie auch schon wieder weg. Das mag mal vorkommen, meine Tochter hat das aber bereits einige Male durch - in nur anderthalb Jahren :|


    Der hohe Lautstärkepegel macht ihr ebenfalls zu schaffen, ebenso wie der schlechte - aber gesetzlich völlig korrekte - Betreuungsschlüssel. In der U3-Gruppe ist er jetzt bei 1:8 in der Kernzeit von 9-14 Uhr, davor/danach lag er entsprechend bei 1:16. Jetzt, in der "großen Gruppe" ist der Betreuungsschlüssel noch schlechter. Und wie gesagt, damals als meine Tochter in der U3-Betreuung war, sah ich das öfter, dass ein Kind weinend in der Ecke stand, weil gerade keine Zeit zum Trösten war. Gewickelt wurden die Kinder kurz bevor die Eltern kamen, statt Händewaschen wurde nach dem Essen allen Kindern mit einem Lappen Gesicht und Hände abgewischt (so dass sich Erkrankungen auch recht schnell verbreitet haben #pfeif ) Und ich glaube einfach nicht, dass das ein Einzelfall war.


    Also kurz gesagt: Genau dieser kleine Zusatz "qualitativ hochwertig" wird in der Betreuungsplatz-Debatte völlig unter den Tisch gekehrt. Und das wird sich m. E. stark nachteilig auf den Erfolg der ganzen Aktion auswirken. Ich jedenfalls, erlebe momentan eher Nachteile für die Kinder, die bereits einen Platz haben - weil die Gruppen vergrößert werden und Personal lediglich durch Leiharbeiter und Praktikanten aufgestockt wird.

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    There is no foot too small, that it cannot leave an imprint on this world.

  • Dazu muss man aus Arbeitgebersicht auch sagen, dass in den Ausbildungen, z. B. zum Meister, den Leuten auch Angst gemacht wird, wenn sie Frauen einstellen: mein Mann hatte in den Übungen und in der Prüfung viele Aufgaben, in denen z. B. 3 Lehrlinge eingestellt wurden und alle drei wurden in der Lehre schwanger oder ähnliches. Das muss den Männern dann so vorkommen, als wären Frauen quasi eine jederzeit hochgehende Schwangerschaftsbombe... (sorry für die Polemik, aber mein Mann hat sich z. B. auch darüber aufgeregt, weil seine Mitstreiter in Mehrzahl der Meinung waren, es sei zu gewagt, Frauen einzustellen...).

  • Da ist es dann aber- um zum Kern der Debatte zurückzukommen- durchaus Kontraproduktiv ein teures Betreuungsgeld einzufûhren... Geld das nicht unerheblich zur Qualitätssicherung und Kitas hätte genutzt werden kônnen.
    Gemessen daran das viele Mütter arbeiten müssen sind da 100€ mehr im Monat eben gar keine Hilfe, in der Summe aber könnte dieses Geld durchaus genutzt werden um bestimmte Qualitätsstandarts aufzubauen.


    Kiwi

  • Sagt ja auch keiner, dass er das Betreuungsgeld gut findet, oder? Hab ich bislang jedenfalls in diesem Thread noch nicht gelesen. :)


  • Da kommt es nun drauf an, was du als "geschädigt" ansiehst. Wenn es nur darum geht, wo es statistisch mehr Menschen mit gemeldeten psychischen Erkrankungen gibt, dann mag das stimmen. Dafür ist die Suizidrate im Osten tendentiell höher. Die Ursachen für solche Ost-West-Gefälle können aber sehr vielfältig sein, da wird die Kinderbetreuung bis zum 3. Lebensjahr nur teilweise Einfluss gehabt haben.

    Das stimmt nicht. Bei wikipedia stehen andere Zahlen. Auch der
    "teilweise Einfluss" ist erdichtet. Hast Du eine andere Quelle? Dann schreibe sie bitte zu Deinen Argumenten.




    "Die meisten Suizidfälle gab es 2006 in Bayern (13,3 je 100.000
    Einwohner), die wenigsten in Sachsen-Anhalt (6,6 je 100.000 Einwohner).
    1990 wurden in Sachsen noch die meisten Fälle (28,3 je 100.000
    Einwohner) und in Nordrhein-Westfalen die wenigsten (11,9 je 100.000
    Einwohner) gezählt."


    und weiter...


    "Im Jahre 1982 lag die Suizidhäufigkeit in der damaligen Bundesrepublik Deutschland bei 24,7 je 100.000 Einwohner[destatis 4], in der DDR bei 44.[17]
    Forscher führen dies jedoch weniger auf die Gesellschaftsordnung,
    sondern eher darauf zurück, dass das Territorium der DDR hauptsächlich
    Gebiete wie Sachsen und Mecklenburg umfasste, die schon im Deutschen
    Reich erhöhte Suizidraten aufwiesen.[18] In der Folgezeit ging diese Häufigkeit jedoch zurück und liegt heute für Männer bei 20 und für Frauen bei 7.[15]


    Ich möchte folgendes gern in dicken Lettern schreiben:


    Die Qualität der Kinderbetreuung in Kitas und Krippen ist so unterschiedlich wie das Wetter in den verschiedenen Bundesländern. Bitte lasst diese Pauschalisierungen. Sie mögen Eure Meinung untermauern, sind aber sehr schnell zu entkräften und ermüden den Diskutanten.


    LG malkontentka


  • das problem ist nur - ich greife es nochmal auf - bei mehreren kindern werden aus den 3 jahren schnell 5 oder 6 oder noch mehr.
    ... da muss frau sich nicht wundern, wenn der kinderlose kollege/die kinderlose kollegin oder der 100% engagierte familienvater an ihr vorbeizieht.


    Wenn Mütter und Väter sich diese 3 Jahre pro Kind teilen würden, dann wären Mütter auch Mütter wieder viel schneller im Berufsleben und zumindest die Familienväter könnten dann auch nicht mehr "einfach so" vorbei ziehen.
    Dann wäre wenigstens dort Gleichheit geschaffen.
    Das Eltern (also Mütter UND Väter) durch Kinder eine Weile beruflich zurück geworfen oder gebremst werden finde ich nicht schlimm, man kann nicht alles haben.




    Da ist es dann aber- um zum Kern der Debatte zurückzukommen- durchaus Kontraproduktiv ein teures Betreuungsgeld einzufûhren... Geld das nicht unerheblich zur Qualitätssicherung und Kitas hätte genutzt werden kônnen.
    Gemessen daran das viele Mütter arbeiten müssen sind da 100€ mehr im Monat eben gar keine Hilfe, in der Summe aber könnte dieses Geld durchaus genutzt werden um bestimmte Qualitätsstandarts aufzubauen.


    Ich fände es sinnvoll das Geld stattdessen in die Möglichkeit weiterer Partnermonate beim Elterngeld zu stecken, also die sogenannten "Vätermonate" auszubauen und so einen Anreiz zu schaffen, daß beide Elternteile die Elternzeit nutzen.

    "Über besorgte Bürger wusste er Bescheid. Wo auch immer se sich aufhielten: Sie sprachen immer die gleiche private Sprache in der "traditionelle Werte" und ähnliche Ausdrücke auf "jemanden lynchen" hinaus lief." Terry Pratchett: Die volle Wahrheit
    LG Bryn mit Svanhild (*01), Arfst (*02), Singefried (*09) und Isebrand (*12)

  • Und vor allem sollte die Elternzeit auch für Soldaten angepasst werden. Mein Mann muss die Zeit, die er Elternzeit nehmen würde, nachdienen, sprich: die wird einfach hinten an seine Dienstzeit drangehängt. So motiviert man die Männer auch nicht gerade... #augen (Mein Mann nimmt z. B. deswegen keine Elternzeit, finde ich echt schade...).

  • Und vor allem sollte die Elternzeit auch für Soldaten angepasst werden. Mein Mann muss die Zeit, die er Elternzeit nehmen würde, nachdienen, sprich: die wird einfach hinten an seine Dienstzeit drangehängt. So motiviert man die Männer auch nicht gerade... #augen (Mein Mann nimmt z. B. deswegen keine Elternzeit, finde ich echt schade...).

    Ich frage mich, ob das rechtens ist. Da sollten mal ein paar anfangen zu klagen. Das gibt es ja auch bei Beamten nicht. Mit welchem Recht machen die das?

  • Ich frage mich, ob das rechtens ist. Da sollten mal ein paar anfangen zu klagen. Das gibt es ja auch bei Beamten nicht. Mit welchem Recht machen die das?


    Ja, soweit ich weiß, ist das rechtens. Ich suche aber gerade den Passus im Netz. Bei der BW ist es leider so, dass auch von höheren Stellen oftmals Fehlinformationen oder halt auch nur unzureichende Informationen an die Soldaten weitergegeben werden. Daher ist es immer gut, selbst mal nachzuschauen.


    Edit: Habs gefunden: http://www.gesetze-im-internet.de/sg/__40.html :huh:

    Einmal editiert, zuletzt von LemonySnicket ()

    • Offizieller Beitrag

    Es gibt viele Studien zu diesem Thema. So sagt man, dass Kinder die fremdbetreut werden, sozial kompetenter und tw. weiter entwickelt sind. Dieser Vorteil ist z. B. bei 12jährigen dann nicht mehr zu spüren. Dafür gibt es dort eine erhöhter Aggressivität bei den Kindern, die sehr früh fremdbetreut wurden.


    Kennst Du die Originalstudie, die diese "Aggresivität" bescheinigt? Ich habe da vor Jahren mal rein gelesen und musste schmunzeln... Man sollte vielleicht dazu sagen, dass es eine amerikanische Studie ist. Und unter anderen galt "Aufsässigkeit und Widerspruch gegen Lehrpersonen" als einer der Marker für erhöhte Aggressivität... #gruebel Äh, wie jetzt nochmal: wenn mein Kind dem Lehrer widerspricht, weil es eine eigene Meinung zum Thema hat, dann ist das nicht etwa eine tolle Sache und ein Zeichen für ein gesundes, selbstbewusstes Kind, sondern ein Zeichen, dass es aggressiv ist?


    Aber das nur so am Rande... Denn, und darüber müssen wir glaube ich gar nicht diskutieren: WENN Betreuung, dann qualitativ hochwertige Betreuung. Und ich halte den Schluss, mit Punkt 3 Jahren sind Kinder "betreuungskompatibel" für schlicht falsch. Die Betreuung muss den Kindern und ihrem Alter angepasst sein.
    Aber das ist jetzt eher OT.


    Lemony Snicket: ich habe irgendwie das Gefühl, mich nochmal für meine - schon länger mal getätigte Aussage - entschuldigen zu müssen (ich war das mit der "Einzelhaltung"). Wobei, nein, entschuldigen ist das falsche Wort - ich möchte es nochmal erklären, in welchem Zusammenhang ich es gemeint habe: es war als Antwort und zwar als durchaus bissige Antwort auf diverse Spitzen in einem anderen Thread gemeint. Um einfach mal klar zu machen, wie sehr "überspitzte Formulierungen" weh tun können und treffen können, wenn sie einem angehen. Genauso trifft nämlich dieses eeeeeeeeewige "Fremdbetreuung", "Kinder abschieben"....
    Und - jemand hat das ja weiter oben mal beschrieben - es kann einem auch treffen, wenn frau noch so überzeugt vom eigenen Familienmodell ist. Denn das bin ich. Und trotzdem werde ich nicht aufhören, gelegentlich mal wieder aufzumucken, wenn ich das Gefühl habe, jetzt wird ein Modell bevorzugt dargestellt.
    Aber auch das eigentlich nur OT.
    Ainu schreibt ja schon was dazu. Und ich möchte zu "lebenslänglich" noch ergänzen: das ist dann eben der Trugschluss. Die Frauen sagen "ach, ich steige ja nur soooo kurz aus". Aber das tun sie eben nicht. Sie wählen - jetzt einfach als gesamtgesellschaftliches Phänomen betrachtet - die Berufe, in denen das möglich ist, sie steigen danach Teilzeit ein, sie schieben die Karriere auf die lange Bank. Und SIE stehen am Ende als die Verliererinnen da, nicht der Staat, nicht die Väter... Die Frauen.


    Bryn: ja, Väter müssten es auch können. Aber eben, solange die Frau im Schnitt immer noch weniger verdient - und das tut sie auch bei gleicher Qualifikation wie der Mann - wird die Entscheidung immer zu ungunsten ihres Berufs gehen...


    Ansonsten bin ich ganz bei nkind - ich habe glaube ich verstanden, was Du meinst - ich finde es auch eher befremdlich, dass dieses moderne Ideal (denn, sorry, eine Realität war es noch nie, nicht mal in meiner rosigen 70-80er Kindheit) plötzlich so erstrebenswert erscheint.
    Ich frage mich auch ganz konkret, wie sollen wir als "Erwerbsgemeinschaft" (aka Staat) es listen, einen hohen Prozentsatz der Menschen im besten erwerbstätigen/produktiven Alter nur noch für eine Tätigkeit freizustellen? Wo holen wir das wieder rein? Kinder früher arbeiten? Erwachsene länger?
    Auch das bedingungslose Grundeinkommen funktioniert ja nur auf der Vermutung/Grundlage, dass Menschen produktiv sein wollen.


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • Ich bin für "Kinder früher arbeiten". Denn: wer geht denn mit 18 arbeiten? Das sind doch die wenigsten. Die meißten fangen doch vor 23-25 garnicht damit an...


    ABER


    WAS denn arbeiten?! Es gibt doch jetzt schon nicht genügend Stellen, bei denen sich das Aufstehen sich überhaupt lohnt für den Lohn.



    Als ich in Finnland gelebt habe, hab ich mitbekommen, dass durchaus viele mit 16 gewählt haben, erstmal ein bisschen zu arbeiten, bevor sie eine Ausbildung, Gymnasialabschluss o.Ä. gemacht haben (der Gymnasialabschluss wurde übrigens mit 250€ monatlich für jeden gefördert, der sich dafür entschieden hat). Durchaus akzeptiert und lebenserfahrungstechnisch keine schlechte Idee, finde ich. Weg vom Gedanken, "einmal Ausbildung dann malochen bis man umfällt". Arbeitsphasen von Ausbildungsphasen ablösen lassen und immer weiter find ich sinnvoller.

    • Offizieller Beitrag

    Finde ich auch eine gute Idee - hier gibt es ja die Berufsmatura (eine Lehre, die etwas länger dauert, dafür hat man danach das Abi mit dem Lehrabschluss in der Tasche). Das machen bereits viele. Erst Lehre, dann eine Weile ranklotzen - oft noch eine Reise dranhängen - und danach weiterbilden, Uni etc. Und das dann jeweils berufsbegleitend (und Steuern zahlend!).
    Finde ich auch ein gutes Modell - nicht nur volkswirtschaftlich betrachtet, sondern wie Du sagst, auch für die Lebenserfahrung!


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • Es kommt noch besser 8o :


    Ganzer Artikel hier: *klick*

    "Erstens, ich wollte dich nicht wegschicken, sondern töten. Zweitens, weißt Du, wie man Kaffee kocht?" Simon, TWD

  • Na dann kann ich ja später wenigstens noch als Haushaltshilfe wieder schaffen gehen... Die werden dann ja wohl dringend gesucht, oder? Was anders als jetzt mach ich dann ja auch nicht, nur dass das dann "Arbeit" heißt. #gruebel

    • Offizieller Beitrag

    Ja, aber bei Dir zuhause zu putzen ist was anderes, als in mehreren "fremden" Haushalten, oder?


    Darum geht es ja, auch bei der Betreuung: wenn ich mit meinem Kind spiele, bastle etc.. dann ist das meine Sache, mein Kind - wenn ich bei meiner Arbeit andere Kinder betreue, dann ist das ein Beruf, für den ich bezahlt werde. Von den "Kunden", den Eltern. Und für das ich Sozialabgaben leiste, Steuern zahle etc...
    Das ist einfach etwas anderes als die Erwartungshaltung "ich habe mich vermehrt und der Staat muss jetzt so dankbar sein, dass er mir dafür ein Gehalt zahlt".


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • Nee, so eine Anspruchshaltung hab ich gar nicht. Stand das irgendwo hier im Thread? Wie gesagt, was ich gelesen hab, waren hier doch alle gegen das Betreuungsgeld. Ich möchte kein Geld, dafür aber meine Ruhe, aber stattdessen gibts ein "Taschengeld" und ich muss ständig Fragen beantworten von meiner Umgebung... :wacko:

  • Ich finde diese Debatten auch immer mühselig. Wahrscheinlich, weil ich auch eher von außen draufschaue.


    Aber Talpa hat es super augedrückt!


    Was sie (^) sagt (und besonders der letzte Satz).