Homeschooling: Was würdet Ihr Euren Kindern unbedingt beibringen?

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  • Die Frage steht ja schon oben.


    Gesetzt den Fall, Ihr hättet wissbegierige und offene Kinder/Jugendliche zu Hause sitzen und genügend Zeit und Ressourcen, was würde auf euren persönlichen Lehrplan stehen?


    Alter erst mal egal, ich finde das ganz generell interessant.


    Bisher war ich nie in der Lage, dass ich mir die Frage überhaupt hätte stellen müssen. Meine Kinder waren spätestens ab Klasse 3 für Lernen und Schule nie zu begeistern.


    Aber jetzt sieht es vollkommen anders aus und ich könnte einen tollen Stoff zusammenstellen, der auch angenommen würde.


    Gleichzeitig sehe ich sehr viele Lücken, aus der Schulzeit entstanden.

    Zum Beispiel internationale Geschichte kommt allgemein sehr zu kurz. Meine Kinder wissen kaum etwas über afrikanische, asiatische oder arabische Geschichte.


    Weiterhin Themenschwerpunkte wie z.B. die RAF-Zeit oder die Geschichte der Grünen. Da freue ich mich, solche Dinge mithilfe von Dokumentationen beibringen zu können. Weiterhin gibt es kaum Wissen zu Architekturgeschichte, Musikgeschichte, Denkrichtungen der Philosophie usw. - lauter Dinge die irgendwie zu kurz kamen oder gar nicht behandelt wurden.


    Was wären eure Themen, die euch wichtig sind?

    Und welche lebenpraktischen Dinge würden für Euch dazugehören?

  • Das wird bestimmt ein toller Thread!

    Geht es dir um Wissensgebiete die unbedingt beigebracht werden sollten, oder "nur" um Inhalte welche die Eltern selbst auch vermitteln können? Ich selbst bin nämlich eine didaktische Niete, viel zu ungeduldig. Genau die angesprochenen Punkte - internationale und neuere Geschichte - kamen bei uns ebenfalls zu kurz und sind sooo wichtig. Da wären aber möglicherweise Dozenten aus betroffenen Regionen ( z.B. Iraker die den Sturz des Schah miterleben) sicher noch hilfreicher in der Vermittlung. Persönlich fände ich auch das Vermitteln von vielen Fremdsprachen im jungen Alter sinnvoll. Kann ich selbst aber nicht leisten.

  • Kochen, backen, einfache Handwerktätigkeiten, aufräumen, sinnvoll Ordnung halten, Dinge aussortieren, Gartenarbeit usw.


    Darüber kann man auch Mathe, Deutsch und Fremdsprachen lernen.


    Aktuelle Politik kommt mir in der Schule zu kurz.

    Fremdsprachen, da müsste ich mir aber Hilfe holen.

  • Wir haben in der Homeschooling-Zeit kinderweltreise gemacht. Gibts ne Internetseite mit ganz vielen Infos zu jedem Land. Und dazu hab ich von ner amerikanischen Homeschoolingseite Vorlagen ausgedruckt "children of the world" hiessen die glaub ich. Da waren Punkte vorgegeben, nach denen die Kinder recherchieren sollten.

    Nationalgericht, Klima, wie sagen die Kinder dort hallo usw.


    Dazu haben wir ne riesen Weltkugel in blau an die Wand gemalt, von der mamiblock-Seite die Vorschul-Kontinent-Wandsticker ausgedruckt und aus nem Stickerbuch "Unsere Erde" oder so ähnlich Sehenswürdigkeiten, besondere Pflanzen und Tiere genommen und auf die Kontinente an die richtige Stelle kleben lassen.


    War ein Projekt über Monate, hat Sohni etwa ein dreiviertel Jahr beschäftigt insgesamt (1./2. Klasse, wobei er da schon noch Hilfe gebraucht hat mit Infos aus der Seite suchen. Wär von 3. - 5. Klasse eigentlich denk ich, je nach Infos die man suchen lässt.

    So take courage, hold on, be strong, remember where your help comes from.

  • Wie man eine Bibliothek benutzt.

    Wie man sich in ein Thema vertieft.

    Was eine differenzierte Sichtweise ist und wie man sich einer solchen annähern kann.

    Wie man sich in verschiedenen Kontexten höflich und sozial verhält.

    Fremdsprachen und Muttersprachen.

    Zeichnen: für Ausdruck und Wissensaneignung.

    Wie die Welt aufgebaut ist (physisch und gesellschaftlich).

    Wie man für sich selbst und gegebenfalls für andere sorgt.


    Konkrete Themen an meine Kinder bringen war immer eher zum scheitern verurteilt. Aber diese grundlegenden Dinge zu fördern hat dazu geführt, dass sie sich mit vielem, das ich wichtig finde, zum gegebenen Zeitpunkt von selbst beschäftigen.

    the nature of this flower is to bloom

    (alice walker)

  • Geht es dir um Wissensgebiete die unbedingt beigebracht werden sollten, oder "nur" um Inhalte welche die Eltern selbst auch vermitteln können?

    Beides.


    Vieles kann ich auch nicht allein leisten und würde da auf externen Stoff zurückgreifen. Gerade wenn es punktuell bearbeitbare Themen sind, wie die Geschichte bestimmter Parteien, sind Dokumentationen bestimmt nützlich.


    Den „klassischen" Lehrstoff bekommen sie über ihre Studienhefte zugeschickt.


    (Und entschuldigt die vielen Fehler im ersten Beitrag. :wacko:)

  • Meine Kinder schlagen vor:

    Steuern, Bürokratie "überleben", wie stelle ich Anträge...

    Nähen, Dinge reparieren...

    Nona mit großer (03) und und kleiner (05) Tochter und kleinem Sohn (2008 )

    • Offizieller Beitrag

    Projektorientiertes Lernen und den Interessen des Kindes folgen, war bei uns am erfolgreichsten und ist es immer noch, darueber liessen sich auch so Dinge wie Lesen, Schreiben, Arithmetik, Geschichte, Medienkunde, Recherche, Wissensaneignung finden. Ein wenig laeuft das bei uns immer noch so nebenher. Ich fuhr damals sehr gut (und auch jetzt noch), in dem ich Angebote machte - und mal ein Buch zu einem Thema liegen liess, oder von einem Film erzählte oder einen Ausflug ins Museum vorschlug. Manchmal ergab sich ein Thema auch durch Gespräche oder Weltereignisse - zB ist meine 5jaehrige gerade sehr an Afghanistan interessiert (sie bekommt halt auch Nachrichten mit) - sie lernt da ueber afghanische Kultur, Essen, Sprache, Literatur, geographische Lage, Bauwerke etc und ich spreche da mit ihr auch ueber die aktuelle Lage in Afghanistan, kindgerecht eben.


    Internationale Geschichte ist hier uebrigens immer mal wieder Thema - gerade lesen und hoeren wir gemeinsam 1491 mit meinem grossen.


    Mein mittlerer geht voll im Minecraft Thema auf, ein wenig zu meinem Leidwesen, aber er führt da durch ein recht ordentliches Heft fuer Projekte, die er plant, lernt sich seine Zeit einzuteilen, Notizen zu machen und seine englische Rechtschreibung verbessert sich sehr, denn ohne richtige Schreibweise funktioniert die Suche nicht. Es gibt ausserdem eine tolle Webseite zu den Mineralien und Gesteinen in Minecraft, wo er sich auch sehr wohlfuehlt - denn auch an Gesteinen hat er immer wieder Interesse.


    Vieles an Wissen ist ja heute so einfach verfügbar - da sind es oft die Softskills die wichtig sind. Oder sie haben einen Wunsch, sich fuer etwas zu qualifizieren, dann muessen sie ja oft auch manche Faehigkeiten mitbringen, auch wenn sie zuvor nicht so daran interessiert waren, kommt darueber die Motivation.


    Deshalb meine Frage - was interessiert deine Kinder denn?


    Edit - sprachen sind natuerlich schoen, wir sind aber eh schon 3.5sprachig. Das war in unserer Familie nie so Thema.

    "C'est ici que l'aventure se mêle au vent de la mer."

    Pierre Marc Orlan


    If something won't matter in 5 years, don't waste more than 5 minutes worrying about it now.

  • Ich ich würde tatsächlich versuchen Sprachen zu vermitteln. Weil mit Sprache auch kultur einhergeht und ich mir einbilde dass Mensch dadurch einfach offener und toleranter wird. Außerdem glaube ich dass Mensch dich leichter tut weitere Sprachen zu lernen wenn er schon eine zweite oder dritte gut kann.

    Ich würde meine persönliche große Liebe, die Mathematik vermitteln wollen.

    Aber besser als Unterricht ist Vorleben. Unf gerade was internationale Geschichte angeht, ds gibt es zum Einstieg auch Spielfilme. Die sind historisch nicht Top zuverlässig, wecken aber über eine gut erzählte Geschichte das Interesse am Thema. Dann sucht sich die Jugend die Informationen selbst.

    Vieles an politischer/geschichtlicher Bildung fand bei uns Zuhause am Esstisch statt.

    Die Nachrichten wurden von meinen Eltern besprochen, Ereignisse durchaus kritisch beleuchtet. Vor allem auch diese Gespräche zwischen meinen Eltern haben mir viel Wissen verschafft.

    Schokojunkie mit Töchtern (5/07 und7/09)

  • Selber keine praktische Erfahrung, bei uns war das leider nicht möglich / erlaubt.

    (in Zürich darf man ohne Lehrerpatent max. 1 Jahr home schooling machen #hammer)


    Bei den Grundlagen wie Lesen / Schreiben / Rechnen sollte zu gegebener Zeit

    alles gefestigt werden - wobei sich das beim home schooling mehr nach der Entwicklung der Kinder richten kann.

    Jenseits von den 3R (readin' 'riting 'rithmetics) sollte es sich m.E. vor allem nach den Interessen der Kinder richten,

    nicht nach dem was wir für wichtige Elemente der "Allgemeinbildung" halten. Also mehr im Sinn des "unschooling".

    Dabei können die Grundlagen gefestigt, und eigene Interessen entwickelt werden.


    Die Kinder sollten selber lernen, die Eltern / Mentoren sich auf Anregungen / Stupser / Hilfe bei der Beschaffung von Quellen /

    vielleicht auch mal etwas Feedback beschränken. Feedback nicht im Sinn von Noten, aber doch eine Rückmeldung "toll / da wäre noch etwas mehr möglich / ...".

  • Deshalb meine Frage - was interessiert deine Kinder denn?

    Im Moment scheinbar fast alles.

    Darum auch mein Wunsch, dieses rare und womöglich kurze Zeitfenster zu nutzen.


    Für mich könnte der Thread eine Art Ideensammlung sein. Also nicht nur für mich persönlich, sondern allgemein.

  • ich spinne mal los, zwar auf das alter deiner kinder gemünzt, aber sehr unsystematisch:


    - mindestens zwei fremdsprachen aus unterschiedlichen sprachfamilien. die konkreten sprachen nach wunsch des kindes, also auch polnisch und hindi wären für mich völlig ok (ausser, dass ich das nicht unterrichten könnte ;)).

    - irgendwas, um das abstrakte denken zu schulen. je nach vorliebe der kinder kann das schwerpunktmässig (theoretische) mathe sein oder (theoretische) physik oder philosophie.

    - kulturelle bildung: auch da schwerpunktsetzung entlang der interessen der kinder. also z.b. malerei, grafik, interaktive künste wie games, architektur, literatur, musik, theater, film, tanz, performance etc. einerseits die vielfalt der künste aufzeigen, andererseits auch die kulturell und historisch unterschiedlichen ausprägungen.

    - grundlagen der volkswirtschaft und wirtschaftsgeschichte

    - grundwissen zu den "weltreligionen" inkl. historische entwicklung

    - grundlagen der soziologie

    - geschichte würde ich ebenfalls entlang den interessen vermitteln. also einstieg z.b. über politik, "fremde" kulturen, eigene kultur, wirtschaft, genderfragen, umweltfragen, bilogie, philosophie etc.


    fällt mir bestimmt noch mehr ein, auch zur lebenspraxis.

    ko_nijntje mit muck (2004), mogli (2006), miep (2007) und mimir (2011)

    • Offizieller Beitrag

    VivaLaVida welch eine Chance!


    - ich wuerde da tatsaechlich Politikkunde und Geschichte ausbauen, das Buch, das ich oben erwähnte koennte euch vielleicht auch gefallen, da geht es um die Geschichte NordAmerikas vor Columbus. Auch Hochkulturen Afrikas faende ich ein tolles Thema.


    - eine nicht-europäische Sprache


    - Museumsbesuche, Filme


    - praktische Fähigkeiten wir Kochen, Ernaehrung, Kontoführung,


    - Argumentationskunde (wie überzeuge ich Menschen, wie funktionieren Argumente, welche Arten von Argumenten gibt es).


    Edit: Konzerte einerseits, und ich wuerde auch noch Programmieren und Statistik und wissenschaftliche Methodik mitreinwerfen.

  • Instrument haben sie leider ab Klasse 7 aufgegeben. Aber ein paar Grundlagen sind da und es kam auch schon die Idee, autodidaktisch wieder anzufangen.

    Überhaupt scheint das quasi Autodidaktische ihnen sehr entgegenzukommen.


    Danke für all Eure Anregungen, ich finde jeden Beitrag hilfreich und nützlich.

  • ich hab naturwissenschaften und technik fast komplett vergessen #schäm!


    also ergänzung:

    - projektorientiert (danke für das stichwort Nachtkerze ) das ingenieurinnendenken erfahren. das kann ein minecraftprojekt sein, das kann ein eigenes programm sein, das kann ein makingprojekt in einem fablab sein.

    - bezüglich naturwissenschaften finde ich eigentlich die methoden (z.b. prämissen, experiment, deduktion, verifikation/falsifikation etc.) wichtiger als die konkreten inhalte. aber die methoden lassen sich natürlich nicht losgelöst von den inhalten vermitteln. deshalb würde ich auch hier für eine orientierung an den interessen der kinder plädieren und da einen schwerpunkt setzen. die beschäftigung mit methoden trainieren sie sowohl bei geologie als auch bei chemie, umweltwissenschaften etc.

    ko_nijntje mit muck (2004), mogli (2006), miep (2007) und mimir (2011)

  • Oh, ein Instrument erlernen fände ich auch eine wichtige Sache (sofern Interesse besteht).

    Wenn Interesse besteht, klar. Ansonsten halte ich das für einen überbewerteten Zeitfresser.

    "Kinder die ein Instrument spielen, sind besser in der Schule" - ist m.E. eher

    "Kinder, die regelmässig an etwas dranbleiben können, sind besser in der Schule." (selection bias)