Homeschooling: Was würdet Ihr Euren Kindern unbedingt beibringen?

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  • Reifen wechseln und generell: Ein Auto oder andere Maschinen warten.

    Lehmputz ansetzen und verarbeiten müssen, tapezieren, Holz bearbeiten, ein eigenes Hochbett oder so bauen (von Anfang bis Ende, also beginnend bei Planung/Entwurf und Materialbeschaffung

    Grundsätzlich alles was bei uns bei der Haussanierung anfällt, ich selbst hab dabei so viel Grundsätzliches gelernt.

    Werkzeuge, Materialkunde und und und

    Feuer machen, Orientierung, Kräuter- und Pflanzenkunde, Trinkwasserbereitung, Unterstand bauen und andere Survival-Sachen

    Projekte wie Raspberry Pi für irgendwas einsetzen, programmieren, Programmiersprachen

    Wie spreche ich mit Leuten so, dass sie sich wohl fühlen, ich aber trotzdem meine meinung vertrete und für mich einstehe

    Herstellen von einfachen Hygieneprodukten, Cremes oder so. Stoffe und Reinigungsmöglichkeiten, Nähen und stricken oder häkeln, anständige Knoten


    Ich glaub ich könnte noch ne Stunde so weitermachen....

  • Ältere Kinder:

    Grundzüge des Rechtssystems, also über die Inhalte der Verfassung hinaus, wie funktioniert Strafrecht, Schuld, Haftung, Willenserklärung usw

    Grundlagen des BGB in Sachen Familienrecht, damit meine Kinder mal nicht völlig naiv romantisch heiraten und die rechtlichen Folgen etc nicht überblicken

    Unglaublich viele Dinge über Sexualität, die denen dann besser jemand anders als Mama und Papa erklärt 8o#tuppern

    Dialekt/Mundart

    Meilensteine der Film- und Musikgeschichte (subjektive Auswahl natürlich :D)

    Die Lebensrealität anderer Menschen ... ich werde nie vergessen wie ich auf der "Privatschule" in Sozialkunde saß und der Lehrer uns anhand eines Arbeitsblatts erklärt hat, was Schichtarbeit ist. Ich saß eine Schuldtunde lang fassungslos da, mein Vater war am Morgen erst von der Nachtschicht gekommen.

    Ach so: Erste Hilfe Maßnahmen, Hausmittel, groben Überblick über so häufige Dinge wie Blutdruck messen, Blutzucker und wie das funktioniert,...

    Backen, Sauerteig ansetzen und sowas, wurde bestimmt schon genannt.

  • Wie spreche ich mit Leuten so, dass sie sich wohl fühlen, ich aber trotzdem meine meinung vertrete und für mich einstehe

    Das werden sie von mir nicht lernen können #freu (kam ja öfter hier im Thrad *smile), aber der Papa ist brillant darin.

    Von ihm können sie auch lernen, wie man sich gut abgrenzt und trotzdem von ausnahmslos allen gemocht wird.

  • Ganz vieles Lebenspraktisches haben sie in 7 Jahren Waldorfschule (Garten, Handwerk, Forstarbeit, Landwirtschaft, Theater, Musik, Handarbeit, Putzen, Kochen...) gelernt.

    Ich habe den Eindruck, dass genau das Theoretische zu kurz kam und da erhebliche Lücken zu füllen sind.

  • Ergeben sich nicht die meisten dieser Dinge ganz normal im Alltag/Zusammenleben, ganz unabhängig von Schule oder nicht? Wir besprechen die Grundzüge der Rechtssysteme regelmäßig, wenn in den Ländern Wahlen sind, zum Beispiel. Kochen, backen, bauen, Sachen warten muss man doch sowieso regelmäßig machen, sind eure Kinder da nicht beteiligt?

    Ich meine, bei uns sind die Schultage echt lang, und trotzdem kommen die lebenspraktischen Sachen bei den Kindern an.

    Das vertiefen in Sachthemen, intellektuelle oder wissenschaftliche Fragen oder auch Kunst und Kultur kommt zu Schulzeiten viel eher zu kurz. Im homeschooling hingegen ergeben sie sich fast von selbst.

    Ich käme mir echt komisch vor eine Unterrichtseinheit "Bad putzen" oder "Gebühren bezahlen" anzuleiten... Aber natürlich machen die Kinder sowas.


    Und es gibt ja eine unendliche Anzahl relevanter Themen. Ich finde die Frage, welche nun die wichtigsten sind, nicht zu beantworten. Deshalb wird es am Ende immer nach den Interessen der Familie gehen und immer große Lücken geben.

    the nature of this flower is to bloom

    (alice walker)

  • Wie eigne ich mir ein Thema an, das mich interessiert?

    Bücher / Wiki / Zeitschriften / youtube / Bibliothek / Recherche grundsätzlich (da können sie viel von dir lernen, Viva).

    Und das dann auch entsprechend anderen vermitteln. Texte anständig und verständlich zusammenfassen, das Wichtige Zusammentragen, Fragen beantworten und erklären.

    Und da ist das Thema ja fast egal.

    Verlasse die Welt ein bisschen besser, als du sie vorgefunden hast (B.P)

  • Schwimmen!

    Nähen/flicken

    Maschinenschreiben

    Mit WaMa/von Hand waschen

    Bügeln

    Mit Geld umgehen

    Einfacher Dreisatz, Grundoperationen

    Sprachen

    Lampen/Schalter anschliessen

  • Die Grundlagen der Naturwissenschaften vom Einfachen ins Komplexe. Vom Elektron ins All. Vom Anfang des Lebens zur Ökologie. Erdgeschichte und Biogeographie. Ethnologie. Frühgeschichte. Englisch und andere Sprachen nach Wahl. Kunst. Handwerk. Kochen. Handarbeiten. Psychologie.

    Vertiefung auf Nachfrage des Kindes.

    • Offizieller Beitrag

    Ganz vieles Lebenspraktisches haben sie in 7 Jahren Waldorfschule (Garten, Handwerk, Forstarbeit, Landwirtschaft, Theater, Musik, Handarbeit, Putzen, Kochen...) gelernt.

    Ich habe den Eindruck, dass genau das Theoretische zu kurz kam und da erhebliche Lücken zu füllen sind.

    Das wollte ich auch anmerken, dass Deine Kinder in der Beziehung ja schon Vieles gelernt haben, was "normale Schulkarrieren" etwas vermissen lassen.

    Jetzt spezifisch auf Euch.... #gruebel ... gar nicht so einfach...

    Eine weitere Sprache?

    Und sonst die Chance nutzen, den Lern- und Interessenschwung mitnehmen. Historische Themen, Reisen und kulturelle Bildung in einem mitnehmen, zum Beispiel.

    Die Themenauswahl würde ich wohl eher den jungen Menschen überlassen,da kommt auf jeden Fall was raus - man lernt nichts Unnützes, nie.

    Liebe Grüsse

    Talpa

  • Abgesehen davon findet unser junger Erwachsener das Leben sehr kompliziert. Was ist ein sozialversicherungspflichtiges Arbeitsverhältnis, wie funktioniert das System Krankenkasse oder das Rentensystem? Online-Banking, Steuern zahlen oder Rückerstattungen beantragen, Geld anlegen, Dokumente ordentlich verwalten, Bescheinigungen anfordern und irgendwo einreichen...

    Das hat meine frisch Erwachsene hier auch so gesagt, so was müsste mehr gelehrt werden.

    Nona mit großer (03) und und kleiner (05) Tochter und kleinem Sohn (2008 )

  • In der coronabedingten Homeschooling Zeit haben wir unter anderem zu Kolonialismus/Imperialismus und dem 1. Weltkrieg gearbeitet. Diese Themen (vor allem deutscher Kolonialismus) sind in meiner Schulzeit nicht wirklich behandelt worden.

    Auf der Seite der pädagogischen Hochschule Bern habe ich eine interessante Unterrichtseinheit zum 1. Weltkrieg gefunden. Inklusive Anleitungen zur Arbeit mit historischen Bild und Textquellen. Ich verlinke das mal hier https://www.phbern.ch/dienstleistung…richtseinheiten

    Ansonsten finde ich, passend dazu, die Novemberrevolution ein total spannendes Thema. "Die Roten Matrosen" von Klaus Kordon haben uns da viel Wissen vermittelt.

  • Ich bekomme den Eindruck dass sehr viele hier alltagspraktische Bildung fordern. Und frage mal ganz ketzerisch: Das sind doch z.T. Dinge die sicher hilfreich sind, die man sich aber auch anhand von Tutorials, Verbrauchermagazinen o.ä. nach Bedarf aneignen kann. Wären nicht so theoretische Dinge wie Quellen verifizieren und interpretieren, wissenschaftliche Zusammenhänge erkennen eher ein gutes Rüstzeug fürs spätere Leben, eben weil es lehrt kritisch mit Informationen umzugehen?

    • Kopfrechnen , Bruchrechnen, Dreisatz und Geometrie - weil es praktisch ist
    • Grundszüge der Statistik, Stochastik und Kombinatorik - weil es wichtigwichtigwichtig ist
    • Musik, Tanzen, und Sport - weil es gut für Körper und Seele ist
    • Mathematik - weil es schön ist
    • Kunst - weil es gut für Geist und Seele ist
    • Religion, Kulturgeschichte (Kunst, Musik, Religion) und politische Geschichte - weil es notwendiges Grundlagenwissen ist, um sich in der Welt zurecht zu finden
    • Grundszüge des Rechts - weil es nützlich ist
    • Verschiedene Literaturgenres - weil es Spaß macht
    • Logik und Quellenkunde - weil es wichtig ist
    • Umgang mit Office - weil es nützlich ist
    • Grundszüge des Programmierens in einer Sprache (oder wenigstens HTML) - weil es Spaß macht und nützlich ist.
    • Gebärdensprache - weil ich es cool finde (nicht dass ich es selber könnte, aber ich habe mal einen Kurs gemacht, der echt Spaß gemacht hat!)
    • Englisch und mindestens eine weitere Fremdsprache, idealerweise eine, zu der es einen Bezug gibt, so dass man sie auch nutzen kann und will - weil es neue Horizonte eröffnet.
    • Haushaltschemie - weil es nützlich und spannend ist
    • Grundzüge der Physik - weil es interessant ist
    • Humanbiologie und Medizin - weil es nützlich und spannend ist
    • Sonstige Biologie - weil es dazu gehört.
    • Wie repariere ich mein Fahrrad und andere handwerkliche Fertigkeiten - weil es echt, echt nützlich ist (ich kann zB mein Rad nicht selbst reparieren und ärgere mich darüber)
    • Nähen, Kochen - weil es sehr nützlich ist
    • Gartenbau - weil es das Überleben sichern helfen kann
    • grundlegende Klempner- und Elektriker-Arbeiten zu beherrschen fände ich auch seeeehr nützlich.
    • Offizieller Beitrag

    VivaLaVida

    bei deinen Themen im Ausgangspost fiel mir ein Buch ein das unsere Kinder zur Zeit mit Begeisterung lesen. Geschichte von DK Wissen.

    Es gibt einen groben guten Überblick - von da kann man dann tiefer einsteigen. Finde ich für meine Kinder von 7 - 11 gerade sehr passend. Gerade den Teil über Mali fanden meine besonders spannend. Es gibt immer etwas zu entdecken.

    Ich habe nicht die anderen Antworten gelesen, aber Reifen wechseln finde ich eine sehr wichtige Fähigkeit.

    weil du das gerade über mir schriebst. Das habe ich tatsächlich in der Schule gelernt. Gegenüber von meinem Gym gab es eine Berufsschule und wir sind in der 9ten Klasse alle in Kurse dort eingeteilt worden. Ich habe mich dann im Kurs für KFZ eingetragen und Elektrotechnik. Dort haben wir u.a. gelernt wie man einen Reifen wechselt :-). Damals war ich das einzige Mädchen im Kurs. Ich fand es super - was ich dort so gelernt hat, hat mir echt viel gebracht.

  • Ganz viel zum gesunden und wohlwollenden Umgang mit sind selbst. Selbstregulation auf einer Körperlichen Ebene. Wie das autonome Nervensystem funktioniert und was das für eine Relevanz für unsere Lebensgestaltung hat. Entspannungs- und Meditationstechniken. Verschiedene Bewegungs- und Sportarten. Wie geht Zufriedenheit. Wie hält man sich gesund. Körperlich. Seelisch.

    Musik machen. Spiele spielen. Merken: was tut mir gut und was nicht? Seine Leidenschaft finden.

    Und dann jede Menge praktische Kompetenzen. Wie führt man einen Haushalt mit wirklich allem drum und dran vom Kochen über Nähen, Reifen wechseln bis Behördenkommunikation. Wie reist man, ebenfalls mit allem drum und dran wie Sprachen, interkulturelle Kompetenz, Landesgeschichte und politische Hintergründe kennen. Und einige fundierte Grundkenntnisse zum Thema Liebe und Sexualität.

  • Ich habe nicht die anderen Antworten gelesen, aber Reifen wechseln finde ich eine sehr wichtige Fähigkeit.

    Reifen wechseln und generell: Ein Auto oder andere Maschinen warten.

    Witzig, das finde ich total irrelevant.

    Meine Eltern fanden, dass Auto fahren können zur Allgemeinbildung gehört. Also habe ich für über 2000 Euro den Führerschein gemacht. Bin insgesamt ca. 2.000km gefahren, davon ungefähr 1.990km in den Jahren 2010 bis 2013. Jetzt darf ich zwar Auto fahren, aber kann es nicht mehr (also nicht wirklich) und wenn es nach mir geht, werde ich es auch nie mehr brauchen.

    Bei anderen fällt mir vor allem negativ auf, wenn sie wenig Ahnung von Politik, Biologie und Medizin, Religion, Kunst oder Geschichte haben. Außerdem schlechte Office-Kenntnisse (bei Leuten, die im Büro arbeiten!) und wenn Leute nicht nähen können.

    Selbst gerne besser können würde ich Handwerkliches, Elektrik/Elektrotechnik, eine zweite oder dritte Fremdsprache, Klavier spielen, bessser singen und tanzen und bessere Grundfitness, Gebärdensprache, Programmieren, BWL und VWL.

    Von meinen Eltern hätte ich mir gewünscht, dass sie mir mehr zu Musiktheorie beigebracht hätten (mein Vater) und dass sie mich bei meiner Stipendiumsbewerbung unterstützt hätten (ich habe nicht danach gefragt, ich wusste nicht, dass das sinnvoll sein könnte, sie wahrscheinlich auch nicht).

    VivaLaVida Wärst du meine Mutter, würde ich mir wünschen, dass du mir VWL/BWL beibringst.

    Sehr sinnvoll finde ich alles, was darin übt, sich auszudrücken.

    Das schöne an Schule finde ich außerdem, dass man da auch Sachen lernt, die man nicht sowieso im Alltag lernt, sondern etwas darüber hinaus.

    Wie man eine Steuererklärung macht oder kocht oder Anträge stellt, habe ich jeweils zu gegebener Zeit ohnehin gelernt (bzw. kochen haben mir meine Eltern nach und nach beigebracht).

    Aber in der Schule habe ich halt Texte von Kleist und Novalis gelesen und Aufsätze darüber schreiben können und jemand hat sich die Zeit genommen, sie fachkundig gegenzulesen und zu korrigieren. Das hätte ich sonst eher nicht gemacht. Ich hätte auch Faust nicht gelesen oder Maria Stuart oder Homo Faber oder Woyczek oder Heart of Darkness oder Le Grand Cahier. Ich würde sie auch nicht nochmal lesen wollen (vieles fand ich doof), aber ich bin zufrieden, sie gelesen zu haben. Ich bin auch als Kind nicht mit dem Mikroskop klargekommen, dass mir meine Eltern geschenkt hatten, aber in der Schule habe ich Mikroskopieren gelernt. Und ich fand Bio teilweise grottenlangweilig, aber bin trotzdem froh, es mal gemacht zu haben.