Homeschooling: Was würdet Ihr Euren Kindern unbedingt beibringen?

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  • Doch, wir haben auch Muss-Sachen, klar. Meine Kinder sind 5 und 7.


    Es gab tatsächlich auch Situationen, bei denen gar nichts mehr ging und ich sie nur mit körperlicher Gewalt da heraus bekommen hätte (wenn überhaupt). Einmal schrie meine Älteste im Auto und wollte nicht aussteigen. Eine halbe Stunde nicht. Da war sie sehr klein, aber es ist dasselbe Prinzip. Ich habe sie rein körperlich nicht herausheben können (und da war sie echt noch klein), sie hatte sich mit aller Kraft dagegen gestemmt und hatte immense Kräfte. Ueberzeugung, Bestechung etc ging alles nicht mehr, ich glaube im Nachhinein sie war da einfach absolut übermüdet.


    Irgendwann haben sie sich dann immer beruhigt. Aber bei einer Sportstunde, die halt nur eine halbe Stunde geht, wäre der Sport dann schon vorbei gewesen.


    Das war bei uns ab und an, jetzt zum Glück viel seltener.


    Aber sie pünktlich in die Schule zu bekommen, ist dennoch schwer. Hier halt alles mit Auto..

  • Ich denke auch, dass man bestimmte Themen mit einigen einfach noch mal in ein paar Jahren hier bespricht. Ich gehöre leider zu denen im Forum mit den älteren Kindern, da waren manche Themen immer zu früh dran. Darum finde ich wie janos den Pubertätsstrang, der schon länger nicht mehr für uns relevant ist, auch so interessant zu lesen.

    Und klar gibt es auch Menschen mit autoritärem Charakter, die gern machen, was eine (angenommene) Autoritätsperson ihnen sagt. Auch als Erwachsene. Das ist bestimmt sehr angenehm, je nach eigener Rolle.

  • Mein einer Sohn ist auch sehr willensstark. Ich muss mich durchsetzen, sonst macht der gar nichts. Ich werde auch schon mal laut.


    Ich verstehe das Problem echt nicht. Meine Kinder gehen doch auch täglich zur Schule, auch wenn sie mal keinen Bock haben.

    Wo ist der Unterschied?

    Die Unterschiede liegen in der Intensität des kindlichen Widerstands und den Gründen dafür.


    Laut zu werden bringt gelegentlich einfach gar nichts außer noch schlechterer Stimmung. Ich bin als Kind von erzwungenem Schulbesuch psychosomatisch erkrankt bis hin zu einem stationären Krankenhausaufenthalt. Mein Spezialist wird gewalttätig gegen sich und andere wenn er an seine Grenzen kommt. Ich habe ihn als Grundschüler durchaus mal vor die Haustür getragen und neben einen Kleidungsstapel gestellt, weil er sich nur teilweise angezogen hatte. Das ist körperlicher Zwang und damit jenseits der Grenze zur Gewalt. Dabei war er gern in der Schule! Er hatte Schwierigkeiten mit allen Situationswechseln und konnte partout nicht selbständig losgehen, aber wenn er ankam war alles in Ordnung, sonst hätte ich ihn dazu nicht gezwungen. Und ja, selbstverständlich knüpften wir ein Team von Erwachsenen um dieses Kind herum

    zwecks Diagnostik und Therapie.

    Einen Achtjährigen kann frau zur Not festhalten oder tragen. Mit 16 geht das aus vielen Gründen nicht mehr, das Recht auf körperliche Selbstbestimmung und Gewaltfreiheit ist der wichtigste davon. Große Jugendliche zwingt niemand mehr, man kann sie vielleicht überzeugen, bestechen, begleiten, erpressen, aber ohne ihre Mitwirkung geht es nicht.

  • Mein Sohn überragt mich um einen Kopf und wenn er, der Leistungssport macht, mich umarmt und festhält, muss ich betteln, dass er mich bitte wieder loslässt.

    Ich bin ihm körperlich weit unterlegen, schon seit mind. 2 Jahren. Wenn er etwas nicht will, was ich ihm sage, dann macht er das auch nicht.

    Ab einem gewissen Alter hilft wirklich nur, dass ich versuche, ihn verbal zu erreichen. Ansonsten muss er eben mit den Konsequenzen seiner Entscheidungen zurecht kommen. Und ich muss für mich einen Weg finden, damit umzugehen.


    Dass Vorleben nicht unbedingt den gewünschten Effekt hat und auch zur Anti-Haltung führen kann, haben wir bei ihm in gewissen Bereichen auch. Ein Beispiel ist das Lesen/Bücher. Ich habe ihm lange regelmäßig vorgelesen und da hat er auch immer gerne zugehört. Aber mittlerweile hasst er alles, was mit Büchern zu tun hat #weissnicht. Joa, mit Faust ist er trotzdem irgendwie zurecht gekommen letztes Jahr. Und ansonsten ist er eben eher der audiovisuelle Lerntyp.

    • Offizieller Beitrag

    Oh, Bücher und Lesen ist ein schönes Beispiel dafür, was für mich ein "Muss" ist.

    Und was praktisch durchführbar ist: wir haben Bücher im Haus, haben viel vorgelesen, lesen selber viel.

    Für mich ist Lesen absolut ein "Muss" im Leben.

    Konkret und praktisch lebe ich damit, dass der Teenager immer schön lieber hört und Videos sieht. Und nein, ich wüsste nicht, wie ich ihn zum Lesen zwingen sollte... Wäre auch eher kontraproduktiv, denke ich mir.

    Aber das Angebot war und ist da - und wird auch Spuren hinterlassen haben.


    Und bei ganz vielen anderen hier besprochenen Dinge ist es ähnlich. Es gibt lebenswichtige "Muss", wie Gurte im Auto. Undiskutierbar. Es gibt "in meinem Leben ein Muss" - das kann ich als Eltern anbieten, vorleben und bewerben. Mein Kind darf es aber auch ablehnen... damit muss ich leben (lernen).

    Beim einen Kind werden das vielleicht ganz viele Dinge sein, während ein anderes begeistert fast alle Angebote mitmacht.


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • Ich bin da ganz bei VivaLaVida Zwingen ist schwierig bis absolut unmöglich. Als meine Kinder kleiner waren habe ich das nur bei einem einzigen Thema gemacht: Straßenverkehr (zur Not festgehalten weil ich die körperliche Gewalt da immer noch als weniger schlimm empfand als einen Verkehrsunfall). Nicht mal beim Thema Medikamente gab es einen Zwang (das habe ich genau 1x versucht, das Kind hat das Medikament 30 sek später wieder rausge*).

    Zu Sport zwingen würde ich nie. Die Kinder sollen das machen, was sie gern machen oder halt auch nicht. Bewegung im Alltag erzwingen geht bei meinen Kindern nicht. Zur Schule laufen geht nur in Grundschulzeiten, später ist der Schulweg zu weit.

    Allerdings haben beide Kinder eine Sportart für sich gefunden, die sie gern und regelmäßig machen. Das unterstützen wir dann natürlich so gut es geht (auch mit mit weiten Fahrten zu einem besonderen Trainingsort).

    Tochter hat das selbe Hobby das mein Mann und ich haben: Reiten. Sie hat auch immer wieder mal Probleme mit Situationswechseln, mag dann nicht los zum Reiten weil die momentane Beschäftigung gerade so schön ist. Da muss sie dann schon mit wenn es zeitlich nicht schiebbar ist. Es ist aber ganz klar: sie WILL reiten (das sagt sie auch selbst sehr deutlich), sie WILL eigene Ponys haben. Das Eine geht aber nicht ohne das Andere. Also muss sie auch mal mit auch wenn sie gerade keine Lust hat. Pferde sind keine Sportgeräte sondern Lebewesen und Partner. Die stellt man nicht in die Ecke. Klar ist das nicht 100% in Stein gemeißelt, sie geht auch oft zu ner Freundin und reitet dann halt am nächsten Tag. Das können wir sehr flexibel gestalten. Aber eben tagelang oder wochenlang gar keine Lust geht nicht, da muss ich auch die "Sportpartner" Ponys schützen).

    Ballett hatte sie mal angefangen und nach wenigen Malen wieder aufgehört, es war halt gar nicht ihrs.

    Sohn hat sich auch von Reiten über Fußball zu Parkour weiterentwickelt. Seine Sportart ist nun Parkour, das lässt er nur ausfallen wenn er körperlich nicht fit ist. Da wird er auch zunehmend "aktiver" und plant selbstständig Aktivitäten zusätzlich zum normalen Training.


    Zur eigentlichen Frage. Ich hab meinen Kindern gar nichts bewusst während des homeschoolings beigebracht (dazu hatte ich gar keinen Zeit neben Job und den Schularbeiten). Beide haben sich aber für sich ein Thema gesucht, das sie interessiert und in da sie sich selbst reingefuchst haben: Tochter Englisch (sie war als sie angefangen hat 9) und Sohn Programmieren (mit 13 sein erstes Mod zu einem sehr bekannten Spiel veröffentlicht - Vorkenntnisse am PC waren natürlich vorher schon vorhanden).


    Beide Kinder lesen nicht gern und tun es auch nicht. Zwingen kann und werde ich sie sicher nicht.

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    Wunder 1: 07


    Wunder2: 11

  • Für mich ist Lesen absolut ein "Muss" im Leben.

    Ja. Und da ist der Unterschied


    „Für mich“ ist etwas anders als „hier ist xy ein Muss für die Kinder“.


    Und Thema Zähneputzen, weil das vermeintlich das Müssen-Argument stützt:

    Auch da frage ich mich, wie man das bei einem 11-jährigen erzwingen würde. Das geht doch nur mit körperlicher Gewalt.


    Überreden, Verhandeln, Argumentieren etc. all das steht doch hier gar nicht zu Diskussion. Dass es diese Möglihckeiten gibt, wissen wir alle.


    Es geht um „Muss“.

    • Offizieller Beitrag

    Überreden, Verhandeln, Argumentieren etc. all das steht doch hier gar nicht zu Diskussion. Dass es diese Möglihckeiten gibt, wissen wir alle.

    Viel mehr kann man auch gar nicht mehr machen. Wirklich zwingen geht ja schon ab 2-3 kaum mehr.


    Wobei mir es durchaus geholfen hat, da Tips zum Arguemtieren zu bekommen. Allerdings habe ich das eher in Büchern gelernt und durchs Ueben am Kind.

  • Ich finde die Frage nach dem Zwingen eigentlich nicht sinnvoll. Weil ziemlich schnell klar wird, dass das letztlich nur kurzfristig und bis zu einer bestimmten Altersgrenze funktioniert.


    Interessant ist doch vielmehr, warum es in manchen Konstellationen und Situationen klappt, dass Kinder oder Jugendliche Dinge tun die mühselig, langweilig oder herausfordernd sind und warum es woanders nicht klappt. Manchmal in derselben Familie. Manchmal beim gleichen Kind.


    Was sind denn Voraussetzungen dafür, dass die Kinder um die es anfangs hier ging die angebotenen Themen nehmen und sich dafür eigenständig engagieren? Dass sie bereit sind, dafür andere Dinge zurückzustellen die bequemer sind? Dass sie damit verbundene Regeln akzeptieren?


    Im Lauf der Jahre komme ich immer mehr zu der Einsicht, dass der elterliche Einfluss hier eine begrenztere Rolle spielt, als ich früher gedacht habe.

  • Aus Erziehung wird Beziehung, das wusste schon Jesper Juul :) Bei dem einen Kind ist das mit 2 Jahren der Fall, bei dem anderen mit 35. Bei den meisten wohl irgendwo zwischen 8 und 15, denk ich.


    Das ist zum einen Persönlichkeit, zum anderen sind es die Umstände. Das eine Kind versucht seiner Mutter vielleicht keine Last zu sein, weil sie den schwerkranken Vater/Mann pflegt und nebenher Vollzeit berufstätig sein muss (habe genau dieses Beispiel im Bekanntenkreis). Das andere Kind entdeckt mit 15 plötzlich den eigenen Willen. Wieder ein anderes hat schon immer sehr eigene Vorstellungen.


    Ich sehe das wie Viva, habe ja auch ältere Kinder. Grundverschieden die beiden, übrigens. Eins mag gerne hören was ich finde und bildet sich dann eine Meinung, das andere kann erst dann kooperieren wenn ich die Zügel komplett loslasse (und ist mir somit sehr ähnlich). Was ich schade finde, ist, wenn hier berichtet wird wie "amüsant" es ist, von anderen Eltern zu lesen die (noch?) eine andere Meinung haben. Da frage ich mich schon ein bißchen was sich da für ein Frust angestaut hat, dass man so herablassend über andere schreibt. Kann ich irgendwie nicht nachvollziehen. Also hier im Thread verstehe ich das Nachhaken ein wenig, aber dass man jetzt Nachbarthreads bemüht um Leute lächerlich zu machen (so wirkt es auf mich zumindest, auch wenn ich mich nicht angesprochen fühle), das muss doch vielleicht nicht sein.

  • Was sind denn Voraussetzungen dafür, dass die Kinder um die es anfangs hier ging die angebotenen Themen nehmen und sich dafür eigenständig engagieren? Dass sie bereit sind, dafür andere Dinge zurückzustellen die bequemer sind? Dass sie damit verbundene Regeln akzeptieren?

    Neben Persönlichkeit und dem Umfeld/den Umständen fällt mir noch ein, dass ich mal gelesen habe dass das pubertierende Hirn wohl nur schlecht langfristige Auswirkungen erfassen kann. Also kognitiv schon, aber nicht "erfühlen". Abwägen können zwischen zB "setze ich mich jetzt mit Netflix aufs Sofa und fühle mich kurzfristig gut" versus "kämpfe ich gegen den Schweinehund und gehe laufen, damit ich gesund bleibe und mich langfristig gut fühle" - das entwickelt sich wohl erst nach der Pubertät. In der Pubertät wählt das Hirn wohl öfter die kurzfristige Gutfühlvariante als nach der Pubertät.

  • Anja, wenn du oft genug echt gefrustet deine Probleme mit dem Umgang mit deinen Kindern geschildert hast und zurückgemeldet bekommst, dass du da einfach mal das Gespräch mit deinem Kind suchen musst, dann ärgerst du dich. Als hätte ich das nicht schon tausende Male probiert!


    Und wenn du das rückmeldest und als Antwort kommt dann ein doch durchaus herablassendes „also bei mir würde es sowas nicht geben!“ dann ärgerst du dich noch mehr. Und fragst dich erneut, was denn falsch läuft in deiner Familie, weil offenbar bist ja du schuld, wenn Kind mit 13 plötzlich paar Tage verschwindet - passiert sonst ja niemandem


    Wenn du dann aber drei Jahre später von eben diesen Userinnen liest, dass es daheim doch massive Probleme gibt mit fehlender Kooperation, Lügen, Diebstahl oder fehlender Kommunikationsbereitschaft des Kindes … dann denkst du dir nur noch, dass es schön ist, dass die Herablassung von damals offenbar aus Unwissenheit resultierte.


    Es freut mich sicher nicht, dass es denen dann auch schlecht geht mit ihren Kindern, aber es verschafft mir tatsächlich eine gewisse Genugtuung, dass diese Arroganz von damals einen Dämpfer bekommt

  • Ok, diesen Extremfall verstehe ich. Vor allem wenn es einzelne User sind. Dann ist der vage Hinweis auf einen ganzen Thread tatsächlich die höfliche Variante ;)

  • ich möchte bei janos unterschreiben.


    angesichts mancher ratschläge und aussagen, die einem hier in den letzten jahren entgegengeschlagen sind, oft in sehr absolut formulierter art oder von leuten mit jüngeren bzw. deutlich besser zu steuernden kindern oder aber von leuten, die krass autoritär vorgehen (und das hier im forum im wesentlichen unwidersprochen bleibt), entsteht frust, wie du es nennst. ja, der staut sich dann tatsächlich an.


    mein fehler war und ist, dass ich mich nicht auf die vielen tollen vorschläge und ideen hier im thread konzentriere (danke euch!?), sondern dann auf einzelne aussagen anspringe und sozusagen negativ selektiere. das weiss ich.

  • ich möchte bei janos unterschreiben.


    angesichts mancher ratschläge und aussagen, die einem hier in den letzten jahren entgegengeschlagen sind, oft in sehr absolut formulierter art oder von leuten mit jüngeren bzw. deutlich besser zu steuernden kindern oder aber von leuten, die krass autoritär vorgehen (und das hier im forum im wesentlichen unwidersprochen bleibt), entsteht frust, wie du es nennst. ja, der staut sich dann tatsächlich an.


    mein fehler war und ist, dass ich mich nicht auf die vielen tollen vorschläge und ideen hier im thread konzentriere (danke euch!?), sondern dann auf einzelne aussagen anspringe und sozusagen negativ selektiere. das weiss ich.

    ;) Darf ich einen Bibelvers (von Paulus) zitieren: "Prüfet alles und behaltet das Gute!".


    Kinder können sehr unterschiedlich sein. Aber wenn ein Kind nicht will, will es nicht. Und es gibt Dinge, die gehen auch nicht, wenn eine 2-Jährige nicht will - auch wenn man das als Erwachsene für noch so wichtig hält. Manches lässt sich schlicht auch nicht erzwingen - und selbst wenn man das tut - um welchen (langfristigen) Preis? Ist es das wert?


    #weissnicht Bei uns gab es deshalb bisher auch keinen Instrumentalunterricht, wobei beide Kinder einfache Melodien auf der Blockflöte und auf dem Keyboard (zweihändig) spielen können. Sie wollten aber nie, dass ich sie für einen Unterricht anmelde. Wenn sie das möchten, mache ich das gerne. Aber meine Erfahrung war, dass Jugendliche, die freiwillig ein Instrument lernen, sehr schnell ein höheres Niveau erreichen als andere nach langjährigem, erzwungenen Unterricht. Erstere spielen das Instrument dann auch noch nach Jahrzehnten, während zweitere froh sind, wenn sie es los sind.

    • Offizieller Beitrag

    Als meine Kinder geboren wurden, da habe ich mich wie wohl viele andere intensiv durch Erziehungsratgeber gelesen, habe Kurse besucht, habe sogar einen Lehrgang zur Elternbildnerin gemacht, so Kursleiterkurse wie "Starke Eltern.." usw.


    Ich hatte zu Beginn auch die weitverbreitete Vorstellung, das Kind komme zur Welt wie ein neutraler Teig und dann gebe ich eine Prise Muttermilch, Tragtuch, die richtigen Bücher vorlesen, die richtigen Kurse, das richtige Vorbild, usw. würden die Kinder dann zu glücklichen, liebenswerten, allseits beliebten Menschen formen.


    Dann stellte sich aber bald heraus, dass meine Kinder keineswegs neutrale Teige waren. Die sind bereits als komplette Persönlichkeiten zur Welt gekommen. Und genauso wenig, wie man ein blindes Kind mit Vorbild, Ermutigung oder Zwang zum Sehen bringt, gelang es auf diese Weise diese Persönlichkeiten zu verändern.

    Oder nur mit soviel Zwang, das die Beziehung und wohl auch die Persönlichkeit des Kindes darunter gelitten hätte.


    Die Kinder zeigten mir auf, dass es in der Beziehung zwischen Eltern und Kind auch nicht um Dinge geht wie Cellounterricht oder Stepptanz. Noch nicht mal um gute Schulnoten.

    Es geht um die Beziehung. Immer. Und das ich als Elternteil verlässlich bin und sie bedingungslos akzeptiere.


    Das ist das was auch übrigt bleibt wenn sie gross werden, wenn sie sich abnabeln, wenn sie in die Welt hinaus ziehen. Es bleibt die Beziehung und das Gefühl, an einem Ort immer akzeptiert zu werden.


    Ich habe deshalb das Elternkurse geben komplett aufgegeben. Zum einen, weil ich mir eingestehen musste, dass ich nichts über Erziehung weiss. Ich bin die grossartigste Fachperson für meine Kinder...aber nur gerade für die. Ich kann diese Erfahrungen genauso wenig auf anderen Kinder übertragen, wie wenn ich ausnahmslos auf einem einzigartigen Betriebssystem arbeiten würde und dann Kurse geben würde mit dem Anspruch alle anderen Betriebssystem der Welt zu erklären.


    Zum anderen weiss ich auch, dass die meisten, die in diese Kurse kommen, einfach nur eine Zutat, eine schnelle Lösung für ihren vermeintlich "neutralen Teig" wollen, weil der gerade nicht so will, wie sie sich das vorgestellt haben oder wie ihr Umfeld ihnen suggeriert so ein Teig sein sollte.


    Das kann ich nicht mehr.