Mathe Drama 1. Klasse

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  • Hallo ihr Schulerfahrenen Raben,


    Tochter (6) geht in die 1 Klasse. Lesen klappt super. Mathe ist eine Katastrophe und ich bin völlig ratlos.

    Sie kann Zahlen bis 10 schreiben und lesen, Zählen mit Strichliste, erkennen was < = oder > ist.

    Addition ist sehr sehr schwierig. 2 + 3 = 5 geht gerade so, aber nur wenn sie die Finger zum abzählen nimmt. Wenn sie zehn solche einfachen Additionsaufgaben macht sind regelmäßig min. 6 falsch, eher mehr.

    Aufgaben wie 4 + ? = 6 kann sie nicht lösen und versteht gar nicht was sie überhaupt machen soll. Auch nach mehrmaligem Erklären und zusammen lösen.

    Wir haben versucht Aufgaben mit Legosteinen bildlich darzustellen 2 rote + 3 blaue usw. ich kann keinen Fortschritt erkennen.

    Sie hat mittlerweile auch schon großen Frust aufgebaut, sie merkt dass die anderen Kinder besser und schneller sind. Bringt oft Sachen mit nach Hause die sie noch nacharbeiten muss, weil sie im Unterricht nicht fertig wurde.

    Habe das Gespräch mit der Lehrerin gesucht. Der ist bis jetzt nichts aufgefallen. #haare

    Sie hatte keinerlei Tipps oder hat sonst was in Aussicht gestellt um meine Tochter zu unterstützen. Sie werde etwas mehr auf sie schauen, war das einzige Resultat des Telefonats.

    Nach Weihnachten werden sie zur Subtraktion kommen. Das wird doch nie und nimmer was.

    Oder ist das alles noch im Rahmen?

    Könnte ihr mir bitte helfen die Situation einzuschätzen. Muss ich mir größere Gedanken machen in Richtung Dyskalkulie?

    Ich bin auch für ganz praktische Tipps dankbar und alle sonstigen Gedanken dazu.


    Danke schonmal.

  • Kann sie es, wenn du ganz ab von schulsachen (Hausaufgaben, "komm, wir üben") fragen stellst wie:

    "Ich habe 3 Bonbons im Kasten und habe noch zwei in der Schublade gefunden, wieviele sind das zusammen?"

    "Ich nehme mir 5 Gummibärchen, hier sind aber nur noch 3. Wieviele brauche ich aus der neuen Tüte?"

    Kann sie zählen, weiss sie, was sie da zählt?

  • Bei meinen beiden war das in der ersten Klasse ganz genauso. Es hat auch ziemlich lange gedauert und ich war am Verzweifeln. Wir haben mit Gummibärchen gerechnet, die durften am Ende dann aufgegessen werden.

    Mit Dyskalkulie kenne ich mich nicht aus, bei meinen hat es sich im Laufe der ersten Klasse dann gegeben. Immer und immer wieder die Mengen anschaulich machen (eben mit Legosteinen, Gummibärchen etc). Aber das geht nicht innerhalb von wenigen Wochen, das dauert meines Erachtens deutlich länger.

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    Wunder 1: 07


    Wunder2: 11

  • Wie ist ihr Mengenverständnis?

    Für Rechenstörungen bin ich keine Expertin, aber es klingt mir danach, als seien die Zahlen auswendig gelernt und nicht Ausdruck einer bestimmten Menge von irgendwas... wenn das stimmt, dann würde ich zum rechnen Zehner-Eierkartons (wegen des Dezimalsystems) und Murmeln nehmen und alle Aufgaben per Hand ausführen lassen, bis sie eine Vorstellung davon im Kopf hat. Hat sie schon Angst vor Mathe, dann nimm vielleicht für den Anfang sogar Smarties, und nach dem Rechnen richtig ins Heft geschriebene Aufgaben dürfen aufgegessen werden.


    Hilft das nicht, dann geh in Dyskalkuliediagnostik.

  • Hallo!

    Das klingt echt schwierig!

    Richtige Tipps habe ich leider nicht! Kind 2 geht auch in die erste Klasse und die Lehrerin sagte beim Elternabend, dass die Kinder auf alle Fälle mit den Händen rechnen dürfen!

    Kann sie zählen?

    Wie ist es mit Würfelaugen?

    Was sagt der Kinderarzt/-Ärztin?

    Ich drücke dir die Daumen und wünsche dir und deiner Tochter alles Gute!

    Liebe Grüße

    BEB

  • Hallo Pachamama,


    gleich vorweg: fachlich habe ich keine Ahnung, antworte nur als Mutter:


    4+?=6 ist eine schwere Aufgabe. Das muss man nach meinem Gefühl nach 3,4 Monaten Schule noch nicht können. Da würde ich mir keine Gedanken machen,


    Ich hab mal gehört, wenn die Kinder in Mathe etwas nicht verstehen, muss man einen Schritt zurückgehen. Immer wieder Addition zu üben, wenn sie es nicht kann, bringt meiner Meinung nach nichts. Ich würde wahrscheinlich nochmal ins einfache Zählen reingehen. Würfelspiele? So, dass sie ein richtiges Gefühl für die Zahlen bekommt. Mensch ärgere Dich nicht, vielleicht auch mal mit zwei Würfeln? Irgendwas in die Richtung.

    Sepia mit Tochter 09/2006 + Sohn 07/2010

  • Kann sie es, wenn du ganz ab von schulsachen (Hausaufgaben, "komm, wir üben") fragen stellst wie:

    "Ich habe 3 Bonbons im Kasten und habe noch zwei in der Schublade gefunden, wieviele sind das zusammen?"

    "Ich nehme mir 5 Gummibärchen, hier sind aber nur noch 3. Wieviele brauche ich aus der neuen Tüte?"

    Kann sie zählen, weiss sie, was sie da zählt?

    Nach meiner Erinnerung lernen sie diese Ergänzungen ja zuerst als "Zahlenfreunde" mit der Summe 10. Also jede Zahl hat einen Freund, mit dem zusammen sie 10 ergibt. Da gab es es irgendwas mit einer Streichholzschachtel und 10 Steinchen drin und eine beliebige Menge wurde ausgeschüttet und das Kind muss raten, was drin ist? Aber das ist meiner Meinung nach erst der nächste Schritt. Zuerst muss die Addition sitzen und dafür muss sie ein richtiges Zahlenverständnis haben. Dort würde ich ansetzen.

    Sepia mit Tochter 09/2006 + Sohn 07/2010

  • Würfelspiele? So, dass sie ein richtiges Gefühl für die Zahlen bekommt. Mensch ärgere Dich nicht, vielleicht auch mal mit zwei Würfeln? Irgendwas in die Richtung.

    Wir haben ein ganz tolles Spiel "kannst du rechnen?" Von Scout/ Kosmos. 2 Würfel mit jeweils Zahlen 1 bis 5 und einem Sondersymbol. Das kann ich fürs Rechnen üben bis 10 wirklich sehr empfehlen.


    Ansonsten: wenn du ein dummes Gefühl hast, geh frühzeitig in die Diagnostik oder versuche wenigstens ein agespräch mit einer Expertin zu bekommen. Wir haben zu den LRS und Feinmotorikprobemen unseres Kindes von Erzieherinnen und Lehrerinnen über Jahre immer wieder nur Beschwichtigungen gehört und letztlich wohl zu spät etwas gemacht. Mein Vertrauen in Lehrkräfte hat da leider sehr gelitten

  • Du kannst aus dem Netz eine Hundertertafel ausdrucken. Da kann sie einfach weiterzählen (wieviel von 4 bis 6 oder 2 und 3 weiter wo biste dann?). Meinen 4.Klässlern hab ich immer nen 1x1 ausgedruckt. Das durften sie beim Rechnen nutzen. Irgendwann haben sie die Aufgaben drin und müssen nicht mehr gucken.

    Montessori nutzt das. In die Richtung würde ich gucken. Nicht gleich beim Kind. Es wird alles so abstrackt erklärt.

    Buchstaben und Zahlen sind doch für Kinder gleich. Zeichen einfach. Erst mit der Zeit und Übung baut sich das Verständnis auf.

    Die Aufgabe sieht für Kinder anders aus: Zwei Plus Fragezeichen Istgleich Sechs.

  • Weißt du, ob im Unterricht handlungsorientiert gelernt wird?


    Also wenn z.B. die Zahl 3 eingeführt wird, gibt es was zum Anfassen und befindet sich auch konkret im Klassenraum: 3 Stöcke, 3 Steine, 3 Äpfel usw.

    Möglichst mit einer netten Geschichte dazu (bei der 7 habe ich z.B. immer für die 7 Zwerge den Tisch eingedeckt und immer die 7 Teller, die 7 Becher usw. abzählen lassen).


    Dann käme erst der Schritt mit den Abbildungen: Ein Bild von 3 Äpfeln, von 3 Stöcken usw.

    Und erst danach käme die abstrakte Ebene der Zahlen drank (eine Zahl ist ja nur ein Symbol für eine Menge).


    Für viele Kinder ist die konkrete Ebene sehr wichtig.

    Auch das Rechnen mit den 3 Steinen wäre wichtig: "Da liegen 3 Steine." -- Kind macht Augen zu, Erwachsene nimmt 2 Steine weg und versteckt sie hinterm Rücken -- "Wie viele Steine muss ich denn hinlegen, damit ich wieder 3 Steine habe?"


    Das kann man in vielen, vielen Varianten machen und viele Kinder brauchen diese Ebene.


    Meine Tochter hatte eine Dyskalkulie-Diagnose.

    Im Nachhinein würde ich sagen, dass ihr ein guter Anfangsunterricht Rechnen gefehlt hat.

    Wenn die 3 Äpfel mal an die Tafel gemalt wurde, war das schon das höchste der Gefühle.


    Es gab nichts zum Anfassen (Schüttelboxen, Rechenplättchen, Cuisenaire-Stäbchen,...), und erst, als das nachgearbeitet wurde, hat es bei ihr geklappt.

  • Wir hatten seinerzeit die Montessori Mathewürfel besorgt. Das hat uns insbesondere im Zahlenreihe bis 100 sehr geholfen.

    Ansonsten finde ich den Tipp mit den 10er Eierkartons genial und wenn man mit kleinen Leckereien rechnet, ist die Motivation bestimmt besser.

    Grundsätzlich würde ich (wenn es nicht auf Anhieb flutscht) in den unteren Klassen immer mit Gegenständen, Fingern, Smarties usw rechnen. Nur die Ziffern sind für viele Kinder zu abstrakt.

  • Keinen Druck aufbauen. Das ist mein Tipp.

    Kinder rechnen sogar in der 2.Klasse noch mit den Händen.

    Wenn der Lehrerin noch nichts derartiges aufgefallen ist, dann ist doch schon mal gut.

    Es ist schlimm für die Kinder, wenn sie merken, dass sie die Erwartungen der Eltern nicht erfüllen können und sie spüren die Unsicherheit und Unzufriedenheit dieser - das überträgt sich und kann ganz doof in eine Spirale abwärts führen und dem Selbstvertrauen schaden.

    Das kommt schon alles. Bisschen Geduld. Und vielleicht ist es eine Rechenschwäche - dann ist das so und da kann man auch fördern.


    Den Alltagstipp - völlig abgekoppelt vom schulischen - finde ich super. Ein Packung Dickmanns: okay, da sind zehn drinnen. jetzt isst du einen, ich einen, wieviel sind jetzt drin? wieviel fehlen jetzt? Wieviel müssen wir wieder dazu tun, damit die packung wieder voll wäre? ...

    "Das Leben ist nicht das Warten auf das Ende des Sturms...

    Es geht um das Tanzen im Regen."

    Vivian Green

  • Ich finde (theoretisch, meine Kinder hatten sie nicht), die sumblox richtig toll. Es gibt auch eine günstigere Variante.

    Das sind Zahlenbausteine: die Form einer Zahl und entsprechende Größe. Also, wenn Kind eine 2 auf eine 1 legt, ist das genauso groß wie eine 3. damit können alle Grundrechenarten durchgespielt und angefasst werden.

  • Hat die ersten Monate auch ganz viel visuelle Unterstützung für Mathe gebraucht.

    Wir hatten dafür so 'nen ganz popligen "Rechenschieber". Also dieses Teil wo 10 Stangen mit jeweils 10 Kugeln (unserer hat pro Stange zwei verschiedene Farben, so dass man die 5er Päckchen erkennen kann) zum Schieben drauf sind.

    Damit haben wir am Anfang alle Rechenaufgaben abgearbeitet. Erst hat sie die Zahl 4 echt Kugel für Kugel mit zählen rübergeschoben, dann abgezählt 2 dazu und dann wirklich diese Kugeln wieder von vorne abgezählt um auf das Ergebnis 6 zu kommen.

    Aber nach und nach wurde sie sicherer und schneller. Und irgendwann hat sie das Schieben gar nicht mehr gebraucht.

    Für den Zehnerübergang haben wir ihn dann nochmal rausgeholt, weil da nochmal Verständnisprobleme kamen.

  • Für den Zehnerübergang haben wir ihn dann nochmal rausgeholt, weil da nochmal Verständnisprobleme kamen.

    für den Zehnerübergang find ich Montessori Perlen toll. damit hat mein Kleiner auch schon in der 1. Klasse bis in den Hunderterbereich gerechnet beim Zusammenzählen, z.B. bei Spielen wie Kniffel

  • Für mich klingt das ganz normal. Viele Kinder brauchen in den ersten Mathe-Jahren Visualisierungen, denke ich. Auf unserer Montessorischule gehört das einfach dazu. Meine Tochter hatte von Anfang an so einen Abakus mit Perlen und hat bei den Hausaufgaben immer daran abgezählt. Irgendwann konnte sie es dann von allein, aber erst nach Monaten. Wir üben nie mit ihr und machen keinen Druck, es kam ganz von selbst, aber die Visualisierungen hat sie gebraucht.

  • Ich finde, es ist noch zu früh, dass Du Dir Sorgen machst...

    Aber natürlich bist Du direkt dran, und oft stimmt Bauchgefühl ja auch...


    Trotzdem würde ich erst einmal weiterhin ohne Stress Plus-Aufgaben üben - bei uns hat das mit Smarties gut geklappt :) - ich würde aber gleichfarbige nehmen für Aufgaben wie zB 5+2.


    Für die Aufgaben vom Typ 3+?=5 würde ich auch zu so einer Schüttelbox raten, aber die Aufgaben würde ich erst einmal noch nicht weiter üben; später dann als Ratespiel.


    Bist Du denn mit anderen Eltern in Kontakt? Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass alle anderen Erstklässler das schon locker können, deswegen wäre vielleicht ein Abgleich sehr hilfreich? Meinem Sohn ging es damals mit dem Lesen so, dass er dachte, alle anderen können das schon längst (war definitiv nicht so!), das hat ihm ein wenig den Mut genommen, das mussten wir erst einmal geraderücken für ihn.

  • Zuerst muss die Addition sitzen und dafür muss sie ein richtiges Zahlenverständnis haben. Dort würde ich ansetzen

    Ich denke, mengenverständnis ist der erste Schritt. Sie muss mit den Zahlen etwas verbinden.

    Damit können solche Aufgaben mit Gummibärchen und so eigentlich ganz gut gelöst werden, sie darf ja abzählen an den fingern oder mit den Bärchen.

    Die Aufgaben mit Partner zur 10 sind nicht so sehr fürs mengenverständnis, sondern dienen der automatisierung. Also dem schneller werden. Das Verständnis für die Mengen an sich sollte vorher kommen.

    Sie muss noch gar nicht 4+?=6 in 6-4=2 umwandeln und rechnen können. Aber mit mengenverständnis geht "6 ist grösser als 4. Also 1 auf die 4 sind 5. Da eins drauf sind 6. Und eins und noch eins sind zwei. Wenn ich zu 4 2 packe, habe ich 6."


    Pachamama: Mach erstmal ganz langsam. Guck, ob sie was mit den Mengen verbindet.

    Weiss sie, dass 5 mehr sind als 3, weil sie abzählt, es auswendig kann oder weil sie damit eine Menge verbindet?

    Es gibt ganze rechenhefte für den zahlenraum bis 4 (!), erwarte nicht zu schnell mehr. Bau das immer wieder in den Alltag ein, ganz nebenbei.

    Auch, in dem du es einfach vor dich hinsagst, ganz ohne eine Antwort zu erwarten. ("Ich brauche 3 Eier, habe 4 hier liegen, dann lege ich eines zurück." Während du backst. "Ich habe zwei Eier, brauche aber 3.") Vielleicht lässt du dabei die Lösung auch mal offen.


    Hier wurde viel mit finger hochhalten geübt anfangs.

    Kurz 3 Finger hochhalten und sie soll sagen, wieviele das waren. Würfelzahlen erkennen.

    Auf welchem Häufchen sind mehr Perlen?

    Wieviele Menschen sind im Auto? Wieviele Kinder? Wieviele Erwachsene? Wieviele passen noch rein? Passen Oma und Opa noch dazu?


    Bei bauchgrummeln würde ich aber schon früh mal Fachleute fragen. Lieber einmal mehr fragen als hier die Grundlagen zu verpassen.