Agiere ich zu 'psychologisch'?

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  • Hmmm,
    komischer Titel, ich weiß, aber irgendwie fällt mir nichts Besseres ein.


    Es geht um Folgendes:


    Unser Sohn ist 8 und unsere Tochter 3 Jahre alt.
    Die beiden vertragen sich eigentlich sehr gut und sind ein tolles Geschwisterpaar.


    Aber so in der letzten Zeit kommt es doch häufiger zu Streitereien, wobei die Kleine auch wirklich nicht ohne ist und ihren Bruder ganz schön piesackt und auch hin und wieder versucht, ihn zu hauen.


    Der Große hingegen hat die Kleine noch nie gehauen und wehrt sich höchstens durch Abwehr, aber er ist in der Regel recht lieb mit ihr.


    Ich glaube, dass wir ziemlich hohe Anforderungen an unseren Sohn haben, was den Umgang mit seiner Schwester angeht - vielleicht zu hohe?


    Ich denke halt immer, dass er uns fünf Jahre für sich alleine hatte und die Kleine muss sich halt viel mehr erkämpfen und ist eben nie alleine.


    Nun ist es so, dass ich versuche, mich möglichst rauszuhalten, wenn die beiden sich streiten, aber wie gesagt, in der letzten Zeit wird es mir doch manchmal zu heftig, wenn der Große die Kleine anmotzt oder ihr was wegnimmt oder insgesamt sehr ungeduldig mit ihr ist.
    Er spielt es dann einfach ein bisschen aus, dass er größer ist, indem er z.B. Sachen hoch hält oder schnell von ihr wegrennt und das macht die Kleine dann erst so richtig wütend und der Streit geht los.


    Und ich finde dann eben schon, dass unser Sohn ein bisschen mehr Rücksicht nehmen könnte.
    Aber ich schimpfe dann (meistens) nicht mit ihm, sondern versuche, ihm die Situation deutlich zu machen, indem ich ihm Fragen stelle.


    So und um eben diese Fragen geht es dann.
    Ich sage dann zu ihm, ob er es richtig findet, die Kleine so zu behandel. Oder wenn sie so bitterlich weint, weil er ihr was weggenommen hat, fordere ich ihn auf, seiner Schwester ins Gesicht zu gucken und zu schauen, wie es ihr mit der Situation geht.
    Oder ich frage ihn, warum er denkt, dass er das Recht hat, die Kleine so zu behandeln oder ob er denkt, dass wir (oder seine ältere Cousine) mit ihm in dem Alter auch so umgegangen sind.


    Meistens sieht er es dann ein, dass es seiner Schwester in dem Moment nicht gut geht und versucht, sein Verhalten zu ändern.


    Gestern gab es wieder so eine Situation und da fängt der Große plötzlich an zu weinen und sagt, wie schlimm er es findet, wenn ich ihm immer diese Fragen stelle, er will das nicht, denn dann fühlt er sich immer so schlecht. ;(


    Puh, das hat mich ja doch recht kalt erwischt, denn das will ich natürlich auch nicht, aber es sind ja dann auch Situationen, die er eigentlich besser lösen könnte, also ohne dass die Kleine dann immer weint und tobt.


    Und ich bin nun wirklich überfragt - ist es ok, wenn ich ihm sein Verhalten so deutlich spiegel und ihn auf die Gefühle seiner Schwester hinweise oder ist das schon zu sehr irgendeine Psycho-Schiene?


    Ich meine, er ist dann ja definitv (mit) dafür verantwortlich, dass manche Situationen mit Geschrei der Kleinen enden und wir hier wieder den Stress haben.


    Aber vielleicht ist es ja auch nicht so ganz falsch, wie ich mich verhalte, denn heute hatten wir Elternsprechtag und die Lehrerin hat explizit hervorgehoben, wie sozial er sei und wie sensibel er die Stimmungen der anderen Kinder wahrnehmen würde, das fand sie ganz toll.



    Aber ich kann mich ja auch irren.


    Ich würde mich über eure Einschätzungen und Denkanstöße freuen!
    LG,
    murmel

  • Meine Kinder haben den gleichen Altersabstand wie deine. Nur dass es meine Kleine ist, die jetzt 8 Jahre alt ist. So wie dein Sohn. Und oft ich nehme sie noch als recht klein wahr. An ihre große Schwester hatte ich mit 8 Jahren ganz andere Erwartungen als an sie. Irgendwer schrieb hier im Forum mal, dass ihr immer erst, als das jüngste Kind ein bestimmtes Alter hatte, auffiel wie "klein" die Großen in diesem Alter doch noch gewesen sein mussten. Als die Großen tatsächlich so alt gewesen waren, hätten sie auf sie viel größer gewirkt.


    Das ist jetzt nicht wirklich eine Antwort auf deine Frage, ich weiß, nur ein Gedanke, der mir beim Lesen durch den Kopf ging. (Leider bin ich schon recht müde ...)


    Meine Kleine ist auch sehr erschüttert, wenn man sie kritisiert. Das geht ihr sehr nahe.
    Schön, dass dein Sohn einen guten Zugang zu seinen Gefühlen hat und sie dir gezeigt hat.

    LG
    AnneL

    Einmal editiert, zuletzt von AnneL ()

  • Vielleicht waere es ihm lieber, wenn Du einfach sagen wuerdest, was er tun sollte. In dem Alter weiss er ja genau, was passiert ist und "was er besser/anders" haette machen koennen.


    Mir persoenlich waere es z.B. lieber, wenn mir jemand sagt, was er erwartet bzw. was ich machen soll. Ich mag solche Fragen nicht, da es ja eher rethorische Fragen sind. Ich denke nicht, dass man das so ausdiskutieren muss, da ja allen klar ist, um was es geht. Etwas anderes ist es, wenn ich meinen gerade vier Jahre alt gewordenen Sohn frage, was er denkt, was wir jetzt machen koennten. Oder was er denkt, wie es seiner Schwester etc. jetzt geht. Denn bei ihm weiss ich noch nicht, "ob er es weiss".


    Ich bin mir nicht sicher, ob es verstaendlich war. Ich finde es aber tatsaechlich etwas viel, wenn er dann der Schwester ins Gesicht sehen muss, und seine Schuld erkennen muss, vor allem wenn es sich nur darum handelt, dass er ihre Puppe hoch hielt etc.


    Meine Tochter ist sieben. Wenn es ein Riesendrama gibt, dann sage ich ihr einfach, sie soll es ihrem Bruder jetzt bitte geben etc. Normalerweise (sie verstehen sich gut, grundsaetzlich) ist das dann kein Problem. Natuerlich gibt es Ausnahmen, dann sage ich evtl. sogar, dass es nicht gerecht ist etc, aber ob sie nicht evtl. nachgeben koennte, weil es ihn so aufregt etc.


    Kurz, ich denke, Deinem Sohn waere es wahrscheinlich sogar lieber, Du wuerdest mit ihm schimpfen ;)

  • Ich finde deine Fragen auch nicht so geschickt, denn wie Glücksklee ja auch schreibt, es sind ja keine echten Fragen.
    Natürlich seid ihr nicht so mit ihm umgegangen, aber ihr wart ja auch nicht 8 als er 3 war.


    Ergreifst du denn auch manchmal Partei für den Grossen? (Das war jetzt keine rhetorische Frage :D)
    Oder denkst du dass er sowieso alleine klarkommt?


    Ich finde es wichtig dass beide Kinder (bei uns sind auch mehr als 4 Jahre dazwischen) merken dass ich ihnen zur Not beispringe. Das ist für meine Grosse auch sehr wichtig, merke ich. Dadurch kann sie aber auch besser annehmen wenn ich Partei für den Kleinen ergreife weil sie merkt dass es um die Sache geht, und nicht darum wer älter ist.


    Ich weiss dass der Balanceakt schwierig ist... Man will den Jüngsten einfach beschützen und vergisst wie kleine die Älteren noch sind. Er ist erst 8! Wenn die Kleine 8 ist und 13 wird sie nicht das gleiche leisten müssen, weil es keine nervige 3jährige gibt. (Es sei denn ihr legt noch nach, natürlich!)
    Als ältere Schwester ist mir das Gefühl noch sehr präsent, im Zweifelsfall die Schuldige gewesen zu sein, das war nicht schön...


    Aber darum ging es dir ja gar nicht. Ja, ich schliesse mich an, lieber deutliche Worte mit ihm reden als dass er zwischen den Zeilen lesen muss. Ich finde es toll dass er das selbst schon so ausdrücken kann, muss ich sagen! Vielleicht kannst du ihm das nochmal sagen, dass das gut war dass er das gesagt hat und dann könnt ihr drüber reden wie ätzend es manchmal ist, kleine Geschwister zu haben ;)

  • Ich bin so erzogen worden und hätte mir einfach eine klare Ansage gewünscht. In dem Alter weiß man ja idR dass das grad suboptimal war, auch wenns in der Hitze des Moments unterging.

    Normal is just a setting on a dryer.

  • Auch wenn es hier keinen relevanten Altersabstand gibt, haben wir natürlich Streit hier.
    Ich komme hier auch wesentlich weiter, wenn ich einem Kind einfach sage: "Lass das sein. Das ärgert deinen Bruder." oder "Hör auf damit. Er/sie fängt gleich an zu weinen."


    Damit wird auch gespiegelt, was genau dieses Kind grade tut, enthält aber die Anweisung, damit aufzuhören.


    Gruß

  • Auch wenn es hier keinen relevanten Altersabstand gibt, haben wir natürlich Streit hier.
    Ich komme hier auch wesentlich weiter, wenn ich einem Kind einfach sage: "Lass das sein. Das ärgert deinen Bruder." oder "Hör auf damit. Er/sie fängt gleich an zu weinen."


    Damit wird auch gespiegelt, was genau dieses Kind grade tut, enthält aber die Anweisung, damit aufzuhören.


    Gruß

    Ja, so haben wir das auch gemacht. Ich denke er ist auch noch zu jung um alles zu spiegeln. In dem Alter weiß man doch eh noch nicht genau, warum man das gerade so macht, da gehen einem noch die Pferde durch.

  • Wenn ich mich in ein Kind versetze, würde ich diese Fragen auch unheimlich und schmerzhaft finden, es hat was von einem Verhör.



    Lieber klare Ansagen:
    "He. Nicht hauen. Das tut ihr weh."
    "Gib ihr das Ding zurück, sie hat damit gespielt."
    Ohne Bitten, ohne Vorwürfe. Das ist klar, das ist begründet und es ist die Seite der kleinen Schwester mit drin.


    Ich verstehe schon, dass Du Empathie wecken und ihm das Einfühlen beibringen willst, aber das kannst Du nicht hinein erziehen, das muss von selber und vom Vorleben kommen. Und ich bin sicher, dass es auch gut ist, die beiden ihre Konflikte öfters mal selber ausstreiten zu lassen. Keine großen Entschuldigungsszenen, kein Zerknirschen, kein Reflektieren, denn wenn das durch Zwang kommt, kriegt er eher einen Hass darauf, als dass er das lernt. Die Kinder lernen so wunderbar sozial untereinander in Schule und Kindergarten, das kommt von selber, verlass Dich drauf.


    Und: Geschwister streiten. Punkt. Das ist Naturgesetz. Dadurch lernen sie auch. Schau Dir einen Wurf junger Kätzchen an, die sind nur am Herumkugeln und Raufen. Da würde auch keiner dem Kätzchen, das oben liegt, vorwurfsvolle Fragen stellen, was es sich denkt, wie sich das andere Kätzchen wohl fühlt.

    Mitzl mit Großgemüse (2/07) und Kleingemüse (5/09)

  • wir haben diesen Altersabstand zweimal, und ja, auch jetzt noch ärgern die beiden jüngeren sich ab und an (zwei Pubertierende - juhu), das ist halt so #weissnicht , dafür sind sie "draußen in der Welt", zwei soziale gut in ihrer Gruppe akzeptierte Kinder. Die beiden Jungs verstehen sich mittlerweile sehr gut, da merkt man den Altersunterschied kaum noch.


    Ich finde deine Vorgehensweise für deinen "Großen" beschämend und ich glaube nicht, dass das wirklich zu einem besseres Verhältnis zwischen den Geschwistern führt.


    Gruß
    Annette

    #rose Sohn (2/92), Sohn (2/97), Tochter (8/01)


    "Das Vorhandensein eigener Kinder, unabhängig von ihrer Zahl, stört die Reinheit des theoretisch-pädagogischen Denkens erheblich"
    G. Laub

  • wir haben die gleiche Konstellation zuhause; die beiden lieben und streiten sich.


    ja, Liam spielt natuerlich seine Vorteile aus (groesser, staerker), aber die Kleine nutzt ihre auch (fuerchterlich kreischen und auf den Boden schmeissen )- ausserdem nutzt sie es aus, dass er sie nie wirklich zurueckhauen wuerde und verkrallt sich zb gern in seine langen Haare oder haut mit Gegenstaenden. ende der Geschichte oft; sie heult aus Frust und Wut und er aus Schmerzen.


    ich will Dir nichts unerstellen, aber es geht glaube ich allen so, dass man zumindest im ersten Moment immer die Kleine beschuetzen will, aber man sollte nicht vergessen, dass zu jedem Kinderstreit 2 gehoeren.


    bei uns klappen klare Ansagen besser; "Ich /Sie /Er will das nicht" - erklaeren kann man spaeter besser, wenn noetig als in der Hitze des Gefechtes.


    Ausserdem versuche ich mich so wenig wie moeglich einzumischen und wenn noetig zum Auffangen beider seiten da zu sein.


    viel Kraft


    lg alexandra

  • Ich finde die Fragen für Deinen Sohn sehr schlimm! Und ich finde es gut, dass er sich Dir so klar mitteilt.


    Deine Fragen sind Suggestivfragen und er hat eigentlich gar keine Chance. Er ist immer schuld.


    Denn würdest Du es ok finden, wenn er in der Situation sagt, dass er sie richtig behandelt hat? Er hat sich nicht geschlagen, "nur" Sachen hochgehalten. Und wahrscheinlich hat sie ihn vorher genervt.


    Und schaust Du Deinem Sohn ins Gesicht und versuchst zu verstehen, wenn er sich vielleicht von dem immerhin 5 Jahre jüngeren Geschwisterkind doch ab und an gestört fühlt. Darf er denn auch mal wütend sein?


    Meine Eltern haben mir immer meinen 4 Jahre jüngeren Bruder aufgehalst. Ich musste grundsätzlich alles verstehen, weil ich die Ältere war, mit ihm spielen, ihn nachmittags mitnehmen usw. Jedenfalls habe ich mich regelmäßig als Babysitter missbraucht gefühlt, denn wie es mir dabei geht haben meine Eltern nicht gesehen, oder nicht sehen wollen.

  • Hallo,


    Ich verstehe dein Ziel mit den Fragen, aber ich denke auch, sie gehen ein bisschen am Ziel vorbei. Die Fragen klingen ein bisschen so wie die, die man Kleinkindern stellt, wenn sie völlig verblüfft auf das heulende Kind gucken, dem sie gerade ihre Schaufel drübergezogen haben. Da fragt man dann ja auch "Siehst du das die X jetzt traurig ist? Das hat ihr wehgetan. etc. pp." Man erklärt dem Kind eine Situation, in die es sich (noch) nicht einfühlen kann. Dein Sohn ist aber acht, nicht zwei und die Situationen sind nicht so komplex, dass dein SOhn sie nicht selbst durchschaut. Von daher dienen deine Fragen nicht dazu deinem Sohn die Situation zu erklären sondern dazu ihm ein schlechtes Gewissen zu machen. "Schau mal wie schlecht es deiner Schwester jetzt geht." Das kann man machen bei massiven Sachen, aber bei so Alltags-Kram würde ich eher sowas sagen wie "Komm, gib x ihr Teil wieder, du magst es doch auch nicht wenn man dir was wegnimmt." Oder so halt. Ohne den Guilt-trip. Vor allem wenn die kleine Schwester selber durchaus auch nicht ohne ist. Da finde ich auch den Tipp ganz wichtig, dass andersrum halt auch zu machen und auch Partei für den Großen zu nehmen.




    Ich denke halt immer, dass er uns fünf Jahre für sich alleine hatte und die Kleine muss sich halt viel mehr erkämpfen und ist eben nie alleine.


    Hmm, das verstehe ich nicht so ganz. Meine Mutter hat das zu mir auch gelegentlich gesagt und es hat mich immer verwirrt. Kann er den was dafür, dass die Schwester fünf Jahre jünger ist und er vorher allein war? Ich finde es nicht sondelrich logisch auf der Tatsache, dass er fünf Jahre allein war, jetzt besonders hohe Erwartungen aufzubauen? Klar ist es irgendwo unfair, aber zu erwarten, dass dein Sohn das erkennt und deswegen jetzt ein besonders lieber großer Bruder ist - puhhh, ne, ich finde das ist eine viel zu hohe Erwartung. Mal abgesehen davon, dass es ja auch durchaus Vorteile hat, das jüngere Geschwist zu sein, das finde ich nicht so eindeutig, dass der Ältere den Vorteil hat.

  • ich finde die fragerei in der situation selber auch nicht fein un würde das auch nicht tun (und meine kinder sind überall als sehr sozial empathische kinder bekannt mit grosser geduld und sonnigem gemüt)


    ich sage entweder: lass dir was anderes einfallen, hört auf oder wenn du hilfe brauchst komm zu mir (egal welches alter die kleinen haben)


    also zb die vierjährige hängt sooo an ihrem 6 jährigen bruder das sie alles genau so will wie er und ab und an brüllt er sie dann richtig heftig an,... denn manchmal vergessen sie das sie auch zu mir kommen können bevor sie übergriffig werden
    dann greife ich ein, mache meinen sohn darauf aufmerksam das ich das gebrülle nicht will und weise meine tochter darauf hin das sie das teil eben nicht haben kann oder was auch immer


    wenn sie es schaffen zu mir zu kommen stehe ich nur dabei während sie darüber reden und meist endet es so das der mit der besseren laune nachgibt bzw sie dann doch auf einen gemeinsamen nenner kommen,...


    ich denke nicht das ein 5 und ein dreijähriges kind ihre konflikte alleine lösen können dann würde nämlich immer!! der stärkere gewinnnen und das kann nicht das ziel sein.....


    deshalb dran bleiben, deinem sohn zur seite stehen (dreijährige mädels sind mega furchtbar lästige geschwister :) ) und als neutraler hilfsbereiter "boden" fungieren,...


    wie ist eigentlich die diskussions/streitkultur mit deinem partner deinem mann?

  • Hallo,


    erstmal vielen Dank für die vielen Antworten, aus denen ich schon sehr viel Hilfreiches ziehen konnte!


    Besonders auch dieser Satz ist ja sehr eingängig, auch wenn er ja wirklich simpel und einleuchtend klingt.

    Ich finde deine Fragen auch nicht so geschickt, denn wie Glücksklee ja auch schreibt, es sind ja keine echten Fragen.
    Natürlich seid ihr nicht so mit ihm umgegangen, aber ihr wart ja auch nicht 8 als er 3 war.


    Und vielen Dank auch für die Formulierungsalternativen ich denke, das ist wirklich die bessere Lösung!


    Was aber den sonstigen Umgang mit unseren beiden angeht, so haben wir eigentlich keine größeren Probleme und natürlich stehe ich auch dem Großen bei, wenn er meine Hilfe braucht, das ist nicht das Thema, es ging mir wirklich lediglich um meine 'Geprächsführung'.


    Deshalb bitte in den Anworten nicht übers Ziel hinausschießen, denn um Probleme der folgenden Art geht es mir um keinster Weise und sowas ist auch überhaupt kein Thema bei uns:

    Meine Eltern haben mir immer meinen 4 Jahre jüngeren Bruder aufgehalst. Ich musste grundsätzlich alles verstehen, weil ich die Ältere war, mit ihm spielen, ihn nachmittags mitnehmen usw. Jedenfalls habe ich mich regelmäßig als Babysitter missbraucht gefühlt, denn wie es mir dabei geht haben meine Eltern nicht gesehen, oder nicht sehen wollen.


    Interessant ist, dass einige es hervorheben, dass unser Sohn seine Empfindungen so deutlich ausdrücken konnte und ich muss auch sagen, dass es mir wirklich 'wie Schuppen von den Augen fiel', als er mir das sagte und natürlich werde ich das ändern!


    Was meinen Mann angeht, so haben wir keine Probleme in unserer Streit- oder Gesprächskultur, das funktioniert alles so, wie es wohl sollte.


    Und über den Einwand, dass es doch unlogisch sei, die Zeit, die der Ältere ohne die kleine Schwester hatte, als Vorteil zu deklarieren, muss ich noch mal in Ruhe nachdenken - danke für den Anstoß!


    LG,
    murmel

  • Hallo,


    Dein Sohn ist 8. Ich habe einen 9-jährigen hier, der hier der KLEINE im Haus ist. und erst bei ihm wird mir bewusst, wie klein, spontan, kindlich und bedürftig man auch mit 9 eigentlich noch ist.


    Kein Kind wird, wenn es sich über ein Geschwisterkind ärgert, denken: "OK, lassen wirs, ich hatte Mama und Papa ja 5 Jahre für mich, also steck ich jetzt aus Dankbarkeit und Vernunft zurück".


    Meine Kinder schauen z.B. sehr, daß es z.B. mit den Omatagen gerecht zugeht - daß die älteren ja schon 2, 4, 6... Jahre früher überhaupt mit Omatagen angefangen haben, spielt für das JETZT keine Rolle.


    Ich finde es prinzipiell schon OK, die Kinder auf die Gefühle des anderen hinzweisen - dann, wenn sie es selber wirklich nicht sehen können. Es ist wichtig, daß sie lernen, die Gefühle anderer wahrzunehmen. Aber - ich denke, daß das nicht das Problem deines Sohnes ist, oder? Er KANN das. Aber er ist 8. Nicht 18 oder 28.


    Immer und immer wieder der Hinweis darauf, wie bitterlich die Schwester weint. Was soll das Kind dann denken? Ich bin ein ganz schlechter Mensch? Immer bin ich derjenige, der böse zur armen kleinen Schwester ist! Und noch dazu denken sie, ich kriege nicht mal mit, daß sie weint (dabei bekommt er es vermutlich sehr wohl mit, nimmt es aber in der Situation in Kauf, z.B. weil er sich ungerecht behandelt gefühlt hat)


    Ich denke auf Dauer kann das entweder dazu führen, daß sein eigenes Selbstbewusstseihn in den Keller sackt - oder dazu, daß er die Schwester hasst, weil immer IHM die Schuld und Verantwortung gegeben wird.


    Wird die Schwester genau so konsequent jedes Mal, wenn sie etwas macht, was den großen stört, darauf hingewiesen, wie sehr sich ihr Bruder über ihr Tun ärgert? Ich glaube, dann wäre man bald nur noch mit solchen dingen beschäftigt.


    Ich glaube, gerade bei Geschwisterstreit kann man nie sagen, wer Schuld hat. Selbst dann nicht, wenn man DIESE Situation von anfang an gesehen hat. Was weiß ich schon, wie sehr ein Geschwisterkind absichtlich oder auch unabsichtlich das andere verärgert und an die Grenze gebracht hat?


    Wenn man reden will, ist es besser, mit beiden zu reden, jeden seins sagen zu lassen und dann zu fragen: Und wie nun weiter? Ohne selber zu werten. Aber auch nicht bei jedem Streit, alles was Routine wird, geht einem irgendwann nur noch auf den Keks. Denn auch 3-jährige können für große Brüder unglaublich anstrengend sein.


    Überlag mal, wie oft das kleine Kind DICH an deine Grenze bringt und du dann nicht immer "pädagogisch wertvoll" reagierst. Oder wie oft es dir passiert, daß dein Handeln bei ihr Frust und Tränen auslöst...
    Klar aus unserer Sicht ist unser Handeln dann "berechtigt" - aber das sieht der 8-jährige vermutlich für sein tun ähnlich.
    Und wenn wir ganz ehrlich sind und hinterher in Rihe nachdenken hätte es auch für UNSER Handeln ganz oft bessere Alternativen gegeben.
    Ich stell mir vor dann steht da jemand, der mir jedes Mal sagt: "Siehst du nicht, daß dein Kind weint? Was hättest du denn besser machen können? War das jetzt wirklich nötig? Köönntest du nciht (noch etwas warten, etwas geduldiger sein, ihr das zugestehen, ...) Ich glaube, ich würde demjenigen irgendwann was an den Kopf werfen - vor allem dann, wenn mir selber kurz drauf durchaus klar ist, daß ich garad nicht optimal handele...


    Ich würde schauen, daß man verschiedene Strategien entwickelt und die erste immer ist: "erst mal beobachten". Alles was man "mechanisch" anwendet führt früher oder später zu Frust und es ist nciht echt. Die Kinder suchen aber nach unserer Echtheit.

  • Murmel, ich glaube der Eindruck dass es um mehr geht als die 'Gesprächsführung' (dieses Wort finde ich ja auch schon etwas witzig in diesem Zusammenhang...), kommt durch dein Ausgangsposting.


    Du schreibst dass die Kleine ihn piesackt, der Große 'hingegen' noch nie gehauen hat, erzählst dann aber dass du von ihm noch mehr Rücksicht erwartest weil er ja 5 Jahre Vorsprung hat. Und dass du dich jetzt fragst ob diese Erwartung evtl zu hoch ist.


    Mag sein dass du das ganze etwas schief dargestellt hast, aber das was ich aus dem Geschriebenen herauslese ist dass es um mehr geht als nur um die Art der Kommunikation.

  • hallo murmel, hm, jetzt hab ich das eingangspost gelesen, dann alle antworten, dann nochmal das eingangspost... ich hab einen ganz großen knoten im magen. ich finde dein vorgehen in den beschriebenen situation richtig schlimm und kann verstehen, dass dein sohn weint.
    leider kann ich den grund nicht beschreiben, es ist nur ein gefühl. ein schlimmes gefühl. manipulativ, beschuldigend, belastend.


    meine ganz persönliche sichtweise.

  • Sorry johannemama, aber dein Post empfinde ich gerade als ziemlich kontraproduktiv.


    Mag ja sein dass es bei dir solche Gefühle hervorruft, aber murmel hat doch schon konstruktiv auf die anderen Posts geantwortet,


    da braucht doch keiner ein "das empfinde ich aber als ganz schlimm"

    We will rage with the forcefield of a woman! Polly Scattergood

  • ich finde dein vorgehen in den beschriebenen situation richtig schlimm und kann verstehen, dass dein sohn weint.

    Durch die Reaktion meines Sohnes ist mir ja auch klar geworden, dass mein Verhalten falsch und von mir aus auch 'schlimm' ist und ihr könnt mir gerne glauben, dass ich das mittlerweile verstanden habe.


    Deshalb freue ich mich ja auch sehr über die Ratschläge zu besseren Formulierungen und über Denkanstöße, über bestimmte Situationen noch mal zu nachzudenken.



    LG,
    murmel



    EDIT:
    @ Tisi: Vielen Dank! Unsere Postings haben sich überschnitten!

  • Ich möchte nur was zum Thema "die ersten Jahre hatte er uns ja allein"... sagen, weil ich das die erste Zeit mit dem Kleinen auch so empfunden habe. Bis mir irgendwann klar wurde, dass das vielleicht gar kein Vorteil war, denn die kleinen Geschwister profitieren doch enorm von ihren großen Vorbildern, Clowns, Tröstern, Angriffsflächen zum Hörner abstoßen etc. ;) Und sie vermissen die Exklusivität nicht, weil sie sie nicht kennen. Manchmal glaube ich fast, der Große müsste mir wegen der ersten "einsamen" Jahre unter Erwachsenen leid tun. Aber auch er kannte es ja nicht anders... Gleicht sich hoffentlich aus.


    Ich finde auch toll, wie dein Sohn das geäußert hat. Und dass du es ernst nimmst und dir Gedanken machst! :)

    mit Sohn groß (2007) und Sohn klein (2010)