Faz: Der Preis des Stillens

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  • Stillen wird wohl in dem Artikel als "Vollzeitstillen" betrachtet? Also nichts anders als Muttermilch zu sich nehmend, bzw. alternativ Pulvermilch/Fläschchen?
    Dann wäre der Fall, der beschrieben wird, wohl sehr sehr eingeschränkt.
    Man könnte sich für diese Zeit ja auch ein Misch-Modell vorstellen.

    Ich stimme einigen Vorrednerinnen zu: Meine Entscheidung darüber, wie lange ich in Elternzeit gehen, war sicherlich immer von finanziellen Aspekten geprägt, aber nicht davon wie lange ich stille.
    Ich meine, ich habe jeweils mehr als doppelt so lange gestillt wie die Elternzeit war.

    "A complex system that works is invariably found to have evolved from a simple system that works. The inverse proposition also appears to be true: A complex system designed from scratch never works and cannot be made to work. You have to start over with a working simple system. "

    John Gall, The Systems Bible

  • Wahrscheinlich haben sie noch nichts von Homeoffice gehört, da kann man problemlos während der Videokonferenz stillen #nägel .


    Nee, im Ernst. Als wenn das Stillen der Grund wäre, warum Frauen nicht mehr arbeiten #haare . Da sollte er wirklich lieber einen Artikel schreiben, dass es total unökonomisch ist, Kinder zu bekommen. Die binden Arbeitskraft, kosten viel Geld, sind umweltschädlich ... braucht echt keiner.

  • Ich habe den Artikel noch nicht gelesen, muss dann mal schauen, ob er bei der Onleihe drin ist.


    Aber ich gebe zu, ich gehe auch - also nicht nur - ökonomisch mit dem Thema Stillen um. Vielleicht weil ich es auch so vorgelebt bekommen habe?!

    Beim ersten Kind war es für mich klar, dass ich stillen werde und es war ganz schlimm. Körperlich, emotional. Schmerzen. Diese Abhängigkeit. Ich habe mich da durchgequält und war dennoch froh, als es vorbei war. Und dann habe ich bald ganz pragmatisch auf Flasche abgestillt und bin nach 9 Monaten wieder arbeiten gegangen. Stillpausen sind vielleicht was für Großstädter mit nahem Arbeitsplatz und ohne "Fremdbetreuung". Mein Kind war mit einem Jahr bei der Tagesmutter und ich habe 30km entfernt gearbeitet. Wie hätte ich da stillen können? Abpumpen vielleicht, aber das mache ich nicht.

    Beim zweiten Kind war mir klar, dass ich diesen Preis nicht noch einmal bezahlen würde. Ich habe nach vier Wochen "Abpumpstillen" auf Flasche umgestellt und es nie bereut. Nach 10 Monaten war ich wieder arbeiten.

    Das dritte Kind habe ich tatsächlich am längsten gestillt, besonders nachts. Aber da war ich auch am längsten zu Hause. Doch, das hing bei mir schon zusammen. Aber eher so rum, dass ich wusste, wann ich wieder arbeiten gehe und damit das Thema essen von mir unabhängig gemacht werden musste und nicht umgekehrt.


    Stillen und nicht Stillen kostet ja mehr als Geld und Opportunitätskosten.

    Würde ich mein einjähriges Kind noch nachts stillen, wäre ich deutlich müder und weniger leistungsfähig bei der Arbeit. So übernimmt mein Mann auch Nächte und wir haben beide Zeit zum Regenerieren.

    Man könnte jetzt kritisch sehen, dass ich mit vier Kindern und Kleinkind überhaupt arbeiten "muss".

    Ich muss arbeiten, weil ich sonst sehr unglücklich bin. Finanziell ginge es auch anders, aber das würde meinen Bedürfnissen nicht entsprechen.


    Dass Kinder kriegen an sich extrem unökonomisch ist, ist das eigentliche Problem. Aber wir sind halt nicht nur rational. Dennoch versuche ich meine Opportunitätskosten gering zu halten bzw. mir ausgleichen zu lassen (finanziell).


    So, und jetzt suche ich mal den Artikel.

  • Rein wirtschaftlich betrachtet ist es ohnehin das blödeste, was man tun kann, ein Kind zu bekommen. Wie viel besser Frauen ohne Kinder dran sind! Kein Ausfall durch Schwangerschaft und Geburt oder gar durch Elternzeit/Stillzeit. Keine Kinderkranktage, keine Teilzeitarbeit, Überstunden ohne schlechtes Gewissen, mehr Karrieremöglichkeiten, weil keine berufliche Pause und viel verlässlicher ist man als Arbeitskraft auch. Was wäre es schön, wenn alle Frauen einfach Männer wären und genauso zur Verfügung stehen würden #rolleyes Und Altersarmut würde es auch viel weniger geben.

    Rein wirtschaftlich hätte das auch den enormen Vorteil, dass so etwa in 100 Jahren überhaupt keine Kosten mehr anfallen würden, wenn sich die Leute das endlich mal zu Herzen nähmen.

    Das ist meine Lieblingsbemerkung heute Vormittag!


    Gruß,

    F

    Mal geht es dir schlecht. Dann geht's dir wieder gut. Ich jedenfalls trag jetzt immer einen Hut.

  • Ich habe außer während des Mutterschutzes immer gearbeitet. Auch vor 17 Jahren schon größtenteils im Homeoffice. Meine Kinder sind alle mehr als 3 Jahre gestillt. Ich glaube nicht, dass mein Arbeitgeber mitbekommen hat, dass ich stille.

    Dass ich nicht Vollzeit gearbeitet habe und auch immer noch nicht arbeite, hat nichts mit Stillen zu tun, sondern damit, dass ich mehr Zeit für die Familie haben wollte und das finanziell möglich ist. Aber garantiert nichts mit dem Stillen ansich. Ich war auch auf Dienstreisen etc. Das ist alles machbar und mit gestillten älteren Kindern sowieso. Da ist Stillen ja dann nicht mehr die Hauptnahrungsquelle sondern einfach eine Form der Nähe.

  • Ja, das ist mir klar. Aber gerade wenn im Artikel über Akademikerinnen spricht, da ist das Problem wahrscheinlich weniger intensiv, als bei anderen Tätigkeiten.


    Aber ansich ist das auch völlig egal ob Stillen oder Nicht-Stillen. Die meisten Mütter wollen für ihre Kinder da sein und vielleicht auch Familie und Beruf gut unter einen Hut bringt. Dafür muss man Lösungen bieten, völlig unabhängig vom Stillen.

  • Hier kann ich - bis auf die Tatsache, dass ich nur ein Kind habe - vollumfänglich unterschreiben.

  • Ich hab ja als Akademikerin geschrieben, wie intensiv es bei mir war.


    Mir war schnell klar, dass es für mich bei Kind zwei nur "nichtstillen und arbeiten" oder "stillen und nicht arbeiten" gibt.


    Nochmal "stillen und arbeiten" hätte ich nicht gemacht. Zumindest nicht mit der Taktung.

    Einzeltage oder Stunden usw. schon.


    Für mich lag das nicht am Kontakt. Dazu gibt es ja auch Väter und in der Regel arbeitet man ja nicht 24/7.


    Dass es mehr individuelle Lösungen geben sollte, finde ich klar.

  • Magorma: die persönliche Ökonomie ist ja nochmal ganz was Anderes!

    Das ist ja das, was mich an so Artikeln ärgert: da erzählt ein Mann, der mit Verlaub offenbar nicht viel Ahnung vom Thema hat, was Frauen übers Stillen und Arbeiten zu denken haben...

    Das ist einfach blödsinnig.

    Genauso wie wenn ich Dir sage, Du hättest nur wollen müssen, schliesslich hat es bei mir auch geklappt. Nein! Es ist DEIN Körper, DEINE Ressourcen und DU weisst, was für Dich und Deine Familie passt.

    Da muss weder irgendein Ökonom, mit meiner Meinung nach eh zuwenig durchdachten Berechnungen oder andere Mütter oder wer auch immer seinen Senf dazu geben.


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • Genau das, Mansplaining. Irgendwie müsste ich automatisch an dieses männliche Entwicklerteam für Damenhygieneartikel und deren diskrete Nutzung denken...

  • Drahtesel Danke für die Erinnerung. Die hatte ich ja fast wieder vergessen. #lol #lol #lol Vielen Dank für die Erheiterung.


    Ach, Mansplaining ist doch was Tolles #hammer

    Verlasse die Welt ein bisschen besser, als du sie vorgefunden hast (B.P)

  • Es geht ja, wenn ich das von den Kommentaren richtig verstanden habe, darum, dass stillende Frauen weniger ökonomischen Nutzen bringen, als nicht-stillende Frauen, v.a. im Zusammenhang mit der Verfügbarkeit im Arbeitsmarkt (früher, in größerem Umfang).

    Da würden sich ja viele interessante Fragen stellen:

    - Nehmen stillende Frauen länger Elternzeit, als nicht-stillende Frauen?

    - Haben nicht-stillende Frauen eine höhere Arbeitszeit, als stillende?

    - Und v.a. hängt das eine mit dem anderen, nicht genau umgekehrt zusammen: Frauen stillen (länger), wenn sie keinen wirtschaftlichen Zwang haben, schnell/lange zu arbeiten?


    Da in Deutschland die wenigsten Frauen länger stillen, als die durchschnittliche Elternzeit ist, glaube ich nicht, dass es irgendeinen ökonomischen Einfluss hätte, wenn kürzer gestillt würde #weissnicht. Wenn dann eher die Unterstützung der Familien durch die Elternzeit, die ist ökonomisch ja völlig fatal.


    Ganz ketzerisch könnte man auch prüfen: Wenn nicht-stillende Frauen kürzer Elternzeit nehmen und dafür mehr Männer, die ja meist mehr verdienen, einen größeren Anteil Elternzeit nehmen, ist der ökonomische Effekt vielleicht sogar negativ?!

  • Was bin ich froh, dass endlich mal ein Mann den Frauen aufzeigt, was sie alles an Einbußen durch das Stillen haben.

    Hab ich gerade noch drauf gewartet, dass mir alten Frau so ein junger Typ daher kommt und die Welt erklärt. Danke. Danke. Danke.

    Hätte ich das mal eher gewußt, hätte ich sofort abgestillt, meine Kinder mit 8 Wochen in die Kita gegeben, ach was, besser noch in die Babyklappe. Um die Frauen zu unterstützen, die noch älter und noch gebildeter sind, viel zu gebildet um selbst zu gebären und sich damit ins berufliche Abseits zu kicken. Ich hätte ja meine Dienst als Amme anbieten können. Vielleicht mach ich das noch, wenn Alexander Wulfers spätere Frau später mal Kinder bekommt, die sie auf Wunsch ihres Mannes besser nicht stillt.

    Es ist unbedingt wichtig für kleine Kinder, ein geordnetes Leben zu haben.

    Besonders wenn sie es selbst ordnen dürfen.


    - Pippi Langstrumpf -

  • Ich würde ja eher folgende ökonomischen Berechnungen durchführen:


    Mehrkalorien-Bedarf der Mutter durchs Stillen (mehr Geld für Lebensmittel) vs Kosten für Pulvermilch.


    Zeitfaktor Fläschchenansetzen + Verabreichen + abschließende Reinigung vs Stillen, umgerechnet in Zeit die Frau in produktives Arbeiten investieren könnte. Z B. 1 Woche hantieren mit Fläschchen entspricht einem zusätzlichen Zeitaufwand von 20 min = 8 EUR vertaner Lohn. Skandal!

  • Haben alle den Artikel gelesen? Mir kommen manche Aussagen daran vorbei vor. Für mich schwingt da viel mit, was auch Magorma schreibt: er macht darauf aufmerksam, dass Stillen einen Preis hat (Zeit, Geld, eventuell, nur am Rande thematisiert: emotional zb. Freiheitsbedarf etc)

    . Er geht nicht unbedingt bei jedem einzelnen Punkt in die Tiefe, manches ist verkürzt, aber es ist m.E. nicht besonders mansplainerisch, es geht gar nicht darum, wie ich als Frau persönlich mich damit fühlen soll oder was ich tun soll. Für Frauen, die nicht (lange) stillen wollen oder können, finde ich den Artikel fast entlastend.

    Liebe Grüße von Kris (1974) mit großem Sohn (1/2002) und kleinem Sohn (5/2007)

  • Leider kann ich den Artikel auch nicht lesen (wär so schön gewesen, wo ich doch gerade ein stillendes Kind aufm Arm habe..)

    Vergleicht er quasi den Nutzen der Muttermilch/des Stillens für die Gesellschaft mit dem "Preis", den er am Ausfall der qualifizierten Arbeitskraft festmacht?


    Dazu müsste der (gesundheitliche) Nutzen der Muttermilch (bei Mutter und Kind) ja betrachtet werden. Ein Thema, zu dem ja aktuell geforscht wird, und das sich so pauschal überhaupt nicht beantworten lässt.


    Aber wieder scheint es ja ein Artikel zu sein der sich gegen dieses "wer nicht stillt ist eine Rabenmutter" richtet. Gibt es das? Mir ist das überhaupt nicht begegnet, diese unterschwellige Erwartung, dass man doch stillen soll. Ich erlebe es eher andersrum. Vielleicht liegt das an den Akademikerkreisen?

    Und damit würde er ja nur ein Fenster aufstoßen wollen für diejenigen, die sich mit dem stillen nicht so 100 Prozent wohl fühlen... wie gesagt, alles schwer zu beurteilen ohne den Artikel zu kennen.


    Übrigens hätte der Artikel auch ganz toll von mir stammen können, als ich im Alter des Autors war. Da hatte ich nämlich ebenfalls quasi keine Ahnung und hätte auch gedacht, dass "nach 4 Monaten wieder arbeiten gehen" automatisch Abstillen heißen muss.

    Also "still-ahnungslosen-splaining" würde ich sagen.

  • Ich sehe das völlig unabhängig von der schreibenden Personen.

    Stillen oder Nicht-stillen ist eine ganz persönliche Entscheidung in einer Mutter-Kind-Beziehung, die auf emotionaler und nicht auf ökonomischer Ebene getroffen werden sollte. Da überhaupt den Versuch zu unternehmen, diese Entscheidung ökonomisch zu bewerten, finde ich unmöglich. Im Gegenteil, man sollte Frauen ermutigen, ihren Weg zu gehen und sie ökonomisch dabei zu unterstützen, wie es z.B. mit der Elternzeit gemacht wird.