meine chefin, ihr double-bind und ich

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  • soooo, ich hoffe, das wird hier nicht allzu wirr und ich bin richtig hier. wenn nicht, bitte verschieben, danke.
    ich arbeite in einem museum, in der verwaltung als volontärin. das ist so eine grundvoraussetzung, wenn man als wissenschaftler im museum vielleicht später mal arbeiten möchte. seit august bin ich aus der elternzeit wieder hier und absolviere meine letzten 6 monate, auf einer anderen stelle als vorher, mit einer anderen vorgesetzten. und mit der komm ich gar nicht klar. sie ist echt eine meisterin in doppelten botschaften, und langsam bringt mich das zur verzweiflung, ehrlich gesagt.
    so hatte ich zB ein gespräch mit ihr, in dem es darum ging, was ich nach meiner elternzeit denn nun so machen könnte. ich wäre gerne in unsere sammlungen gegangen um dort zu stöbern. das fand sie gut und hat mir ein,zwei themen vorgeschlagen, auf die ich mich einlassen wollte. habe dann angefangen, literatur zu suchen und mich einzulesen. jeweils am nächsten tag rief sie mich dann zu sich und nannte mir diverse gründe, warum ich diese themen dann doch lieber nicht bearbeiten sollte. also hab ich mich auch wieder darauf eingelassen und diese themen dann eben nicht bearbeitet.
    dann hatte ich ein gespräch mit ihr und der verantwortlichen für die volontäre gemeinsam, in dem sie mir praktisch untergejubelt hat, ich hätte das was sie mir vorgeschlagen hat, ja gar nicht machen wollen und wäre nicht drauf eingegangen. wohlgemerkt, ich hatte nach literatur gesucht, ausgedruckt, angefangen zu lesen - ich dachte, ich spinn, als sie damit um die ecke kam.
    naja. dann haben wir uns auf ein weiteres magazinthema geeinigt, ich fing wieder an zu recherchieren - dann kam sie WIEDER um die ecke und meinte, wieso ich denn lesen würde? wie ich mich denn vorbereiten würde? ich hab ungefähr so 8I geguckt und geantwortet, dass ich mich doch erstmal einarbeiten müsste, weil das vorgeschlagene thema einfach nicht in meinen speziellen bereich fällt. hat sie offensichtlich überhaupt nicht verstanden und fand das total unnötig.
    jetzt soll unser magazin vom gesamten museum umziehen, und ich würde soooo gerne dabei mitarbeiten. ich hab echt überhaupt keine ansprüche, ich will keine karriere machen, ich will einfach nur die objekte sehen, anfassen, einpacken und katalogisieren. weil ich das nicht diplomatisch vermitteln kann, hab ich mich mit meiner lieblingskollegin besprochen, und die fühlte nun vorgestern bei meiner chefin vor - die dann sagte: "ich habe bisher keinerlei interesse an den sammlungen bei frau B.feststellen können".
    was mach ich denn mit dieser frau? wie geh ich mit diesen doppelten botschaften um? direkt ansprechen kann man sie nicht, denn sie lässt sich da gar nicht auf ein gespräch ein. außerdem bin ich als volontärin in der hierarchie ungefähr 30 stufen unter ihr, und sie steht VOLL auf diesen ganzen hierarchiekram, ich nun überhaupt gar nicht, was sie vermutlich auch merkt... ich weiß echt nicht weiter, und fast hab ich mich schon damit abgefunden, dass ich ab februar, wenn mein volo vorbei ist, eben arbeitslos bin habt Ihr ne idee? ich komm irgendwie nicht voran hier...
    ratlos,
    astrid

  • Hm... das klingt gar nicht gut...
    Seid ihr denn immer allein miteinander, wenn über deine Aufgaben gesprochen wird? Es wäre vielleicht hilfreich, wenn Zeugen dabei wären, die eure Gespräche mitbekommen.
    Bliebe diese Dame denn deine Vorgesetzte, wenn du vom Museum übernommen würdest nach dem Volontariat? In dem Fall würde ich mir überlegen, ob ich das überhaupt noch jahrelang ertragen kann...

    "Eigentlich weiß man nur, wenn man wenig weiß. Mit dem Wissen wächst der Zweifel." (Goethe)

  • danke bärin für die antwort. sie bliebe meine chefin, ja. aber ich wäre in einem ganz anderen bauteil beschäftigt und hätte mit ihr deutlich weniger kontakt als jetzt, wo ich auch noch im zimmer neben ihr beheimatet bin...
    oh, und versteh mich nicht falsch: so eine art des umgangs ist hier im ganzen haus das, was als normal angesehen wird. gruselig, oder? wer normal ist, hält sich da auch echt raus aus der kommunikation, wird aber auch aktiv ausgegrenzt von denen, die auf diese ganzen spielereien abfahren...

  • Huhu,


    ein Tipp aus einem anderen Bereich, der aber vielleicht auch Hilft: Solche Absprachen über Arbeitsaufgaben protokollieren. Ich habe den aus einem Promotionsratgeber und finde den super, denn zwischen Betreuer und Doktorand kann es auch ganz schnell zu sochen Situationen kommen.
    Ich würde das beim nächsten Gespräch vorschlage und zwar noch nicht einmal als einseitige Versicherung für Dich, sondern auch als Versicherung für Sie darstellen, dass sie sich eben auch darauf berufen kann.Vielleicht gibt es auch die Möglichkeit eine Art Vermittler einzuschalten, also einen Kollegen von ihr, der nicht ganz so viele Stufen unter ihr steht, der könnte das auch vorschlagen. Am Besten wäre es vielleicht wenn man sie dazu bekommt, dass sie Dir das vorschlägt...

  • Ist sie dir direkt vorgesetzt, obwohl sie so viele Hierarchiestufen über dir steht? Wundert mich. Oder gibt es noch einen "Zwischenchef", an den du dich halten kannst? Wie gehen denn andere Kollegen oder Volontäre mit ihr um? Vielleicht kannst du dich mal umhören, ob andere auch solche Schwierigkeiten haben und was sie dagegen tun.
    Den Vorschlag, Anweisungen schriftlich zu fixieren, finde ich gut. Würde ich durchaus von mir aus vorschlagen "weil es kürzlich zu Mißverständnissen kam" oder "damit ich sicher bin, Sie richtig verstanden zu haben". Kannst ja das Gespräch kurz zusammenfassen und ihr als email mit der Bitte um Bestätigung schicken, das macht ihr keine zusätzliche Arbeit.
    Vielleicht ist sie ja launisch oder hat dich auf dem Kieker?

    hanna

    Einmal editiert, zuletzt von hanna ()

  • Total blöde Situation.
    Ich kenne mich mit Euren Gepflogenheiten gar nicht aus, deshalb bitte ich schon jetzt um Entschuldigung, falls ich mit meinem Vorschlag total daneben liege. Ich kenne es aus meinem Berufsleben ebenfalls, dass es zu Misserfolgen und unschönen Situationen kommen kann, weil man etwas nicht klar für beide Seiten vereinbart hat. Gerade bei Projekten, die zeitkritisch sind, ist es total blöd. Getreu dem Motto "Wer schreibt, der bleibt" schicke ich nach Gesprächen und mündlichen Vereinbarungen kurz an die betreffende Persone eine Mail und gebe dort mein Verständnis als Gespräch oder es richtigstellen. Ansonsten gilt das so als vereinbart. Im Optimalfalle gibt es eine kurze Bestätigung und jeder weiß, woran er ist.


    Wäre sowas in Deinem Bereich praktikabel? Wenn nicht und Du jetzt laut lusprustet ob meiner Naivität, dann entschuldige ich mich für meine Unwissenheit.


    LG,
    Anne

    "Wer nicht mehr liebt und nicht mehr irrt, der lasse sich begraben" ~ Johann Wolfgang von Goethe

  • Oh man Astrid ich kenne solche Willkür durch Vorgesetzte echt gut. Und ich weiß auch, wie hilflos man sich da fühlt. Ich habe das auch erlebt in meinem Lehrbetrieb. Das war zwar in einer anderen Branche, aber das tut an sich ja nichts zur Sache. Ich hab immer versucht dem einen Chef (dem hierarchischem Drecksack... ähm sorry für die Ausdrucksweise) aus dem Weg zu gehen und wenn ich Ihm dann "ausgeliefert" war, ihm möglichst alles recht zu machen. Natürlich war das nie genug. Da ich mich nach der Lehre selbstständig machen musste und meine Ausbildungsfirma als Kunden behalten wollte, hat sich das auch in den ersten Monaten nach der Lehre nicht wirklich geändert, bis dann das böse Erwachen kam und ich von einem auf dem anderen Tag nicht mehr gebucht wurde und auch erst Wochen später von Kollegen den Grund erfahren habe.
    Der Typ hatte mich in der Lehre schon aufm Kieker und hat dann die Order weiter gegeben, dass ich nicht mehr gebucht werden soll. Na danke.
    Ich habe immer gehofft, da mein Verhältnis zu dem anderen Chef (der Good Cop und auf gleicher Augenhöhe wie der Mistkerl) und zu den Kollegen soweit immer hervorragend war, dass ich an Ihm "vorbeikomme".


    Im Nachhinhein betrachtet hätt ich echt meinen Mund aufmachen sollen und mich vor Ihm zur Wehr setzen sollen. Rückrat zeigen. Zumal ich ja sonst nicht wirklich auf dem Mund gefallen bin.


    Was ich Dir mit auf dem Weg geben kann ist, dass Du Dir wirklich überlegst, was Du machst und es dann auch anpackst. Die Vorschläge mit den Gesprächsprotokollen und den Mails sind da sicher schon ein guter Anfang. Ansonsten, wenn es Dich zu sehr kränkt, dann versuch mit Ihr zu reden. Es soll so Leute geben, die haben erst Respekt vor einem, wenn man Ihnen auch die Stirn bietet. Kann so sein bei der Cheffin, muss aber nicht.
    Auch Kollegen würd ich nur bedingt zählen, denn wenn es ums eingemachte geht, oder um den "Hausfrieden", dann werden sich die meisten wohl nicht zu weit aus dem Fenster lehnen und Ihre eigene Anstellung riskieren.


    Im übrigen, falls diese Person Dich wirklich ganz arg nervt, dann überlege zweimal, ob Du Dir vorstellen kannst nach Deinem Volontariat weiter für sie zu arbeiten! Was nützt Dir eine Anstellung, wenn Du nach zwei Jahren so fertig bist, das Du in psychische Behandlung musst.

    ...und Punkte sind doch Rudeltiere...



    Einmal editiert, zuletzt von susling () aus folgendem Grund: Kommasetzung...

  • vielen dank an euch alle, eure beiträge haben mir sehr geholfen, mich zu sortieren.
    da ein direktes gespräch mit meiner chefin schlicht nicht möglich ist, weil sie einfach vornerum was anderes sagt als hintenrum, blieb mir gar keine andere möglichkeit, als meine optionen mit meiner lieblingskollegin durch zu gehen. der dann auch gestern ein prima gedanke kam. sie hat mich an eine andere kollegin verwiesen, die im haus so ziemlich machen kann was sie will, absolut integer ist und aus einem völlig anderen bereich kommt (textilrestauratorin ist sie). unsere textilsammlung hier ist ziemlich gigantisch, und es gibt kaum jemanden, der damit wirklich arbeitet. so sagte meine kollegin, ich sollte doch mal zu l.gehen und mit ihr sprechen. und dann ging alles ganz schnell - l.hat mir sofort angeboten, ich könnte doch (auch in vorbereitung auf den umzug, da müssen die textilien ja auch mit) die textilien für sie fotografieren und in unser dokumentationssystem einbinden. was ich sehr gerne tue. dann hat sie meine chefin angerufen und ihr das vorgeschlagen. und meine chefin war begeistert. ich hab keine ahnung, wieso und weshalb, und es ist mir auch egal. ich bin glücklich, dass ich erstmal aus der direkten schusslinie bin (weil ich in den restaurationswerkstätten fotografieren werde) und eine anständige, integre kollegin an meiner seite weiß. meiner chefin geh ich erstmal aus dem weg und zeig ihr meine kehrseite ;)
    natürlich ist das keine lösung für immer, das ist mir auch klar. aber es erleichtert mir auf jeden fall die nächsten monate. die situation der letzten wochen begann nämlich,mir auf den magen zu schlagen, und das ist immer so ein alarmzeichen...
    ich danke euch nochmal sehr, ihr habt mir doll geholfen!

  • Das klingt super.
    Den Vorschlag mit dem Mail nach der Besprechung find ich auch sehr gut. Das erspart einem das Protokollieren (und Erklären ) währenddessen, und dann ist man mit dem Mail fein raus.


    So von außen betrachtet: kann es sein, dass deine Chefin vielleicht einfach nur sehen möchte, dass Du "etwas tust"? Also jetzt fotografieren etc anstelle von sich erstmal einlesen? Vielleicht hat sie deinen Wunsch sich erstmal mit der Materie vertraut zu machen, einfach nur falsch aufgefasst und ist eigentlich eher auf der Suche nach tatkräftiger / belegbarer Arbeit?

    mit zwei Jungs (2010 und 2012) schon lange nicht mehr mit tapatalk unterwegs aber endlich wieder mit laptop im Forum

  • maegwin, ja, das kann schon sein. nur: die museumsarbeit an sich geht häufig nicht unbedingt mit belegbarer arbeit einher. wenn sie darauf also bestünde, wäre sie eindeutig fehl am platze, denk ich. aber offenbar war ja der deal mit unserer textilrestauratorin gut genug, und mir geht's auch viel besser, seit ich dort weg bin und so leise für mich hin arbeiten kann :D

  • Schön dass es Dir besser geht und Du jetzt ein passendes Projekt gefunden hast.


    ist mir schon klar, dass nicht alle Arbeit belegbar ist. Ich könnte mir nur vorstellen, dass manche Leute so ticken, dass sie von Praktikanten eben _auch_ belegbare Arbeit sehen wollen. Bei uns müssen sich Praktikanten z.B. erstmal einlesen, bevor sie loslegen können. Trotzdem gibt es immer noch eine Menge Kleinkram, den sie eben trotzdem machen könnten, und da finde ich es auch gut, wenn diese belegbaren Sachen bereits am Anfang angegangen werden und der Praktikant nicht erstmal eine Woche mit einem Buch beschäftigt ist. Das ist vermutlich in deinem Fall so nicht hilfreich, und dazu bist Du ja auch "bereits" eingearbeitet, nur eben nicht eingelesen. Ich meinte nur, dass manche Leute Andere eben am liebsten Arbeiten sehen (am besten wohl Kisten schleppen) und nicht beim Literaturstudium...

    mit zwei Jungs (2010 und 2012) schon lange nicht mehr mit tapatalk unterwegs aber endlich wieder mit laptop im Forum