Dreadlocks - kulturelle Aneignung?

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  • Gerade werde ich wohl eine Rassismusdebatte in der Schule eröffnen müssen, weil LuL meinem Kind sagen wie toll sie doch Deutsch spricht. <X

    Wie furchtbar. #hmpf


    Bei den Rastas bin ich ganz bei dir. Mir fehlen die Kapazitäten das einfühlsam zu erklären.

    "C'est ici que l'aventure se mêle au vent de la mer."

    Pierre Marc Orlan


    If something won't matter in 5 years, don't waste more than 5 minutes worrying about it now.

  • Schwarze werden seit jeher auch wegen ihrer Haare und Frisuren diskriminiert. Weiße übernehmen, was gefällt, und werden nicht diskriminiert. Und doch, klar kommt das aus der Black culture und wird hauptsächlich damit assoziiert. Niemand denkt an Kelten bei Rastas.

    Und nur, weil weiße etwas nicht als rassistisch / kulturelle Aneignung kennen oder einstufen, heißt das ja nicht, dass es das nicht ist. Das hat man ja immer wieder bei dem Thema, dass man als jemand, der sich nicht gezwungenermaßen damit auseinandersetzen muss, auch oft nicht den gleichen Stand hat, wie jemand, der*die davon betroffen ist. Man sieht halt nur die hippe Frisur, aber nicht die Konsequenzen, die andere damit haben. Und ja, die waren lange Zeit in einer bestimmten Szene hip. Ich finde aber, da kann man gerne dazulernen.

  • Was ich für mich in diesen Debatten lernen möchte:


    Wenn mir eine Person zu verstehen gibt, dass bestimmte Handlungen, Worte, oder Frisuren für sie problematisch und verletzend sind, akzeptiere ich das.


    Ich erinnere mich gelesen zu haben, dass es für Betroffene unglaublich anstrengend und triggernd ist, immer wieder erklären zu müssen warum etwas verletzt.

  • Ich hatte lange nicht gewusst, wie stark Frisur mit der Geschichte der Afroamerikaner verwoben ist. Deshalb war es für mich früher - im schön priviligierten Umfeld aufgewachsen - halt so ein links-alternativ-Reaggae-Ding, nicht kulturelle Aneignung.

    Mit dem Hintergrundwissen, wie stark die Haare der Menschen reglementiert wurden, wieviel Kultur mit Verboten vernichtet wurde, was es heute noch heisst, "african hair" zu haben, welchen Mut es braucht, das natürlich zu tragen etc... - ich denke, heute kann man gerade in der Szene, in der die Sängerin sich bewegt, dieses Thema ansprechen. Denn jeder kann sich informieren und die Stimmen der Betroffenen anhören. Blöd für die Sängerin, die jetzt quasi "Opfer der awareness" geworden ist - aber hey, seien wir ehrlich, für sie ist es auch publicity und kein Riesendrama.

    Eben im Gegensatz zu PoC, deren Frisur weiterhin sehr entscheidend ist, wie sie wahrgenommen werden.


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • Nur kurz: wenn meine Mädels Rastas tragen würden, würde es als ungepflegt bezeichnet werden u.a. in der Schule.

    Naja, das wurde mir als Teenagerin mit Dreads auch unterstellt. Damit möchte ich dir aber deine Wahrnehmung nicht absprechen, ich bin mir sicher, dass bei Kids of Color noch klar auch rassistische Gedanken bei den Leuten mitschwingen.


    Damals wurden Dreads aber eher im Sinne einer Solidarisierung betrachtet, das hat sich in den letzten Jahren schon geändert, weshalb ich das Tragen von Dreads nicht mehr wirklich in Betracht ziehen würde. Andererseits habe ich auch ein Hobby, das sicher von einigen als kulturelle Aneignung betrachtet würde, das möchte ich nun wirklich nicht aufgeben. Ich empfinde es als schwierig, da die Grenzen zu ziehen. Auch mein Kind betreibt einen Sport, der einem anderen Kulturkreis entspringt. Wir sind einfach echt keine Fußballfamilie, oder was bleibt dann noch?

    #herzKleiner Zwerg 07/14

    #herzMinizwerg 06/17

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  • Der Unterschied ist meinem Gefühl nach so: wenn das Übernommene für die Ursprungsgruppe ein Problem bedeutete und Repressionen, Anfeindungen etc hervorrief, für uns aber nur "gerade modisch" ist - dann ist es Aneignung.

    Wenn hingegen jemand einen Sport betreibt und damit diese Kultur bekannter macht - und vor allem MIT der Ursprungskultur zusammen betreibt, dann fühlt sich das für mich völlig anders an.

    Ich kenne da auch keine Kritik aus betroffenen Kreisen.


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • Wenn hingegen jemand einen Sport betreibt und damit diese Kultur bekannter macht - und vor allem MIT der Ursprungskultur zusammen betreibt, dann fühlt sich das für mich völlig anders an.

    Mein Hobby speist sich aus vielen unterschiedlichen Kulturen und wird von einer Deutschen unterrichtet, übrigens die einzige auch in größeren Umkreis, die das anbietet. Der Sport meines Sohnes wird ebenfalls von weißen Menschen angeleitet, aber er lernt zumindest etwas von Sprache und Tradition der Ursprungskultur kennen.


    Wie gesagt, finde es schwierig, da die Grenzen zu ziehen.

    #herzKleiner Zwerg 07/14

    #herzMinizwerg 06/17

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  • Das Thema finde ich gerade in Bezug auf Hobbys und Musik sehr spannend.

    Wo ist die Grenze wenn ich Musik aus einem anderen Kulturkreis mache?

    Bauchtanz?

    Caipoera ( Als Tanz getarnte kampfkunst aus der Sklaverei)?

    Haremshosen ( Symbol weiblicher Unterdrückung)?

    Religiöse Choräle höre?

    Wo finde ich etwas dazu?

    4 Jungs 2006-2013, 2 Hunde und 6 Schildis


    Für immer im #herz : Mani,Yaco,Emma, Fini,Bilbo und Dotti - meine allerbesten 4-Pfoten-Freunde #kerze

    Wir sehen uns irgendwann wieder #herzen


    Eines Tages werde wir alle sterben - aber an allen anderen Tagen nicht #sonne

  • Was ich für mich in diesen Debatten lernen möchte:


    Wenn mir eine Person zu verstehen gibt, dass bestimmte Handlungen, Worte, oder Frisuren für sie problematisch und verletzend sind, akzeptiere ich das.


    Ich erinnere mich gelesen zu haben, dass es für Betroffene unglaublich anstrengend und triggernd ist, immer wieder erklären zu müssen warum etwas verletzt.

    Das möchte ich unterschreiben.

  • Nur kurz: wenn meine Mädels Rastas tragen würden, würde es als ungepflegt bezeichnet werden u.a. in der Schule.

    Naja, das wurde mir als Teenagerin mit Dreads auch unterstellt. Damit möchte ich dir aber deine Wahrnehmung nicht absprechen, ich bin mir sicher, dass bei Kids of Color noch klar auch rassistische Gedanken bei den Leuten mitschwingen.


    Damals wurden Dreads aber eher im Sinne einer Solidarisierung betrachtet, das hat sich in den letzten Jahren schon geändert, weshalb ich das Tragen von Dreads nicht mehr wirklich in Betracht ziehen würde. Andererseits habe ich auch ein Hobby, das sicher von einigen als kulturelle Aneignung betrachtet würde, das möchte ich nun wirklich nicht aufgeben. Ich empfinde es als schwierig, da die Grenzen zu ziehen. Auch mein Kind betreibt einen Sport, der einem anderen Kulturkreis entspringt. Wir sind einfach echt keine Fußballfamilie, oder was bleibt dann noch?

    Aber siehst du wie arrogant das klingt….?

    Als Akt der Solidarisierung?

    Damit machst du doch die mit denen du dich solidarisierst klein.

    Vor zwanzig Jahren vielleicht noch verständlich heute sind wir so viel weiter.


    Ich finde daher die Ausladung gut.


    Und ja…natürlich ist das superschwierig.

    Grüße von Claraluna


    Shoot for the moon. Even if you miss you will land among the stars.

  • Da hast du natürlich uneingeschränkt recht urmada


    Was ich aber neben dem akzeptieren auch möchte ist dazulernen, reflektieren und verstehen. Da finde ich solche Diskussionen wie hier im Forum immer wieder hilfreich - auch wenn ich selbstverständlich keine hier irgendwie "zwingen" möchte sich mir zu erklären.

    Die beste Vergeltung ist, nicht zu werden wie dein Feind (Marcus Aurelius)

  • Gerade Capoeira ist ein schönes Beispiel: ja, klar, gut möglich, dass mein Trainer hier keine Wurzeln in Brasilien hat und viele seiner Schüler.innen vielleicht auch nicht.

    Aber der Kontakt ist dennoch eng und wie ich ihn empfinde wertschätzend, nicht aneignend. Das gilt für viele Sportarten etc...


    Natürlich zählt zuerst die Empfindung der Betroffenen - aber wenn von da keine Kritik kommt, warum sollte Fritzchen nicht Capoeira betreiben dürfen? Oder Susi Karate?


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • Für mich ist die Grenze dort zu ziehen wo Geld verdient wird.


    Edith: den von Ana verlinkten Artikel hast du gelesen?

  • Es ist ein sehr schmaler Grad, wie bei vielem.


    Wenn man aber in die Black community mal reinhört, dann ist eben schon Konsens dass es ein No Go ist.


    Ich hatte vor einiger Zeit einen link, leider hat der den Tablettcrash nicht überlebt, da ging es um die Gesch7ichte des Black hair. U.a. war da Thema das mit den Frisuren Botschaften während der Sklaverei überbracht wurden. Wo man den weißen Mann Schaden sn hab und gut zufügen kann usw.

    Rastas wurden dazu genutzt um dem weißen Mann zu zeigen wie sehr man ihn verachtet. Sowas Wir die Auflehnung gegen ihn im kleinen Rahmen.


    Danke an claraluna


    Das ist übrigens das was mich so zermürbt Jono


    Wir sind heute um einiges weiter. Wir gendern und fordern es (als Betroffene ein) haben wir vor 20 Jahren auch nicht.... Können wir doch auch lassen, oder?

  • paulina, ja ein eigener Thread für ein eigenes Thema.


    Nachtkerze, als Moderatorin

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    Pierre Marc Orlan


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  • Ich hab den Artikel noch nicht ganz durch, bin aber übers Thema Musik gestolpert: das heißt, die Musik von Seeed geht auch gar nicht? Eminem? Oder ist der durch seine „White Scum“-Herkunft qualifiziert genug für Hip-Hop? Die ganzen Deutschrapper, die alle im RL Felix Blume usw. heißen und mit Sicherheit nicht alle einen Background haben, der irgendwas mit ihren Texten zu tun hat? (Wobei ich es um die definitiv nicht schade fände).

    Also ich verstehe das Problem bei den Dreads, auch wenn mir das tatsächlich bisher nicht klar war. Diese Musikerin verdient aber doch nicht Geld mit ihren Dreads, sondern mit ihrer Musik. Sprich: Reggae, Blues oder Hip Hop von Weißen wäre dann erst recht ein No-Go, oder?