Dreadlocks - kulturelle Aneignung?

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  • Ich finde das Beispiel Rap Musik ziemlich eindrücklich. Das war Musik von Schwarzen und hatte einen sehr negativen Ruf, dann kam Eminem,...

    Da beginnt es schon ungenau zu werden.
    Ich bin im Rap echt nicht tief drin, aber der negative Ruf brach schon weit früher auf. 2Pac oder Snoop Dogg hatten schon große (auch kommerzielle) Erfolge, da ackerte Eminem noch Jahre später gegen die Erfolglosigkeit an.

    Er war der erste erfolgreiche weiße Rapper, ja. Aber der Rap war da bereits eine Riesennummer.

    (Und zu Eminem selbst muss man halt sagen: Der hat wirklich sehr, sehr lange und sehr hart trotz massiver Widerstände dafür gearbeitet. Der kam nicht aus dem Nichts und wurde ein Erfolg.)

    Es gibt überall auch Gutes in der Welt.
    Selbst RTL hat Ninja Warrior!

  • Um mal bei verfilzten Haaren zu bleiben- also ich finde es schräg, wenn es nach diesem Konzept Frisuren, Musik, Klamotten... gibt, die nur für schwarze und andere die es nur für weiße Menschen okay sind. Das finde ich rassistisch und trennend und ich sehe nicht den Punkt, wie dadurch das Leid von rassistischer Diskriminierung wieder gut gemacht wird oder die Welt auch nur ein Fitzelchen besser wird.

    Und ich finde es generell ziemlich übergriffig, die Intention anderer Leute zu interpretieren, statt mal zu fragen ob das was man sich da in seinem eigenen Kopf vorstellt, weil man das selbst damit verbindet, und noch problematischer finde ich dann, dieses persönliche Empfinden als Tatsache/ Fakt darzustellen statt als eigene höchstpersönliche Empfindung zu kennzeichnen. Sowas regt mich echt auf, Mannomann!

  • Das Thema finde ich extrem schwierig. Einerseits ist Rassismus ein so großes Problem, dass ich nicht ignorieren möchte, wenn mich jemand darauf hinweist.

    Andererseits funktioniert nichts ohne kulturelle Aneignung. Blues, Jazz, Soul, Rock‘n‘Roll - alles nicht ohne unterschiedliche kukturelle Einflüsse denkbar. Moderne Kunst lebt von afrikanischen Einflüsse, man denke nur an Karl Schmidt-Rottluff, Picasso, Georges Braque usw. Die westliche Aneignung afrikanischer Kunst ob nun bei Elvis oder Picasso muss thematisiert werden, damit man sich dessen bewusst wird, das macht aber die Kunst oder den Künstler nicht schlecht.


    Ich finde es nicht richtig eine Künstlerin wegen ihrer Frisur auszuladeb, aber das über das Thema an sich gesprochen wird, ist wichtig, damit einem die Dimension bewusst wird.

  • Was mir einfach sehr lange nicht bewusst war: wie haftig diese Kontrolle über die Haare über Jahrhunderte war! Da wurde wirklich lange Zeit sehr massiv ins Sein, in die körperliche Unversehrtheit der Menschen eingegriffen. Das ist einfach noch mehr als ein bisschen "die Musik nicht spielen im Radio", das ist sehr tief, sehr verletzend, das geht ins intime.


    Daher doch, mit dem - für mich neuen - Wissen würde ich solche Frisuren nicht mehr tragen.


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • Da lese und höre ich aber amerikanische Stimmen ganz anders.

    Menschen, die ich sehr schätze.

    Wir sind hier aber nicht in den USA und ich finde es hochproblematisch, jedes Diskurs-Ergebnis, das auf dem dortigen Hintergrund entstand, eins zu eins nach Deutschland zu übertragen.

  • Ich finde das Beispiel Rap Musik ziemlich eindrücklich. Das war Musik von Schwarzen und hatte einen sehr negativen Ruf, dann kam Eminem,...

    Da beginnt es schon ungenau zu werden.
    Ich bin im Rap echt nicht tief drin, aber der negative Ruf brach schon weit früher auf. 2Pac oder Snoop Dogg hatten schon große (auch kommerzielle) Erfolge, da ackerte Eminem noch Jahre später gegen die Erfolglosigkeit an.

    Er war der erste erfolgreiche weiße Rapper, ja. Aber der Rap war da bereits eine Riesennummer.

    (Und zu Eminem selbst muss man halt sagen: Der hat wirklich sehr, sehr lange und sehr hart trotz massiver Widerstände dafür gearbeitet. Der kam nicht aus dem Nichts und wurde ein Erfolg.)

    puh, also ich will ins Thema Rapmusik jetzt nicht tiefer einsteigen, aber danke für die Korrektur... außerdem zu bemerken: Eminem teilte ganz wesentliche Erfahrungen in der Sozialisation, die elementar Bestandteil der Entstehung dieser musikrichtung sind, und das obwohl er weiß ist. Das gab ihm überhaupt erst die "credibility", um erfolgreich werden zu können.


    Dass heute "Bürgertumskinder" einen auf "ghettorapper" machen halte ich allerdings vor allem für peinlich, aber tatsächlich müsste man ja auch das als kulturelle Aneignung verstehen.

  • Während der Sklaverei war es durch die Plantagenbesitzer verboten Musik mit Trommeln oder anderen Instrumenten zu spielen, daraus entwickelten sich rhythmische Gesänge bei der Arbeit aus denen Blues, Jazz und Gospel entstanden- ein Musik nicht im Radio spielen, trifft das wohl eher nicht. Sklaverei dürfte so ziemlich das Freiheitsberaubende sein, was möglich ist.


    Auch der Stepptanz geht übrigens auf Einflüsse zwischen irischen und afroamerikanischen Tänzern zurück und auch hier hatten es schwarze Tänzer mit erheblichen Rassismus zu tun.

  • Daher doch, mit dem - für mich neuen - Wissen würde ich solche Frisuren nicht mehr tragen.

    Ich auch nicht.


    Aber war es nicht, für die Sache jetzt kontraproduktiv, diese Künstlerin auszuladen?


    Es ist doch schon wieder irgendwie so, die "Linken" machen sich gegenseitig fertig und die doofen Nazis, die das eigentliche Problem sind, gucken lachend zu...

  • Es ist doch schon wieder irgendwie so, die "Linken" machen sich gegenseitig fertig und die doofen Nazis, die das eigentliche Problem sind, gucken lachend zu...

    Ja. Und das ist tragisch und schade.

    Und aus deutscher Sicht heraus auch einfach grottenblöd. Ich muss immer daran denken, dass Hitler nie nie nie an die Macht gekommen wäre, wenn die SPD sich damals nicht selbst zerfleischt hätte.

    Aber genau das machen wir immer wieder.

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  • Ja, oder dass farbige SklavInnen beispielsweise über ihre Frisuren kommunizierten - zum Beispiel, in dem sie Wege zur Flucht einflochten, die ihre weißen Master nicht "lesen" konnten.

    Das geht also schon darüber hinaus, einfach etwas aus einer fremden Kultur zu übernehmen. Der Punkt ist ja, dass Weiße, also die damaligen Unterdrücker, mit diesen Frisuren etwas -meist aus ästhetischen Gründen - übernehmen, dass für diese Menschen eine große politische und soziale Indikation hat(te).

    kLeiN- uNd GrOß-SchrEibUnG hat mein Handy gefressen...

  • Ja, aber kann man das nicht auch als ehrend tragen, auch als Weiße:r?


    Ich meine, es gibt doch einen Unterschied zwischen einer Carola Rackete oder dieser Musikerin und irgendwelchen Hipstern?


    Ich meine Frau Rackete lebt doch eigentlich auch diesen "Spirit", sie hat so viele Menschen gerettet und jetzt soll sie wegen ihrer Frisur ein schlechter Mensch sein?

  • Genau das ist meine Befürchtung. Was wurde mit der momentanen Debatte erreicht? Es wird ja in allen Zeitungen groß darüber berichtet. In den Leserkommentaren, auch in „linken“ Zeitungen mit einer üblicherweise reflektierten Leserschaft, herrscht gefühlt zu 95 Prozent blankes Unverständnis und Unmut. In die konservativen Blätter oder den Boulevard schaue ich sicherheitshalber gar nicht rein, ich kann mir schon vorstellen, wie es dort abgeht. Geholfen war mit der Aktion niemandem, weder der FFF Bewegung, noch der schwarzen Community. Nur wie soll man das Thema handeln? Ich verstehe sowohl die POC, die sich durch kulturelle Aneignung verletzt fühlen, als auch die Stimmen des Professors oder der Freundin von Ohnezahn. Ich bin echt ratlos. Wie kann man die Leute für dieses Thema sensibilisieren, ohne jemand vor den Kopf zu stoßen und damit eine trotzige „jetzt erst recht“ Haltung zu provozieren?

  • Mich schmerzt das vor allem deshalb, da es mal losging damit, dass "sexy Squaw" echt mal eine scheiß Idee für Karneval ist.

    Und ja, ich finde die Info, dass Rastahair kein Zeichen für Musik und Kiffen ist, auch sehr wichtig. Aber das war jetzt mMn echt ein Bärendienst und zwar an vielen unterschiedliche Stellen.

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  • Aber das war jetzt mMn echt ein Bärendienst und zwar an vielen unterschiedliche Stellen.

    Das stimmt.

    Der Fehler lag allerdings mMn daran, dass die Musikerin überhaupt erst eingeladen wurde.

    Im Nachhinein dann zu sagen, och... damit wir jetzt der FFF Bewegung nicht schaden, lassen wir das Thema jetzt mal unter den Tisch fallen, fände ich auch nicht ok.

    Dass es dann öffentlich wurde, liegt mMn wiederum daran, dass die Musikerin nicht reflektiert genug ist, um sich da mal ernsthaft Gedanken drüber zu machen.


    Die Diskussion hier zeigt mMn wie wichtig das Thema ist.

  • Es ist keine eben keine Frisur.


    Eine Frisur ist etwas, das hergestellt wird und schnell geändert werden kann. Verfilzte Haare wachsen mit dir, das sind Jahre. Und das ist bzw. War ein Statement.


    Ich verstehe die Diskussion um die kulturelle Aneignung, und Leute, die sich Dreads machen lassen, um hipp zu sein oder so, fallen da genau drunter. Jemand, der sich dazu entscheidet, nicht mehr zu kämmen macht das bewusst, es ist ein Prozess und schlicht etwas anderes als mal schnell zum Friseur hüpfen und in zwei Wochen was anderes.


    Alle, die nie selber solche Haare hatten sind da sehr schnell mit "das würde ich nicht tun" und "einfach abschneiden".

    Weihnachtskind 2013

    Sternenkind 11/2017

    Sternenkind 08/2019

  • Da lese und höre ich aber amerikanische Stimmen ganz anders.

    Menschen, die ich sehr schätze.

    Wir sind hier aber nicht in den USA und ich finde es hochproblematisch, jedes Diskurs-Ergebnis, das auf dem dortigen Hintergrund entstand, eins zu eins nach Deutschland zu übertragen.

    Die ganzen Dinge, Themen, Diskurs kommen aber zum großen Teil aus den USA (warum wohl) oder sind zumindest angestoßen worden. Ich muss das nicht 1 zu 1 übertragen.

    Und ich höre gerne alle Meinungen.

    Nichtsdestotrotz (wir hatten gerade eine sehr ähliche Diskussion im beruflichen Kontext) - wenn ein Deutscher mit dunkler Hautfarbe von sich als N* spricht - wie gehe ich damit um? (Ich durfte das Wort jetzt gar nicht verwenden, ist hier zensiert im Forum - gut so :)

    Ich kenne auch viele Frauen (und ich nehme das jetzt bewusst, weil bei dem Thema kann ich mitsprechen), die sich abwerten und frauenfeindliche Kommentare raushauen.

    Es ist ein schwieriges Thema und aus genau dem Grund nehme ich mich da sehr zurück.

    Ich meine Frau Rackete lebt doch eigentlich auch diesen "Spirit", sie hat so viele Menschen gerettet und jetzt soll sie wegen ihrer Frisur ein schlechter Mensch sein?

    Warum denn jetzt plötzlich schlechter Mensch? Meinungen, Haltungen entwickeln sich - und die Diskussion um die kulturelle Aneignung kenne ich zumindest hier erst aus den vergangenen Jahren. Durch das Forum übrigens.

    Vielleicht ist sie da ja auch einfach ein bißchen naiv unterwegs - wer weiß?


    Wenn wir es ernst miteinander meinen, Toleranz schaffen wollen, hilft nur große Transparenz, Zuhören, Verständnis - auf beiden Seiten.

    Grüße von Claraluna


    Shoot for the moon. Even if you miss you will land among the stars.

  • Dass es dann öffentlich wurde, liegt mMn wiederum daran, dass die Musikerin nicht reflektiert genug ist, um sich da mal ernsthaft Gedanken drüber zu machen.

    Das ist jetzt Opfer bashing, oder? Sie wird angegriffen und als Rassistin dargestellt und soll dann was genau tun, Deiner Meinung nach? Es ist tatsächluch schwach gewesen, das als Äußerlichkeiten abzutun, ihrerseits, denke aber, das war eher kein Öl in Feuer gießen...

    Weihnachtskind 2013

    Sternenkind 11/2017

    Sternenkind 08/2019