Dreadlocks - kulturelle Aneignung?

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  • claraluna naja, aber es ist doch eben nicht so einfach und klar innerhalb der Communities. Wenn ich nun den Betroffenen zuhöre, orientiere ich mich dann an denen die sagen „my culture is not your prom dress“ oder an denen die sagen „es wäre mir eine Ehre, wenn du es trägst/ich wäre traurig wenn du es nicht trägst“?

    Hat irgendwer da mehr recht?

    Ich habe einige traditionelle mongolische Kleidungsstücke. In der Mongolei sorgfältig maßgeschneidert, natürlich gegen gute Bezahlung. Damals in der Mongolei waren sie dem Wetter einfach besser angemessen als mein Zeug. Meine mongolischen Freunde haben mir erklärt, wie man was warum trägt und fanden es auch eher cool, dass wir die Kleidung so sehr mochten. In kalten Wintern trage ich den Deel auch hier, weil er einfach richtig schön warm ist.

    Auch einen indischen Sari besitze ich, weil ich finde, dass indische Kleidung viel schöner ist als unsere europäische. Ich habe mit verschiedenen Leuten aus Indien und Pakistan geredet. Sie freuen sich, wenn sie Europäerinnen im Sari sehen. Vielleicht auch, weil sie stolz auf ihre Kultur sind und die Verbeugung davor erkennen, wenn jemand anders diese Sachen trägt?

    Ich habe viele Freunde aus sehr unterschiedlichen Kulturen. Uns allen ist gemein, dass wir sehr neugierig auf das sind, was uns verbindet, aber auch auf das, was anders ist. Es ist oft sehr lustig, wenn meine Freunde mal was richtig "deutsches" ausprobieren und umgekehrt.

  • Dass es dann öffentlich wurde, liegt mMn wiederum daran, dass die Musikerin nicht reflektiert genug ist, um sich da mal ernsthaft Gedanken drüber zu machen.

    Das ist jetzt Opfer bashing, oder? Sie wird angegriffen und als Rassistin dargestellt und soll dann was genau tun, Deiner Meinung nach? Es ist tatsächluch schwach gewesen, das als Äußerlichkeiten abzutun, ihrerseits, denke aber, das war eher kein Öl in Feuer gießen...

    habt ihr sie auf facebook gelesen und auch was FFF ihr persönlich geschrieben hat?

    Ich finde genau ihre Reaktion scheiße... und ich sag das jetzt mal so.


    Die Musikerin veröffentlicht das, reagiert beleidigt... sagt sie wollte ein Zeichen setzen mit ihrer Musik gegen blalbabla...


    FFF haben ihr genau erklärt was eigentlich das Problem ist.

    ein halbwegs respektvolles statement wäre gewesen, dass sie zumindest sagt, dass sie sich mit dem Thema auseinandersetzen wird. Einlesen wird - in den Dialog gehen wird.


    Und nicht dieses.. .ich bin aber so toll und gut.. und ihr ... die Kommentare unter ihrem post tun ein übriges.


    Und ich fange gerade an zu verstehen, zumindest ein klitzekleines bißchen, wie sich schwarze Menschen fühlen müssen wenn ihnen von weißen Menschen erklärt wird, was Toleranz und Diversität heißt.

    Grüße von Claraluna


    Shoot for the moon. Even if you miss you will land among the stars.

  • Das Problem liegt ja sehr oft im Gefälle. Ein Sari z.B. kann einfach ein schönes Kleidungsstück sein, das auch eine Europäerin tragen kann; genau wie eine Inderin, wenn sie es schick findet, im Dirndl rumlaufen dürfte.


    Anders sähe es aus, wenn eine Britin Anfang des 20. Jahrhunderts in Indien sich einen Sari anzieht, "weil er hübscher ist als die langweiligen Karos" (mal überspitzt gesagt).


    In dieser Weise wäre auch eine Dänin mit Cornrows womöglich weniger problematisch für einen Nachkommen von Sklaven als eine US-Amerikanerin.


    Es ist ein weites Feld ...


    Was ich interessant finde, ist eine eigene Erfahrung, die, wie ich finde, irgendwie dazu passt.

    Ich habe beruflich mit Literatur zu tun. Es gab eine Zeit, in der hat mich Literatur über Frauen, die von Männern geschrieben wurde, wütend gemacht. Aus dem ganz einfachen Grund, dass es Frauen nicht in gleicher Weise möglich war, sich literarisch zu zeigen, dass sie vielmehr unterdrückt, an den Rand geschoben und dann trotzdem - wenn es in den Kram passte - als Objekt benutzt wurden.

    Inzwischen hat sich die Situation im Literaturbetrieb (bei allen Defiziten, die es nach wie vor gibt) dermaßen verändert, es gibt Literatur von Frauen en masse, und wenn jetzt ein Mann aus einer Frauenperspektive schreibt oder eine weibliche Hauptfigur hat, stört mich das nicht (mehr).

    Männerliteratur aus dem letzten Jahrhundert macht mich nach wie vor oft wütend, aber die Problematik - Männer schreiben über Frauen, Frauen schreiben gar nicht - existiert nicht mehr so massiv.


    In dem Maße, in dem Rassismus, Unterdrückung, Chancenungleichzeiten und selbstgemachte Diskriminierungserfahrungen verschwinden, wird sich der Blick auf die jeweils spezifische Cultural Appropriation ändern. Ganz einfach, weil Schmerz und Wut verschwinden. Daran lohnt es sich zu arbeiten.


    Gruß,

    F

    Mal geht es dir schlecht. Dann geht's dir wieder gut. Ich jedenfalls trag jetzt immer einen Hut.

  • Ich finde die Begründung der Organisatoren für die Ausladung unsäglich, und überhaupt nicht gut erklärt, den Vorschlag mit dem Haare abschneiden total übergriffig und daneben, (gut, da hat man sich auch mittlerweile entschuldigt) und den ganzen Vorgang so schwach und diskreditierend für die Werte, um die es eigentlich geht, dass ich echt entsetzt und bin.

    Ich finde diese Ausladung keinen guten Beitrag zum Thema wachsamer und sensibler Umgang mit kultureller Aneignung oder dem Themenkomplex Diskriminierung oder Rassismus, sondern einfach nur daneben. Ich krieg ne Krise wenn ich hier lese, der Fehler liegt bei der Sängerin mit den dreadlocks oder darin, sie überhaupt eingeladen zu haben. #kreischen

    Ich finde den von Miss Ellie verlinkten Kommentar von Prof. McWorther bislang die zutreffendste Deutung dieser Art Verhaltens der FFF- Organisatoren, auch wenn er sich ursprünglich nicht darauf bezog.

    Für mich steht immer noch die Frage nach der Deutungshoheit im Raum, sowohl in Bezug auf die kulturelle Bedeutung von Dreadlocks als auch auch der Bedeutung der Dreadlocks von Frau Maltzahn und ich ärgere mich, dass das in dieser Diskussion keine Rolle zu spielen scheint.


    Die Reaktion der Sängerin angesichts dieser Zumutung habe ich übrigens als sehr deeskalierend empfunden, was die Flurschäden vielleicht begrenzt, die durch diese Angelegenheit für die FFF- Bewegung entstehen könnte, aber das bleibt abzuwarten.

  • annielu, ich bin da bei dir.

    Ronja wurde übrigens in erster Linie wegen ihres aktuelles Engagements gegen den Krieg in der Ukraine eingeladen, mit einem Song, den sie zu den Illustrationen einer jungen ukrainischen Künstlerin geschrieben hat und den sie auf Youtube so einleitet:



    STOPPT DEN #KRIEG IN DER #UKRAINE!
    Jetzt spenden für Bedürftige:
    https://www.caritas.org/ukraine-appea...

    LIKE A WOLF
    Ein Animationsfilm von Tanya Wolf.
    --------------------#Wolf---------------------------- ------
    Letztes Jahr lernte ich die 15-jährige ukrainische Künstlerin Tanya (@bluewolf.cool) kennen, die aus Kharkiv nahe der russischen Grenze stammt. Ich habe Tanyas Kunst auf Instagram entdeckt und war beeindruckt von ihrem jungen Talent und Zeichenstil. Sie hat sich mit ihren Eltern letzte Woche zwei Tage in der U-Bahn vor Bombenangriffen versteckt und ist dann aus der Stadt geflohen, wir tauschen fast täglich Nachrichten aus und ich bin sehr besorgt um sie und ihre Familie!
    Eigentlich wollten wir das Video erst im Herbst veröffentlichen, doch unsere Pläne haben sich geändert. Das fühlt sich dringend an, ich möchte etwas gegen diese schreckliche Situation tun, etwas für Tanya tun. Vielleicht bin ich keine einflussreiche Politikerin, die große Enscheidungen in Bewegung bringen kann, als Künstlerin ist es zumindest die Musik, die ich in die Welt bringen kann. Lasst uns nicht stillsitzen, lasst uns helfen, wo wir können, Informationen teilen und Medikamente und Geld dorthin schicken, wo es gebraucht wird, lasst uns unsere Türen für Flüchtlinge öffnen, NEIN sagen zu Krieg und Gewalt. #ukraine #ukraineartist #notowar #likeawolf #makemusicnotwar


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    Es gibt überall auch Gutes in der Welt.
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  • Egal wie das vor 20 Jahren war oder gutgemeint. Finde auch nicht gut wie sich Carol Rackete präsentiert - wurde hier ja als Beispiel genannt.

    Das, claraluna, bei allem Respekt, finde ich übrigens wirklich ganz bitter vermessen.


    Carola Rackete ist vermutlich eine Frau, die sich in diesem Land am allermeisten überhaupt für die benachteiligsten Menschen einsetzt, für Menschen, die anderen sonst wo vorbei gehen, solange ihre Leichen nicht am Strand angespült werden.

    Dafür begibt sie sich in reale Gefahr und in Gefahr, verhaftet zu werden, ohne dass sie selbst das Geringste davon hat.

    Bitte was hat eine von uns am Sofa je geleistet, was nur annähernd da ran kommt, dass wir uns hier hinstellen, und es "nicht gut finden, wie sie sich präsentiert"?

    Die Frau hat hunderte von Leben gerettet und ist dafür große Risiken eingegangen, die meint das wirklich ernst damit, dass PoC nicht benachteiligt werden dürfen.

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  • Allerdings! Das nimmt echt Auswüchse an… Wie übergriffig ist das denn bitte? Und hat sich hier mal eine die Mühe gemacht, die Worte eines schwarzen Kritikers zu lesen, die ich zitiert habe? Nö, ne? Passt nicht, wird ignoriert.

  • Die Musikerin hat als erstes mit der BILD gesprochen. DAS ist ja wohl kein adäquater Umgang mit dem Konflikt.


    Hier wurden schon viele wichtige Sachen geschrieben, bspw. zur Bedeutung von Frisuren im Kontext von Widerstand gegen Versklavung.


    Und weil hier immer wieder gefragt wird "darf ich dann noch...?" würde ich vier Dinge als Maßstab anlegen:

    Wer profitiert finanziell?

    Welche gesellschaftlichen Wertungen finden statt? (Kleidung, die bspw. bei weißen als "weltoffen" und "hip" angesehen wird, gilt bei Menschen aus deren Kultur sie kommt häufig als "rückständig" oder "traditionalistisch")

    Welche Bedeutung hatte ... im Kontext von Kolonialismus?

    Welche Diskurse/Debatten gibt es in marginalisierten Communitys dazu?

  • Yuri, hast Du den Bildkommentar dazu denn gelesen?

    Ich hätte nicht geglaubt, dass ich das mal sagen würde, aber ich finde ihn intelligent, gut begründet und zutreffend.

  • Das sehe ich anders. Vielleicht haben wir unterschiedliche Artikel gelesen aber ich finde an "so Irre wird der Dreadlock-Ausschluss verteidigt" überhaupt nichts gut.


    Generell habe ich aber zu diesem Thema eine klare Haltung. Ich finde es gut, dass die Musikerin ausgeladen wurde und ein BILD Artikel wird mich sicher nicht vom Gegenteil überzeugen ;)

  • claraluna interessant, wie die Wahrnehmungen auseinandergehen. Ich habe mir Ronjas Stellungnahme auf Facebook angesehen und kann daran absolut nichts negatives entdecken. Sie hat ja angekündigt, noch einmal mit Vertretern von FFF ins Gespräch zu gehen und appelliert generell für einen respektvollen und sensiblen Umgang. In keiner Weise hat sie FFF schlecht gemacht, ich finde sie hat die Situation souverän gelöst.

  • Dieser neue Wettbewerb unter weißen Hipstern wer wohl jetzt wieder am wokesten ist, nervt einfach nur noch. Spaltet und verhindert Solidarität.

  • Von Fridays For Future ausgeladen: Jetzt spricht die Frau mit den Dreadlocks
    Ihre Haare sind zum Politikum geworden. Jetzt äußert sie sich im BILD-Interview.
    www.bild.de


    Sprecht ihr von dem Artikel?


    Ich lache leicht hysterisch und bleibe bei meiner Meinung.


    Der Satz, dass sie mit einer ukrainischen Künstlerin…für Frieden und so…

    Sie will das Problem nicht sehen.

    Das ist ja wirklich lächerlich.

    Hier gehts nicht um die europäische Kultur sondern um sklaverei und die systematische diskriminierung von schwarzen Menschen.


    Und unsäglich wie die BILD das darstellt. Eine bizarre Begründung….äh ja….

    Zeigt uns wie sehr die deutsche Gesellschaft noch weg ist von echter Diversity und inclusion.

    Grüße von Claraluna


    Shoot for the moon. Even if you miss you will land among the stars.

  • claraluna interessant, wie die Wahrnehmungen auseinandergehen. Ich habe mir Ronjas Stellungnahme auf Facebook angesehen und kann daran absolut nichts negatives entdecken. Sie hat ja angekündigt, noch einmal mit Vertretern von FFF ins Gespräch zu gehen und appelliert generell für einen respektvollen und sensiblen Umgang. In keiner Weise hat sie FFF schlecht gemacht, ich finde sie hat die Situation souverän gelöst.

    Sehe das gerade erst jetzt.

    Ich hatte ja geschrieben warum ich das komplett anders sehe.

    Allein das so an die Öffentlichkeit zu zerren….

    Grüße von Claraluna


    Shoot for the moon. Even if you miss you will land among the stars.

  • Ich frage mich ehrlich gesagt immer, wer diese Denke an den Tag legt dass bestimmte Frisuren oder Kleidungsstücke bei der ursprünglichen Kultur als rückständig angesehen werden und im gleichen Atemzug bei Weißen als modern und lobenswert? Persönlich habe ich nämlich eher den umgekehrten Eindruck: Über die weißen "ungepflegten Hippies mit ihren komischen Haaren" wird gelästert. Ähnliches siehe Eminem: Ich habe nicht den Eindruck dass er der ausschlaggebende Faktor war in welchen Kulturkreisen Rap als angesagt erscheint, eher dass er da stilisiert wird, dabei ist er einer unter vielen und zufällig weiß.

    Im Gegenteil, durch diese Art von Diskussion wird bei mir jetzt die "Assoziation ins Gehirn eingepflanzt" das bestimmte Frisuren bei den Natives als ungepflegt gelten, die ich vorher nicht hatte.

  • Das sehe ich anders. Vielleicht haben wir unterschiedliche Artikel gelesen aber ich finde an "so Irre wird der Dreadlock-Ausschluss verteidigt" überhaupt nichts gut.

    Oh nein, das war tatsächlich "Die Revolution frisiert Ihre Kinder"