Intrinsische /extrinsische Lernmotivation bei Grundschüler:innen

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  • Wenn es so ist, dass insgesamt an Grundschulen besser durch extrinische Motivation gelernt ist, sollte das ein Alarmsignal dafür sein, was und wie gelehrt wird. (Keine Beschuldigung von Lehrer*innen soll das sein, vor denen hab ich höchsten Respekt).


    Genau so sehe ich es. Allerdings denke ich dass die Umsetzung da auch eine große Rolle spielt. Unsere Lehrerin (2. Klasse) versteht es durch extr. M. die Intr. M. am Leben zu erhalten. Natürlich gibt es in der Klasse auch einige denen das Konzept nicht zusagt. Aber meine Große die eine sehr hohe Lernbereitschaft hat, hat diese behalten. So wie 70% der Klasse.

    Vllt interpretiere ich das auch falsch, aber ich sehe es als intr. M wenn sie daheim das gelernte anwendet und weitere Fragen dazu stellt.

  • Jette : das, was du schreibst, hat meiner Meinung nach nichts mit dem Bundesland zu tun. An die GS-Pausenregelung meiner Kinder kann ich mich zwar nicht genau erinnern, aber ich weiß, dass es eine extra-Essenspause gab, Feste, Frühstücke mit und ohne Eltern, diverse Ausflüge ins nähere Umfeld (Markt, Fluss, Kino, Stadtführung, Abenteuerspielplatz) und in den Corona-Freien Jahrgängen 1-2 Klassenfahrten. Genug Gelegenheit, auch einfach so eine Beziehung aufzubauen (aber meistens auch recht kleine Klassen - zwischen 12 und 21 Kinder im Laufe der Grundschuljahre).


    Allerdings musste ich trotzdem schon die eine oder den anderen Lehrer erinnern, dass eine persönliche positive Zuwendung sehr wertvoll wäre. (In der Unterstufe am Gymnasium mit der lustigen Reaktion des Lehrer: „Ach, loben, da haben Sie recht, daran muss ich denken, das schreibe ich mir auf.“ #weissnicht. Sehr netter Mensch übrigens, nur zu verpeilt, um persönliches Feedback zu geben.)

  • Ich glaube, wenn man den Einfluss von Schulnoten reduzieren (und sinnlose Maßnahmen wie Verweise abschaffen) würde, könnte man viel intrinsische Motivation erhalten bzw. zurückgewinnen. Auch jedes simple Auswählen-Können von Fächern hilft dabei.


    Aber da wandere ich von Grundschulthema weg. Meiner Ansicht nach spielt das auf den weiterführenden Schulen eine viel größere Rolle, das zum Teil einfach keinerlei Motivation (weder in- noch extrinsisch) von den Schüler*innen erwartet wird.

  • cashew bei uns gibt es keine Noten, aber ein bewertungssystem mit 5 Kategorien. Das ist vielleicht etwas besser als keine Note, letztendlich aber zu nah am alten bewertungssytem. Auch nett ist, dass es eben 4-5 Kategorien pro Fach gibt. Letztendlich bedeutet das aber, dass es pro Kategorie wine Lernzielkontrollen gibt und das exakte Ergebnis derselben dann in dieser Kategorie steht.


    Man hat sich also nur formal von Notensystem abgewandt, aber das Schulleben hat mich den gleichen Druck, und die gleichen rigiden Vorgaben wie zuvor.


    Ein Kind, dass die Arbeit verhaut, und den Stoff eigentlich kann, hat dann dennoch die schlechtere Kategorie im Zeugnis. Das übrigens auch nicht mehr Zeugnis heißt, sondern irgendwas wie lernfortschrittsbericht oder so.


    Für mich war das doch enttäuschend, dass es einfach nur neue Bezeichnungen sind, der Inhalt aber gleich bleibt.


    Ich glaube man muss sich da viel weiter lösen.


    Als weitern Punktglaube ich, dass der Übergang nach 4./6. Klasse ein weiterer Stressfaktor ist, der verhindert, dass man sich von diesem System lösen kann.

    "C'est ici que l'aventure se mêle au vent de la mer."

    Pierre Marc Orlan


    If something won't matter in 5 years, don't waste more than 5 minutes worrying about it now.

  • Ich habe mal einen Vortrag von einem Montessori-Lehrer gehört, der sagte, im Grundschulalter müssen man erstmal immer von einer stärkeren extrinsischen Motivation ausgehen. Weshalb er mit Kindern, die in der freien Auswahl ihrer Arbeitsprojekte (er betonte, wie sehr es eben Arbeit für die Kinder sei, auch wenn es für Erwachsene spielerisch aussehe) bestimme Lerninhalte ignorieren, gern kleine Verabredungen trifft, damit sie die Sache dann "für ihn" machen.


    Mag sein, dass das wieder dem Schulsystem vorgeworfen werden kann, das ab der 5. Klasse dann keine Montessorischule mehr anbot, so dass bestimmte Lernziele zu bestimmten Zeiten vorgewiesen werden mussten.


    Ich fand's trotzdem sehr interessant. Für diesen Lehrer war die Ausgangsfrage jedenfalls offenbar ziemlich klar zu beantworten. Jedenfalls wenn man extrinsisch mit Beziehung gleichsetzt.


    Gruß,

    F

    Mal geht es dir schlecht. Dann geht's dir wieder gut. Ich jedenfalls trag jetzt immer einen Hut.

  • Mag sein, dass das wieder dem Schulsystem vorgeworfen werden kann, das ab der 5. Klasse dann keine Montessorischule mehr anbot, so dass bestimmte Lernziele zu bestimmten Zeiten vorgewiesen werden mussten.

    Da bin ich ziemlich sicher davon überzeugt. Aber ich glaube auch, dass alles frei laufen auch Grenzen hat bei manchen Menschen.

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  • Pausen finden hier auch in den Stunden statt, je nach Bedarf. Bei den Kleinen mehr, bei den Großen weniger.

    Außerdem ist der Stundenplan so, dass die "Konzentrationsfächer" wie Deutsch oder Mathe meist früh liegen, wenn die Kinder noch frisch und ausgeruht sind und Fächer wie Kunst, Musik oder Sport, dann wenn die Kinder von Tag schon "durch" sind. In vielen Fächern gibt es schon sehr früh Projekte wie "Plakat zum Thema Haustiere" oder "Burg bauen", in denen die Kinder selbstständig in Gruppen arbeiten. Auch da ist Platz für persönliche Interaktion.

    Dazu gibt es einen offenen Schulbeginn, die Kinder kommen zwischen 8 und 8:15 Uhr, die Klassenlehrerin ist schon in der Klasse. Da gibt es jeden Tag auch noch Platz für persönliche Gespräche. Ich hab jetzt erst am Elternsprechtag zurückgemeldet bekommen, dass die Klassenlehrerin sich sehr freut, dass unser Kind ihr gerne morgens erzählt.


    Es gibt also mehr als genug Platz, auch mit einem starren Pausensystem, zum Beziehungsaufbau.

    Es ist wirklich eine nette Schule und die Lehrerinnen (Sportlehrer ist mitgemeint) sind wirklich gut und mögen die Kinder sehr gerne. Auch, wenn es eine klassische, Lehrplanorientierte Schule ohne Montessori, freies Lernen etc. Aber Mit Belohnungssystemen ist.


    Ich denke, es kommt gabz wesentlich immer auf die Menschen an

  • ja genau.

    intrinsisch ist wirklich von innen - aus sich selber heraus motiviert. Aus Interesse, aus dem Grundbedürfnis nach Selbstbestimmung, Kompetenzentwicklung ...

    Extrinsisch ist alles was von außen kommt: von Lehrer:innen, Eltern, Vgl. zu anderen Schüler:innen. Das können sein: Noten, Lob, Anerkennung, Wünsche erfüllen bei guten Leistungen aber auch "Strafen" wie noch mehr lernen müssen, Verbote etc.

    Ich musste jetzt noch mal rumgoogeln und nachlesen, weil ich die Unterscheidung (ich habe nur beispielhaft deine Erläuterung, Janima, rausgegriffen, es gab ja mehrere, die in eine ähnliche Richtung gingen) nicht gut verstanden hatte. Denn für mich hat jede "von innen" kommende Motivation auch einen Außenbezug. Wenn ich beispielsweise eine Fremdsprache lerne, mache ich das ja selten deshalb, weil mich der Klang oder die Schrift so faszinieren, sondern ich will mich mit Leuten in der Sprache unterhalten, Bücher lesen, usw. Und dann fällt mir die formale Unterscheidung schwer zwischen "ich möchte mich im Urlaub mit Einheimischen unterhalten können" und "ich möchte, dass meine Lehrerin zufrieden mit mir ist".


    Aber diese Erläuterung fand ich erhellend:

    "Intrinsisch ist demnach eine Handlung dann, wenn Mittel (Handlung) und Zweck (Handlungsziel) thematisch übereinstimmen, also gleichthematisch (endogen) sind. Leistungshandeln ist demnach dann intrinsisch, wenn dieses nur um des zu erzielenden Leistungsergebnisses willen unternommen wird, also bloß um den Zweck der Erprobung an einer bestimmten Aufgabe, um damit die eigene Tüchtigkeit einer Selbstbewertung zu unterziehen. Im Gegenzug ist Handeln dann extrinsisch, wenn Mittel (Handlung) und Zweck (Handlungsziel) thematisch nicht übereinstimmen, also andersthematisch (exogen) sind. Handeln ist in diesem Fall Mittel für das Eintreten andersartiger Ziele, die nicht handlungsinhärent sind, sondern in eine willkürliche Instrumentalitätsbeziehung zum Handlungsergebnis gebracht wurden. Die Einstufung von Handlungen als endogen und/oder exogen basiert auf dem unterschiedlichen Gewicht von intrinsischen Anreizwerten (der gleichthematischen Folgen des Handlungsergebnisses) und von extrinsischen Anreizwerten (der andersthematischen Folgen des Handlungsergebnisses)." (Stangl, W. (2022, 1. Juni. intrinsische Motivation . Online Lexikon für Psychologie und Pädagogik. https://lexikon.stangl.eu/1949/intrinsische-motivation).


    Ich nehme Schüler*innen in meiner Umgebung (sowohl als ich selbst zur Schule ging als auch jetzt meine eigenen Kinder, ihre Freund*innen und Kinder meiner Freund*innen) überwiegend als extrinsisch motiviert wahr. Und das finde ich sehr bedauerlich, denn angesichts dessen (das ich auch so sehe):

    Man muss sich ja nur mal angucken, was Grundschüler bis dahin schon alles gelernt haben, durch intrinsische Motivation.

    ist mir schon immer unbegreiflich gewesen, weshalb die vorherrschende Meinung zu sein scheint: "Ja, klar, Sprechen, Laufen, Feinmotorik, soziale Interaktion - das geht von selber, aber Lesen, Schreiben, Rechnen - das geht nur mit Druck (oder anderen Anreizen)".


    Ich hätte meine Kinder liebend gerne auf eine freie Schule geschickt, von der ich mir versprochen hätte, dass sie das Lernenwollen und die Neugier aufrechterhält, statt sie durch Lernenmüssen von Themen, die zu dem Zeitpunkt vielleicht nicht interessieren, zu ersetzen. Aber hier in der Gegend gibt es keine.


    Ich will gar nicht sagen, dass freie Schulen das Allheilmittel für alle Schüler*innen sind. Es gibt bestimmt welche, für die das gar nicht taugt. Und vielleicht gibt es auch (wichtige) Lerninhalte, auf die manche SuS nie Bock haben, und die dann doch noch mit Hilfe anderer (externer) Anreize vermittelt werden müssen. Aber ich würde mir in D mehr Offenheit wünschen, jenseits der Ansicht, dass das ja so gemacht werden muss, wie es derzeit in fast allen Schulen in D läuft, weil es anders ja gar nicht geht.


    Dass intrinsische Motivation zu besseren Lernerfolgen führt, scheint durch Untersuchungen belegt zu sein (die oben zitierte Seite nennt Quellen dazu).

    Aber: Die Themen werden vom Lehrplan vorgegeben, die Lehrkräfte haben den Auftrag das Wissen zu vermitteln. Es werden Noten vergeben, es werden Erwartungen gestellt. Das sind Systeme, die mE die intrinsische Motivation untergraben - nicht bei allen wie gesagt. In der Mehrheit der Fälle erlebe ich es so. Die Kinder sind in einem Umfeld, mit Menschen zusammen, das/die sie sich nicht freiwillig ausgesucht haben, müssen stundelang stil sitzen, konzenriert arbeiten ... da bleibt nicht viel Raum für Entfaltung und Entwicklung eigener Interessensgebiete im schulischen Kontext.


    Die Beziehung zur Lehrkraft spielt ein wichtig Rolle: wenn sie selbst begeistert unterrichtet, empathisch ist, die Kinder ernst nimmt und sich wirklich Interessiert, kann das eine sehr gute Grundlage sein, die Lern-Motivation zu stärken. Aber die ist ja dann auch wieder extrinsisch.

    Ich persönlich würde bei der extrinsischen Motivation noch eine Unterscheidung treffen zwischen selbstgewählten Zielen und von anderen vorgegebenen Zielen. Und frage mich, ob erstere hinsichtlich des Lernerfolges von den intrinsisch motivierten unterscheidbar sind.


    Zwei Beispiele, die ich aus der Schulthematik vor Augen habe, sind meine Kinder: T war in der Schule notentechnisch und von der Motivation her immer eher im unteren Segment unterwegs, es hat gereicht, um nicht sitzenzubleiben. Bis er in den Ferien zwischen der 8. und der 9. Klasse ein Berufsziel gefunden hat, für das er die Mittlere Reife braucht, und hat dann quasi vom Fleck weg 1en und 2en produziert.


    Q hatte in der 3./4. eine heißgeliebte Klassenlehrerin, für die er nach der 4. nochmal zurück in die 3. gegangen wäre, wenn das zur Disposition gestanden hätte. Da hat er gerne und freiwillig im Unterricht mitgearbeitet und gute Noten produziert, damit die Lehrerin sich freut.


    Beide hatten keine Klassenkamerad*innen, die ich als überwiegend intrinsisch motiviert bezeichnet hätte, deshalb habe ich keinen Vergleich. Aber um sich notentechnisch deutlich davon abzuheben hätten intrinsisch Motivierte praktisch nur 1en schreiben müssen. Ich bin mir nicht sicher, dass das realistisch ist.


    Auch in vielen anderen Bereichen funktioniert mE die extrinsische Motivation mit selbst gewähltem Ziel sehr gut. Ich strenge mich bei der Reha mehr an, wenn ich selber nach einer OP wieder auf die Beine kommen möchte, als wenn das einfach was ist, was irgendwer auf den Therapieplan gekritzelt hat. Gebe mir beim Tanzkurs mehr Mühe, wenn ich mit meinem Partner bei einer Veranstaltung Freude am Tanzen haben möchte, als wenn ich dort nur hingehe, weil es der einzige Kurs ist, der in meinem Dorf durchgeführt wird - beliebig fortführbar.


    Dementsprechend wäre ich schon mal froh, wenn die Schule/LuL wenigstens in der Lage wären, die extrinsische Motivation so zu befeuern, dass die SuS (wenn schon nicht Freude am Tun) wenigstens Freude an dem, was sie erreichen, erleben. Aber auch das scheint mir überwiegend mau.

    Liebe Grüße

    Sabine mit T. 10/02 und Q. 11/05

  • Ich denke, es kommt gabz wesentlich immer auf die Menschen an

    Das denke ich auch, auch eine freie Schule funktioniert nur mit guten LuL (oder wie auch immer die dort genannt werden), und eine herkömmliche Schule erst recht.


    Ich habe es glaube ich schon öfters im Forum erzählt, aber ich mache es einfach noch mal (und habe diesmal sogar nachgelesen, wer/wann das war): 2016 erhielt der neuseeländische Erziehungswissenschaftler John Hattie die Ehrendoktorwürde der Uni Augsburg und hielt eine Rede anlässlich der Verleihung. Die war in unserer Zeitung zusammengefasst. Im Vortrag stellte Hattie wohl mehrere Thesen vor, wie man vielleicht Lernerfolge verbessern könne: Kleinere Klassen, weniger Frontalunterricht, besseres Material, differenziertere Lernmaterialien, usw. Letztendlich hat er die alle verworfen und kam, basierend auf seinen Untersuchungen, zu dem Schluss: Es braucht bessere Lehrer*innen.


    Mit der Frage, woher man die nehmen soll, hat er die Zuhörerschaft dann allerdings leider alleingelassen.


    Sowohl in meiner eigenen Schulzeit als auch in der meiner Kinder habe ich Lehrpersonen kennengelernt, die offensichtlich für den Lehrberuf völlig ungeeignet sind. Aber ich kann es schon irgendwie verstehen, wenn diese Leute nach zig Jahren Uni und Referendariat dann nicht sagen: "Ups, das läuft ja irgendwie blöd, ich glaube, ich suche mir was anderes", sondern das durchziehen bis zur Rente.


    Bestimmt kann das System auch einen Anteil durchschnittlicher LuL verkraften. Aber Totalausfälle wie einen Grundschullehrer, der in seinem Klassenzimmer regelmäßig so laut rumbrüllt, dass es in der Etage drunter am anderen Ende des Gangs eigentlich zu laut ist für eine Klassenarbeit, eine 1.-Klasse-Lehrerin, die manchen Schülern, die sich wirklich anstrengen, immer nur negative Rückmeldung gibt, oder einen Lehrer, der einem Schuler eine 6 in einer schriftlichen Probe gibt, weil der keinen Stift dabei hat - sowas braucht kein Mensch, das beeinträchtigt in meinen Augen die Freude am Lernen nachhaltig.


    Eine wirksame Methode, solche Leute frühzeitig rauszufiltern fände ich wünschenswert, kenne aber keine. Vielleicht würden frühzeitige Praktika helfen. Aber ich habe nicht so das Gefühl, dass irgendwer sich in diese Richtung systematisch Mühe gibt.

    Liebe Grüße

    Sabine mit T. 10/02 und Q. 11/05

  • Wir haben in den USA einmal eine wirklich tolle freie Schule besuchen duerfen, sie war aber leider zu weit weg. Das Problem bei den kleineren freien Schulen ist oft, dass sie kurzlebiger sind, und dass das freie Lernen auch von einer (Größeren) Gemeinschaft lebt. Wenn da nur 15 altersgemischte Kinder und 2 Lehrer zusammen kommen, ist das meiner Meinung nach zu klein.


    Die allermeisten Kinder lernen lesen, aber halt nicht mit 4 oder 5, sondern im Schnitt mit 7, und manche auch erst mit 10. Das muss man als Eltern auch erst einmal aushalten koennen so gegen den Strom zu schwimmen.




    Wenn man Berichte von ehemaligen Unschoolern liest, dann fehlt ihnen am meisten wohl Mathematik. Aber - es gibt eben auch Studien, dass das frühe trainieren und auswendiglernen in den GS wenig fruchtvoll ist. Und dass Kinder, die man Probleme lösen laesst, die diskutieren, die nachdenken, mit 11/12 Jahren die gesamte GS Mathematik in kürzester Zeit nachholen. Und auch die Mathematik der 5.-7. Klasse ist ja wirklich kein Zauberspiel.

    "C'est ici que l'aventure se mêle au vent de la mer."

    Pierre Marc Orlan


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  • Das Problem bei den kleineren freien Schulen ist oft, dass sie kurzlebiger sind, und dass das freie Lernen auch von einer (Größeren) Gemeinschaft lebt. Wenn da nur 15 altersgemischte Kinder und 2 Lehrer zusammen kommen, ist das meiner Meinung nach zu klein.

    Da stimme ich dir zu. Die einzige freie Schule, die ich aus eigener Anschauung kenne, war so eine viel zu kleine. Die hatte nur 8 (?) Schüler*innen zwischen 6 und 12, war neu, so dass es noch nicht viel vorhandenes Material gab, und hatte puristisch aufgestellte LuL, die der Ansicht waren, sämtliche Lerninhalte müssten aus den SuS selbst erwachsen. Was dazu führte, dass die SuS praktisch nur töpferten, Trampolin sprangen und fernsahen.


    Wie soll ich als 10jährige auch auf die Idee kommen, mit einen Wassertropfen im Mikroskop anzuschauen, wenn ich kein Mikroskop habe und auch keine älteren Mitschüler*innen, die mir erzählen, dass das eine geile Sache ist?


    Aber ich kenne mehrere Eltern, deren Kinder freie Schulen besuchen, und die Kinder dazu, und die sind sehr angetan.

    Die allermeisten Kinder lernen lesen, aber halt nicht mit 4 oder 5, sondern im Schnitt mit 7, und manche auch erst mit 10. Das muss man als Eltern auch erst einmal aushalten koennen so gegen den Strom zu schwimmen.


    Wenn man Berichte von ehemaligen Unschoolern liest, dann fehlt ihnen am meisten wohl Mathematik. Aber - es gibt eben auch Studien, dass das frühe trainieren und auswendiglernen in den GS wenig fruchtvoll ist. Und dass Kinder, die man Probleme lösen laesst, die diskutieren, die nachdenken, mit 11/12 Jahren die gesamte GS Mathematik in kürzester Zeit nachholen. Und auch die Mathematik der 5.-7. Klasse ist ja wirklich kein Zauberspiel.

    Meiner Ansicht nach ist der Lehrplan in D ohnehin ziemlich überfrachtet, zumindest das, was die obligatorischen Inhalte angeht. Wie die von Astarte angesprochene Differenzialrechnung.


    Dass eine breite Palette von Inhalten angeboten wird - gerne auch tiefgehend - finde ich gut. Da bietet die Schule ein Umfeld, in dem man alles Mögliche ausprobieren kann, und schauen, was einen interessiert.


    Aber Lerninhalte, die einen nicht interessieren und die man nicht braucht, schüttelt man doch innerhalb weniger Jahre ab wie Teflon. Von meinem (3jährigen!) Lateinunterricht weiß in NICHTS mehr. Geschichte: Nada. Chemie hat T bereits jetzt schon vergessen, dabei ist das Schuljahr noch nicht mal zu Ende.


    In anderen Ländern beginnt die Auswahl nach Neigung (bzw. die Möglichkeit der Abwahl) schon deutlich früher, in England beispielsweise, und ich habe nicht den Eindruck, dass das ein Nachteil ist, im Gegenteil.

    Liebe Grüße

    Sabine mit T. 10/02 und Q. 11/05

  • Eine wirksame Methode, solche Leute frühzeitig rauszufiltern fände ich wünschenswert, kenne aber keine. Vielleicht würden frühzeitige Praktika helfen. Aber ich habe nicht so das Gefühl, dass irgendwer sich in diese Richtung systematisch Mühe gibt.

    Meines Wissens nach gab es zu DDR Zeiten Eignungstests vor Beginn der Leherausbildung, die aber mit der Wende wiefast alles aus sem.DDR System platt gemacht wurden...

    In vielen Fächern gibt es schon sehr früh Projekte wie "Plakat zum Thema Haustiere" oder "Burg bauen", in denen die Kinder selbstständig in Gruppen arbeiten. Auch da ist Platz für persönliche Interaktion.

    Sowas wird meiner Meinung nach von Erwachsenen viel zu hoch gehängt für Beziehungsaufbau zwischen den Kinder. Der dürfte weitgehend ausserhalb der Unterrichtseinheiten stattfinden.

  • Wir hatten diese Schule uebrigens besucht und die war durchaus beeindruckend - https://sudburyvalley.org


    Unschoolers kannte ich auch einige Familien, das ist aber doch nochmal anders als eine freie Schule.

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  • Jette weil du von deiner Schulzeit frueher schriebst - ich selbst bin ja im Südwesten in die Schule gegangen und erlebe jetzt Schule in SH. Fruehstueckspause im Unterricht kenne ich nicht aus meiner Kindheit, meine Kinder hier in den GS haben das aber. Das scheint total üblich hier zu sein und viele Eltern sagen auch, dass ohne diese Pause ihre Kinder ja gar nicht essen koennen oder wuerden. In der Frühstückspause liest die Lehrkraft iA vor. Das gab es bei uns damals nicht.


    FrauMahlzahn


    Das ist ja nett, dass der Stundenplan bei euch so gestaltet ist - hier wird er so gestaltet, dass alle Fächer irgendwie stattfinden koennen. Auf solche netten Details wie Lernkapazitäten der Schüler gibt es keinerlei Ressourcen. Gruppenarbeit gibt es hier auch, aber dabei gibt es keinen Smalltalk mit der Lehrkraft. Offenen Schulbeginn gibt es auch, aber die Lehrkraft kommt erst zum Unterrichtsbeginn ins Klassenzimmer und verlässt dieses auch in den 5 Minuten Pausen.


    Deine Schule liest sich wunderbar. Ich denke viele der Lehrkraefte sind hier auch bemüht und wollen die Kinder lieben und ihnen vieles beibringen, aber es fehlen die Ressourcen, die Zeit, die Beziehungen.

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  • Nachtkerze : "Offenen Schulbeginn gibt es auch, aber die Lehrkraft kommt erst zum Unterrichtsbeginn ins Klassenzimmer und verlässt dieses auch in den 5 Minuten Pausen."


    Sind die kinder dann unbeaufsichtigt??

  • cashew ja. Uns wurde gesagt, dass sei ok, weil sie wissen, wo das Sekretariat ist und da sei dann jemand.


    Und die Kinder haben schon sehr viel Mist in diesen Zeiten gebaut.

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  • Ich strenge mich bei der Reha mehr an, wenn ich selber nach einer OP wieder auf die Beine kommen möchte,

    Ist das nach der Definition weiter oben in deinem Post nicht intrinsisch?

    Ansonsten danke für die Definition. Ich habe das seit gestern nämlich in meinem Kopf beackert und merkte, dass ich in vielen Fällen gar nicht sicher bin, ob das in- oder extrinsisch ist.


    aber es sollte für beides Raum sein

    Da stimmen wir auf jeden Fall überein.


    Ansonsten stimme ich denjenigen zu, die schreiben, dass Beziehung viele wichtiger ist als jede Methodik.

  • Interessant bzw. wunderlich, wie manches von eurer Grundschule ziemlich wunderlich klingt.

    #freu Was mich wundert, wie viele, die schon immer da leben, das alles total normal finden. Ich versuche das gar nicht so sehr zu hinterfragen, sondern zu akzeptieren.

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  • Eine wirksame Methode, solche Leute frühzeitig rauszufiltern fände ich wünschenswert, kenne aber keine. Vielleicht würden frühzeitige Praktika helfen. Aber ich habe nicht so das Gefühl, dass irgendwer sich in diese Richtung systematisch Mühe gibt.

    Meines Wissens nach gab es zu DDR Zeiten Eignungstests vor Beginn der Leherausbildung, die aber mit der Wende wiefast alles aus sem.DDR System platt gemacht wurden...

    In vielen Fächern gibt es schon sehr früh Projekte wie "Plakat zum Thema Haustiere" oder "Burg bauen", in denen die Kinder selbstständig in Gruppen arbeiten. Auch da ist Platz für persönliche Interaktion.

    Sowas wird meiner Meinung nach von Erwachsenen viel zu hoch gehängt für Beziehungsaufbau zwischen den Kinder. Der dürfte weitgehend ausserhalb der Unterrichtseinheiten stattfinden.

    Nicht zwischen den Kindern. Das stimmt, der findet in der Pause statt. Aber für Lehrer-Schüler-Interaktion, die über den Frontalunterricht hinaus geht