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  • Guten Abend liebe Raben,

    ich habe mir vor einiger Zeit Tiktok heruntergeladen, weil meine Tochter das nutzt und ich schauen wollte, was das ist. Nun schaue ich öfter mal da rein, und weil ich so eine Psycho-Tante bin, gibt mir der Tiktok-Algorithmus natürlich dauernd so kurze Videoschnipsel von Psychotherapeuten und so weiter. Darunter sind öfter mal kurze Vorträge von Dr. Gabor Maté, der sich viel zum Thema Sucht und Traumaforschung äußert. Ich finde das, was er so sagt, sehr ... tröstlich irgendwie.

    Jetzt wollte ich mal hören: Kennt den hier jemand?

  • Ich oute mich mal als Fan #cool ich hatte sogar mal einen Thread gestartet um Werbung für einen Kongress zu machen zu seinem Film "the wisdom of trauma", den ich total empfehlenswert finde. Der Kongress war auch super.

    Doubt kills more dreams than failure ever will #sonne

  • Ich finde den auch ganz toll und habe mich mt seinem Suchtbuch beschäftigt "Im Reich der hungrigen Geister". Er hat einen unglaublich menschlichen Blick auf psychisch Erkrankte und Abhängige und erklärt in seinem Buch was neurobioogisch bei Sucht passiert. Seine These ist ja, das fast immer traumatische Ereignisse Ursache sind und er erklärt auch, was mit einem kindlichen Gehirn passiert bei Vernachlässigung, Misshandlung etc. Ein ganz großer Arzt

    "Das Leben ist nicht das Warten auf das Ende des Sturms...

    Es geht um das Tanzen im Regen."

    Vivian Green

  • Aaaah, wie toll! Ich bin auch großer Fan und finde genau dieses menschliche bei ihm so ansprechend. Ich fühle mich total gesehen.

    Ich finde aber auch seine eigene Geschichte so interessant und berührend.

  • Abo

    Warum mir aber in neuester Welt Anarchie gar so gut gefällt? Ein jeder lebt nach seinem Sinn, das ist nun also auch mein Gewinn! Ich laß´ einem jeden sein Bestreben, um auch nach meinem Sinn zu leben.

    Johann Wolfgang v. Goethe


  • Ich hatte vorher noch nie von ihm gehört und habe mir jetzt mal ein Buch (wenn der Körper nein sagt) in der Onleihe vorgemerkt, sobald es verfügbar ist, kann ich mehr dazu sagen. Ich bin schon gespannt.

  • Er sagt zum Beispiel, dass ein Kind, das ein Trauma erlebt, sich selbst tröstet, wenn das in der Familie nicht passiert. Das ist der Ort, wo Süchte entstehen. Ein Kind, das nicht geliebt wird, wird versuchen, zu beweisen, dass es wertvoll ist. Er sagt, dass er durch die Nazi-Verletzungen seiner Familie mit dem Gefühl aufgewachsen ist, nicht wertvoll zu sein und dass das auch eine seiner Triebfedern war, Arzt zu werden.

    Ich habe das Gefühl, dass er ein tiefes Verständnis der menschlichen Seele hat.

  • „Hold on to your kids“ habe ich gerne gelesen.

    Das kann ich auch empfehlen.

    Ansonsten habe ich den Namen noch nie gehört.

    "C'est ici que l'aventure se mêle au vent de la mer."

    Pierre Marc Orlan

    If something won't matter in 5 years, don't waste more than 5 minutes worrying about it now.

  • Ich habe seine Arbeit im Zusammenhang mit ADHS kennen gelernt. Sein Buch Scattered Minds ist m.E. eines der besten Bücher zum Thema überhaupt. Er und alle drei seiner Kinder sind selbst Betroffene.

    Ich hatte die Ehre, am Rande einer Veranstaltung in Berlin kurz mit ihm zu sprechen vor zwei Wochen und bin immer noch geflasht davon.

    Gerade lese ich, entsprechend seiner Empfehlung, das Buch Hold on to your Kids von Gordon Neufeld, bei dem Gabor Co-Autor ist.

    Ich fiebere auf das Erscheinen seines neuen Buches im September hin.

    Übrigens war GM auch lange Palliativmediziner und hat die Auswirkungen von unerkanntem Stress und Stressmustern (psychbiosocial patterns) beschriben. In seinem Buch When the body says no. Auch empfehlenswert.

  • Ich habe das Gefühl, dass er ein tiefes Verständnis der menschlichen Seele hat.

    Ja, das geht mir auch so. Auch seiner eigenen dunklen Anteile. Ich habe schon sehr berührende Interviews gesehen, in denen er beschreibt, wie sein früheres Workaholic-dasein sich auf seine Familie ausgewirkt hat. Oder wie er den Kontakt zu seinem Teen verloren (und wiedergefunden) hat. Ich finde ihn total authentisch.

    Ich hatte die Ehre, am Rande einer Veranstaltung in Berlin kurz mit ihm zu sprechen vor zwei Wochen und bin immer noch geflasht davon.

    Wow, toll :D

    Scattered Minds hatte ich auch überlegt zu kaufen. Ich glaube, es ist schon zwei Jahrzehnte alt, aber eigentlich ist sein Ansatz ja aktueller denn je ... Magst Du erzählen, was dir daran gut gefallen hat?

    Doubt kills more dreams than failure ever will #sonne

  • Ich finde ihn total authentisch.

    Ja, so geht es mir auch.


    Ich hatte die Ehre, am Rande einer Veranstaltung in Berlin kurz mit ihm zu sprechen vor zwei Wochen und bin immer noch geflasht davon.

    Wow, wie cool! Ich kann total nachvollziehen, dass das Eindruck bei Dir hinterlassen hat.

    Ich glaube, ich werde mir "When the body says no" kaufen.

  • Solya er hat die Symptome einzeln beschrieben und die Ursache jeweils genau erklärt. Ganz viele Symptome hätte ich dem z.B. gar nicht zugeordnet. Er beschreibt ADHS weitgehend als Traumafolge, als Symptom der gestörten Bindungsfähigkeit. Besonders einleuchtend finde ich die Beschreibung Erklärung des automatisierten Gegenwillens und das Tune-Out als Default-Setting im autonomen Nervensystem. Das war für mich die Erklärung dafür, warum Konzentrationstrainings nicht funktionieren können und eigentlich alle üblichen therapeutischen Konditionierungsversuche, Belohnungssysteme usw. wie sie in Ratgeberliteratur zu finden sind, nicht funktionieren und nur den Stress erhöhen und die Bindung belasten.

    Er empfiehlt, im Umgang mit ADHS-Kindern ausschließlich auf Bindung zu setzen und hat auch ‚Selbsterziehungstipps‘ für erwachsene ADHSler.

    Er erklärt auch sehr einleuchtend, warum ADHS nicht genetisch bedingt ist. Es ist vielmehr ein früh etablierter Coping-Mechanismus, die dann Ärger macht, wenn sie nicht mehr gebraucht wird. Er ist nicht per se gegen Medikamente.

    Es ist komplex. Die Bücher gibt es inzwischen alle auch auf Deutsch, nur halt teurer.

  • Pinguini

    Aha, ADHS ist nicht genetisch bedingt? Wie begründet er das? Sorry aber damit ist der Mensch für mich raus. So ein Bullshit…

    ADHSler sind prädestiniert dafür an Traumata zu leiden, nicht anders herum.

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    Johann Wolfgang v. Goethe


  • Pinguini ganz lieben Dank für deine Beschreibung! Ich werde da mal reinlesen. Das mit der Bindung deckt sich sehr mit meiner beruflichen Erfahrung.

    ChaosKadse ich wollte gar nicht die adhs-diskussion aufmachen. Mich hatte das Buch interessiert, weil ich das Gefühl habe, dass es das am wenigsten bekannte von ihm ist. Schau Dir gern seine anderen Arbeiten an, vielleicht ist dennoch etwas für Dich dabei.

    Zum Ursprung von ADHS gibt es sicher viele Theorien, die sich meiner Meinung nach auch gar nicht unbedingt gegenseitig ausschließen müssen. Nicht umsonst ist eines der ersten Modelle, die man im Psychologiestudium lernt das Vulnerabilitäts-Stress-Modell, also das Wechselspiel zwischen Prädispositionen und äußeren Stressfaktoren (bzw Schutzfaktoren , wo sicher Bindung mit reinspielt).

    Gleichzeitig hast du total recht, dass Menschen mit ADHS eher Traumata erleiden. Aber auch da ist ja der Trauma-Blickwinkel interessant, denn diese Traumata kommen ja noch oben drauf.

    Doubt kills more dreams than failure ever will #sonne

  • Es ist schlicht unwissenschaftlich was er propagiert und was Pinguini hier im Forum auch immer wieder versucht wenn es um ADHS geht. Das ADHS in den meisten Fällen genetisch bedingt ist, ist inzwischen erwiesen und keine Theorie. Das eine PTBS oder ein Trauma ADHS ähnliche Symptome haben ist ja wohl auch nix Neues.

    Ich werde das ganz sicher nicht lesen, dafür ist mir meine Zeit zu schade.

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  • Lies einfach mal @Mistress

    Wie ich schon schrieb, ist es komplex. Aber du bist ja clever, du wirst es schon irgendwann schaffen gegen den automatisierten Gegenwillen :D

    Könntest du mir bitte erklären was du damit meinst? So clever bin ich leider nicht.

    Warum mir aber in neuester Welt Anarchie gar so gut gefällt? Ein jeder lebt nach seinem Sinn, das ist nun also auch mein Gewinn! Ich laß´ einem jeden sein Bestreben, um auch nach meinem Sinn zu leben.

    Johann Wolfgang v. Goethe


  • Kurz reinschleich zum Thema genetisch/nicht genetisch: Es gibt ja auch das große Feld der Epigenetik. Darunter fallen Genregulationsmechanismen die weitervererbt werden. So lassen sich z.B. Hungersnöte einer Bevölkerung in den Nachfolgegenerationen noch nachweisen, die nie hungern mussten. Sowas könnte ich mir in diesen Fall auch vorstellen.

  • Zum Ursprung von ADHS gibt es sicher viele Theorien,

    Eigentlich nicht. Es ist ein Zusammenspiel aus Genetik, Epigenetik und Umwelt (ja, hier spielt Stress eine Rolle, aber auch das Immunsystem und Krankheiten).

    Es braucht beides: Gene und Stress zur Entstehung.

    Die genetische Komponente von ADHS ist ziemlich klar in Studien belegt und mit ca. 76% stärker relevant als z.B. bei der Entwicklung der Intelligenz. Das ist valide mit Studien belegt.

    Dort wird es ausführlich erklärt und es sind nahezu alle Studien zum Thema verlinkt:

    Entstehung von AD(H)S - Gene, Umwelt und Epigenetik
    AD(H)S hat mehrere Entstehungspfade, die alleine oder gemeinsam die AD(H)S-typischen Veränderungen von Dopamin und Noradrenalin im Gehirn bewirken können
    adxs.org

    LG, Kalliope

    Und bist du nicht willig, so brauch ich Geduld! (Prof. Peter Kruse) tap.gif