Dr. Gabor Maté

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  • … Er wehrt sich gegen eine Annahme die davon ausgeht, dass es im Menschen Gene/Erbgut gibt, die unweigerlich eine ADHS verursachen…

    ich bin wenig im Thema drin aber gibt es in diesem Kontext diese Annahme in Wissenschaft wirklich?? (Wirklich bitte als Ausdruck des Staunens verstehen) Soweit ich es mitbekomme, heißt es immer, dass die Ursachen vielfältig und individuell (sozial bedingt) sind und mit verschiedenen Dispositionen zusammen hängen und in der Ausprägung auch unterschiedlich sind.

    ADHS ist multifaktoriell, das bestreitet niemand. Allerdings ist die erbliche Konponente ziemlich hoch und die (Epi -)Genetik spielt eine sehr viel größere Rolle als z.B. bei der Vererbung von Intelligenz.

    Das Problem ist, dass laut Mate die Gene KEINE Rolle spielen bei der Entstehung von ADHS. Im Grunde bestreitet er die Multifaktorität und schiebt alles auf frühkindlichen Stress/Trauma.

    Mate sagt aber direkt in dem Absatz vorher dem, den Janima zitiert hat sehr deutlich, was er für die Ursache von ADHS hält

    Zitat

    F. Welche Behandlungsoptionen stehen zur Verfügung? Welche empfehlen Sie?

    A. Wie ich im Buch zeige , gibt es viele Möglichkeiten, und sie müssen sich nicht gegenseitig ausschließen. Einige mögen Medikamente hilfreich finden, aber sie sollten niemals die einzige Behandlung sein. Meiner Ansicht nach ist ADD entgegen der landläufigen Meinung keine erbliche Erkrankung, sondern entsteht durch frühkindliche Belastungen in den ersten Jahren der entscheidenden Gehirn- und Persönlichkeitsentwicklung. Daher ist eine Beratung zur Klärung von Familienproblemen und Problemen mit dem Selbstwertgefühl immer wichtig. Körperliche Selbstpflege, Bewegung, nahrhafte Ernährung, gute Schlafhygiene, Aktivitäten im Freien sind alle wichtig. Achtsamkeitsübungen, wie Meditation, sind sehr herausfordernd für den ADS-Geist, aber äußerst hilfreich

    Bei etwa 1/3 von ADHS Betroffenen werden Traumata gefunden, die bestehen - was in etwa dem Schnitt entspricht bei extrem vielen psychischen Erkrankungen. Dann gibt es noch eine Reihe Falschdianosen ADHS, wo eigentlich "nur" ein Trauma vorliegt

    Trauma kann die Entfaltung von ADHS begünstigen und verstärken. Wie ungefähr alle anderen psychischen Erkrankungen. (Weshalb es sosososo wichtig ist, Kinder keine Traumata erleben zu lassen)

    LG, Kalliope


    Und bist du nicht willig, so brauch ich Geduld! (Prof. Peter Kruse) tap.gif

  • So aus der Außensicht glaube ich, dass sich hier zwei Wissenschaften nicht verstehen, weil sie das Vokabular des jeweis anderen missverstehen.

    Die Biologie wird stark von dem beeinflusst, was im Leben einer Person passiert, in ihrer Familie, in der Gesellschaft um sie herum und so weiter. Zum größten Teil bestimmen oder „verursachen“ Gene nichts, was passiert – sie legen nur eine Reihe von Möglichkeiten fest, die passieren könnten, wenn die richtigen (oder falschen) Umwelteinflüsse gegeben sind.


    Eher: mein Kind hat schneller und leichter ein Trauma erlitten WEIL es ADHS hat.

    Oder: Es hat kein ADHS, sondern ein Trauma oder eine PTBS.

    Oder oder oder.


    Aber eben nicht: Das ADHS ist wegen einem Trauma „entstanden“. Das ist einfach falsch.

    Was beide mit unterschiedlichen Worten beschreiben ist die Epigenetik.

    Da ist ein Gen, festgeschrieben in unserem Erbgut. Vor dem eigentlichen Gen sind aber Bereiche, die bestimmen, wie oft dieses Gen abgelesen wird -> wie viel von diesem einen Neurotransmitter oder Rezeptor produziert wird.

    Verhaltenstherapie kann diese Bereiche verändern. Allerdings werden z.B. Kriegstraumata auch auf diese Weise an die eigenen Kinder mitvererbt. Einerseits sind die epigenetischen Steuerungen flexibel, andererseits aber auch sehr konstant (sogar über Generationen!).


    Ich kann mit diesem Wissen der Naturwissenschaft zustimmen, die sagt "ADHS ist zu X% genetisch bedingt" und genauso den Psychologen, die sagen "ADHS ist durch äussere Einflüsse bedingt".

  • Nein, epigenetik bedeutet keine Veränderung am dns strang, sondern das an und ausschalten der gene. Und dieses Muster wird mit vererbt, kann aber verändert werden :)

  • Mich erinnert das ein bisschen an Gerald Hüther.

    Den fand ich auch erstmal spannend mit seinem Ansatz zu ADHS und wie er glaubte die Kinder mit seinem Alm-Projekt quasi heilen zu können.

    Ging leider sehr nach hinten los und seine Vermischung vom Krankheitswert des Umfelds und der (natürlich richtigen) Aussage der niemals endenden Plastizität und Lernfähigkeit des Gehirns führt zu falschen Annahmen Nicht-Betroffener, die sich wirklich fatal auswirken kann (z.B. wenn Medikamente aufgrunddessen verweigert werden).


    Auch das "nur Medikamente ist falsch" - wer schon Mal erlebt hat, wie die Reizfilterschwäche eines Betroffenen mit Einnahme von MPH augenblicklich (!) verschwunden ist und das Kind damit plötzlich nicht mehr therapiebedürftig ist (und nicht mehr suizidgefährdet. Und plötzlich beschulbar und Teilhabe an Freizeitaktivitäten möglich wird) weil alles, was Therapie nötig gemacht hätte, nicht mehr vorhanden ist, der wird das anders sehen. Manchmal reicht "einfach nur Medikamente", so wie dem Sehbehinderten auch "einfach nur Brille" reichen kann.

    Therapie ist dann eher notwendig geworden aufgrund der langen Zeit gescheiterter Versuche dem Kind ohne Medikamente zu helfen - DAS kam massiv traumatisierend sein.


    Und ich persönlich weiß für mich halt sehr genau, dass wirklich niemand mir bei unserer Geschichte vorwerfen kann, ich hätte nicht sämtliche damals existierende Alternativen bis zum letzten ausgereizt. Kann man hier im Forum alles nachlesen.


    Deshalb finde ich es sehr verletzend wenn du sowas schreibst, Pinguini:

    Sonst klopft euch halt weiter selbst auf die Schulter und bewegt euch keinen Zentimeter, sondern halt immer schön weiter im Kreis.

  • Ich mochte sein Buch "hold on to tour kids" auch, und es hat meine Entscheidungen im Umgang mit meinen Kindern sehr beeinflusst.

    Ich wohne in Frankreich. Ich kenne ganz genau 0,0 Kinder mit der Diagnose Adhs (wissenschaftlicher Konsens ist hier die Psychoanalyse). Gleichzeitig fallen mir spontan 20 Kinder ein, die in Deutschland ziemlich sicher die Diagnose Adhs hätten.

    Das liegt aber nicht daran, daß es in Frankreich andere Erkenntnisse gibt, sondern, dass man hier in diesem Bezug der Wissenschaft hinterher hinkt. Das weiß ich vor allem in Zusammenhang mit Autismus, und da verursacht das nach wie vor großes Leid. (Ich kenne aber auch einige Kinder mit der ADHS Diagnose) Und das ist nicht nur meine persönliche Meinung, sondern alle mir bekannten Betroffenenorganisationen kämpfen dafür, dass die wissenschaftlichen Standards auch endlich überall in Frankreich ankommen, eben weil es Betroffenen schadet, wenn ein Trauma behandelt wird, das nicht existiert, anstatt der tatsächlichen Störung.


    Wenn Maté das echt so sagt, wie es sich hier darstellt, dann finde ich das auch bedenklich. Er wäre nicht der erste, der irgendwo falsch abbiegt und sich in etwas verrennt... "Hold on to your kids" ist trotzdem immer noch lesenswert.

    the nature of this flower is to bloom

    (alice walker)

  • Ich mochte sein Buch "hold on to tour kids" auch, und es hat meine Entscheidungen im Umgang mit meinen Kindern sehr beeinflusst.

    Ich wohne in Frankreich. Ich kenne ganz genau 0,0 Kinder mit der Diagnose Adhs (wissenschaftlicher Konsens ist hier die Psychoanalyse). Gleichzeitig fallen mir spontan 20 Kinder ein, die in Deutschland ziemlich sicher die Diagnose Adhs hätten.

    Das liegt aber nicht daran, daß es in Frankreich andere Erkenntnisse gibt, sondern, dass man hier in diesem Bezug der Wissenschaft hinterher hinkt. Das weiß ich vor allem in Zusammenhang mit Autismus, und da verursacht das nach wie vor großes Leid. (Ich kenne aber auch einige Kinder mit der ADHS Diagnose) Und das ist nicht nur meine persönliche Meinung, sondern alle mir bekannten Betroffenenorganisationen kämpfen dafür, dass die wissenschaftlichen Standards auch endlich überall in Frankreich ankommen, eben weil es Betroffenen schadet, wenn ein Trauma behandelt wird, das nicht existiert, anstatt der tatsächlichen Störung.


    Wenn Maté das echt so sagt, wie es sich hier darstellt, dann finde ich das auch bedenklich. Er wäre nicht der erste, der irgendwo falsch abbiegt und sich in etwas verrennt... "Hold on to your kids" ist trotzdem immer noch lesenswert.

    Magst du von hold on ein bisschen erzählen?

  • Gedächtnis-protokoll: im Grunde sagt er, es ist wichtig, dass Kinder sich an reife Erwachsene binden, um selbst gesund zu reifen. Stehen solche Erwachsene nicht zur Verfügung, binden sich Kinder an unreife gleichaltrige und tun, aufgrund der unreife, einander weh.

    Er sagt, Zeit, die miteinander verbracht wird, ist ein wesentlicher Faktor zur Bindung von Kindern, Quality time allein kann zu viel Abwesenheit nicht ausgleichen.

    Er spricht auch davon, wie wichtig es ist, dass die Kinder Bestandteil des sie umgebenden täglichen Lebens sind, und nicht in einer Kinder-Parallelwelt aufwachsen.

    Er kommt teilweise sehr dogmatisch rüber, lobt aber andererseits die Teilhabe der Kinder in Frankreich, wo Schule mit 3 Jahren beginnt und täglich bis fünf Uhr geht.

    the nature of this flower is to bloom

    (alice walker)

  • Auch das "nur Medikamente ist falsch" - wer schon Mal erlebt hat, wie die Reizfilterschwäche eines Betroffenen mit Einnahme von MPH augenblicklich (!) verschwunden ist und das Kind damit plötzlich nicht mehr therapiebedürftig ist (und nicht mehr suizidgefährdet. Und plötzlich beschulbar und Teilhabe an Freizeitaktivitäten möglich wird) weil alles, was Therapie nötig gemacht hätte, nicht mehr vorhanden ist, der wird das anders sehen. Manchmal reicht "einfach nur Medikamente", so wie dem Sehbehinderten auch "einfach nur Brille" reichen kann.

    Therapie ist dann eher notwendig geworden aufgrund der langen Zeit gescheiterter Versuche dem Kind ohne Medikamente zu helfen - DAS kam massiv traumatisierend sein.

    Ganz genau das. Mein Mann und mein Kind bekamen Diagnose und Medikamente in etwas gleichzeitig. Und es war für beide (und im zuge damit für die ganze Familie) eine soooo große Erleichterung. Und das erste was wir uns anhören durften von Sozialarbeiter Seite, die wegen den vielen Problemen durch das unerkannte ADHS mit uns arbeiteten war "Ihr müsst schauen, so schnell wie möglich die Medikamente wieder los zu werden. Das ist ja total schädlich und überhaupt und sowieso." Und nein, es waren nicht die Medis schädlich, es war die Reaktion von professioneller Seite dazu schädlich.


    Es tut mir leid, wenn manche sich da in ihrern Vorstellungen angegriffen fühlen, aber wenn man sowas mal erlebt hat, dann ist das schon ein ziemlich rotes Tuch und da wird man uU heftiger als man sollte. Da steckt eine Leidesngeschichte dahinter.

  • Nein, epigenetik bedeutet keine Veränderung am dns strang, sondern das an und ausschalten der gene. Und dieses Muster wird mit vererbt, kann aber verändert werden :)

    Habbich doch gesagt! :D

    Methylierung der Primer (oh, verdammt, war das das richtige Wort?).

  • Man muss ja nicht in allen Thesen und Theorien mit ihm übereinstimmen. Und schwarz-weiß-Denken ist hier sowieso schwierig. Und ihn nur abzuverurteilen, weil er in einem Punkt anderer Meinung ist, fide ich sehr schade und kurzsichtig.

    Er hat ganz viele tolle Ansätze, die auf jeden Fall hören- und lesenwert sind. Da holt sich jeder was von raus. ADHS ist ja auch "nur" ein Teil seiner Forschung, Erfahrungen, Schwerpunte.


    Er hat einfach einen unglaublich menschlichen Blick auf Menschen mit Störungsbildern und sieht eben den Menschen und nicht bloß Symptome. Er geht da ganzheitlich ran. Und er scheut sich auch nicht davor, seine eigenen Schwächen zuzugeben und dazu zu stehen (Workaholic, CD-kaufsüchtig insb. klassischer Musik, Verlieren des guten Kontakts zu seinen eigenen Kindern). Er sieht seine Fehler und lernt daraus. Das macht ihn für mich authentisch und glaubwürdig im Sinne nicht der allwissende unantastbare Wissenschaftler und Arzt zu sein, der die Hoheit hat alles zu wissen und nichts in Frage zu stellen.

    "Das Leben ist nicht das Warten auf das Ende des Sturms...

    Es geht um das Tanzen im Regen."

    Vivian Green

  • Das liegt aber nicht daran, daß es in Frankreich andere Erkenntnisse gibt, sondern, dass man hier in diesem Bezug der Wissenschaft hinterher hinkt. Das weiß ich vor allem in Zusammenhang mit Autismus, und da verursacht das nach wie vor großes Leid. (Ich kenne aber auch einige Kinder mit der ADHS Diagnose) Und das ist nicht nur meine persönliche Meinung, sondern alle mir bekannten Betroffenenorganisationen kämpfen dafür, dass die wissenschaftlichen Standards auch endlich überall in Frankreich ankommen, eben weil es Betroffenen schadet, wenn ein Trauma behandelt wird, das nicht existiert, anstatt der tatsächlichen Störung.

    Ja, da gebe ich Dir recht. Wobei meines Erachtens nicht auf Traumafolgestörung behandelt wird sondern einfach psychoanalytisch (oder auch gar nicht) (das auch zu Deiner Frage Lina2 )


    Auch das "nur Medikamente ist falsch" - wer schon Mal erlebt hat, wie die Reizfilterschwäche eines Betroffenen mit Einnahme von MPH augenblicklich (!) verschwunden ist und das Kind damit plötzlich nicht mehr therapiebedürftig ist (und nicht mehr suizidgefährdet. Und plötzlich beschulbar und Teilhabe an Freizeitaktivitäten möglich wird) weil alles, was Therapie nötig gemacht hätte, nicht mehr vorhanden ist, der wird das anders sehen. Manchmal reicht "einfach nur Medikamente", so wie dem Sehbehinderten auch "einfach nur Brille" reichen kann.

    Therapie ist dann eher notwendig geworden aufgrund der langen Zeit gescheiterter Versuche dem Kind ohne Medikamente zu helfen - DAS kam massiv traumatisierend sein.

    Ganz genau das. Mein Mann und mein Kind bekamen Diagnose und Medikamente in etwas gleichzeitig. Und es war für beide (und im zuge damit für die ganze Familie) eine soooo große Erleichterung. Und das erste was wir uns anhören durften von Sozialarbeiter Seite, die wegen den vielen Problemen durch das unerkannte ADHS mit uns arbeiteten war "Ihr müsst schauen, so schnell wie möglich die Medikamente wieder los zu werden. Das ist ja total schädlich und überhaupt und sowieso." Und nein, es waren nicht die Medis schädlich, es war die Reaktion von professioneller Seite dazu schädlich.


    Es tut mir leid, wenn manche sich da in ihrern Vorstellungen angegriffen fühlen, aber wenn man sowas mal erlebt hat, dann ist das schon ein ziemlich rotes Tuch und da wird man uU heftiger als man sollte. Da steckt eine Leidesngeschichte dahinter.

    Ich picke Euch mal stellvertretend raus, es gibt ja sicher noch mehr, aber ich finde das tatsächlich faszinierend zu lesen, wie gut diese Medikamente wirken können. Da habe ich meinen Horizont durch das Lesen im Adhs-Strang echt erweitern können.


    Dennoch kann ich mir genauso gut vorstellen, dass das nur bei einem Teil der Betroffenen so ist. Die Jugendlichen, die ich begleitet habe hatten alle eine medikamentöse Einstellung, sagten aber alle, dass das nichts bringe (tatsächlich merkte man eigentlich keinen Unterschied, auch wenn in allen Fällen mit Dosierung und Präparaten experimentiert wurde.)


    Tatsächlich denke ich, dass es in diesem Fall daran liegt, dass die Ursache eigentlich Trauma war... und da erkenne ich den totalen Wert von dem, was Maté schreibt, denn das, was wir von ärztlicher Seite aus hätten machen sollen (Grenzen setzen, gutes Verhalten verstärken, Alltag strukturieren...) war genau das, was die Kinder/Jugendlichen nicht brauchten. Was sie eigentlich eher in Opposition vesetzte. Sie brauchten nämlich erstmal nur eines: Bindung Bindung Bindung.


    Das ist natürlich bei den Rabenfamilien hier anders, deshalb will ich auch niemandem seine Erfahrungen absprechen. Aber es gibt eben auch Betroffene, bei denen es so zu sein scheint, wie von ihm beschrieben. Das steht für mich nicht in Konkurrenz. Wir haben alle unsere Brille auf, durch die wir Dinge betrachten. Ganz sicher hat Gabor Maté die Traumabrille auf, welche auch sonst? Das ist DAS Steckenpferd seiner Arbeit. Aber vielleicht ist sein Ansatz eben nur für einige Beroffene richtig (was ihn aber nicht weniger wertvoll macht finde ich).


    Ganz allgemein frage ich mich gerade, ob man vielleicht den Adhs-Teil der Diskussion nicht verschieben könnte? Ich finde, da kommt ein völlig falsches Bild rüber von den Leistungen dieses Mannes, bis hin zu dass er jetzt aufgrund seiner Aussage zu Adhs nicht mehr als lesenwert empfunden wird. Das ist schade, denn es gäbe da so viele andere Aspekte (als ein einzelnes Buch zu Adhs, das vor zwanzig Jahren geschrieben wurde...)

    Was meint ihr?


    Das macht ihn für mich authentisch und glaubwürdig im Sinne nicht der allwissende unantastbare Wissenschaftler und Arzt zu sein, der die Hoheit hat alles zu wissen und nichts in Frage zu stellen.

    Ich habe Deinen Beitrag gerade erst gesehen, hab zu lange geschrieben, aber da möchte ich auch noch unterschreiben, Ich fände es total schade jetzt nur die Adhs-Thematik zu zerpflücken, weil es nur ein winziger Seitenstrang seiner Arbeit ist, und ich genau dieses Menschliche und Globale so beeindruckend finde.

    Doubt kills more dreams than failure ever will #sonne

  • Dennoch kann ich mir genauso gut vorstellen, dass das nur bei einem Teil der Betroffenen so ist. Die Jugendlichen, die ich begleitet habe hatten alle eine medikamentöse Einstellung, sagten aber alle, dass das nichts bringe (tatsächlich merkte man eigentlich keinen Unterschied, auch wenn in allen Fällen mit Dosierung und Präparaten experimentiert wurde.)

    Na klar gibt es Menschen, bei denen das alles nicht funktioniert - weil sie eben kein ADHS haben. Oder andere Dinge überwiegen bzw. wie so oft vieles zusammenkommt und es nicht ausreicht, nur an einer Stellschraube zu drehen.

    Und Bindung ist bei ALLEN das Wichtigste, gar keine Frage.


    Letzter Satz dazu, weil ich ebenfalls finde, das Thema gehört eigentlich gar nicht in den Strang: Für mich diskreditiert sich ein Fachmann keineswegs generell durch eine alternative Haltung zu einem bestimmten Komplex. Ich kann auch immer noch sehr gut die klugen Gedanken zu Schule und Lernen von Gerald Hüther wertschätzen.

    Nur dürfte doch klar sein, dass man als Betroffener gar nicht anders kann als laut aufzuschreien bei (übrigens ja altbekannten und weitverbreiteten) Fehlannahmen, die schlichtweg nicht dem Stand der Forschung entsprechen und dem Alltag der Betroffenen sowieso nicht - das wäre umgekehrt ja genauso, würde ich jetzt allen die sich mit Trauma beschäftigen sagen: nee, nee, die Ursache ist bei denen allen ADHS, kann gar nicht anders sein, das ist total unterdiagnostiziert und keiner guckt wirklich drauf...

  • Nur dürfte doch klar sein, dass man als Betroffener gar nicht anders kann als laut aufzuschreien bei (übrigens ja altbekannten und weitverbreiteten) Fehlannahmen, die schlichtweg nicht dem Stand der Forschung entsprechen und dem Alltag der Betroffenen sowieso nicht - das wäre umgekehrt ja genauso, würde ich jetzt allen die sich mit Trauma beschäftigen sagen: nee, nee, die Ursache ist bei denen allen ADHS, kann gar nicht anders sein, das ist total unterdiagnostiziert und keiner guckt wirklich drauf...

    Natürlich schreit man dann auf, besonders wenn der Diagnose und richtigen Behandlung ein langer Spießrutenlauf voranging. Und wenn Medikamente dann wirken, dann ist es ja auch erwiesen, dass es Adhs ist. Da wäre ich dann auch angepiekst, wenn mir das jemand absprechen wollte.

    Deinen letzten Satz kann ich auch gut verstehen, aber ich finde gerade das Forum ist ein Ort, wo mir die von mir angesprochenen Brillen total oft auffallen. Ich habe definitiv die Traumabrille auf, weil ich mich damit in den letzten Jahren viel beschäftigt habe, beruflich und privat. Und dann lese ich manche Beiträge und denke sofort "oh, da würde ich mal in Richtung Trauma forschen". Und dann kommt aber ganz oft die Nachfrage "könnte es undiagnostiziertes Adhs sein?" Und dann denke ich ja, das macht auch Sinn. Weil man von Symptomen eben nicht sofort auf die Ursache schließen kann. Deshalb können für mich auch beide Überlegungen wunderbar nebeneinander stehen. Eigentlich profitieren wir ja von diesen verschiedenen Brillen, wichtig ist nur, dass wir uns der unserigen bewusst sind.

    Doubt kills more dreams than failure ever will #sonne

  • ein einzelnes Buch zu Adhs, das vor zwanzig Jahren geschrieben wurde

    Ich kann da garnichts zu sagen, aber habe mich gefragt, ob nicht vielleicht einfach auch der Stand dazu vor 20 Jahren noch ein anderer war? Das Buch ist ja schon recht alt. Falls er sich heute noch ähnlich äußert, ist das natürlich weniger relevant..

  • Nein, epigenetik bedeutet keine Veränderung am dns strang, sondern das an und ausschalten der gene. Und dieses Muster wird mit vererbt, kann aber verändert werden :)

    Habbich doch gesagt! :D

    Methylierung der Primer (oh, verdammt, war das das richtige Wort?).

    Nicht ganz :D Es gibt ein mal die Promotoren die die Häufigkeit bestimmen, die sind nicht änderbar

    Dann gibt es methylierungen, das sind wie kappen die auch nochmal an den Genen rum schalten. Die sind veränderbar und werden aber erst mal so weiter vererbt wie sie sind.

    Primer ist wieder was anderes, aber das führt zu weit.

    Und schon habe ich für eine Abzweigung im thread gesorgt #pfeif


    Danke an alle dass ihr weiter schreibt! Solya danke! Das werde ich mir mal genauer anschauen und das Buch lesen

  • Es gibt eine sehr gute Arte Dokumentation über ADHS, da kommen auch französische Menschen vor. Das Thema ist auch in Frankreich aktuell.

    Warum mir aber in neuester Welt Anarchie gar so gut gefällt? Ein jeder lebt nach seinem Sinn, das ist nun also auch mein Gewinn! Ich laß´ einem jeden sein Bestreben, um auch nach meinem Sinn zu leben.

    Johann Wolfgang v. Goethe



  • Ich möchte nur kurz erklären warum ich so reagiere wie ich reagiere:


    Ich habe ADHS (mein Vater zB auch und einige Familienmitglieder auch inkl. meiner Kinder). Ich habe von meinen ersten Lebensmonaten an verschiedene Traumata erlitten und dadurch entwickelte sich eine instabile Persönlichkeitsstörung. Ich habe also quasi alles:


    ADHS

    Borderline

    Panikattacken

    Depressionen.


    Es ist einfach zum kotzen. Ich wünsche Dr. Maté das er einfach bei seinem Steckenpferd bleibt und ADHS den Profis dafür überlässt wenn er nicht in der Lage ist die Zusammenhänge zu verstehen weil er seine Trauma Brille auf hat.


    Hier noch etwas zum Thema Trauma und ADHS:


    Der Mensch verarbeitet alle Informationen, die er tagsüber 'gesammelt' hat, im Schlaf. Entscheidend sind dabei die so genannten REM-Phasen des Schlafes. Schlafphasen, in denen die Augen unter den Lidern recht zügig Rechts-Links-Bewegungen durchführen (Rapid-Eye-Movement).

    Diese Rechts-Links-Hirnstimulation, die daraus resultiert, können wir als unsere 'Müllverbrennungsanlage' ansehen - die über den Tag aufgenommenen Informationen sind der 'Müll', der verarbeitet werden muss.


    'Müll', der keinen traumatischen Charakter hat, wird in diesen Phasen ganz automatisch verarbeitet und in unserem Gehirn abgelegt, wie in einem Archiv, wie im PC ein Speichern von Informationen auf der Festplatte.


    'Traumtische' Erlebnisse sind zu intensiv, zu umfangreich für diese 'Müllver- brennungsanlage', sie bleiben sozusagen'stecken'.


    AD(H)Sler sammeln durch ihre immense Reizoffenheit über den Tag einen viel größeren 'Müllberg' an, vor allem auch den, wie ich oben beschrieben habe, 'traumatischen' Müll. Sie bräuchten daher im Grunde genommen eine viel leistungsstärkere Müllverbrennungsanlage.

    Aber leider ist das Gegenteil der Fall. Da die Regulationsstörungen bei AD(H)S auch den Schlaf-Wach-Rhythmus betreffen, haben Betroffene einen viel schlechteren Schlaf als Nicht-Betroffene - insbesondere ca. 15-20 Minuten weniger dieses so immens wichtigen REM-Schlafes pro Nacht.


    Das Verhältnis von 'Müllberg' zur Leistung der 'Müllverbrennungsanlage' ist also sehr ungünstig - es bleibt daher Vieles unverarbeitet zurück. Und am nächsten Tag häuft sich wiederum noch mehr an. Der Berg dessen, was unverarbeitet bleibt, wird immer größer - anders gesagt, wenn wir beim Modell des PCs bleiben: es bleiben immer mehr Fenster im PC geöffnet.

    Und diese offenen Fenster mit unverarbeiteten Inhalten aus der Vergangenheit blockieren die Arbeit im Fenster für den aktuellen Tag. Die Leistung des PCs nimmt zwangsläufig ab.


    Genau an diesem Anderssein der Verarbeitung im Gehirn bei AD(H)S scheitern häufig die bisherigen zur Verfügung stehenden psychotherapeutischen Verfahren. Sie versuchen hauptsächlich über die kognitive Ebene (das Wahrnehmen und Denken) das Verhalten zu verändern - aber der nicht verarbeitete Anteil des 'Mülls' betrifft die Emotionsebene.


    Durch die Arbeit in einer Gespräch- oder Verhaltenstherapie wird den Betroffenen zwar deutlicher, was nicht klappt, was geändert werden müsste - aber häufig wissen diejenigen das schon von sich aus, scheitern nur an der Umsetzung.“


    Quelle: https://dr-lehmkuhl-eichhorn.d…le_Blockaden_---_AD-H-S_4

    Warum mir aber in neuester Welt Anarchie gar so gut gefällt? Ein jeder lebt nach seinem Sinn, das ist nun also auch mein Gewinn! Ich laß´ einem jeden sein Bestreben, um auch nach meinem Sinn zu leben.

    Johann Wolfgang v. Goethe



  • Liebe Mistress,

    danke dass Du das erklärst und Dich hier mit Deiner persönlichen Betroffenheit zeigst.

    Da hast Du wirklich vom Schicksal ein ganz schönes Päckchen aufgebürdet bekommen. #liebdrück

    In einer Fortbildung habe ich gerade gelernt, dass Schematherapie bei Borderline ein gut wirksame Therapieform darstellt. Das zielt m.E. ja hauptsächlich auf die Gefühlsebene, sich regulieren können. Kennst Du Dich damit aus? Und steht die zusätzliche ADHS einer solchen Therapieform entgegen?

    Sorry, das ist jetzt natürlich ein bisschen OT...

  • Liebe Mistress,

    danke dass Du das erklärst und Dich hier mit Deiner persönlichen Betroffenheit zeigst.

    Da hast Du wirklich vom Schicksal ein ganz schönes Päckchen aufgebürdet bekommen. #liebdrück

    In einer Fortbildung habe ich gerade gelernt, dass Schematherapie bei Borderline ein gut wirksame Therapieform darstellt. Das zielt m.E. ja hauptsächlich auf die Gefühlsebene, sich regulieren können. Kennst Du Dich damit aus? Und steht die zusätzliche ADHS einer solchen Therapieform entgegen?

    Sorry, das ist jetzt natürlich ein bisschen OT...

    Alles gut. Ich bin seit über einem Jahr auf der Suche nach einem Therapeuten, und ja, ich möchte gerne eine Schematherapie machen. Leider finde ich nix als Wartelisten und bin am Wochenende komplett zusammen gebrochen und nun erst mal 2 Wochen krank geschrieben. Stationär zu gehen wäre das beste, aber das geht einfach nicht.

    Warum mir aber in neuester Welt Anarchie gar so gut gefällt? Ein jeder lebt nach seinem Sinn, das ist nun also auch mein Gewinn! Ich laß´ einem jeden sein Bestreben, um auch nach meinem Sinn zu leben.

    Johann Wolfgang v. Goethe



  • Ich wollte nur mal da lassen, das ich jetzt einiges zu und von Dr. Mate gelesen habe und er und seine Aussagen sind mir nicht geheuer. Also lehne ich ihn im ganzen ab, nicht nur wegen seinen Aussagen zu ADHS (die teils echt gefährlich sind). Aufgrund fehlender Energie kann ich das jedoch momentan nicht ausführen.

    Warum mir aber in neuester Welt Anarchie gar so gut gefällt? Ein jeder lebt nach seinem Sinn, das ist nun also auch mein Gewinn! Ich laß´ einem jeden sein Bestreben, um auch nach meinem Sinn zu leben.

    Johann Wolfgang v. Goethe