Alles anzeigendarf ich noch weiter fragen, inwiefern dann seine drei Kinder betroffen sind - ist er durch sein eigenes Trauma nicht in der Lage gewesen, ihnen die Bindung zu ermöglichen, die das verhindert hätte?
Ich springe hier kurz rein, weil ich nicht gesehen habe, ob du hierauf schon Antwort bekommen hast: In der Holocaust Traumaforschung gibt es tatsächlich den Begriff des vererbten Traumas bzw. spricht man auch von Holocaust-Überlebenden der zweiten Generation, also Menschen, die selbst nach dem Holocaust geboren sind, aber dennoch durch das sekundäre Erleben der Traumata in der Elterngeneration teils schwer psychisch belastet sind/waren. Ich kenne den genauen Forschungsstand dazu nicht, aber wenn dich das Thema interessiert, findest du z.B. unter den Suchbegriffen “zweite Generation Holocaust”, “vererbtes Trauma Holocaust” oder auf Englisch “second generation Holocaust survivors” viele Einstiegspunkte dazu.
Danke Dir. Das kenne ich alles und habe mich auch schon damit beschäftigt.
Gerade weil das hier aber nicht so explizit erwähnt wurde, habe ich nachgefragt.
Ist aber ein interessanter Hinweis auch für andere hier Lesende, denke ich.
Gruß,
F
Ich möchte noch "Kriegskinder" und "Kriegsenkel" von Sabine Bode ergänzen (sie ist aber keine Psychologin, sondern Journalistin).
Und sehr berührend fand ich auch das Buch, das Martin Miller über seine Mutter Alice Miller geschrieben hat: wie sehr sie durch ihr eigenes Trauma auf die Suche gegangen ist, anders (nämlich einfühlsam, gewaltfrei usw.) mit Kindern umzugehn... und wie sie genau daran an ihrem eigenen Kind grandios gescheitert ist. Er schreibt wenig anklagend, trotz allem voller Liebe darüber.
"Das wahre Drama des begabten Kindes" heißt das Buch. Stark psychoanalytisch geprägt.