Kulturelle Unterschiede überwinden

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  • Liebe Raben,


    vielleicht habt ihr etwas Input für mich. Ich hab irgendwie keine Idee dazu.


    Meine Nachbarn kommen aus Venezuela und sind seit 4 Jahren in Deutschland. Wir verstehen uns sehr gut. Mein Problem ist aber immer die Terminplanung.

    Beispiel:

    Wir besprechen, dass wir uns am Montag um 13Uhr zum Rasenmähen treffen. Ich sage noch, dass ich alles aus dem Keller hole vorher. Ja ok. Am selben Tag frage ich nochmal nach. Bleibt bei 13Uhr und ich schreibe wieder, dass ich dann alle Sachen aus meinem Keller hole.

    Kommt 13Uhr ne Nachricht, ob auch 14Uhr geht, sie müssen jetzt Mittag essen.

    Beide sind übrigens den ganzen Tag zu Hause (also haben keine Erwerbstätigkeit).


    Heute wieder mal. Treffen für 14Uhr geplant. Ich lasse das Baby etwas längwr wach, es nöhlt schon, aber wir wollen nur kurz was erledigen gemeinsam. Kommt 14Uhr eine Nachricht, ob es auch 14:30Uhr geht. Geht nicht, weil ich das Baby dann endlich schlafen lege und keine Zeit habe.


    Was kann ich machen? Mich nervt es so mit dem Warten. Habe schonmal gesagt, dass man in Deutschland immer pünktlich sein muss. Wir habe nun für morgen 11Uhr einen Termin. Klappt wahrscheinlich auch nicht, weiß ich aber eben nicht.

    Ich warte halt dauernd auf sie.

  • Mir fällt pragmatisch nur ein, sich für eine Stunde früher zu verabreden #angst

    Dann scheint es ja meist zu passen

    We must accept finite disappointment, but never lose infinite hope.

    Martin Luther King, Jr.

    ———-

    ebura mit S (*04), E (*05) und I (*12/21)

  • Was ebura schreibt. Also wenn du mit ihnen 14uhr ausmachst, planst du innerlich für dich frühestens 14.30uhr, eher 15uhr.

    Anders wirst du glaube nicht glücklich.

  • Nicht warten - mit Ankündigung. Kram bereitstellen, Viertelstunde, und dann dein Ding machen. Scheint mir für dich am nervenschonendsten. Und es besteht die Chance, dass sie durch die Erfahrung "zu spät = ist nicht mehr" tatsächlich mit der Zeit lernen.


    Es wird den beiden wahrscheinlich wirklich sehr schwer fallen; nach Maßstäben von Venezuela ist 1 Stunde später superpünktlich, und zu früh kommen wäre eine soziale Vollkatastrophe.

    Intellektuell wissen sie das vermutlich, aber... es ist schwer, das soziale Gefühl zu verändern.


    Oder, wenn es dir auf die Zeit nicht ankommt, tatsächlich eine Stunde Pufferzeit früher verabreden.

    Die beste Vergeltung ist, nicht zu werden wie dein Feind (Marcus Aurelius)

  • Genau so habe ich das in meiner binationalen Ehe damals auch gemacht. Problem: meine Schwägerin auch und bei gemeinsamen Treffen waren wir dann mal zwei Stunden zu früh da (sie nannte uns die Zeit mit einer Stunde Puffer, ich hab es an meinen damaligen Mann mit noch einer Stunde Puffer drauf weitergegeben ?)

    2 Söhne, 19 und 21 Jahre
    Gegen Stress sollte man nichts tun

  • Hilft dir nichts, aber erinnert mich an die Familien einer Freundin meiner Tochter. Sie sind aus dem Kosovo und haben vor Jahren meine Tochter eingeladen, mit ihnen in die Heimat in die Ferien zu fliegen. Wir haben uns also für eine bestimmte S-Bahn zum Flughafen am Bahnhof verabredet. Und da standen wir dann. Die S-Bahn kam und fuhr wieder. Die nächste auch. Kurz vor der 3. kamen sie dann und meinten, ach, ihr seid ja schon da. Und dann die ungläubige Frage: Ihr wart aber nicht schon zu S-Bahn um XX Uhr da, oder? Wir haben das dann bejaht, da kam lachend der Kommentar: Ach, wenn ihr euch mit einem Kosovaren verabredet, dann ist doch klar, dass eine halbe Stunde später auch noch ok ist, oder :) ? Wir wären halt nie auf die Idee gekommen, nicht pünktlich zu sein...

  • auf jemanden dauernd warten macht schlechte Laune.

    Du könntest entweder dich gar nicht nach ihnen richten, also Sachen aus dem Keller holen, wenn sie da sind. Baby zum schlafen legen, wenn es müde ist, dann müssen sie halt warten, bis es wieder wach ist. Also versuchen, so grob Zeit zu haben, aber halt auch was anderes zu tun haben, was dann unterbrochen werden kann oder eben nicht.

    ein typischer Rat für Verabredungen lautet - sei nach möglichkeit pünktlich, und hab was zu Lesen dabei ;)


    oder du macht je nach Situation eine klare Ansage: Wenn ihr bis 14 Uhr hier seid, passt es noch, danach hab ich erstmal keine Zeit mehr. Also nicht: "in Deutschland ist es üblich" sondern "heute ist es mir wichtig, dass ihr pünktlich seid, ansonsten lieber an eine anderen Tag".

  • PS:

    kann nicht mehr editieren - wissen die beiden nicht nur, dass man in Deutschland pünktlich sein muss, sondern, dass es DIR Probleme macht wenn sie zu spät sind?

    Die beste Vergeltung ist, nicht zu werden wie dein Feind (Marcus Aurelius)

  • Sie wissen es, dass es mir Probleme macht. Das ist aber eher unwichtig. Sie sind beide super lieb und alles! Aber was Absprachen usw. betrifft, geht nix.

    Das Jobcenter und so schreibt dann halt Briefe. Bei mir gibt es ja keine Konsequenz.

    Das Verständnis für Planung fehlt halt. Das jüngere Kind kann nicht in den Hort, weil die fertigen Unterlagen noch nicht abgegeben wurden. Sommerferien Hort wird dann auch nix, weil ja ohne das Kind geplant wird. Sie brauchen den Platz aber, weil dann der Deutschkurs ansteht.


    Ich kann es aber nicht erklären. Geht nicht.

    Für mich ist halt wichtig, dass ich nicht dauernd warte.

  • Das scheint mir dann aber weniger ein kulturelles Problem, sondern eine besondere Eigenschaft dieser Leute zu sein. Unterlagen müssen ja auch in anderen Länder eingereicht werden.

  • Genau so habe ich das in meiner binationalen Ehe damals auch gemacht. Problem: meine Schwägerin auch und bei gemeinsamen Treffen waren wir dann mal zwei Stunden zu früh da (sie nannte uns die Zeit mit einer Stunde Puffer, ich hab es an meinen damaligen Mann mit noch einer Stunde Puffer drauf weitergegeben ?)

    #lol


    mausehaken82 für so was wie Gartenarbeit, wäre es nicht möglich einfach zu sagen du kommst am Nachmittag und klingelst dann (dann kannst du auch die Zeit wählen, die für dich und das Baby passt)

    Doubt kills more dreams than failure ever will #sonne

  • Ich denke, da kommen 2 Sachen zusammen - die Kultur, die unter "pünktlich" was anderes versteht und die Person, die sich nicht anpassen will oder kann.


    Dann hilft dir eigentlich nur Plan a, wie oben zitiert:

    - nicht warten, sondern dein Ding machen

    - wenn das nicht geht, 1-2 Stunden Puffer vorschieben


    Was in Korrespondenz mit Ämtern usw. abgeht, bitte mach das nicht zu deinem Problem. Es sind erwachsene, hinlänglich intelligente Menschen, und Prokrastination bis Bumm, da müssen sie durch.

    Die beste Vergeltung ist, nicht zu werden wie dein Feind (Marcus Aurelius)

  • Das scheint mir dann aber weniger ein kulturelles Problem, sondern eine besondere Eigenschaft dieser Leute zu sein. Unterlagen müssen ja auch in anderen Länder eingereicht werden.

    Sie sagen in Venezuela gibt es keine Unterlagen. Man macht alles irgendwie so.

  • Das mache ich jetzt so. Das mit den Ämtern. Unterstütze sie ja beim Ausfüllen und verstehen von so Ämterkram. Aber wenn sie es nicht angeben, dann ist das ihr Ding.

  • Sie sagen in Venezuela gibt es keine Unterlagen. Man macht alles irgendwie so.

    Sorry, aber das ist eine wilde Schutzbehauptung.


    Termine bei Ämtern sind in der Tat nicht verbreitet; man geht in vielen Dingen hin und wartet, und wenn das nicht klappt am nächsten Tag wieder, ja.

    Aber nicht für rettungslos alles - auch in Venezuela gibt es Abläufe, die Papierkrieg erfordern. Die eigene Hochzeit beispielsweise...

    Die beste Vergeltung ist, nicht zu werden wie dein Feind (Marcus Aurelius)

  • Manche Menschen haben ein anderes Zeitgefühl- und Verständnis. Kann sein, dass es ein wenig kulturell bedingt ist. Da auch Spezifisch, wie und wo man aufwächst.


    Leider mehr Ideen, die hier kommen, hab ich nicht. Ich würd allerdings nicht warten. Anstatt 13 Uhr vielleicht 13:30–14 Uhr sagen dann machen/tun/anfangen, was auch immer. Rasen soweit mähen, wofür ich mich zuständig fühle, den Rest denen überlassen. Wenn Zeit da ist, dabei bleiben und schnacken, wenn nicht weiter im eigenen Plan.


    Ich weiß, dass es nervt. Hab auch so einen Freund aus dem Irak. Wenn er zu uns kommen soll und es 15 Uhr heißt und er um 16 Uhr nicht da ist, dann trinke ich schon mal meinen Kaffee. Wenn wir uns in der Stadt treffen wollen, dann gehe ich ggf schon mal weiter, er ruft ja dann an und ich sag, wo ich bin usw.


    Der andere Freund aus Syrien ist die Pünktlichkeit in Person #weissnicht

    #sonneige Grüße von Fibula mit drei Juli-Männern #kerze #kerze #kerze #kerze
    Vorurteile sind menschenfreundlich. Sie passen sich dem Niveau ihrer Benutzer bedingungslos an.
    Ernst Ferstl

  • Bist Du sicher, dass es an der Kultur liegt?

    ich kenn exakt dasselbe von deutschen, kulturell absolut mit mir identischen Leuten auch so. Sind teilweise einfach andere Prioritäten, weniger Struktur weil z.B. den ganzen Tag eben daheim (Homeoffice bzw. selbstständigkeit mit freier Zeiteinteilung, Elternzeit,....) oder einfach generell etwas unstrukturiert (ist ja auch einfach Typsache)

    Schwierig ist halt (so gehts mir nämlcih auch oft), wenn ein absoluter Planer und Strukturmensch (ich) auf jemand so lässigen trifft. Dann kommt der Strukturmensch mehr in Stress als eigentlich nötig


    Manchmal hilft klar ansprechen, oft ist ihnen überhaupt nicht klar wie sehr das einen stresst oder dass man für sie extra umorganisiert (wie z.B. Baby später hinlegen als eigentlich nötig).


    Manchmal hilft, einfach immer ne halbe Stunde früher sagen als man vor hat.


    Und manchmal hilft gar nix sondern einfach vorher überlegen ob man Kapazität hat zu warten, wenn nicht klar kommunizieren ("Um 14 Uhr muss ich das Baby hinlegen/fahren wir einkaufen/... , da kann ich nicht mehr. Wenn wirs nicht vorher geschafft haben wirds dann nix mehr) und wenn, auch kein schlechtes GEwissen haben die Anderen auch mal warten zu lassen ("Klar, halbe Stunde später ist kein Problem - aber ich muss vorher die KLeine hinlegen/kurz weg was Abholen/..... Könnt ja schon mal anfangen/schon mal in den Garten gehen/...., ich komm dann dazu sobald ich kann")




    Wenns nur an Kultur liegt, kann mans mit etwas gegenseitiger Toleranz besser managen find ich als wenns am Typ/an grundsätzlichen Lebensstrukturen/.... liegt.

    Ich hab oft Familien von Tageskindern aus anderen Ländern. In manchen Ländern (z.B. in Teilen Afrikas, da hatte ich letztes Jahr ne Familie wos anfangs schwierig war abzuschätzen wann die Kinder kommen oder gehen werden) ist es völlig normal, keine konkrete Zeit auszumachen. "Ich komm heute Mittag" ist irgendwann wenn weder morgens noch abends ist.

    Und ein "Ich komme um 15 Uhr" heißt nichts weiter als "Vor 15 Uhr komm ich auf keinen Fall", es kann durchaus auch 18 Uhr werden, nur nicht früher, denn früher wäre unhöflich.


    Mit ein bisschen gegenseitigem Verständnis (ich stell mich drauf ein dass es später wird, sag aber gleichzeitig auch dass mir Pünktlichkeit wichtig ist weil *konkreter Grund aufgeführt, z.B. wir in Zeitnot kommen wenn wir Morgenkreis später anfangen*) und Geduld (Wenn man von Klein auf gelernt hat, dass man keinesfalls zu früh und möglichst auch nicht punktpünktlich kommen darf weils unhöflich ist und dass Zeitangaben nur ungefähre RIchtwerte sind braucht man einfah ne Zeit um sich umzugewöhnen) hat es bisher immer funktioniert, dass die Kinder nach ner Zeit pünktlich genug abgeholt und gebracht wurden (ob jetzt Punktpünktlich oder fünf Minuten später leg ich nicht auf die Goldwaage, hauptsache es sind nicht mehr 20 Minuten oder gar ein, zwei Stunden später als vereinbart).

    So take courage, hold on, be strong, remember where your help comes from.

  • Da würd ich dann wirklcih ne Stunde vorher sagen bei solchen Sachen. Und lieber dort noch warten.

    Ich würd da sagen, dass man im Jobcenter/beim Amt immer früher da sein muss weil der Anmeldeprozess ja schon dauert. Ist ja in der Regel so und wenn mal ausnahmsweise nicht- egal, dann wartet man halt dort.


    Und wirklich feste Termine. Also nicht "wir gehen morgen mal zum Rathaus und reichen den Antrag rein" sondern auch wenns keinen konkreten Termin gibt "Wir treffen uns um 8 Uhr (und drauf einstellen dass es 9 wird bis Ihr loskommt) und fahren dann hin."


    Die Pünktlichkeit und die Konsequenzen in deutschen Ämtern sind selbst für normal-pünktliche Deutsche schon schwierig. Kann man echt keinem zum VOrwurf machen find ich.

    So take courage, hold on, be strong, remember where your help comes from.

  • Das scheint mir dann aber weniger ein kulturelles Problem, sondern eine besondere Eigenschaft dieser Leute zu sein. Unterlagen müssen ja auch in anderen Länder eingereicht werden.

    Sie sagen in Venezuela gibt es keine Unterlagen. Man macht alles irgendwie so.

    Glaub ich gern, sagen meine Brasilianerinnen auch immer, ist ja kulturell glaub ich ne ähnliche Ecke (denk ich, keine Ahnung von Venezuela). Die sind auch immer wieder geschockt und genervt, wieviele Formulare man in Deutschland für alles braucht und dass es an zig verschiedene Stellen geht teilweise

    So take courage, hold on, be strong, remember where your help comes from.