Bauern in den Niederlanden

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  • Sorry, aber so einfach ist es eben nicht. Ich habe großes Verständnis, dass im Dschungel von Paragraphen und Verordnungen leicht Unübersichtlichkeiten und auch Ungerechtigkeiten entstehen können. Das liegt zum einen an den unterschiedlichen Entstehungsprozessen, an den vielen Beteiligten (auch sehr viele Lobbyisten by the way) und dem Dilemma, dass eine Gesetzestext nunmal exakt formuliert sein muss - also wenig Raum für Flexibilität läßt. Wenn wir aber alle mal ein Stück zurück treten, dann sehen wir durch die verschiedenen Subventionstöpfe eine zusätzliche Finanzierung der Landwirtschaft. Ohne diese wären die landwirtschaftlichen Betrieben allein der vollen Wucht der Märkte ausgeliefert. In Zeiten von Großabkäufern, die einen enormen Preisdruck durchreichen können, ist dies fatal und wäre ohne diese Subventionen noch fataler. Sich jetzt hinzustellen und diese Subventionen für das Verschwinden der Flurelemente verantwortlich zu machen, ist extrem ungerecht! Die Zusammenlegen von Schlägen und das Ausräumen der Landschaft erfolgte unter dem Gesichtspunkt der Effizienz- und Ertragssteigerung! Jetzt die (noch nicht so lange exitistenten) naturschutzrelevanten Subventionen dafür verantwortlich zu machen ist extrem ungerecht!


    Das die Subventionen genutzt werden, um auch naturschutzfachliche Gesichtspunkte in die Praxis einfließen zu lassen halte ich prinzipiell für eine sehr gute Sache. Das wäre sonst nämlich nicht aus reiner Gutherzigkeit passiert. Es wird gemacht, was sich bezahlt macht bis zum eigenen Schaden teilweise. Ich habe mal mit einer Kommilitonin für ein Agrarforschungsinstitut einen Betrieb beraten, der bereits massive Erosionsschäden hatte. Das was wir ihm dann auf die Pläne geschrieben haben (Fruchtfolgen, Oberflächenbehandlung, Pflugrichtung, Windschutz) ist alles kein Hexenwerk und eigentlich sollte es gute landwirtschaftliche Praxis sein, ist es aber nicht.


    Wenn dann noch die Verordnungen ausgewiesener Schutzgebiete koordiniert werden müssen, verstehe ich, dass nicht immer alles als sinnvoll erachtet wird (je nach Zielarten, Schutzgebietskategorien kann sich das auch kleinräumig unterscheiden). Das mit den Streuobstwiesen stimmt so jedenfalls nicht - diese sind unter Schutz gestellt und dürfen gar nicht ohne weiteres entfernt werden.


    Das Einnehmen einer Haltung, die die eigenen Bedürfnissen mehr Gewicht verleiht, ist absolut normal und bei allen gängig. Aber wenn ihr euch mal ehrlich umschaut, sind nicht alle Betreibenden eigentlich super natutschutzorientiert eingestellt und werden nur von den bösen Subventionen terrorisiert ... Wieviel würde tatsächlich ohne finanzielle Anreize passieren? Wenn etwas wirklich falsch läuft, muss versucht werden, es zu ändern. Die Bauernverbände sind eng mit der Politik verbändelt, sie haben mehr Macht als viele andere Interessengruppen in Deutschland und sie immer als Opfer hinzustellen, halte ich nicht für zielführend.

    Wenn wir einen Menschen glücklicher und heiterer machen können, so sollten wir es in jedem Fall tun, mag er uns darum bitten oder nicht.


    - Hermann Hesse: Das Glasperlenspiel -

  • Danke für diesen Beitrag.

    Hier gibt es zum Beispiel keine armen Bauern, nur darüber klagende.

    Ich weiß, dass das anderswo nicht so ist, aber hier gehen zum Teil Mädchen an die Hochschule zum Studium mit dem ausgesprochenen Ziel, einen dort studierenden Landwirtssohn zu ergattern. Und aus den Schulklassen der Kinder höre ich es auch so... Mittel sind definitiv vorhanden.

    Meine Bewunderung ist jedem kleinen Betrieb gewiss, der sich abrackert und sich bemüht, im Einklang mit der Natur zu handeln.


    Wer spricht denn diese Strafen aus für Pflügen an der falschen Stelle etc.?

    Hier ist ist bis dicht an die Hecken gepflügt, Wege verschwinden, sehr wirksam scheinen die Strafen nicht zu sein?

  • einfach ist es nicht, das stimmt.

    Und unsinnige Regelungen kommen auch nicht daher, dass irgendjemand bewusst Blödsinn aufschreiben will, sondern oft daher, dass Dinge gerichtsfest und kontrollierbar sein müssen, damit die Subventionen ausgezahlt werden können.

    Unsinn kommt oft dabei raus, wenn Details auf zu hoher Ebene geregelt werden, oder wenn Bearbeiter vor Ort die Regelungen zwar buchstabieren können, aber nicht sinnvoll auslegen - z. B. aus Angst, dafür belangt zu werden.

    Das Beispiel mit der Streuobstwiese habe ich mir nicht ausgedacht, sondern die Wiese gesehen und nicht geglaubt, dass da was beanstandet werden könnte, aber es ging tatsächlich um die schiefen Stämme!

    Und die genaue Definition und Vermessung von Rand- und Blühstreifen und die haarsträubende Verteilung von Subventionskürzungen, wenn hier ein halber Meter fehlt oder einer zu breit ist- was z. B. an der Beschaffenheit des Geländes liegen kann ist auch Realität.

    Agrarumweltprogramme werden ja ständig weiterentwickelt und es ist auch viel wichtiges dabei. Die geforderte Verminderung der Stickstoffemissionen, die der Aufreger bei den Protesten im Anfangsbeitrag darstellt ist sicher unbedingt notwendig.

    Aber analysieren, wie es durch politische Maßnahmen sogar auch zu ökologischen Schäden kommt, ist schon auch sehr wichtig.

    Etwas davon - auch relativ allgemeinverständlich - ist z. B. im Buch von Tanja Busse : Das Sterben der Anderen dargestellt.