Bauern in den Niederlanden

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  • Kann das wirklich sein das die Landwirte im schlimmsten Fall ihren Betrieb schließen müssen oder eben der Betrieb zwangs-geschlossen werden könnte?


    So ganz kann ich mir sowas ja nicht vorstellen, aber es gibt ja vieles was man sich nicht vorstellen kann und es trotzdem passiert….

  • Ja, ich meinte die Bauernproteste und hab da heute Nacht einen Bericht im Radio gehört und dachte erst das ich mich verhört hatte bei dem Titel Natur- und Stickstoffminister.



    Irgendwie scheint die Zeit jetzt, wo überall gewarnt wird vor Hungersnot, Ernteausfällen wg Hitze, Überschwemmungen, Ukraine…. scheint mM nach der Zeitpunkt etwas ungünstig zu sein eine Verordnung jetzt umsetzen zu wollen.

    Aber ist eben wahrscheinlich ein Teufelskreis…..

  • Ich weiß nicht genau, was in den Niederlanden gerade der Grund für die Proteste ist. Die Düngeverordnung an sich ist 2020 in Kraft getreten und die Regelungen wurden viele Jahre vorher vorbereitet und waren bekannt. Es gab also eine lange Umstellungszeit.

    Die Niederlande an sich haben schon lange ein Problem mit der Gülle und exportieren munter.

  • Das bekam ich gestern von einer Bekannten geschickt:


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    Hab davor in den Nachrichten nichts gehört?

    Unsichtbar





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  • Das hat mein Mann heute auch bekommen aber irgendwie hörte sich das so ein bisschen schwurbelig an……


    Der Radiobericht hörte sich aber ähnlich an, zumindest inhaltlich,

  • bei dem Video geht eine ganze Menge durcheinander - richtiges und nur so halbrichtiges, das auseinanderzudröseln würde mich mehr Zeit kosten, als ich da hineinstecken kann.

    Tatsache ist, wenn soviel mehr Tiere gehalten werden, als durch den Futterbau auf der Fläche des landwirtschaftlichen Betriebes ernährt werden können, muss viel Futter zugekauft werden. Das bedeutet, Nährstoffe (also Stickstoff) wird auf eine kleine Fläche konzentriert, bleibt aber nicht da, sondern geht in die Luft (Ammoniak oder Lachgas, beides hoch klimawirksam) oder in den Boden und das Oberflächen- und Grundwasser. Das wirkt sich sehr dramatisch z. B. auf die Biodiversität aus.

    Das ist ein Riesenproblem, deshalb ist es überhaupt nicht komisch, ein Ministerium für Natur und Stickstoff zu haben, und die Emissionen zu reduzieren.

    Es ist auch nicht unsinnig, zu dokumentieren, wo das Grundwasser schon sehr nitratbelastet ist (Rote Gebiete) und dort besondere Maßnahmen zu ergreifen, um eine weitere Verschmutzung zu verhindern.


    Richtig ist, dass das für die individuellen Landwirtschaftsbetriebe nicht immer einfach ist bzw. auch mit - im Vergleich zu bisher - höheren Kosten oder geringeren Erträgen verbunden sein kann. Es stimmt auch, dass die krassen Fehlentwicklungen - die unfassbare Konzentration der Tierhaltung auf kleiner Fläche, z. B. Niederlande oder verschiedene Regionen in Deutschland - nicht die persönliche Schuld von Landwirten sind, sondern sich mit der Agrarpolitik und dem Wirtschaftssystem so entwickelt haben.

    Daher ist auch die Wut total verständlich, wenn diese Menschen jetzt das ausbaden sollen. Dinge, die jahre und jahrzentelang als richtig und wichtig galten, als unvermeidlich (ich kann mich gut an die Diskussionen über Entwicklungen in der Landwirtschaft in meiner Kindheit erinnern, da war durchaus auch Zweifel und Sorge dabei, ob das "moderne" Modell "Wachsen oder Weichen!" "Spezialisierung ist wichtig! - nicht so viel verschiedenes produzieren, lieber nur Schweine und dann richtig statt ein Gemischtwarenladen mit Schweine, Kühe, Hühner und sonstwas" richtig und gut sein kann.

    Es hängt auch unfassbar viel Kapital darin, Ställe werden mit Krediten in Millionenhöhe gebaut - auf Familienbetrieben!


    Aber ein "Weiter so" führt auch in den Kollaps. Die Biodiversitätskrise ist eine Katastrophe! Stickstoff als Ammoniakemissionen in die Luft pusten, statt ganz gezielt und sparsam als Dünger verwenden ist auch eine Katastrophe!

    Sparsame Pflanzenschutztechnik wird nur dann entwickelt und praxisreif werden, wenn die Firmen und die Bauern dazu gezwungen werden.

  • Hat in meinen Augen nichts mit schwurbelig zu tun, sondern mit Tatsachen und Wahrheit. Anthony nennt das Kind beim Namen. Wir haben auch einen Hof und leben von der Landwirtschaft und kommen uns seit Jahren von der Politik verarscht vor. In Holland werden bei Ausführung desgenannten Plans etwa 30% der Höfe aufhören müssen. In Deutschland haben in diesem Jahr unzählige Betriebe ihre Tore für immer geschlossen (besonders Schweinebetriebe zur Zeit). Diese Betriebe kommen nicht wieder. Was kommt, sind immer mehr Produkte aus dem (teils sehr weit entfernten) Ausland, wo zu nicht unerheblichem Teil unter Auflagen produziert wird, dass sich einem die Haare aufstellen in punkto Nitrat, Pflanzenschutz, Arbeitsbedingungen und Tierhaltung. Wenn es das wirklich ist, was die Politik (und auch viele Verbraucher) will, dann Gute Nacht.

    Unser Sohn, 16, beginnt im August seine Ausbildung zum Landwirt. Wir haben ihm zu einem Handwerksberuf geraten. Aber er will es nicht, er will Bauer werden. Dafür brennt er. Mir blutet das Herz dabei, in welche berufliche Zukunft er damit blicken muss. Es ist schlimm, eigentlich freut man sich ja schon irgendwie, aber ob es richtig ist, das bezweifle ich leider sehr.

    LG, LilliMarleen


    *`74 + Mädchen*7/03 + Junge*5/06 + Junge *5/08

  • Hat in meinen Augen nichts mit schwurbelig zu tun, sondern mit Tatsachen und Wahrheit. Anthony nennt das Kind beim Namen. Wir haben auch einen Hof und leben von der Landwirtschaft und kommen uns seit Jahren von der Politik verarscht vor. In Holland werden bei Ausführung desgenannten Plans etwa 30% der Höfe aufhören müssen. In Deutschland haben in diesem Jahr unzählige Betriebe ihre Tore für immer geschlossen (besonders Schweinebetriebe zur Zeit). Diese Betriebe kommen nicht wieder. Was kommt, sind immer mehr Produkte aus dem (teils sehr weit entfernten) Ausland, wo zu nicht unerheblichem Teil unter Auflagen produziert wird, dass sich einem die Haare aufstellen in punkto Nitrat, Pflanzenschutz, Arbeitsbedingungen und Tierhaltung. Wenn es das wirklich ist, was die Politik (und auch viele Verbraucher) will, dann Gute Nacht.

    Das ist doch aber Mist. Es muss doch wenn, dann so sein, dass für Importe die gleichen Auflagen gelten wie für regionale Landwirtschaft. Plus die Zusatzkosten für längere Transportwege müssen sich im Preis niederschlagen (inklusive der externalisierten Kosten wie CO2-Ausstoß).

  • Das ist doch aber Mist

    Allerdings ist das Mist! Aber hier werden z.B. Importkirschen aus der Türkei verramscht und im Herkunftsland sind Pflanzenschutzmittel erlaubt, die hier schon lange vom Markt genommen wurden.

    Ähnliches Drama z.B. in den Brütereien. Wegen des Verbots des Kükentötens wird nun ein signifikanter Anstieg des Zukaufs aus ausländischen Brütereien verzeichnet, während in Deutschland immer mehr Brütereien schließen. Die Probleme werden nicht gelöst, sondern ins Ausland verlagert, damit Deutschlands Politik eine reine Weste hat. Das kann es nicht sein.

    LG, LilliMarleen


    *`74 + Mädchen*7/03 + Junge*5/06 + Junge *5/08

  • Sehr richtig. Ich möchte einmal auf die derzeitigen Erkenntnisse zu den planetraren Grenzen Verweisen: Der Eintrag in den globalen Stickstoffkreislauf hat sich durch menschliche Aktivitäten verdoppelt. Eutrophierung von Gewässern und Böden, Verunreinigung von Trinkwasserleitern und vor allem ein extremer Biodiversiätsverlust sind die Folgen. Das Zusammenbrechen ganzer Ökosysteme hängt damit zusammen. In den Meeren gibt es immer größere sauerstofffreie Bereiche (death zones) aufgrund des massiven Minderalstoffeintrags (vor allem N und P). Letztendlich kommen einfach viel zu viele Stressoren zusammen: Verkleinerung und Fragmentierung der Lebensräume, Klimawandel, Invasive Arten, Eingriffe in die Stoffkreisläufe, Eintrag von Schadstoffen ...


    Diese Tierdichte ist einfach der Wahnsinn. Ein Großteil der agrarwirtschaftlich bewirtschaftbaren Fläche geht für Tierfutter drauf, in Trinkwasser knappen Gebieten kommt als Problem der Wassermangel hinzu. Obendrein sind viele Tierfuttermittel wie Mais sehr behandlungsbedürftig - Round up & Co (weil lange sehr klein als Pflanzen).


    Übrigens müssen Hülsenfrüchte nicht mit Stickstoff gedüngt werden, das sie in Symbiose mit stickstofffixierenden Bakterien leben (click).

    Wenn wir einen Menschen glücklicher und heiterer machen können, so sollten wir es in jedem Fall tun, mag er uns darum bitten oder nicht.


    - Hermann Hesse: Das Glasperlenspiel -

  • Gibt es wirklich diesen Brief der Naturministerin, wo drin steht, 30% der Höfe müssen stillgelegt werden?

    Ich finde nur Angaben, dass die Stickstoffemissionen um bis zu 70% reduziert werden muss.

    Dass die niederländische Regierung vorschreibt, du musst jetzt ohne Wenn und Aber deinen Hof aufgeben, kann ich mir kaum vorstellen.

  • Jetzt habe ich was gefunden. In den Niederlanden gibt es wohl eine Ausstiegsprämie, mit der Staat versucht, Landwirte aus der Tierproduktion heraus zu kaufen. Bisher kam die wohl nicht so gut an. In der ersten Version, scheint es wirklich so zu sein, dass der teilnehmende Landwirt seinen Beruf komplett für immer aufgeben muss. Von Zwang habe ich nichts gelesen, an dem Aufkaufprogramm teilzunehmen, habe ich nichts gelesen.


    Irgendwo stand auch, die Niederlande waren 2021 der zweitgrößte Agraeexporteur nach den USA. Das kleine Land. #blink

  • Plus die Zusatzkosten für längere Transportwege müssen sich im Preis niederschlagen (inklusive der externalisierten Kosten wie CO2-Ausstoß).

    ... erinnert mich an eine Kundin neulich vor mir an der Kasse (Bio-Supermarkt), die so erstaunt war, dass das regionale Produkt deutlich teurer als die Version aus dem weiter entfernten Ausland war.

    Und letztlich macht es wirklich keinen Sinn, bei uns die Normen immer höher zu schrauben, wenn dann alles aus dem Ausland zugekauft werden muss.

  • Ein Großteil der agrarwirtschaftlich bewirtschaftbaren Fläche geht für Tierfutter drauf,

    Nein, ein Großteil des Tierfutters entsteht (Milchvieh) auf Dauergrünlandflächen, die nicht ackerbaulich nutzbar sind, bzw. ist Ware, die die Qualitätsstandards für den menschlichen Verzehr nicht erfüllt (wobei man über einige Qualitätsstandards streiten könnte, aber festgelegt sind die halt so).

    LG, LilliMarleen


    *`74 + Mädchen*7/03 + Junge*5/06 + Junge *5/08

  • Die Frage wieviel Tierhaltung* die Umweltkapazität toleriert, muss eben nicht nur lokal oder regional, sondern global gestellt werden.


    * Explizit Tierhaltung, da es darum im hier geschilderten Streitpunkt geht und weil sie in Fragen der Effizient so kontraproduktiv ist (Stichwort: Weltacker).

    Wenn wir einen Menschen glücklicher und heiterer machen können, so sollten wir es in jedem Fall tun, mag er uns darum bitten oder nicht.


    - Hermann Hesse: Das Glasperlenspiel -

  • Ein Großteil der agrarwirtschaftlich bewirtschaftbaren Fläche geht für Tierfutter drauf,

    Nein, ein Großteil des Tierfutters entsteht (Milchvieh) auf Dauergrünlandflächen, die nicht ackerbaulich nutzbar sind, bzw. ist Ware, die die Qualitätsstandards für den menschlichen Verzehr nicht erfüllt (wobei man über einige Qualitätsstandards streiten könnte, aber festgelegt sind die halt so).

    Diese Flächen sind odt wertvolle Feuchtstandorte, die durch Entwässerung für die Grünlandnutzung gewonben wurden. Gerade diese Flächen sind wichtige Kohlenstoffspeicher. Am krassesten ist das bei den in Norddeutschland eigentlich häufig vorkommenden Mooren. Moore machen nur 3 % der Landfläche aus, speichern aber doppelt so viel Kohlenstoff wie alle Wälder.


    Und auch sonst wären diese Flächen als natürliche Ökosysteme extrem wichtig. Der Mensch breitet sich imer weiter aus, ein mehr an Schutzgebieten daher dringend nötig. Flächen sparen macht also sehr viel Sinn!

    Wenn wir einen Menschen glücklicher und heiterer machen können, so sollten wir es in jedem Fall tun, mag er uns darum bitten oder nicht.


    - Hermann Hesse: Das Glasperlenspiel -

  • Der Mensch breitet sich imer weiter aus, ein mehr an Schutzgebieten daher dringend nötig. Flächen sparen macht also sehr viel Sinn!

    Richtig, TÄGLICH wird in Deutschland eine Fläche von ca. 60ha versiegelt. DAS finde ich schlimm...

    LG, LilliMarleen


    *`74 + Mädchen*7/03 + Junge*5/06 + Junge *5/08

  • Ein Großteil der agrarwirtschaftlich bewirtschaftbaren Fläche geht für Tierfutter drauf,

    Nein, ein Großteil des Tierfutters entsteht (Milchvieh) auf Dauergrünlandflächen, die nicht ackerbaulich nutzbar sind, bzw. ist Ware, die die Qualitätsstandards für den menschlichen Verzehr nicht erfüllt (wobei man über einige Qualitätsstandards streiten könnte, aber festgelegt sind die halt so).

    Das ist nicht ganz richtig, oder wenn dann nur für einen Teil des Milchviehs.

    Die Schweineproduktion in den Niederlanden und auch in Deutschland kann nicht durch Grünland ernährt werden. Es wurden in der Vergangenheit und werden immer noch, große Flächen Grünland umgebrochen, die mit einem Riesenaufwand an Gülle für Mais nutzbar gemacht werden.

    Daher stammt unser

    Wieviele Kühe, Mastrinder und Schweine würden denn in Deutschland leben können, wenn sie mit Dauergrünlandfutter ernährt werden würden?

    Dann würde der Liter Milch 5-10 Euro kosten, und das Schweineschnitzel 50 bis 100 euro Pro kg..