Bauern in den Niederlanden

Liebe interessierte Neu-Rabeneltern,

wenn Ihr Euch für das Forum registrieren möchtet, schickt uns bitte eine Mail an kontakt@rabeneltern.org mit eurem Wunschnickname.
Auch bei Fragen erreicht ihr uns unter der obigen Mail-Adresse.

Herzliche Grüße
das Team von Rabeneltern.org
  • Wenn Du alles gelesen hast, siehst Du, das ich nicht nur von Grünland geschrieben habe, oder? Ich habe von minderen Qualitäten beim Getreide geschrieben (und die gibt es massenhaft!!!), außerdem gibt es Nebenprodukte aus der Nahrungsmittelindustrie (z.B. Biertreber, Trester, Nebenprodukte aus Getreide- und Zuckerverarbeitung etc., etc.) und auch die Fruchtfolge spielt dabei eine große Rolle. Je nach Ackerstandort kann man halt nicht jedes Jahr Weizen anbauen, daher haben wir auch Futtergerste in der Fruchtfolge, ja.

    LG, LilliMarleen


    *`74 + Mädchen*7/03 + Junge*5/06 + Junge *5/08

  • LilliMarleen , es ist alles richtig, was du schreibst, aber nicht vollständig. Ich komme von einem landwirtschaftlichen Betrieb in einer der intensivsten Vieh-Haltungs-Regionen Deutschlands. Und ich sehe und verstehe gut, was da passiert ist: es gibt zwar noch Kühe, aber die sind nicht draußen auf der Weide - nix mit Grünland. Es gab in der Vergangenheit viele Fläche, die feucht und nicht ackerbau-tauglich sind, sondern wo halt Kühe auf der Weide waren. Diese Flächen sind weg!!! Nicht versiegelt, sondern drainiert, umgebrochen, vollgegüllt und es stehen Getreidefruchtfolgen (viel Mais!) drauf, die mindere Qualitäten liefern. Das Trinkwasser aus dem Wasserhahn enthält fürs Aquarium zuviel Nitrat (die Grenzwerte für Menschen werden natürlich noch irgendwie eingehalten). Es gibt keine Brachvögel mehr, keine Kiebitze, keine Kuckucke und auch keine Nachtigallen. Kein Wiesenschaumkraut, keine Schlüsselblumen, keine Kuckuckslichtnelken mehr. Die Hecken und Knicks, die die Landschaft prägten, sind weg oder es wird jedes Jahr noch eine Furche näher dran gepflügt.
    Das ist das, was ich mit meinen Augen sehe und mit meinen Ohren höre (bzw die Rufe der Brachvögel nicht mehr).


    Mir ist sehr klar, dass diese Entwicklung NICHT die "Schuld" einzelner Landwirte ist, sondern an den Wirtschaftsstrukturen und der katastrophalen Agrarpolitik. Ich verstehe nur nicht, wieso irgendjemand den Status quo, der schlecht ist!!! verteidigt. Es muss doch andere Wege geben, bevor die landwirtschaftliche Produktion zusammen mit unseren Ökosystemen komplett an die Wand gefahren ist.


    Übrigens hat das Nitratproblem in unserem Landkreis durchaus konkrete Namen und Adressen hat, die in den 80 er Jahren einfach total unverantwortlich und "weil ich tu was ich will" mit Gülle wie bescheuert rumgesaut haben. Das war auch damals schon weit außerhalb jeglichen Sachverstandes. Seitdem gibt es Nitratprobleme im Grundwasser. Wer sich über Auflagen aufregt, soll sich bei denen bedanken, und nicht über die Grünen meckern.

  • Die Tierzahlen müssen einfach runter! Und dürfen nicht durch Importe ersetzt werden, sondern der Konsum tierischer Produkte muss auch runter!

    Und ja, auch der Energieverbrauch und die Flächenversiegelung müssen deutlich reduziert werden. d.h. unser Lebensstandard bzw. Konsumstandard kann nicht aufrechterhalten werden. Das ist die unbequeme Konsequenz, und die Landwirtschaft hat jedes Recht wütend zu sein, wenn von ihnen alles mögliche gefordert wird, während die Zusammenhänge nicht klipp und klar kommunziert werden. Wer sauberes Grundwasser und Biodiversität erhalten will, kann halt nicht jeden Tag Fleisch und Käse essen. geht nicht. Punkt.

  • Das hast Du super geschrieben marita.


    Und die regionalen Unterschiede muss man wirklich immer berücksichtigen. Schon in Deutschland ist es so vielfältig und unterschiedlich.

  • Die Tierzahlen müssen runter, das stimmt... jedoch was du beschreibst drainieren, umbrechen, Hecken roden... das ist ein Ding der 80er gewesen und zumindest hier im Allgäu undenkbar.

    Wir werden, wie jeder andere Bauer per GPS aus der Luft kontrolliert, es sind alle Landschafts und Schutzelemente eingezeichnet und das von Dir beschriebene an die Hecke pflügen geht einfach nicht mehr da der Satellit cm genau misst, und das seit mindestens 15 Jahren.

    Es ist wahr das bis vor 20 Jahren viel passiert ist auch angeheizt von der Grünen Agrarministerin und der Biogas Produktion, aber warum mag denn niemand sehen was sich alles zum guten verändert hat.

    Der Prozess ist langsam aber stetig, bei uns werden die Äcker seit Jahren ein wenig bunter auch weil viele Pflanzenschutzmittel verboten wurden. Es sind wieder mehr Kühe auf der Weide, hier haben viel Milchbauern auf Bio Umgestellt. Die Auflagen steigen und steigen, die kontrollierenden aus den Ämtern werden mehr und mehr, jährlich gibt es aber 1000e Bauern weniger.

    Was mich schon immer wahnsinnig stört ist, zu meiner Arbeit als Bäuerin hat jeder eine Meinung jeder weiß was Ich alles besser machen sollte. Jeder kritisiert auch wenn Ihm im täglichen Leben sollte es seinen Geldbeutel betreffen der Bauer scheißegal ist, unsere Arbeit.

    Inhaltlich ist mittlerweile nahezu jeder Artikel den Ich in den Medien lese falsch oder veraltet.

    Ich fühle mich einfach sehr oft gedemütigt und mir geht es gleich wie Lilli Marleen mit der Hofnachfolge ... eigentlich würd Ich mir wünschen das Sie was gscheits lernen, wie es sich mein Vater schon für mich gewünscht hat.

  • wir haben einen Acker auf dem Brüten Kiebitze, heuer kam wahrscheinlich keiner durch. Wars der Fuchs, die Katze oder der Hund? Wir haben zur Brutzeit jedenfalls nicht gestriegelt und nicht gemacht was Ihn stören würde.

  • Inhaltlich ist mittlerweile nahezu jeder Artikel den Ich in den Medien lese falsch oder veraltet.

    Ich fühle mich einfach sehr oft gedemütigt und mir geht es gleich wie Lilli Marleen mit der Hofnachfolge ... eigentlich würd Ich mir wünschen das Sie was gscheits lernen, wie es sich mein Vater schon für mich gewünscht hat.

    mich würde sehr interessieren, Deine Meinung, was ich als Verbraucher tun kann.....

    habe an einer Hochschule stuidert, an der auch landwirtschaftliche Studiengänge angeboten wurden... da haben mir viele erzählt, wie schwierig es ist, einen Hof zu bekommen.....


    ich weiß nix besser :-)... habe erst am Wochenende ein sicherlich sehr feine Anlage gesehen, wie Schweine gehalten werden sollen.... ja puh was soll ich sagen... hab mir dann noch gedacht, eigentlich müsste auf die Fleischprodukte so Bilder drauf wie auf den Zigarettenschachteln. Letztendlich wissen die Verbrauer viel zu wenig, um angemessene Konsumentscheidungen treffen zu können meine ich.

    Grüße von Claraluna


    Shoot for the moon. Even if you miss you will land among the stars.

  • :) man kann so viel tun.... ich schreib mal was mir so am Herzen liegt.

    Rindfleisch esssen :) - hier vermarkten viele Bullen oder Ochsenfleisch, den Bruder Ihrer zukünftigen Milchkühe. Mit jedem Liter Milch werden 14 Gramm Rindfleisch produziert... essen wir es hier nicht wird das Kalb exportiert.

  • Äh, nein?

    Wir müssen den Fleisch und Milchproduktekonsum DRINGENDST (also viel mehr als drungend) runter fahren! Gerade Kühe sind in dieser Übermenge, die es dank der pervertierten & entglittenen Industrienationen gibt Gift für's Klima!.


    Da müssen die Bauern/Bäuerinnen leider ihre Höfe umgestalten, statt die Menschen zu mehr Fleischkonsum aufzufordern.

    Gras wächst auch nicht schneller, wenn man daran zieht!


    Aber es hilft ungemein, wenn man ihm im Rahmen seiner Möglichkeiten Wasser gibt, ab und an etwas Dünger und gute Erde zur Verfügung stellt und ihm Schatten spendet wo die Sonne zu stark scheint

  • Sorry, immer etwas zeitversetzt da Ich zu tun hab, aber froh das es jemand Interessiert.

    Idealerweise könnte man sich über Produktionskreisläufe Informieren, da wie oben beschrieben immer mehrere Faktoren auf dem anderen Aufbauen. Da nicht jedes Getreide das gedroschen wird die Anforderungen für den Bäcker etc. erfüllt, beim Öl pressen, Zucker produzieren ... hochwertige Nährstoffreiche Nebenprodukte entstehen, finde Ich an der Veredlung in Milch, Eier und Fleisch nichts verwerfliches, war es doch schon immer so das das Schwein im Schinken haltbar gemacht die Familie über den Winter mit ernährt hat.

    Sieht man sich als Verbraucher als Teil dieser Kette konsumiert z,B. Nose to Tail also fast alle Teile vom Tier, mal ein Suppenhuhn.... ist die Verwertung eines Tieres höher, der erlöste Gewinn höher und so könnten Bauern von weniger Tieren Leben.

    Es geht nur mit mehr bewusst sein, mehr Achtung und weniger mit Genuss. Landwirtschaft ist und bleibt ein Kreislauf der nur funktioniert wenn alles im Gleichgewicht ist. Tier, Pflanze, Mensch.

    Ich fordere nicht zu mehr Fleischkonsum auf, sondern zum bewussteren. (überhaupt... ich fordere gar nichts)... ich bin als Bäuerin Teil dieses Kreislaufs dessen sich viele gar nicht bewusst sind

  • wenn ich Anna-Lotta richtig verstehe, müssen wir den Milchkonsum runterfahren.... weil Milch gleich Fleisch

    ich muss sagen, das war mir in diesem Zusammenhang auch noch nicht so klar....

    ich liebe Käse... da dachte ich immer. das wäre besser als Fleisch / Wurst


    die Frage ist halt eher... können wir da was an den Preisen drehen? In der Landwirtschaft wird doch so viel subventioniert. Ich höre, die Milch ist zu billig, die Bauenr bekommen dafür zu wenig.

    also an welcher Schraube drehe ich da?

    Grüße von Claraluna


    Shoot for the moon. Even if you miss you will land among the stars.

  • warum erfüllt das Getreide nicht die Anforderungen für den Bäcker Anna-Lotta?


    ich finde das ja total toll, dass Du deine Einblicke teilst....

    Grüße von Claraluna


    Shoot for the moon. Even if you miss you will land among the stars.

  • Äh, nein?

    Wir müssen den Fleisch und Milchproduktekonsum DRINGENDST (also viel mehr als drungend) runter fahren! Gerade Kühe sind in dieser Übermenge, die es dank der pervertierten & entglittenen Industrienationen gibt Gift für's Klima!.


    Da müssen die Bauern/Bäuerinnen leider ihre Höfe umgestalten, statt die Menschen zu mehr Fleischkonsum aufzufordern.

  • Sorry, immer etwas zeitversetzt da Ich zu tun hab, aber froh das es jemand Interessiert.

    Idealerweise könnte man sich über Produktionskreisläufe Informieren, da wie oben beschrieben immer mehrere Faktoren auf dem anderen Aufbauen. Da nicht jedes Getreide das gedroschen wird die Anforderungen für den Bäcker etc. erfüllt, beim Öl pressen, Zucker produzieren ... hochwertige Nährstoffreiche Nebenprodukte entstehen, finde Ich an der Veredlung in Milch, Eier und Fleisch nichts verwerfliches, war es doch schon immer so das das Schwein im Schinken haltbar gemacht die Familie über den Winter mit ernährt hat.

    Sieht man sich als Verbraucher als Teil dieser Kette konsumiert z,B. Nose to Tail also fast alle Teile vom Tier, mal ein Suppenhuhn.... ist die Verwertung eines Tieres höher, der erlöste Gewinn höher und so könnten Bauern von weniger Tieren Leben.

    Es geht nur mit mehr bewusst sein, mehr Achtung und weniger mit Genuss. Landwirtschaft ist und bleibt ein Kreislauf der nur funktioniert wenn alles im Gleichgewicht ist. Tier, Pflanze, Mensch.

    Ich fordere nicht zu mehr Fleischkonsum auf, sondern zum bewussteren. (überhaupt... ich fordere gar nichts)... ich bin als Bäuerin Teil dieses Kreislaufs dessen sich viele gar nicht bewusst sind

    OK, mit der Erklärung wird es anders. Ich weiß um "die Milchproblematik" (und finde, das muss auch sehr viel bekannter werden, denn auch da läuft mit den heutigen Zuchttieren so viel Quälerei qua Geburt, denn die Rassen an sich sind Tierschutzrelevant) und ging davon aus den Status quo der Milch zu erhalten und dass dementsprechend mehr Fleisch konsumiert werden soll.

    Im Endeffekt geht (ansatzweise) anständige Tierhaltung nur, wenn wir Konsumierende weniger tierische Produkte essen.

    Gras wächst auch nicht schneller, wenn man daran zieht!


    Aber es hilft ungemein, wenn man ihm im Rahmen seiner Möglichkeiten Wasser gibt, ab und an etwas Dünger und gute Erde zur Verfügung stellt und ihm Schatten spendet wo die Sonne zu stark scheint

  • Um nochmal auf Dein vorheriges Post einzugehen... wir haben unseren Betrieb umstrukturiert Viehlos (außer Eigenbedarf). Wir produzieren Obst, Kartoffeln, Gemüse und verschiedene Getreide und Leguminosen alles in Bio-Verbandsqualität.

    Wir wissen nicht wie lange wir noch kostendeckend Arbeiten können. Durch die Krise geht der Absatz massiv zurück, heuer ca. 20% und das ist der Anfang die Zeiten werden schwieriger der Kunde kauft weniger teure Produkte greift auf Aldi und Lidl Bio zurück. Bei uns schließt schon der erste Bio und der erste unverpackt Laden.

    Unsere Erdbeeren konnten mit den Italienischen preislich nicht mithalten unsere Kartoffeln werden es auch nicht können, da Italien andere Lohnverhältnisse hat. Für nächstes Jahr haben wir schon die Anbaufläche reduziert.

  • warum erfüllt das Getreide nicht die Anforderungen für den Bäcker Anna-Lotta?


    ich finde das ja total toll, dass Du deine Einblicke teilst

    Wenn durch zu viel Regen das Getreide z.B. auswächst, d.h. es keimt auf dem Acker in der Ähre. Das Korn hat schon einen kleinen Keimling und von irgendwas zu viel oder zu wenig an Inhaltstoffen....da müsste Ich meinen Mann fragen #schäm .

  • Handwerklich arbeitende Bäcker passen daher jährlich Ihre Teig-Gär Zeiten dem geernteten Getreide an.

    Da es davon aber nicht mehr viele gibt gibt es eine Inhaltsstoff Norm um Großbäckereien und Brotfabriken immer die gleiche Qualität zu garantieren, ist die gering über oder unterschritten muss das Getreide in den Trog.


    Claraluna deine Frage mit der Schraube versteh Ich nicht ganz, magst du Konkreter werden?

  • Es sind wieder mehr Kühe auf der Weide, hier haben viel Milchbauern auf Bio Umgestellt.

    In dem ganz vorn verlinkten Artikel protestieren die niederländischen Bauern aber genau dagegen, dass ihnen in den Naturschutzgebieten nur noch die Wahl zwischen Umstellung auf Bio oder aufgeben bleibt und das tun sie auch erschreckend heftig.


    Die von dir in deinen weiteren Beiträgen aufgezählten Lösungsmöglichkeiten sind leider nur Nischenprodukte. Im Supermarkt kaufen die Menschen nach dem Preis ein. Angesichts der wirtschaftlichen Lage, ist das auch nicht verwunderlich. Daher sind prinzipiell mögliche idyllische Produkte leider oft nur eine Beruhigung fürs Gewissen (also das es sie gibt). Die Realität sieht anders aus: die Viehaltung nimmt weiter zu, der ganz überwiegende Teil wird von zugekaufem Futter ernährt und in estrem hohen Zahlen gehalten, transportiert und geschlachtet.


    Egal, wie sehr es gedreht oder gewendet wird: hinsichtlich Flächen, Emissionen, Pestizide, Antibiotikaeinsatz, Wasserverbrauch, Dünger und Energieverbrauch macht das erst Futter anbauen, um es dann dem Tier zu geben einfach immer eine schlechte Bilanz. Das liegt nun einmal daran, dass ein Tier Platz braucht, zum Leben Energie und Wasser verbraucht und nur ein Teil des ursprünglichen Futters in dem anschließenden Produkten landet. Die Produktions- und Transportketten sind deutlich länger. Hinzu kommt, dass es zwar nett klingt, "nichts wegzuschmeißen", aber sich die Produkte eben gegenseitig finanzieren. Fleisch kann also nicht nur so billig sein, weil die Umweltkosten sich nicht auf den Preis niederschlagen, sondern auch, weil die Nebenprodukte auch noch etwas einbringen. Die Warenketten sind extrem durchkomponiert und beeinflussen sich gegenseitig. Auch in sozialer Hinseit ist es ein brutales Geschäft, wenn sich die Arbeitsbedingungen z.B. in der Schlachtung oder im Ledergeschäft näher angeschaut werden.


    Das alles ist in dem Bild der "glücklichen Kuh" auf der Weide nicht scihtbar und sie ist eben leider auch in der absoluten Unterzahl, den meisten anderen Tieren geht es gänzlich anders.

    Wenn wir einen Menschen glücklicher und heiterer machen können, so sollten wir es in jedem Fall tun, mag er uns darum bitten oder nicht.


    - Hermann Hesse: Das Glasperlenspiel -