Welche Wege führen zu einem Medizinstudienplatz wenn man kein Abi mit 1,0 hat?

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  • Warum mich das Thema so angeht: mich nervt es, dass immer wieder erzählt wird, dass es eine Noteninflation gibt, schnell wird daraus geschlossen, das Abi sei weniger wert usw.


    Es ist zum Glück die Zahl derer, die die Möglichkeit haben, Abi zu machen gestiegen. Da ist doch klar, dass auch mehr sehe gute dabei sind. Früher wurden die halt aufgrund ihrer Herkunft oder ähnlichem schon aussortiert.

  • Eine große Gruppe gab es noch, die ihren Studienplatz über Verpflichtung bei der Bundeswehr bekam (sie bekamen kein geringes 'Gehalt' schon ab dem 1. Semester) und eine noch größere Gruppe ausländischer StudentInnen, vorwiegend aus Dänemark und Norwegen. Das nur als Ergänzung.

    Oh ja, bei uns gab es eine große Gruppe von Schweden. Keine Ahnung, wie die an ihre Plätze gekommen sind?

    Jedenfalls hatten die alle vor, wieder in die Heimat zurückzugehen ( keine Ahnung, ob die einzelnen das auch so gemacht haben).

    Aber das sind nachher ja auch Absolventen, die der hiesigen Patientenversorgung nicht zur Verfügung stehen.

  • Mein Eindruck ist, dass es heute deutlich einfacher ist, sehr gezielt zu lernen und gute Noten zu bekommen, wenn man das unbedingt will. Wenn früher der Mathelehrer nicht erklären konnte, hatte man wenig Alternativen und bekam dann eine schlechte Note. Heute finden sich auf Youtube viele Erklärvideos. Im Netz finden sich jede Menge Musterlösungen und z.B. Musterdeutschaufsätze (hat meine Tochter die Klassenarbeit gerettet, als sie die völlig talentfreie Referendarin in Deutsch hatten und sie keinem Schimmer hatte, was wohl erwartet wird. Es gab einige Einser, die sich auch so vorbereitet hatten und viele schlechte Noten.)


    Dann denke ich, spielt auch die hohe Akademikerquote unter den Eltern sicher eine Rolle. Das sind Eltern, die ebenfalls unterstützen können.

  • :D in meinem Jahrgang gab es vier 1.0 Schülerinnen, im Jahrgang meines Kindes elf.

    Wir waren aber auch nur 47 insgesamt ?

    Das ist jetzt völlig OT, aber: krass! Ich habe beim Lesen hier irgendwie nicht zusammenbekommen, wie die doch recht vielen Medizin-Studienplätze alle mit 1,0-Abis gefüllt werden konnten, weil ich bis gerade eben davon ausging, die Notenverteilung bei uns sei typisch gewesen. Und da gab es bei 120 Leuten nur einmal 1,0 (und dann je einmal 1,4 + 1,5, und 2-3 mit 1,7).


    Viel Erfolg deiner Tochter, sandra!

  • Das war ja auch nicht immer so. Die jetzt ärztlich tätigen hatten beileibe nicht alle ein Abi mit 1,0 - vor 20 Jahren bekam man einen Medizinstudienplatz problemlos auch mit einem Zweierschnitt, zur Not mit etwas Wartezeit.

    Die Abinoten sind ja in den letzten Jahrzehnten auch besser geworden (Noteninflation) und gleichzeitig die Zahl der Abiturient:innen gestiegen.

    Seit etwa 30 Jahren schwankt der Durchschnitt zwischen 2,3 und 2,4. Ich erkenne keine besseren Noten.


    Ich hatte meine Infos hierher:
    https://de.wikipedia.org/wiki/Noteninflation#Abiturnoten


    Da werden verschiedene Quellen genannt, leider nur bis 2006 zurückgehend; interessant wären ja noch, wie es in den ca. 15-25 Jahren davor war.


    Hier steht auch etwas dazu:

    Faktencheck Noteninflation: Wird das Abi wirklich immer leichter?
    Der Philologenverband fordert strengere Abiturnoten. Tatsächlich ist eine Inflation erkennbar – doch nicht so stark wie oft behauptet. Ein Beitrag von Gábor…
    www.bpb.de


    Ich habe den Eindruck, dass auch das Punkte- und Kurssystem da etwas ausmacht. Ich konnte damals im Abi bis zu 840 Punkte sammeln, aber bei 770 hatte man schon eine 1,0.

  • Ich finde das so deprimierend hier zu lesen. Da fühlt man sich mit einem 2,x Abi wirklich, als sei man doof oder zumindest nicht willensstark genug oder whatever. Dabei frage ich mich schon seit meiner Zeit, wer denn eigentlich wirklich in allen Bereichen überdurchschnittlich gut sein kann?



    Eigentlich wollte ich nur reinhüpfen, weil unser Kinderarzt grad gestern erzählte, dass er ein 2,1er Abi hatte (mit Reli und Deutsch Leistung :D ) und dann über den medizinertest reingekommen ist und er ist wirklich ein sehr fähiger Arzt.


    Ansonsten drück ich deiner Tochter die Daumen, meine mittlere hat das auch vor und wird wahrscheinlich kein 1,0er Schnitt bekommen, daher lese ich auch mit.

    We must accept finite disappointment, but never lose infinite hope.

    Martin Luther King, Jr.

    ———-

    ebura mit S (*04), E (*05) und I (*12/21)

  • Ebura, ich habe sogar nur eine 3 vor dem Komma. Ich wollte mein Abi aber auch einfach nur mit Minimalaufwand bestehen, ich wusste, dass ich Musik studieren möchte, dafür musste ich eine Aufnahmeprüfung bestehen und einfach viel auf meinem Instrument üben.

    Ich kenne sogar einige Ärzte, die ein Abi mit schlechter als 2,5 (deutlich schlechter) haben, die sind super Ärzte. Haben das Studium ohne Probleme geschafft. Den Studienplatz haben sie über den Medizinertest und sehr wenig Wartezeit bekommen. Danach wurden sie nie wieder gefragt.

  • ich habe sogar nur eine 3 vor dem Komma

    Ich freu mich total gerade. :) Gefühlt gibt es in meinem Umfeld keinen nämlich niemanden, der eine 3 davor hat ... und auch heute schäme ich mich irgendwie ein wenig für meine Abinote und trau mich nie wirklich, da irgendjemandem von zu erzählen. #crying


    sandra Ich wünsche deiner Tochter auf jedenfall viel Erfolg, dass sie eine Möglichkeit findet, um ihr Wunschfach zeitnah studieren zu können. :)

    Manches fängt klein an,
    manches beginnt groß,
    aber manchmal ist das Kleinste das Größte. #love

  • sapa1910 falls Du magst #knuddel

    Ich kenne tatsächlich ein paar Leute. Aber viele wollen das tatsächlich auch nicht erzählen. Vielleicht stört es mich deshalb nicht so sehr, weil ich eben immer Musik studieren wollte und die Abinote dafür unwichtig war. Aber das Musikstudium sehen viele Leute auch nicht wirklich als echtes Studium. Darunter leide ich dann eher. Es hört sich für viele so an wie das Jodeldiplom von Loriot.

    Neben dem Bestehen der Abiturprüfungen hatte ich noch ein anderes Ziel: ich wollte besser abschneiden eines meiner Geschwister, das habe ich geschafft #freu . Aber genau das Geschwister hat auch sehr erfolgreich studiert und hat jetzt einen ziemlich guten Job.

    Also ich kenne tatsächlich mehrere Leute mit einem 3,x Abi und alles ganz normal schlaue Menschen. Sie hatten in Ausbildung und/oder Studium keine Probleme und haben auch gute Jobs.

  • ein sehr guter freund von mir hatte ein 2,7 oder 2,8 Abi... beim Medizinertest war er Jahrgangsbester. Zudem hat er dann auch das mit Abstand beste Krankenpflegeexamen seines Jahrgangs gemacht und wurde dafür ausgezeichnet. (heute ist er promovierter Kunsthistoriker 8o)


    Mich ärgert das übrigens masslos, dass alle so tun, als müsste man als Kind/Jugendliche*r, das*der*die Abi macht oder machen will, ein perfekter Allrounder sein und überall saumässig gut. Das ist einfach so dermassen bullshit. Man kann eine sehr sehr gute Ärztin sein aber in Kunst und Deutsch einfach schlecht. Und das ist ok. Bei uns ist es sogar so, dass eigentlich erwartet wird, dass man überall gute Noten hat, wenn man überhaupt auf ein Gymnasium möchte. Das ist einfach Quatsch.

    mit elfchen 04/09 und minielfchen 03/12


    quand ta thèse te pousse à bout et que tu veux tout arrêter kannste vergessen.


    #rose 49,7

  • sapa1910 falls Du magst #knuddel

    Ich kenne tatsächlich ein paar Leute. Aber viele wollen das tatsächlich auch nicht erzählen. Vielleicht stört es mich deshalb nicht so sehr, weil ich eben immer Musik studieren wollte und die Abinote dafür unwichtig war. Aber das Musikstudium sehen viele Leute auch nicht wirklich als echtes Studium. Darunter leide ich dann eher. Es hört sich für viele so an wie das Jodeldiplom von Loriot.

    Neben dem Bestehen der Abiturprüfungen hatte ich noch ein anderes Ziel: ich wollte besser abschneiden eines meiner Geschwister, das habe ich geschafft #freu . Aber genau das Geschwister hat auch sehr erfolgreich studiert und hat jetzt einen ziemlich guten Job.

    Also ich kenne tatsächlich mehrere Leute mit einem 3,x Abi und alles ganz normal schlaue Menschen. Sie hatten in Ausbildung und/oder Studium keine Probleme und haben auch gute Jobs.

    ich hab die Aufnahmeprüfungen fürs Conservatorium abgebrochen, weil ich dem Druck nicht standhielt. Soviel zum Jodeldiplom.

    mit elfchen 04/09 und minielfchen 03/12


    quand ta thèse te pousse à bout et que tu veux tout arrêter kannste vergessen.


    #rose 49,7

  • Ich habe ein 2,8er-Abi, was nun überhaupt nicht mit meinem IQ korreliert. ;) Ich hatte einfach keinen Bock auf die Schule und die Leute und die Hausaufgaben, und dann habe ich noch die Matheklausur mit 2 Punkten in den Sand gesetzt.


    Und ich wäre eine ziemlich gute Ärztin geworden, habe das aber wegen der Noten überhaupt nicht in Erwägung gezogen. Würde ich in der Retrospektive anders machen, dann halt wie meine Freundin mit Wartesemestern und einer medizinischen Grundausbildung.


    Indian Summer , das ist ja total gemein. Meine Eltern sind ja beide studierte Musiker (Gym-Lehrer), und meine Schwester hat für die Aufnahmeprüfung so hart geübt, weil Violine und Gesang nicht reichten, sie musste zwei Instrumente beherrschen. Ich finde das nicht minder hart als den Medizinertest. Sie hat echt monatelang von morgens bis abends am Klavier gesessen, weil sie bis 18 eher geklimpert als ernsthaft gespielt hat. Ich käme niemals auf die Idee, das nicht als echtes Studium zu sehen!

  • ich habe sogar nur eine 3 vor dem Komma

    Ich freu mich total gerade. :) Gefühlt gibt es in meinem Umfeld keinen nämlich niemanden, der eine 3 davor hat ... und auch heute schäme ich mich irgendwie ein wenig für meine Abinote und trau mich nie wirklich, da irgendjemandem von zu erzählen. #crying

    Bei mir war die Abinote nach der Studienzulassung ( und vielleicht ganz am Anfang des Studiums: wie hast du den Platz bekommen?) nie wieder Thema. Bei keiner Freundschaft, Bekanntschaft und dreimal nicht bei irgendeiner Bewerbun auf eine Stelle.

    Das ist hier seit vielen Jahren das erste Mal, dass das angesprochen wird.

  • Die Tochter meiner Freundin hat einen Abi Schnitt von 2,7 und studiert seit zwei Jahren Medizin in Ostdeutschland. Sie hat sowohl den deutschen als auch den österreichischen Test gemacht und knapp nicht geschafft. Die Wartezeit hat sie gut genutzt. Sie ist Intensivkrankenschwester und war ein Jahr in Kenia als Krankenschwester. Jetzt im Studium ist sie immer unter den besten 10%. Zu dem Studienplatz ist sie mit einem Test und einem Gespräch gekommen.

    Mein Neffe hatte 1,8 und hat nach einem Jahr Rettungssanitäter den Medizinertest gemacht. Er hat sich um 0,8 verbessert und damit seinen Studienplatz gesichert. Auf diesen Test muss man richtig lernen! Das geht nicht so nebenbei.

    holly mit Tochter (07/03) und Sohn (06/06)

  • Nur für die Statistik: mein Mann und ich haben beide 3,x Abi… beide wegen chronischer Schulunlust und Minimalaufwand. Wir wollten allerdings auch nie Medizin studieren.

    k. (*1979) mit p. (*02/2006), k. (*09/2008), h. (*12/2010) und f. (*09/2015)

  • Mann hat auch eine 3 vor dem Komma, Devise: „Hauptsache Abi“… Ich habe eine 2,7. Probleme damit hatten wir nie. Ist doch auch viel Glückssache/subjektiv. In Französisch konnte/wollte ich nur eines der beiden Themen vorbereiten, das kam dann dran und hat mich ziemlich gerettet. Mann bekam ein paar Noten geschenkt weil den LehrerInnen klar war, dass seine Begabung in Richtung Kunst/Design geht und er sicher keine „normale“ Hochschule besuchen wird. Einem Lehrer hat er sogar mal eine Auftragsarbeit für eine Note angefertigt #zwinker.

    es grüßt rosarot mit himmelblau (* april 09) und kunterbunt (*märz 11)

  • rosarot ich hab ja auch die Richtung Design probiert, bin allerdings in Darmstadt künstlerisch rausgeflogen und in Potsdam wegen Abi - kann man drüber streiten welche Methode besser ist. Die einen lassen erstmal alle bestehen die sie gut finden und sortieren später noch, die anderen lassen eben nur so viele Leute bestehen wie Plätze da sind.. fürs Studium 20 Jahre später konnte ich immerhin die maximale Anzahl an Wartesemestern anrechnen lassen ?

    k. (*1979) mit p. (*02/2006), k. (*09/2008), h. (*12/2010) und f. (*09/2015)

  • Och, mein Exfreund hatte ein 3.4-er Abi, hat den Studienplatz für Medizin durch sehr gutes Abschneiden beim Test bekommen und neben Medizin parallel noch Mathematik studiert. In beiden

    Fächern hat er recht durchschnittlich abgeschlossen und ist dann nach der Pflichtzeit in Klinik in der Forschung gelandet, was aber für ihn und etwaige PatientInnen wirklich die bessere

    Wahl war (sieht er selbst auch so).


    doanka , war es mit den SchwedInnen auch so schwierig in Kontakt zu treten wie bei uns mit den norwegischen StudentInnen? Die dänischen

    Studierenden hingegen waren sehr offen und lustig und wir wurden schnell mit ihnen warm.

    Was machen Sie? Nichts. Ich lasse das Leben auf mich regnen.
    Rahel Varnhagen