Welche Wege führen zu einem Medizinstudienplatz wenn man kein Abi mit 1,0 hat?

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  • (OT: Schokojunkie, meine Tochter wird nächstes Jahr in F zu 100% auf Englisch studieren, geben tut es das also schon vereinzelt. Allerdings macht sie nicht Medizin.)

  • Ich habe jetzt nicht alles gelesen, aber der Sohn einer Freundin studiert aus diesem Grund seit zwei Jahren Medizin in Tschechien. Die Lehrsprache ist Englisch und ihm gefällt es sehr gut.

    Räubermutter mit Räubersohn (01/2006), Rumpelkind (06/2013) und Räuberhund (09/2011)



    “We don’t stop playing because we grow old; we grow old because we stop playing.” (G.B. Shaw)
    G.B. Shaw
  • Taura die Problematik, die diese langfristige Verpflichtung mit sich bringt, haben wir ja weiter oben schon besprochen.

    Ich bin sehr gespannt, ob diese Vertragsstrafe rechtlich haltbar ist, wenn in 10 Jahren die ersten doch eine andere Lebensplanung umsetzen wollen als heute gedacht.

  • Taura die Problematik, die diese langfristige Verpflichtung mit sich bringt, haben wir ja weiter oben schon besprochen.

    Ich bin sehr gespannt, ob diese Vertragsstrafe rechtlich haltbar ist, wenn in 10 Jahren die ersten doch eine andere Lebensplanung umsetzen wollen als heute gedacht.

    Oder die Leute Ihr Studium abbrechen, beim Auslandssemester dort hängenbleiben, oder aufgrund einer eigenen Erkrankung auf Fachärzte in städtischer Region angewiesen sind.

  • und vor allem ist nicht jeder zum Landarzt geeignet. Es gibt jede Menge gute Mediziner die nicht diese Hausarzt Rundum Betreuung können. Diese Erkenntnis, dass man vielleicht besser in einem Labor oder in einem Operationssaal aufgehoben ist, die kommt doch erst später.

    Schokojunkie mit Töchtern (5/07 und7/09)

  • Entschuldigt bitte, dass ich mich überhaupt nicht mehr gemeldet habe, hier überschlugen sich anderweitig die Ereignisse und irgendwie ging alles unter. Zumal meine Tochter auch grade eine längere Reise macht, ich hoffe ja heimlich, dass sie es sich in der Zeit nochmal anders überlegt, angesichts dessen was uns im Gesundheitssystem in den nächsten zwanzig bis dreissig Jahren erwartet #hmpf


    Das Ding mit der Landarztquote sehe ich auch kritisch, eben weil man sich doch am Anfang noch nicht festlegen kann, in welche Richtung es später gehen soll. Eine Privatuni können wir uns nicht leisten, das heisst sie müsste einen hohen Kredit aufnehmen und hätte dementsprechend erstmal ohne Ende Schulden - das ist halt auch so eine Sache.

    Medizinertest wird sie sicher versuchen. Sie ist allerdings etwas ernüchtert, weil ihre Abi-1,2-Überflieger-Freundin in der letzten Runde durch den Medizinertest gefallen ist :wacko:

    Gleiches für Österreich, muss man sehen.

    Erstmal im Ausland studieren scheint mir durchaus eine Option zu sein.


    Eine komplette Pflegeausbildung möchte sie nicht machen, aber Rettungsdienst ist sie schon länger am Überlegen.


    Eure vielen Tipps und Überlegungen waren total hilfreich, ich halte euch gerne auf dem Laufenden, wenn es etwas zu berichten gibt #blume

  • Zu der Landarztquote - ich habe Bekannte in den USA und Frankreich, die ueber solche Wege ihr Studium finanzierten. Diese Menschen hatten Familie und waren sehr zufrieden mit ihrer Entscheidung, auch weil sie dadurch keine oder nur wenige Schulden aus dem Studium mitbrachten. Und nach den 10Jahren ist man frei etwas anderes zu tun. Vielleicht spielt da auch mit rein, dass man in Deutschland weniger haeufig umzieht. Dennoch wollte ich diese positiven Erfahrungen da lassen.

    "C'est ici que l'aventure se mêle au vent de la mer."

    Pierre Marc Orlan


    If something won't matter in 5 years, don't waste more than 5 minutes worrying about it now.

  • Zu der Landarztquote - ich habe Bekannte in den USA und Frankreich, die ueber solche Wege ihr Studium finanzierten. Diese Menschen hatten Familie und waren sehr zufrieden mit ihrer Entscheidung, auch weil sie dadurch keine oder nur wenige Schulden aus dem Studium mitbrachten. Und nach den 10Jahren ist man frei etwas anderes zu tun. Vielleicht spielt da auch mit rein, dass man in Deutschland weniger haeufig umzieht. Dennoch wollte ich diese positiven Erfahrungen da lassen.

    Nach 10 Jahren Niederlassung zu wechseln ist halt in unserem System nicht wirklich einfach, wenn überhaupt machbar.

    Man hat ja einen KV Sitz erst beantragt und dann bekommen, im Zweifelsfall einen hohen Kredit für die Praxisablöse und Modernisierung aufgenommen (der evtl nach 10 Jahren noch nicht abgezahlt ist), sich sein Personal zusammengesucht und seine Patienten kennengelernt. Das ist alles sehr aufwändig und anstrengend und ich kann mir kaum vorstellen, dass das jemand macht bzw sich so plant. Das Thema neuer Lebensmittelpunkt und Umzug ist da nur einer unter mehreren.

  • doanka das sind Punkte, die ich so gar nicht richtig gewusst haette, und das ist wichtig, das nochmal so klar zu lesen.

    "C'est ici que l'aventure se mêle au vent de la mer."

    Pierre Marc Orlan


    If something won't matter in 5 years, don't waste more than 5 minutes worrying about it now.

  • doanka das sind Punkte, die ich so gar nicht richtig gewusst haette, und das ist wichtig, das nochmal so klar zu lesen.

    Ich denke, da hat jedes Land ein eigenes eventuell komplexes System.

    So ganz verstanden hab ich das hierzulande auch erst, als ich das alles einmal "durchlebt" habe. Und kann mir daher gar nicht vorstellen, dass nochmal machen zu wollen/müssen.

  • Mal eine andere Frage in diesem Zusammenhang:


    Laut statista.de haben wir In DE ca. 10.000 Absolventen im Studienfach Allgemeinmedizin pro Jahr. Gehen die alle in den ärztlichen Dienst oder gibt es mittlerweile auch andere Arbeitsbereiche, die für Mediziner attraktiv(er) sind?


    Statista sagt auch, dass wir im OECD-Vergleich eher unterdurchschnittlich ausbilden. Auf 100.000 Einwohne kommen bei uns 12 Absolventen, im OECD-Schnitt sind es 13,1. Eigentlich müsste die da doch die Zahl der Studienplätze erhöht werden? Im Vergleich zu den Studienplätzen insgesamt, ist Medizin deutlich unterdurchschnittlich gewachsen.

    Zahl der Studierenden insgesamt (Faktor 3,5)

    - 1975: 836.000

    - 2021: 2.900.000

    Zahl der Medizinstudenten (Faktor 2,4)

    - 1975: 43.000

    - 2021 205.000

    (Zahlen von destatis.de gerundet)


    Interessant ist auch die Geschlechterverteilung. 1975 war nur ein gutes Drittel Medizinstudenten weiblich inzwischen liegt der Frauenanteil bei ca. 70%. Bezogen auf die Studierenden insgesamt ist das Verhältnis männlich : weiblich in etwa gleich.

  • Ich glaube, das Studienfach heißt Humanmedizin. Allgemeinmedizin ist dann eine Facharztausbildung nach dem Studium.

    Natürlich kann man mit einem Studium Humanmedizin danach auch in anderen Bereichen arbeiten. Ich könnte mir Journalismus, Forschung, Pharmabranche als erstes vorstellen. Gibt bestimmt auch noch andere Möglichkeiten.

  • Indian Summer

    das denke ich auch, allerdings verwendet statista.de ausdrücklich auch den Begriff "Allgemeinmedizin". Die Statstik heißt wörtlich "Anzahl der Studenten im Fach Allgemeinmedizin". M. W. ist das dann erst eine der möglichlichen Facharztausbildungen im Anschluss an das Studium. Erst etwas weiter im zugehörigen Artikel wird Begriff Humanmedizin verwendet. Keine Ahnung, warum sie da so ungenau sind.

  • Ja, es gibt kein Studienfach Allgemeinmedizin, das hat jemand geschrieben, der keine Ahnung hat, schlampig gearbeitet, sich nicht mit der Materie beschäftigt, oder was auch immer, vermutlich sind einfach Absolvent*innen der Humanmedizin gemeint, die haben alle noch keine FA Bezeichnung.

    Ich bin auch gegen die Landarztquote. Zum einen suggeriert es, dass das ja kein so schwieriges Feld ist, denn da kann man auch schwächere zulassen als für alle anderen Fächer (was nicht stimmt), zum anderen ist es wirklich unmöglich, als Abiturient*in mit 18 Jahren und ohne überhaupt Einblicke ins Medizinsystem zu haben, sich festzulegen, wo und was man bis rund 20 JAhre später arbeiten will. Es gibt in der Regel keinen Weg zurück. Nach 10 JAhren HAusarztmedizin geht niemand mehr zurück an eine Uniklinik und beginnt mit einer ganz anderen FA Ausbildung und wird zB Augenärztin.

  • Vor allem ist doch der NC total absurd. Ein supertolles Abi sagt doch lange nichts darüber aus, ob man später eine gute Ärztin wird.


    Ich kenne eine Ärztin, die Medizin studiert hat, weil es halt "Familientradition" ist. Sie wäre eine tolle Kinder- oder Hausärztin, so von Empathie und Wissen und Sorgfalt her. Aber sie hat eine wahnsinnige Angst, mit ihrer Behandlung jemandem zu schaden, also ist sie Pathologin. Sie hätte richtig schlimme Probleme, wen sie über die Landarztquote verpflichtet worden wäre, mit Patienten zu arbeiten.


    Zu der Landarztquote - ich habe Bekannte in den USA und Frankreich, die ueber solche Wege ihr Studium finanzierten. Diese Menschen hatten Familie und waren sehr zufrieden mit ihrer Entscheidung, auch weil sie dadurch keine oder nur wenige Schulden aus dem Studium mitbrachten. Und nach den 10Jahren ist man frei etwas anderes zu tun. Vielleicht spielt da auch mit rein, dass man in Deutschland weniger haeufig umzieht. Dennoch wollte ich diese positiven Erfahrungen da lassen.

    Nach 10 Jahren Niederlassung zu wechseln ist halt in unserem System nicht wirklich einfach, wenn überhaupt machbar.

    Man hat ja einen KV Sitz erst beantragt und dann bekommen, im Zweifelsfall einen hohen Kredit für die Praxisablöse und Modernisierung aufgenommen (der evtl nach 10 Jahren noch nicht abgezahlt ist), sich sein Personal zusammengesucht und seine Patienten kennengelernt. Das ist alles sehr aufwändig und anstrengend und ich kann mir kaum vorstellen, dass das jemand macht bzw sich so plant. Das Thema neuer Lebensmittelpunkt und Umzug ist da nur einer unter mehreren.


    Aber kann man da nicht auch in Partnerschaft in eine bestehende Praxis bei einem erfahrenen Arzt einsteigen? Ich finde es absurd, sich vorzustellen, dass eine Person Mitte/Ende 20 sich ohne weiteres Backup einfach so selbständig machen kann.

  • Vor allem ist doch der NC total absurd. Ein supertolles Abi sagt doch lange nichts darüber aus, ob man später eine gute Ärztin wird.

    Das ist der Kernpunkt. Ein 1,0er Abi sagt nichts darüber, ob man später eine gute Ärztin wird.

    Das war ja auch nicht immer so. Die jetzt ärztlich tätigen hatten beileibe nicht alle ein Abi mit 1,0 - vor 20 Jahren bekam man einen Medizinstudienplatz problemlos auch mit einem Zweierschnitt, zur Not mit etwas Wartezeit.

  • Also ich hab 1994 mit dem Studium angefangen. Mit meinem Schnitt von 1,3 hätte ich gerade noch so einen Platz bekommen- ich kam aber über meinen hohen Prozentrang beim Medizinertest rein.

    Die 10 besten % des Tests kamen unabhängig von der Abinote rein. Bei den anderen wurde Note und Testergebnis irgendwie zusammengerechnet.

    Jedenfalls war ich damals mit meinem Abischnitt nicht obere Spitze, um mich rum waren schon reihenweise Studis mit besseren Schnitten. Klar gab es vereinzelt welche, die mit ihrer Wartezeit oder durchs Auswahlgespräch reingekommen waren, das waren aber exotische Ausnahmen.

    Also mit einem zweier Schnitt war es schon vor fast 30 Jahre auch nicht leicht, einen Platz zu bekommen.

    Keine Ahnung, wann das mit dem NC losging. Ich muss mal meine Eltern fragen, die haben in den 60ern studiert.

    Einfach einschreiben und losstudieren durften die glaub ich auch nicht.

    Das Thema ist extrem schwierig und komplex- ich wüsste auch keine „Methode“, um da zu sieben. Das System bisher ist mM halt darauf ausgelegt, dass die zugelassenen das Studium ganz gut packen. Ich glaube, dafür passt es auch ganz gut.

    Das Studium hat aber halt va am Anfang sehr wenig mit dem späteren Beruf zu tun. Das kommt ja va in der Facharztausbildung.

    Uns wurde immer gesagt, dass das Studium eine BerugsVORbildung ist, danach kommt die BerufsAUSbildung (wer dann eben in Patientenversorgung will).

    Meines Wissens nach gehen 30-40% eines Jahrgangs nicht in die inländische Patientenversorgung.

  • Also mit einem zweier Schnitt war es schon vor fast 30 Jahre auch nicht leicht, einen Platz zu bekommen.

    Vielleicht abhängig vom Studienort? Ich bin mit ein paar Ärzt*innen befreundet, die mit einem guten Zweierschnitt plus ein paar Wartesemestern studiert haben, allerdings nicht an den mega beliebten Unis.



    Meines Wissens nach gehen 30-40% eines Jahrgangs nicht in die inländische Patientenversorgung.

    Das sind ja krasse Zahlen! Heisst die gehen ins benachbarte Ausland oder weiter weg?