Welche Wege führen zu einem Medizinstudienplatz wenn man kein Abi mit 1,0 hat?

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  • Der NC ist auch deshalb absurd, weil das Schulsystem mehr Mädchen mit 1,0 Abituren hervorbringt und so systematisch weniger junge Männer Zugang zum Medizin- (oder auch Psychologie-)studium haben. In einigen Jahren wird es kaum noch männliche Psychotherapeuten geben, in meinem Abschlussjahrgang war die Verteilung noch 60/40. In der Medizin wird es dazu führen, den Ärztemangel zu verschärfen weil viele der jungen Ärztinnen irgendwann doch eine Teilzeitstelle suchen, weil sie aus jeweils nachvollziehbaren Gründen in diesem System nicht voll arbeiten können oder wollen. Hier in der Kleinstadt schlägt das schon voll durch. Ein erheblicher Teil der Hausarztsitze ist unbesetzt, wer noch keine/n Hausarzt/ärztin hat, hat Pech gehabt. Die ganze Steuerung ist offensichtlich falsch angelegt und den Rest erledigt das Gesundheitssystem indem es im Vergleich zu anderen Ländern schlechtere Bedingungen anbietet. Hier in Süddeutschland wandern viele junge MedizinerInnen in die Schweiz ab. Das man das geschehen lässt finde ich unfassbar angesichts der Situation hier.

  • Es gibt auch Stellen für Ärzt*innen in der (Unternehmens-)forschung, dem öffentlichen Gesundheitsdienst oder sonst wie angrenzenden Gebieten.

  • sandra ja, der Studienort spielt sicher eine große Rolle. Ich hab ja in Freiburg studiert, das war (und ist) sehr beliebt. Damals waren viele Orte im Osten leichter vom Zugang. Aber Knackpunkt sind sicher auch die Wartezeiten- wer 6 oder 8 Semester mit ner Saniausbildung etc gewartet hat, der kam dann auch rein. Ich durchschaue das mit den Wartezeiten aktuell nicht mehr…


    Wegen der Patientenversorgung: zu meiner Zeit ( und ich denke, heute ists noch ähnlich) waren Schweiz und Skandinavien wegen Bezahlung und Arbeitsbedingungen sehr beliebt. Und dann nicht zu vergessen, alle die in reiner Forschung und Lehre hängenbleiben, die Pharmaindustrie sucht auch oft gezielt nach Humanmedizinern, die Krankenkassen, und dann gibts noch so Nischen wie Medizinjournalismus. Da kommt schon was zusammen. Es gibt auch extra Messen, zu denen wir als Studis eingeladen wurden, wo intensiv über alternative Arbeitsgebiete informiert wurde.

    Mit einem Meizinstudium kann man schon in sehr vielen sehr verschiedenen Bereichen tätig sein, das ist auf den ersten Blick nicht so offensichtlich.

  • even : hast du irgendwo zahlen zur Geschlechtsverteilung bei 1,0-Abis? Dass es mehr Mädchen mit besseren Schnitten als 1,8 gibt, ist belegt. Aber ich hatte - rein anekdotisch - den Eindruck, dass es bei 1,0 eher ausgeglichen ist.

  • Sollte Innsbruck für sie in Frage kommen, sagt Bescheid, dann hätte ich eventuell eine Wohnung für sie. :)

  • Oh Gott natürlich, ich stand völlig auf der Leitung und habe ausschliesslich an die direkte medizinische Versorgung gedacht #hammer

  • Sollte Innsbruck für sie in Frage kommen, sagt Bescheid, dann hätte ich eventuell eine Wohnung für sie. :)

    *kreisch* *kreisch* *kreisch*


    Innsbruck wäre der Jackpot, sie wird auf jeden Fall versuchen dort einen Studienplatz zu bekommen, weil sie dann auch regelmäßig nach Hause könnte #love


    Wir lesen uns ja sowieso, aber falls das Angebot nächstes Jahr auch noch steht und sie einen Sechser im Lotto einen Studienplatz in Innsbruck bekäme, hörst du das Geschrei von mir eh überall :D

  • Vor allem ist doch der NC total absurd. Ein supertolles Abi sagt doch lange nichts darüber aus, ob man später eine gute Ärztin wird.

    Das ist der Kernpunkt. Ein 1,0er Abi sagt nichts darüber, ob man später eine gute Ärztin wird.

    Das war ja auch nicht immer so. Die jetzt ärztlich tätigen hatten beileibe nicht alle ein Abi mit 1,0 - vor 20 Jahren bekam man einen Medizinstudienplatz problemlos auch mit einem Zweierschnitt, zur Not mit etwas Wartezeit.

    Es mag zwischendurch mal besser gewesen sein, aber auch Ende der 80 er Jahre brauchte man eher 1,4 als 2,0. Das war nach der Wiedervereinigung kurz besser, wenn man bereit war in den Osten zu gehen.

    Der NC sagt vor allem etwas darüber aus wie fleißig jemand zunächst zusamnenhangloses Zeugs lernt. Das ist eine Fähigkeit die im Medizinstudium gebraucht wird. Die Zusammenhänge erschließen sich später.

    Irgendwie müssen die Plätze ja verteilt werden, eine spezielle Aufnahmeprüfung wäre wahrscheinlich besser

    Schokojunkie mit Töchtern (5/07 und7/09)

  • Ich hab 1999 angefangen (mit 1,0) zu studieren und mein Freundeskreis hat (an einer beliebten Uni) fast komplett auch mit 1,0 oder 1,1 Abi gemacht. Ich erinnere mich an eine Studentin, die über Wartesemester reingekommen ist, sonst niemanden. Medizinertest gab es da gerade nicht. Mein Eindruck ist schon, dass es auch in der Vergangenheit vor allem die Abinote war, die zu einem Platz geführt hat.

  • Ich meine, mal gelesen zu haben, dass ein sehr gutes Abi durchaus mit dem Studienerfolg in Medizin korreliert, also Abschlussnote, geringe Abbrecherquoten usw.

    Es wird ja immer gesagt, dass das nicht automatisch gute Ärzt*innen seien, aber wie genau will man das denn messen. Ich würde sagen, zumindest sind es keine schlechteren Ärzt*innen. Einserabiturient*innen sind ja nicht automatisch empathielos.

  • Diejenigen die Wartesemester hatten, hatten zum großen Teil eine Ausbildung in der Pflege oder als MTA gemacht. Da gab es schon einige.

    Aber damals hat man sich auch nur bei der zvs Zentralstelle zur Vergabe von Studienplätzen beworben.

    Da wurde dann anhand der Note und des Ergebnisses des medizinertests eine Rangfolge erstellt. Von dieser Liste sind die Leute auf die vorhandenen Studienplätze verteilt worden. Es gab immer wieder Nachrücker, Leute die zwar einen Studienplatz hatten aber erst Zivildienst machen mussten, welche die es sich nochmal anders überlegt haben....deren Plätze wurden mit denen die auf der Liste nicht dran kamen aufgefüllt.

    Insofern gab es damals dir Möglichkeit mit einem naja Abitur und sehr gutem medizinertest ins Studium reinzukommen.

    Schokojunkie mit Töchtern (5/07 und7/09)

  • eine weitere Möglichkeit, Wartesemester sinnvoll zu nutzen, wäre ein "Freiwilliges Jahr in der Wissenschaft ", z.B. an der mhh medizinischen Hochschule Hannover.

    Hier ist man direkt in einer medizinischen Forschungsgruppe eingesetzt.

    annalin mit Nr 1 M 9/2003 und Nr2 W 3/2006

  • Also, an der eher wenig beliebten, aber großen Uni tief im Westen, an der ich in den 90ern mein Studium angefangen habe, gab es viele StudentInnen, die über Wartezeit einen Platz bekommen hatten. Die meisten haben eine Ausbildung in der Pflege gehabt und ein paar MTAs waren auch dabei. Eine große Gruppe gab es noch, die ihren Studienplatz über Verpflichtung bei der Bundeswehr bekam (sie bekamen kein geringes 'Gehalt' schon ab dem 1. Semester) und eine noch größere Gruppe ausländischer StudentInnen, vorwiegend aus Dänemark und Norwegen. Das nur als Ergänzung.

    Ich kannte ein paar, die nach ein paar erfolglosen Prüfungen in Budapest ihr Glück versucht haben, aber da brach der Kontakt ab, sodass ich nicht weiß, wie es bei ihnen weiter gegangenen ist.


    Ich bewundere die Entschlossenheit, deiner Tochter sandra und drücke ihr die Daumen für den Wunsch-Studienplatz.

    Was machen Sie? Nichts. Ich lasse das Leben auf mich regnen.
    Rahel Varnhagen

  • Das war ja auch nicht immer so. Die jetzt ärztlich tätigen hatten beileibe nicht alle ein Abi mit 1,0 - vor 20 Jahren bekam man einen Medizinstudienplatz problemlos auch mit einem Zweierschnitt, zur Not mit etwas Wartezeit.

    Die Abinoten sind ja in den letzten Jahrzehnten auch besser geworden (Noteninflation) und gleichzeitig die Zahl der Abiturient:innen gestiegen.

    Seit etwa 30 Jahren schwankt der Durchschnitt zwischen 2,3 und 2,4. Ich erkenne keine besseren Noten.


    (Ich nehme die zwei letzten Jahrgänge aus, die unter Pandemiebedingungen ihren Abschluss gemacht haben. Warum die so viel besser sind wäre eine Diskussion wert, ich habe durchaus Ideen).




    Auf die Schnelle hier z.B. BW:

    https://www.statistik-bw.de/Pr…ng%20vor%20der%20Pandemie.

  • Das war ja auch nicht immer so. Die jetzt ärztlich tätigen hatten beileibe nicht alle ein Abi mit 1,0 - vor 20 Jahren bekam man einen Medizinstudienplatz problemlos auch mit einem Zweierschnitt, zur Not mit etwas Wartezeit.

    Die Abinoten sind ja in den letzten Jahrzehnten auch besser geworden (Noteninflation) und gleichzeitig die Zahl der Abiturient:innen gestiegen.

    Seit etwa 30 Jahren schwankt der Durchschnitt zwischen 2,3 und 2,4. Ich erkenne keine besseren Noten.


    (Ich nehme die zwei letzten Jahrgänge aus, die unter Pandemiebedingungen ihren Abschluss gemacht haben. Warum die so viel besser sind wäre eine Diskussion wert, ich habe durchaus Ideen).

    Laut dubioser Internetquellen (ich meine es war im Spiegel) ist zwar der Durchschnitt ähnlich, die Verteilung aber an beiden Enden deutlich höher als früher. Also sehr viel mehr 1er Abis, aber auch sehr viel mehr 3,5 bis 4,0. Früher gab es mehr 2er Abis.

    Kann dazu eine mehr sagen und das verifizieren oder falsifizieren?

    LG, Kalliope


    Und bist du nicht willig, so brauch ich Geduld! (Prof. Peter Kruse) tap.gif

  • Ich bin nur am Handy und da ist das immer nervig, aber das hatte ich auch mal gelesen.

    Passt ja dazu, dass die GS-Lehrkräfte schon länger berichten, dass die Kinder sich immer krasser unterscheiden. Sprich: die Schere geht immer weiter auseinander.


    Edith (meine Oma hieß so ❤️): es gibt ja auch immer mehr Fächer für die ein guter Schnitt wichtig ist. Die die es können sind deshalb vielleicht motivierter das zu schaffen. In meinem Jahrgang haben nur sehr wenige auf ihren Schnitt geachtet weil sie eben z.B. Medizin im Blick hatten.

  • Ich kann nur dazu sagen, dass ich das genau so schon an verschiedenen Stellen gelesen habe (und mir die vielen 1,0 Abis schon länger auffallen. In meinem Jahrgang gab es an meiner Schule in den 90ern kein einziges 1,0 Abi, ich hatte den zweitbesten Abschluss. Mit der Note wäre ich im Jahrgang meiner Tochter ungefähr auf Platz 25 gewesen…dort gab es 6 mal 1,0 8o)