Warum gibt es Kindergartenferien?

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  • Hier ist es in jeder Kommune anders. Wir haben 10km entfernt gewohnt, da gab es einkommensabhängige Gebühren. Da war man ab 3.500€ brutto im Monat inklusive Kindergeld reich und in der höchsten Stufe und wir hätten für unsere drei Kinder 1.200€ bezahlt (2 u3, 1 ü3 damals). Dann sind wir lieber umgezogen, wie gesagt 10km weiter, gleiches Alter der Kinder, 550€ für alle zusammen, nicht einkommensabhängig, dafür nach Kinderzahl gestaffelt (GT 8h mit Essen).


    Die Unterschiede sind enorm.

  • Ich bin nicht bereit sowas zu finanzieren… gesellschaftlich.

    Was wärest Du nicht bereit gesellschaftlich zu finanzieren? Kinderbetreuung?


    Ich finde das einen immens wichtigen Aspekt, diese qualitativ und quantitativ hochwertig zu finanzieren. Kinder sind die (finanzielle) Zukunft der Gesellschaft und jeder Euro, den wir da investieren, ist gut angelegt. Die Kosten bekommen wir sonst hinterher.

    Das Totschlagargument schlechthin. Komischerweise hat die alte BRD ganz gut funktioniert ohne rundum Kinderaufbewahrung. Ich kenne das Argument von euch ja. Schon tausendmal gelesen ohne wirkliche Begründung.

    Ich meine es ist an der Zeit die Verantwortung wieder mehr ins private zu verlagern.

    Letztendlich ist es ja total egal was ich meine, die Wähler entscheiden. Und ich bin mir ziemlich sicher dass sich unsere ältere Gesellschaft nicht für das rundum sorglos Paket für Familien entscheidet das sie früher auch nicht hatten.

    Grüße von Claraluna


    Shoot for the moon. Even if you miss you will land among the stars.

  • Gerade nachgesehen: Für uns wurde in unseren letzten drei Wohnorten der Kindergartenbeitrag unserer Jüngsten (die beiden großen Kinder werden nicht mehr betreut) aktuell zwischen 11 und 565 Euro kosten für einen 9-Stundenplatz.

  • Die demographische Situation ist aber unterdessen eine ganz andere als in der alten Bundesrepublik. Wir haben im Verhältnis eine sehr viel größere Anzahl an Rentner/inn/en. Irgendwer wird auch die Renten erwirtschaften und den ganzen Laden im Land in Gang halten müssen.

    Gut, diese Rentner/innen dürfen ja durchaus der Meinung sein, dass die Eltern sich mal gefälligst selber um ihre Kinder kümmern sollen, das ging ja früher auch. Aber das sind dann die Frauen die fehlen: in den Kliniken, in der Pflege, als Hausärztin, als Sprechstundenhilfe, als Bedienung im Café oder im Biergarten und in anderen touristischen Dienstleistungen, aber auch in vielen anderen Bereichen. Und wenn die Männer mit den Kindern zu Hause bleiben, wird es auch nicht besser.

    ... und ganz abgesehen davon, zweifele ich, dass die meisten heutigen Rentner/innen so ihren Lebensabend verbringen wollten, wie alte Leute dies in der "guten alten Zeit" in der alten Bundesrepublik taten.

  • Die "alte BRD", das Wirtschaftswunder, wie schön das gewesen sein muss, als man mit der Einverdiener-Hausfrauen-Ehe lebte, in der der Mann noch bestimmen durfte, ob die Frau arbeiten darf.

    Leider für viele Familie heutzutage (und das nicht erst mit der aktuellen Inflation), völlig utopisch, dieses Modell zu leben. Komischerweise haben wir jetzt auch ganz andere Geburtenraten in unserer alternden Gesellschaft, wo es irgendwann mehr Rentner als Steuerzahler geben könnte, wenn die ganzen Boomer in Rente gehen.


    Tut mir leid, mit dieser Idealisierung der guten alten Zeiten kann ich nichts anfangen. Ein "rundum-Sorglos-Paket" für Familien, weil diese sich zwischen mehreren Jobs, Kindern, weniger Unterstützung durch Großfamilien etc. durchkämpfen, soso. Jeder, der Ahnung von Finanzen hat, würde von diesem "rundum-sorglos-Paket" abraten zugunsten einer DINKi-Lebensgestaltung. Man kann ja mal schauen, wo das Geld in dieser Gesellschaft sitzt. Sicher nicht vorrangig bei den Familien, denen man es doch so unnötig in den Hintern schiebt #rolleyes .

  • Den Lebensstandard von damals könnte man wahrscheinlich heute auch noch häufig mit einem Gehalt finanzieren. Aber das findet sicherlich keine Mehrheit. Die Ansprüche an Ausstattung und Entertainment sind doch im Vergleich zu den 60ern deutlich gestiegen.


    Die Ansprüche an die Kinderbetreuung übrigens auch. Meine Großeltern haben in den Fünfzigern und Sechzigern beide Vollzeit gearbeitet, da gab es zwar zeitweise ein Kindermädchen, aber es kam auch schon mal vor, dass das Baby auf dem Balkon vergessen wurde...

  • aber es kam auch schon mal vor, dass das Baby auf dem Balkon vergessen wurde...

    #stumm ...oder im Kinderbettchen festgebunden und mit Schnappsnuckel ruhig gestellt, damit die Eltern aufs Feld konnten.

    Die DDR-Krippen waren sicher in vielen nicht ideal, aber was ich für Geschichten von alten Leuten auf dem Dorf gehört habe, wie man früher im Westen die Kinderbetreuung sicher stellte - und auf dem Dorf musste die Mutter mit in der Landwirtschaft schuften - das kann echt kein Vorbild sein.

  • Die Grundidee des Kindergartens war gerade Kindern von ärmeren Eltern, die beide arbeiten mussten und sich kein Kindermädchen o.ä. leisten konnten, eine gute Umgebung und Betreuung anzubieten. Erstaunlich, dass wir hier 180 Jahre später immer noch darüber diskutieren, ob es wirklich so ein "rundum-sorglos"-Paket braucht.


    Stichtag - 28. Juni 1840: Fröbel gründet den ersten deutschen Kindergarten
    Friedrich Fröbel hat den richtigen Riecher für die Bedürfnisse von Kindern. Am 28. Juni 1840 gründet der Pädagoge in Thüringen den ersten "Allgemeinen…
    www1.wdr.de

    Friedrich Fröbel - Geschichte und Idee des Kindergartens - SpielundLern Blog
    Kaum jemand würde heutzutage bestreiten, dass Kleinkinder eine altersgemäße Form der Erziehung brauchen. Sie brauchen eine Umgebung, die ihre Entwicklung…
    www.spielundlern.de

  • Ist das zwangsweise so? Bei vielen reicht das Doppelgehalt für Miete, Essen, gebrauchtes Auto, einfachen Handyvertrag und Versicherungen.

  • Also, westdeutsche Kindheit in den 70 er Jahren.

    Beide Eltern berufstätig, Das ging mit viel Organisation. Kindermädchen, nach dem Kindergarten noch mit der Erzieherin nach Hause und dort zu Mittag gegessen. Meine Mutter hat uns danach abgeholt.

    Und ab 5 Jahren auf einer (privaten) Ganztagsschule.

    Die staatliche Betreuung war mau, das musste man selbst organisieren und ordentlich Geld dafür hinlegen.

    Es war aber auch so dass man immer jemanden gefunden hat der als Kindermädchen arbeiten wollte.

    Ich bin schon froh dass es heute bessere Betreuung gibt , würde sie auch ausbauen. Geld zahle ich so oder so.

    Zurück in die 70er will niemand.

    Schokojunkie mit Töchtern (5/07 und7/09)

  • Ich finde das immer wieder spannend welche inhaltsleeren Antworten auf meine Frage der Finanzierung bzw. wer bereit ist Geld dafür in die Hand zu nehmen kommen. Lasst gut sein.

    Ich bin dann mal weg ?

    In einem Land das es mit Pflege und medizinischer Versorgung, Lebensqualität besser hinbekommt

    Viel Spaß beim Arbeiten

    Grüße von Claraluna


    Shoot for the moon. Even if you miss you will land among the stars.

  • Es war aber auch so dass man immer jemanden gefunden hat der als Kindermädchen arbeiten wollte.

    Das machen ja z.B. heute kaum noch Leute außer Aupairs, und wenn, dann zu Bedingungen, die sich nur Wohlhabende leisten könnten. Da verschieben sich einfach auch die Anforderungen (richtigerweise) in eine Richtung, die auch dem Kindermädchen ordentliche Arbeitsbedingungen verschafft.


    Den Lebensstandard von damals könnte man wahrscheinlich heute auch noch häufig mit einem Gehalt finanzieren. Aber das findet sicherlich keine Mehrheit. Die Ansprüche an Ausstattung und Entertainment sind doch im Vergleich zu den 60ern deutlich gestiegen.


    Die Ansprüche an die Kinderbetreuung übrigens auch. Meine Großeltern haben in den Fünfzigern und Sechzigern beide Vollzeit gearbeitet, da gab es zwar zeitweise ein Kindermädchen, aber es kam auch schon mal vor, dass das Baby auf dem Balkon vergessen wurde...

    Ist das zwangsweise so? Bei vielen reicht das Doppelgehalt für Miete, Essen, gebrauchtes Auto, einfachen Handyvertrag und Versicherungen.

    Ich meine, es gibt in Deutschland ca. 13-14 Millionen Menschen, die in relativer Armut leben, von daher ist das bestimmt nicht zwangsweise so, aber es ist ja z.B. so, dass die PKW-Flotte seit Jahrzehnten weiter und weiter wächst. Flugreisen sind viel üblicher, Kleidung ist megabillig geworden, die Ausstattung mit Elektronik viel umfangreicher, der Wohnraum pro Person ist deutlich gewachsen. Versicherungen wäre interessant; ich würde erwarten, dass sich auch das seit den 60ern geändert hat. Subjektiv habe ich auch den Eindruck , dass mehr Leute häufiger Urlaub machen, auf teure Konzerte gehen usw.

  • Sicher ist der Lebendstandard im Durchschnitt gewachsen:

    - Zwei Autos statt einem (siehe auch weggebaute Bahnlinien)

    - mehrfach pro Jahr Urlaub

    - höhere Ansprüche an Kinderaktivitäten

    - alleine was wir für Zusatzhefte für die Schule kaufen müssen, wir hatten früher keine Extra-Hefte

    - technische Ausstattung

    - mehr Wohnraum pro Person (hier geht der Zuwachs m.M.n. zu einem großen Teiö auf das Konto der älteren, deren Kinder ausgezogen sind, aber der Wohnraum noch gleich groß. Das gab es in den 70ern in diesem Maße noch nicht)

    - die Lebensmittelvielfalt: Damals war italienisches Eis noch fast exotisch

    - mehr Südfrüchte. In den 90ern hab ich meine erste Mango gegessen. Heute gibt es davon Tiefkühlstücke

    - Hightechfunktionskleidung statt Parka

    - E-Bikes statt Fahrrad

    - Freizeitgestaltung: Damals Sportverein umme Ecke, Schwimmbad, Pfadfinder, Bücherei heute Indoorspielplatz, Trampolinpark, Spaßbad ... das städtische 0815 Schwimmbad hat geschlossen und die Bücherei auch

    - einfache Fensterverglasung (huch, das zog wie Hechtsuppe) statt Isolierglas. Doppelverglasung war schon premium

    - kleinere Badezimmer

    - keine Spülmaschine (!!!!) und kein Trockner


    Das ist nur das, was mit auf die Schnelle einfällt

  • In einem Anderen thread wurde neulich angemerkt, Dass die Wissens und Fähigkeitsschere immer weiter aufgeht und auch schon mit grundschuleingang existiert. Auch das ist für mich ein Argument, dass wir

    als Gesellschaft dringend in eine bessere Kita investieren sollten. Dabei meine ich nicht einmal unbedingt einen besseren Schlüssel, der ist nicht mal so schlecht, aber ich finde dass doch viele Kitas ihrem Bildungsauftrag nicht nachkommen und der Fokus auf dem betreuungsaspekt liegt.

    Ja, mehr Bildung als Betreuung ist z.B. in Belgien gegeben (ich meine Flandern; in Bruessel und Wallonien kenne ich mich nicht aus); meine Schwaegerin ist Kindergaertnerin und sieht sich klar als Lehrerin. Was die da teilweise alles vorbereiten/machen muss...Ziemlich aehnlich kenne ich es aus der DDR. Und man kann sein Kind in den USA in so eine Einrichtung bekommen, wenn man moechte, es ist aber nicht flaechendeckend wie z.B. in Belgien; in den USA macht jeder irgendwo was er/sie moechte.


    Allerdings bin ich da auch klar zwiegespalten. In der frueheren DDR/Belgien war/ist der Bildungsanspruch klar gegeben, das Ganze geht ab Kleinkindalter los (in Flandern sind die 2jaehrigen schon der Schule angeschlossen und da gehen auch sehr, sehr viele Kinder hin; Kinder lernen die Sprache, ich finde es eher akademisch; alles hat einen Zweck). Das finde ich einerseits richtig toll fuer Kinder/Familien, zu denen das passt. Das fehlt mir im derzeitigen Deutschland ein bisschen fuer Kinder, die sich dann langweilen und gerne mehr Input haetten. Anderserseits entsteht aber auch Druck in solchen Systemen, Kinder werden eher in Schema F gespresst von Kleinauf an und manche Kinder passen in solche Systeme einfach nicht rein. Die USA empfinde ich irgendwo als am "Freiesten", jeder macht was er moechte, zumindest kommt mir das so vor. Und ja, dadurch entsteht eine riesige Schere, in der Klasse meiner Kleinen gibt es einen Haufen Kinder, die bei Schuleintritt Buecher lesen und dann auch Kinder, die nie einen Kindergarten (preschool) besucht haben und auch keine Buchstaben koennen. Aber das Angebot fuer mehr Lernen in der Kita waere zumindest da; in den USA ist es eher wieder eine Geldfrage; Kita ist oft (meistens?) privat.


    Fazit: Ich weiss nicht, was ich am Besten fuer Deutschland finden wuerde. Vermutlich flaechendeckende kostenlose Angebote in der Kita mit Sprachfoerderung, akademischem Lernen und Spiel, aber ohne extremen Bildungsanspruch/Ziellerreichung/Schemata.


    Ich selbst war in einer DDR Kita und dann kurz in einer BRD Kita; meine Kinder in einer rein spielerischen amerikanischen Kita. Es hat alles Vor- und Nachteile.

  • Dusche war mE auch nicht selbstverständlich.

    Ja. Ich glaube, ich war so 7, als ich zum ersten Mal eine Dusche in einer Wohnung gesehen habe. Wir hatten (DDR) ja noch nicht einmal warmes Wasser aus dem Wasserhahn fuer das Bad, das musste erst erhitzt werden. 80er Jahre. Wie ueblich das so war, weiss ich nicht.

  • Etwas OT, aber ich möchte dir, Miamaria , und auch Freda glaube ich danken - wenn ich hier lese (manche Beiträge! Nicht allgemein), fühle ich mich manchmal wie eine furchtbare Mama weil meine Tochter täglich acht Stunden in der Kita ist (und zwar gerne und uns auch warten lässt wenn wir sie abholen) #angst

    Ich hatte mein 6 Monate altes Kind an vielen Tagen 8 Stunden fremdbetreut :) Und jetzt ist sie in der Grundschule und ich bin nachmittags mit ihr zu Hause :P Familien sind dynamisch, Loesungen sind dynamisch und es muss einfach fuer die Familie passen. Ich finde gute(!) Fremdbetreuung absolut in Ordnung genauso wie Elternteile, die immer zu Hause sind. Es passt halt nicht alles fuer alle Kinder/Familien.


    Mir selbst mache ich gar keine grossen Gedanken mehr, weil ich von Blase (Land/Region) zu Blase huepfe und da immer irgendetwas anderes die Norm ist. Wir passen nirgendwo rein eigentlich (am Ehesten dann doch in die USA). Gross werden sie alle...

  • Blumenkind Frankreich scheint mir da ähnlich wie Belgien


    Ich habe die Kita/ ecole Maternelle in Frankreich als bildungsorientiert erlebt, aber es war dennoch ganz klar Kindorientiert. Es wird dennoch nicht für alle Kinder passen, tut es ja nie. Und man müsste auch gar nicht alles von dort übernehmen. Aber so wie es in Deutschland ist, empfinde ich es auf mehreren Ebenen als ungut. Interessierte Kinder werden vom Lernen abgehalten, nicht Interessierte werden nicht ans lernen herangeführt, der Unterschied von Kita zu Schule ist für viele Kinder sehr extrem,


    Bildung muss ja auch nicht bedeuten, dass es kein freies Spiel mehr gibt, dass keinen Interessen nachgegangen wird. Mein Eindruck ist oft, dass es nur freies Spiel und freies Miteinander vs stillsitzen und zahlen üben in langweiligen Heftchen gibt.


    Ich kenne Playbased Kindergarten aus den USA. Aber selbst die hatten mehr Bildung als das was ich in unserer Kita in Deutschland erlebte. Und Frankreich ist auch nicht alles rosig. Das ist es nie. Aber mir fehlt einfach das Interesse daran Dinge zerrenden zu wollen.


    Ich sehe einfach soviel Luft und Raum Dinge selbst im kleinen zu verändern.

    "C'est ici que l'aventure se mêle au vent de la mer."

    Pierre Marc Orlan


    If something won't matter in 5 years, don't waste more than 5 minutes worrying about it now.