Schwarzbuch Krankenhaus, Vorsicht!!

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  • Schon heute wird ärztliches und Pflegepersonal extrem hofiert und umworben und vieles möglich gemacht, was noch vor ein paar Jahren undenkbar war.

    Das ist alles nichts im Vergleich zu dem, was in meiner Branche aufgefahren wird. Wir sprachen gerade beim Mittagessen davon - das letzte Highlight war eine große Kanzlei, die als Werbe-Event Leute für zwei Tage nach Santorini (!) einlädt.


    Da kann ein aus Sozialbeiträgen finanzierter Bereich nicht mithalten. (Mal abgesehen davon, dass das umweltmäßig auch eine Sauerei ist.)


    Zu Medizin und Ärzten kann ich wenig sagen. Und ich vermute, da ist das System deutlich großzügiger, aber in der Pflege wird uns von den Kassen genau diktiert, was wieviel kosten darf. Ich erinnere mich an Verhandlungen, in denen die Vertreterin der Kassen mit übertriebener Schockiertheit fragte, ob wir wirklich erwarten, dass die Versichertengemeinschaft zwei große Feste pro Jahr (Weihnachtsfeier + Sommerfest) für unsere Mitarbeitenden finanzieren soll. Dieser Kostenpunkt wurde uns natürlich ohne weitere Diskussionsmöglichkeit gestrichen. (Und nein, es ging dabei nicht darum, dass die Krankenkassen uns die Rechnungen für die Feste überweist, sondern es war nur einer von vielen Kostenpunkten in unserer Preiskalkulation.)


    Noch ein Beispiel: Im ambulanten Bereich gibt die Kasse uns vor, dass ein Weg von einem Patient zum anderen genau 8,7 Minuten lang sein darf, damit er noch auskömmlich finanziert ist. (inkl. Parkplatzsuche in der Großstadt, ggf. Parkschein ziehen, warten dass ein Patient öffnet + Treppenhaus) Genauso dürfen wir den MA maximal 8% der Arbeitszeit für Tätigkeiten geben, in denen sie nicht pflegen oder Auto fahren. Das sind bei einem 6h Arbeitstag genau 28 Minuten für die Vor- und Nachbereitung der ambulanten Tour, Patientenschlüssel sortieren, für sämtliche Fortbildungen, sehr viele davon verpflichtend, Kommunikation mit Ärzten, Kollegen, Qualitätsmanagement, Teamsitzungen, Tanken, sponante Ausfälle und Absagen von Patienten, Toilettengänge (!) Alles immer mit der Begründung, dass die Versichertengemeinschaft keine Verschwendung duldet. Und im nächsten Moment bekommt man um die Ohren gehauen, dass wir Arbeitgeber doch endlich mal für bessere Arbeitsbedingungen in der Pflege sorgen sollen. #blink

  • Was ich irgendwie nicht verstehe - privat finanzieren funktioniert ja auch nicht - meine… ich wäre ja gerne bereit dem Pflegedienst mehr zu bezahlen, aber das ist irgendwie gar nicht vorgesehen?

    Grüße von Claraluna


    Shoot for the moon. Even if you miss you will land among the stars.

  • Das ist wirklich irre. Und realitätsfern, ausbeuterisch und unverschämt.


    Ich bin ja freiwillig gesetzlich versichert und fände es nicht nur OK, sondern wünschenswert, wenn es in Pflegeeinrichtungen auch Betriebsausflüge & Co gäbe. Und dass die Pflegerin dreimal pro Schicht aufs Klo kann, wenn sie das möchte, und trotzdem noch genug Zeit für die Pflege und Dokumentation hat.


    Ich fände es auch OK, wenn dafür die Beitragsbemessungsgrenze aufgehoben würde, auch wenn das dazu führen würde, dass meine KV-Beiträge deutlich steigen würden. Momentan zahle ich kaum mehr als meine Schwester, obwohl ich circa viermal so viel verdiene.


    Und das Ganze als Bürgerversicherung.

  • Was ich irgendwie nicht verstehe - privat finanzieren funktioniert ja auch nicht - meine… ich wäre ja gerne bereit dem Pflegedienst mehr zu bezahlen, aber das ist irgendwie gar nicht vorgesehen?

    Ist nicht erlaubt. Dafür werden Versorgungsverträge mit den Kassen abgeschlossen, die so etwas ausschließen und in denen die Vergütungen genau geregelt sind. (nat natürlich auch gute Gründe) Und selbst wenn es gehen würde, bewege ich mich z.B. in einem Tarifvertrag. Ich kann niemandem spontan mehr Geld geben, selbst wenn er es 1000 mal verdient hat. #hmpf


    Es war in den letzten zwanzig Jahren gewollt, dass ein Effizienzwettbewerb stattfindet. Wer nicht mithalten konnte, hat sich aus der ambulanten Pflege zurückgezogen. Deshalb haben wir gerade ambulant eher weniger große Player, sondern eine sehr kleinteilige Pflegelandschaft mit vielen kleinsten privaten Diensten, die sich diesem Wettbewerbsgedanken auf Kosten der Gesundheit der Mitarbeitenden gebeugt haben. Natürlich werden da auch private Gewinne draus gezogen, so wie es jeder Unternehmer macht und machen muss, aber das größere Problem ist der Effizienzdruck der Kassen.


    Heute ist die Not und der Mangel so groß, dass es gleichzeitig eine Katastrophe wäre, wenn wir den Mitarbeitenden von jetzt auf gleich deutlich mehr Zeit geben würden. Dann müsste jeder Dienst einem Teil der Patienten kündigen, die auch keine Versorgung mehr finden würde. Das gleiche würde passieren, wenn wir in der Pflege sagen würden Vollzeit = 35h. Ich würde das so gut und gerechtfertigt finden, aber weiß auch, dass dann das System sofort kollabiert.

  • Es ist ein Irrtum zu glauben, ohne DRG-Fallpauschalen und Privatisierungen wäre alles in Butter.

    Die Berichte sind schockierend, ohne Frage. Alle habe ich nicht gelesen, mir haben 2-3 schon gereicht. Eine Freundin von mir, die inzwischen in Rente ist, hat solche Sachen früher auch schon berichtet. Da gab es noch keine DRG. Es muss etwas passieren, genauso, wie in anderen Systemen.


    Zur Kostenentwicklung hat natürlich auch der mediz. Fortschritt beigetragen. Hochleistungsmedizin ist teuer. Ich habe da auch kein Konzept, wie das alles zu bewältigen ist.

    Es ist unbedingt wichtig für kleine Kinder, ein geordnetes Leben zu haben.

    Besonders wenn sie es selbst ordnen dürfen.


    - Pippi Langstrumpf -