Schwarzbuch Krankenhaus, Vorsicht!!

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  • Corona hat die Sache nicht besser gemacht, ganz bestimmt.

    Dennoch besteht das Problem seit Jahren. Niemanden interessierts (bzw. fühlt sich niemand berufen, etwas zu ändern).

    Corona hat das Problem nicht nur wegen Überlastung und krankheitsbedingten Ausfällen verschärft. Corona verschärft das Problem in der medialen Auseinandersetzung auch dadurch, dass jetzt viel rhetorisch auf Corona abgewälzt werden kann, was aber in Wirklichkeit im System längst angelegt war (s. auch GB). Wer kranke Angehörige hatte, wusste Bescheid. Wer Freunde hat, die im medizinischen Bereich arbeiten, auch. Und jeder weiß, dass es ein strukturelles Problem ist. Ich bin wirklich niemand, der der Illusion vom Rundum-Sorglos-Staat anhängt: Aber der medizinische Sektor hätte NIE in diesem Maß privatisiert und gewinnorientiert ausgerichtet werden dürfen.

    Selbst wenn das bedeuten würde, dass alle mehr in die Sozialversicherungen einzahlen und vielleicht in der GKV auch mal am Verwaltungsapparat gespart wird.

    Außerdem: Noch immer ist die Zulassung zum Medizinstudium ein Problem. Das kann doch nicht wahr sein. Die Politik müsste dankbar sein für jeden, der sich trotz dieser Rahmenbedingungen zu einem medizinischen Beruf noch berufen fühlt.


    Edit: Ich wollte noch sagen, ich finde den Spoiler insofern gerechtfertigt, als die Berichte nicht ohne sind, ich habe sicher mehr gelesen, als mir gut tut, obwohl ich solche und ähnliche Schilderungen aus dem Freundeskreis bereits kannte. Ich finde es in Ordnung, hier eine Nachdenksekunde einzubauen, durch den zusätzlichen Klick distanziert man sich ja ein wenig und wappnet sich.

  • Ja, ich frage mich auch hier und bei allen anderen Missständen: Wenn doch so viele sehen, dass es so nicht geht, warum kann dann nichts getan werden?

    Mein Eindruck ist, dass die jeweiligen Regierungen sich nicht den großen Wurf zutrauen, der da notwendig wäre um zu grundlegenden Veränderungen zu kommen.


    Da müsste so vieles in ganz andere Bahnen gelenkt werden - die Auflösung von den zwei Systemen Kasse/Privat, die Privatisierung im Gesundheitswesen müsste zurückgefahren werden, man müsste Vergütungssysteme anders regeln und vielleicht auch die Steuerung in der Ausbildung von MedizinerInnen anders gestalten um nicht Menschen auszubilden, die dann später in andere Berufe oder Länder abwandern weil die Bedingungen so schlecht sind, man müsste aufhören x Krankenkassen mit ihren Verwaltungsstrukturen parallel zu finanzieren, es müsste mehr Geld in sprechende Medizin fließen, man müsste die Digitalisierung besser gestalten...

    Ein Riesenberg an Problemen der konkurriert mit anderen Problemlagen und am Ende wird im Grunde mit den Schultern gezuckt, man ist sich einig dass Verbesserungsbedarf besteht aber ans Grundsätzliche geht man nicht, ähnlich wie bei anderen Themen - Verkehrswende, Bildungssystem, Energiesektor, Landwirtschaft...

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    Ich finde das sehr sehenswert.

  • Auch leitende Ärzte sind Angestellte einer Klinik und austauschbar. Ich kenne gleich mehrere ältere leitende-oder Chefärzte, die sich dem wirtschaftlichen Druck nicht beugen wollten, indem sie unärztliche / unethische Entscheidungen treffen. Die sind dann wenige Jahre vor der Rente noch aus der Klinik ausgeschieden und haben sich ein Plätzchen im ambulanten Sektor gesucht. ZB mein früherer Chef. Andere wollen halt so gerne etwas tun, was man nur in der Klinik tun kann (zB operieren), dass sie sich arrangieren und mehr oder weniger leiden. Wandern ja auch nicht zufällig so viele ins Ausland ab.

    Mein Eindruck ist, dass es die jüngere Generation gar nicht anderes kennt. Der Umbruch kam ja so richtig in den Nullerjahren. Das System selektiert halt auch im Personalbereich einen bestimmten Typus heraus, der mit so etwas umgehen kann und will, sowohl in der Pflege als auch unter den Ärzt*innen, was nicht unbedingt von Vorteil ist.

  • Die Verwaltungskosten der Krankenkassen stagnieren seit Jahren. Das sind sehr geringe Kosten pro Jahr!

    England hat meines Wissens ein staatliches Gesundheitssytem, aber das nimmt sicher keiner als Vorbild, oder?


    Nach meinem Kenntnisstand ist die Vergütung des Pflegepersonals aus der DRG Vergütung ausgenommen. Seit ein oder zwei Jahren. Das muss in der jährlichen Budgetverhandlung nachgewiesen werden, was man für Steigerungen hatte und wird bezahlt! Eine echte Kostendeckung.

    Das Problem ist, es ist kein Personal da auf dem Markt, das man einstellen könnte. Daher ist es auch völlig witzlos, wenn gesundheitspolitiker sich mit Vorschlägen oder noch schlimmer, mit Versprechen an die Medien wenden, wieviel Tausend neue Stellen geschaffen werden sollen

  • Das hatten wir doch erst in einrm anderen Thread, dass z. b. MFAs bei unter Mindestlohn und Sprechstunden mit open end gesucht werden....


    (Ich informiere mich gerade über Jobs und ehrlich, da kann ich besser putzen gehen, da verdiene ich mehr, obwohl ich den Job gerne machen würde! (Lieber als wieder als Reno...))

  • Verwaltungskosten für mehrere Hundert (?) Krankenkassen sind aber auch witzlos, da sie alle mehr oder weniger dasselbe bieten. Aber jede hat ihren Vorstand, schöner Posten bestimmt ;)


    Ich hab keine Hoffnung auf Verbesserung, die Bevölkerung altert unaufhörlich und was da auf uns zukommt macht Corona zum Spaziergang im Sommerregen. #angst

    (Sie) glaubte an das gefährlichste aller Märchen, an das, in dem der Prinz kommen und sie retten würde.

  • Verwaltungskosten für mehrere Hundert (?) Krankenkassen sind aber auch witzlos, da sie alle mehr oder weniger dasselbe bieten. Aber jede hat ihren Vorstand, schöner Posten bestimmt ;)


    Ich hab keine Hoffnung auf Verbesserung, die Bevölkerung altert unaufhörlich und was da auf uns zukommt macht Corona zum Spaziergang im Sommerregen. #angst

    Ziemlich genau 100 Krankenkasse. Und die Verwaltungskosten fallen halt an. Das sind halt die Mitarbeiterinnen einer Krankenkasse. Dafür, dass die ihren Job machen, zum Beispiel die Sachbearbeitung, zb das Krankengeld bearbeiten und auszahlen, zum Beispiel die Telefonate annehmen.

    Das würden die Versicherten kosten, egal, ob sie sich auf 1 oder auf 100 verteilen.

    Einzig die Vorstandsgehälter würden weniger. Die werden veröffentlicht, lässt sich leicht googeln. Nehmen wir die größte als Beispiel. Dort steht als Gehalt 369 000. Das kann nur für einen Vorstand sein, ein Unternehmen mit über 10 Millionen Kunden und über 14000 Angestellten. Hat aber drei Vorstände, die anderen beiden werden weniger bekommen. Sagen wir, um die Rechnung zu vereinfachen, zusammen bekommen sie 1 Millionen Euro.

    Sagen wir, auch um die Rechnung zu vereinfachen, 10 Mio versicherte.

    Würde die tk zu machen, würden also pro Versicherten tatsächlich 10 Cent gespart, wow, das wird die genannten Probleme sicher lösen.


    Blöd nur, wenn die Versicherten dann zu Krankenkassen wechseln, deren Verwaltungskosten nicht bei jährlich 106 Euro liegen, sondern beim Durchschnitt von 159 Euro.


    Fazit

    Ich glaube, die Verwaltungskosten der Krankenkassen haben NIX mit den vielen vielen sehr großen Problemen und deren Lösung zu tun

  • Ich hab keine Hoffnung auf Verbesserung, die Bevölkerung altert unaufhörlich und was da auf uns zukommt macht Corona zum Spaziergang im Sommerregen. #angst


    Dem schließe ich mich an. Sicher gibt es viele furchtbare Auswüchse der Privatisierung im Gesundheitswesen, aber mir scheint es, dass die romantische Hoffnung besteht, mit einem verstaatlichten Gesundheitswesen wären alle Problem weg. Die Überalterung ist meiner Meinung nach ein viel, viel größeres Problem. Jeder sieht es bei den eigenen Angehörigen und teilweise schon bei sich selbst. Die gesundheitlichen Baustellen nehmen mit jedem Lebensjahr zu. Und für jede "Baustelle" wünscht man sich die beste Versorgung, evtl. auch noch mit einer Zweitmeinung und einer Meinung aus einem anderen Fachbereich z.B. erst zum Orthopäden, dann doch zum Chirurgen. Das ist alles total nachvollziehbar. Es werden immer neue (teure) Therapien entwickelt, so dass wir mit all unseren "Baustellen" sehr alt werden können, meist ist dafür regelmäßige, ärztliche Begleitung nötig oder auch eine Reha. Und während man mit seinen gesundheitlichen Problemen älter wird, tun sich neue Probleme auf, die neue Fachärzte, Krankenhausbesuche, Reha etc. benötigen. So sehr ich jeden Einzelnen verstehe, der versucht die beste Versorgung für sich zu bekommen, so sehr starre ich als Akteur im Gesundheitswesen auf das riesige Versorgungsproblem, was sich heute erst in Ansätzen zeigt und trotzdem schon so dramatisch ist. Ich weiß einfach nicht, wie die Masse an alten, multimorbiden Patienten bewältigt werden soll. Es ist mir völlig unklar und ich muss das immer wieder verdrängen, um nicht in Panik zu verfallen. Und da hilft auch kein staatliches Gesundheitswesen. Auch in dem wird "Krankenschwester/ -pfleger" kein Traumjob sein. Schon heute wird ärztliches und Pflegepersonal extrem hofiert und umworben und vieles möglich gemacht, was noch vor ein paar Jahren undenkbar war. Trotzdem will es keiner machen. Es gibt so viel attraktivere Jobs, die weniger mit Ausscheidungen, Elend und Not zu tun haben und die körperlich viel weniger belastend sind und in denen man Familie und Job viel besser vereinbaren kann. Und selbst wenn es durch Zauberhand und extrem viel Geld doch zu einem Traumjob wird, dann können nicht die wenigen jungen Menschen, die nachkommen, alle nur im Gesundheitswesen arbeiten. Irgendwie muss das ganze ja bezahlt werden.


    Ich denke gerade in den letzten Tagen oft, dass wir uns in vielen Bereichen an den Arbeitskraftmangel anpassen können. Wir können weniger fliegen, dann haben wir keinen Ärger mit fehlendem Flughafenpersonal. Wir können weniger ins Restaurant. Das macht ohnehin nicht so viel Spaß, wenn der Service fehlt oder schlecht ist. Aber wir können nicht verhindern, dass wir krank werden und dass wir auf Medizin und Pflege angewiesen sind. Selbst wenn wir den cleansten Lifestyle pflegen und all die üblen Zivilisationskrankheiten vermeiden, dann werden wir eben mit 100 Jahren dement ... Was sollen wir nur tun? Uns demnächst mit unseren Eltern um Facharzttermine und Krankenhausbetten duellieren? #crying

  • Schon heute wird ärztliches und Pflegepersonal extrem hofiert und umworben und vieles möglich gemacht, was noch vor ein paar Jahren undenkbar war.

    Und wer sagt: Das passt nicht zusammen mit den schlechten Arbeitsbedingungen und dem Stress und der Arbeitsverdichtung. Doch leider. Es sind ja nicht unbedingt die Krankenhäuser, die sich brechend volle Notaufnahmen wünschen, viel zu viele Notrufe und hochdemente Geriatriepatienten, die eigentlich eine 1:1 Betreuung bräuchten und selbst dann noch eine große psychische Belastung darstellen. Es gibt das Personal einfach nicht und es gibt auch kaum Bewerber für die Ausbildung zum Krankenpfleger/in - das wird sich also auf Jahre absehbar nicht ändern. Auch die privaten Krankenhäuser und Pflegeheime zahlen große Summen, allein für die Unterschrift einer Krankenschwester unter einen Arbeitsvertrag. Und auf der anderen Seite stehen die vielen Nutzer des Gesundheitswesens und daraus ergibt sich von ganz allein die Überlastung. Natürlich kann und muss man endlich unguten Entwicklungen entgegenwirken. (z.B. unnötige, aber lukrative OP´s) Und vielleicht kann man ein paar wenige Leute in den Job zurückholen, denen aber gleichzeitig auch zig andere Optionen offen stehen. Aber das verschafft uns maximal kurz Zeit zum Luftholen. Nicht viel mehr.

  • Meines Wissens gibt es so viele Auszubildende in Pflegeberufen wie noch nie zuvor. Es gibt also eigentlich mehr Menschen, die dort arbeiten wollen, ursprünglich mal. Das Problem ist, die Menschen im Beruf zu halten. Die Verweildauer im Beruf ist wohl extrem kurz.

    Überwiegend ja weiblich geprägt, eine mögliche Ursache von mehreren bestimmt auch, dass bei Nachwuchs dann eher die pflegekraft aufhört zu arbeiten als der mit größerer Wahrscheinlichkeit besser verdienende andere Elternteil

  • Meines Wissens gibt es so viele Auszubildende in Pflegeberufen wie noch nie zuvor.

    Das ist gut möglich. Und trotzdem gibt es noch viel mehr offene Ausbildungsplätze als Interessenten. Es wird vorne und hinten nicht reichen, um auszugleichen, was im Bereich der Baby-Boomer in den nächsten Jahren in Rente geht. Zumal es die meisten aus den bekannten Gründen nicht schaffen, den Job bis 68 zu machen.


    Ich konnte von drei angebotenen Ausbildungsplätzen einen besetzen und hoffe inständig, dass die Bewerberin nicht abspringt. Das alles schon mit verhältnismäßig guten Bedingungen. (Bezahlung nach Tarif, 13. Monatsgehalt, 31 Tage Urlaub)

  • Meines Wissens gibt es so viele Auszubildende in Pflegeberufen wie noch nie zuvor.

    Das ist gut möglich. Und trotzdem gibt es noch viel mehr offene Ausbildungsplätze als Interessenten. Es wird vorne und hinten nicht reichen, um auszugleichen, was im Bereich der Baby-Boomer in den nächsten Jahren in Rente geht. Zumal es die meisten aus den bekannten Gründen nicht schaffen, den Job bis 68 zu machen.

    Sag ich ja. Man muss an den Bedingungen sehr viel ändern, damit die, die anfangen, nicht so unglaublich schnell wieder aufhören

  • Sag ich ja. Man muss an den Bedingungen sehr viel ändern, damit die, die anfangen, nicht so unglaublich schnell wieder aufhören

    Und wie genau willst du das machen, wenn der Bedarf einfach viel größer als das Angebot ist? Du musst z.B. die Notaufnahme schließen, um die Mitarbeitenden vor Überlastung zu schützen. Klar, das wird zum Teil auch gemacht, aber das geht nur punktuell und wenn ein Krankenhaus das macht, dann haben die anderen Notaufnahmen umso mehr zu tun.


    Genauso ist es hier schon ein großes Problem, einen Platz im Pflegeheim zu finden. Ganz besonders, wenn es um schwere Pflegen oder psychisch auffällige Pflegebedürftige geht. Ja, einerseits muss das Personal in den Pflegeheimen geschützt werden. Wenn es nicht genug gibt, dann können eben nicht alle Zimmer belegt werden. Aber als Pflegebedürftiger kannst du dann nur hoffen, dass du Angehörige hast, die das übernehmen und die nicht massiv überfordert sind mit der Pflege. Das schlimmste Elend sehe ich immer noch in Privathaushalten. Es fällt nur weniger auf und wird nur oberflächlich kontrolliert.

  • Ja, das ist alles richtig. Ich sage auch weder, dass das die einzige Lösung ist, noch, dass das einfach ist.

    Das einzige was ich sage ist, dass wir tatsächlich viele junge Menschen haben, die sich für diesen Beruf entscheiden.

    Und dann aber sehr sehr schnell, viel zu schnell, wieder aussteigen.

    Und dass das ein Problem ist


    Ich finde das tatsächlich sehr anstrengend, wenn dieser winzige Beitrag, dieses kleine Momentum, so auseinander genommen wird und ein Widerspruch gesucht wird

  • Ich denke auch, dass eine alternde Gesellschaft und der medizinische (teure) Fortschritt der hauptsächliche Kostentreiber sind, wir uns dieser Debatte aber gesellschaftlich nicht stellen. Keiner traut sich, das Wort Rationierung in den Mund zu nehmen aber teurer werden darf es auch nicht (wg der Lohnnebenkosten auch verständlicherweise). Die Arbeitsdichte und Steigerung der Produktivität sind im System schon am Limit oder drüber hinaus, und jetzt haben wir das Ergebnis: Zwar bekommt jeder theoretisch alles, eine auf dem Papier optimale Versorgung, aber eben keine gute oder einfühlsame oder zumindest sichere Behandlung oder Pflege mehr.

  • Zwar bekommt jeder theoretisch alles, eine auf dem Papier optimale Versorgung, aber eben keine gute oder einfühlsame oder zumindest sichere Behandlung oder Pflege mehr.

    Und der Rückblick an die "gute alte Zeit" in den 80er und 90er Jahren, als noch nicht all die bösen privaten Dienstleister in Pflege und Gesundheit unterwegs waren, ist doch auch völlig verklärt. Damals lag man im Pflegeheim im 3-Bett-Zimmer. Das ist doch für keinen von uns oder unserer Elterngeneration jetzt noch vorstellbar. Neue Heime werden nur noch mit Einzelzimmern gebaut. (zu Recht!)

    Und an vielen Krebsarten ist man einfach schnell gestorben, ob jung oder alt. Heute können wir die Lebenserwartung bei Krebs mit einer Vielzahl an Therapien viel häufiger deutlich erhöhen oder den Krebs gleich komplett besiegen. Aber ja, auch das erfordert hohe personelle und therapeutische Kapazitäten im Gesundheitswesen im Bereich Vorsorge, Therapie und Nachsorge. Ich gönne das jedem Einzelnen von Herzen, aber ich bin sicher, es wird bald eine Zeit geben, in der wir im Sinne einer Triage entscheiden müssen, wem wir welche Leistungen zuteilen und wer leer ausgeht #crying Und dann bin ich wieder bei dem Zitat von oben:

    was da auf uns zukommt macht Corona zum Spaziergang im Sommerregen. #angst

  • Und der Rückblick an die "gute alte Zeit" in den 80er und 90er Jahren, als noch nicht all die bösen privaten Dienstleister in Pflege und Gesundheit unterwegs waren, ist doch auch völlig verklärt. Damals lag man im Pflegeheim im 3-Bett-Zimmer.

    Absolut! Ich habe in den 80er Jahren als Nebenjob in einem Altenheim gearbeitet und es war der absolute Horror! Leider war ich zu jung und habe erst später so richtig realisiert, was dort abgelaufen ist, ganz schrecklich. Deshalb kann ich auch die früheren Zeiten überhaupt nicht gutheißen, es gibt Pflegenotstand seitdem ich denken kann und ich habe mehrmals den Job gewechselt, um bessere Bedingungen zu finden, Abstriche muss man immer machen.

    Was ich gut finde ist, dass immer mehr junge Kollegen ein Pflegestudium absolvieren. Die Akademisierung der Pflege wird den Beruf dauerhaft aufwerten und muss ein Trend werden. Die Zusammenlegung der Ausbildungsberufe Alten-, Kranken- und Kinderkrankenpflege bedeutet zumindest für den Altenpflegeberuf eine Aufwertung. Ich befürworte die neue Einrichtung der Pflegekammer in NRW, auch wenn es leider eine Zwangsmitgliedschaft gibt. Das alles löst jedoch die derzeit akuten Probleme nicht und wird auch später nicht ausreichen.

    Ich denke auch, dass eine alternde Gesellschaft und der medizinische (teure) Fortschritt der hauptsächliche Kostentreiber sind,

    Ja, das glaube ich auch. Wenn ich daran denke, welche unnütze Intensiv-Therapien am Lebensende noch gemacht werden, der Anstieg der Beatmungs-WGs in den letzten 20 Jahren, das allein sind schon so unglaubliche Kosten. Aber immerhin erlebe ich inzwischen (im Gegensatz zu der Zeit vor über 20 Jahren), dass es tatsächlich mal Therapiebegrenzungen gibt, dass der Wunsch nicht mehr reanimiert zu werden, nicht mehr beatmet zu werden, berücksichtigt wird und dass auf eine palliative Therapie umgestellt wird. Das Thema muss noch viel mehr ausgebaut werden, die Menschen viel besser aufgeklärt werden, Patientenverfügungen müssen für alle ein ganz großes Thema sein. Für solche Aufklärungsgespräche muss auch unbedingt im Arztalltag viel mehr Zeit eingeplant sein.

    Leider befürchte ich auch wie Frisby , dass es eine Zeit geben wird, in der einfach nicht mehr jeder alles bekommen kann.

    Und wenn man erlebt, dass bestimmte Eingriffe und Therapien oft aus finanziellen Gründen stattfinden, dann braucht man sich nicht wundern, dass so viele Menschen im Gesundheitssystem im Burnout landen, denn auch das macht neben dem ganzen anderen Stress krank.

    Wenn ich drüber nachdenke, wie die Versorgung alter, kranker Menschen in 20-30 Jahren aussehen soll, bekomme ich echt Angst.

  • Das System selektiert halt auch im Personalbereich einen bestimmten Typus heraus, der mit so etwas umgehen kann und will,


    Ich meine, von der Uni Münster hatte ich mal gehört, dass Teil des Medizinertests auch eine praktischer Teil ist, bei dem es im Wesentlichen darum geht, wie schnell man arbeitet und wie viel man sich unter Belastungen merken kann...


    Schon heute wird ärztliches und Pflegepersonal extrem hofiert und umworben und vieles möglich gemacht, was noch vor ein paar Jahren undenkbar war.

    Das ist alles nichts im Vergleich zu dem, was in meiner Branche aufgefahren wird. Wir sprachen gerade beim Mittagessen davon - das letzte Highlight war eine große Kanzlei, die als Werbe-Event Leute für zwei Tage nach Santorini (!) einlädt.


    Da kann ein aus Sozialbeiträgen finanzierter Bereich nicht mithalten. (Mal abgesehen davon, dass das umweltmäßig auch eine Sauerei ist.)

  • Ich erinnere mich noch sehr gut, wie ich damals am Check-In gearbeitet habe und dann immer komplette Flieger mit Medizinern zu “Kongressen” eincheckten… Gibt es das heute eigentlich auch noch? Sponsored by… Sanofi und Co.

    es grüßt rosarot mit himmelblau (* april 09) und kunterbunt (*märz 11)