Vaginal Seeding - Erfahrungen? Meinungen?

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  • Hallo ihr Lieben,


    im Zuge der Vorbereitung auf die anstehende Geburt ist mir im Zusammenhang mit Kaiserschnitten der Begriff "Vaginal Seeding" über den Weg gelaufen: um dem Kind den Kontakt mit der Vaginalflora der Mutter zu ermöglichen, wird während des KS ein Tuch in den Geburtskanal eingeführt, welches dem Neugeborenen dann über das Gesicht gewischt wird - so mein bisheriges Verständnis -, damit das Immunsystem mit allen Bakterien in Kontakt kommen kann, die es auf dem Weg durch den Geburtskanal normalerweise "einsammeln" kann.


    Nun hat mein Gyn heute auf Nachfrage eher verhalten reagiert - es scheint im VK einige Todesfälle von Neugeborenen gegeben zu haben, die wegen Vaginal Seeding eine Streptokokkeninfektion bekommen haben(gut, das wird hierzulande routinemäßig gecheckt vor der Geburt, wäre in meinem Fall also eher keine Gefahr), und das eine Mal dass er das mitgemacht hat würde das Tuch dem Baby wohl nicht nur über das Gesicht gewischt sondern regelrecht in den Mund gestopft #blink


    ...das klingt jetzt erstmal nicht so erstrebenswert, zumal man ja auch am restlichen Körper genug Bakterien zum Training des kindlichen Immunsystems hat - so mein Arzt. (Er würde es aber trotzdem machen, sollte ich mich dafür entscheiden.)


    Hat hier jemand Erfahrungen mit dieser Praxis und kann mir bei der Entscheidungsfindung helfen?

  • Ich hab keine Erfahrung damit aber würde das auch in Betracht ziehen, wenn ich einen Kaiserschnitt haben müsste. Ich hab erst letztens wieder von einer Studie gehört, die gezeigt hat, dass die Darmbesiedlung bei Kaiserschnitt-Kindern deutlich ungünstiger ist. Klingt für mich auch logisch, da der Darm bei Geburt ja steril ist und dann halt von den Bakterien besiedelt wird, mit denen das Kind in Kontakt kommt. Und das beim Kaiserschnitt einfach eher potentiell pathogene Keime.


    Ich (Kaiserschnitt-Kind) hatte auch ganz schlimm mit Koliken als Baby zu tun, meine drei vaginal geborenen drei Kinder hatten das nicht. Es ist aber natürlich keine Garantie, kommt ja auch darauf an, wie die eigene Scheidenflora besiedelt ist.


    Dass dieses Tuch dem Baby auch in den Mund gesteckt wird, klingt erstmal komisch aber macht wahrscheinlich Sinn, die Bakterien sollen ja in den Darm und bei der natürlichen Geburt kommen die Bakterien der Mutter ja in Nase und Mund.

  • Klingt für mich auch logisch, da der Darm bei Geburt ja steril ist

    Ist das so? Ich habe darüber noch nie nachgedacht, aber es erscheint mir nicht logisch. Mein Sohn hat 30 Minuten nach seiner Geburt meinem Mann auf die Brust gek..., das ist doch nicht keimfrei, was da aus dem Baby kommt, oder?

    Liebe Grüße
    Silke mit dem Großen 06/2006 und der Kleinen 06/2009

  • Die meisten Koliken hatte hier das Kind mit vaginaler Geburt ( was aber nicht aussagekräftig sein muss).

    Wir haben uns beim KS von Nr.3 dagegen entschieden.

  • Die Besiedlung des Darm geschieht bereits während der Schwangerschaft, eine wesentliche Grundlage für die Besiedlung wird jedoch durch die vaginale Geburt gelegt. Danach ist zudem die Ernährung ein maßgeblicher Faktor, sprich das Stillen des Säuglings.

    Nach drei Jahren hat sich die Darmflora so entwickelt, wie sie im Prinzip dann ein Leben lang bleibt, wenn nicht irgendwas passiert.


    Ich würde mir überlegen, wie ich die Keime zügig nach der Geburt ins Kind bekomme, sodass es für das Kind nicht unangenehm ist. Gibt es da einen Weg (und da ist vor allem die Hebamme sicherlich die Ansprechpartnerin Nr. 1, wenn das irgend geht), würde ich persönlich es machen. Ich würde z.B. fragen, ob man den Lappen auch an der Brustwarze abwischen kann, bevor man das Kind das erste Mal anlegt. Oder so. Keine Ahnung, ob das geht und Sinn macht, aber das wäre meine Frage. Edit: Also, dass das geht und man dem Kind das Vaginalsekret ja auch ins Gesicht wischt, weiß ich, ich meine, ob die das machen, weil ich mir nicht sicher wäre, ob ich das nach einer Sektio könnte, und irgendwer muss das Sekret ja auch rausholen. Ich meine, ob man die Hebamme da ansprechen kann, wenn der Arzt nicht offen ist.

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  • Theoretisch kann man das doch selbst machen? Ein kleines Läppchen in die Vagina einführen, bis zur Vorbereitung des Kaiserschnitts dort belassen, entfernen, in eine kleine Tüte geben, der Vater steckt es sich während des KS in die Hosentasche und danach wischt man dem Baby übers Gesicht und speziell über die Lippen. Das wäre mir persönlich lieber als Hebamme und/oder ärztliches Personal zu involvieren.

    Julia und Tochter (11/04), Tochter (04/08), Sohn (06/17) und Tochter (12/20)

    Der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert.


  • Klingt für mich auch logisch, da der Darm bei Geburt ja steril ist

    Ist das so? Ich habe darüber noch nie nachgedacht, aber es erscheint mir nicht logisch. Mein Sohn hat 30 Minuten nach seiner Geburt meinem Mann auf die Brust gek..., das ist doch nicht keimfrei, was da aus dem Baby kommt, oder?

    Doch, woher sollen denn Keime kommen? Das Kind kann nur Fruchtwasser im Magen haben oder was in ihm selbst gewachsen ist - und das sind definitiv keine Keime.


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • Edit: wobei Fiawins Antwort offenbar durch neuere Forschungsergebnisse gestützt wird - es gibt Forscher.innen, die annehmen, dass bereits Mikroben in der Gebärmutter den Darm des Fötus besiedeln.


    Spannendes Forschungsgebiet!

  • Der englische Wikipedia Artikel und die Links dazu scheint mir eine ganz gute Übersicht über den letzten Stand der Forschung dazu zu geben. Vor knapp 10 Jahren war das Thema sehr populär. Mittlerweile weiß man mehr dazu und es scheint nicht ganz so viel zu bewirken wie anfangs erhofft. Zudem besteht das Risiko auch ungewollte Keime mit zu übertragen.


    Mein Wissensstand ist ebenso, dass vieles an der Besiedelung schon während der Schwangerschaft geschieht

    "C'est ici que l'aventure se mêle au vent de la mer."

    Pierre Marc Orlan


    If something won't matter in 5 years, don't waste more than 5 minutes worrying about it now.

  • Danke für den Hinweis zum Artikel, Nachtkerze , das werd ich mir mal anschauen. Vollmond , selber machen würd ich eher nicht, eben wegen des Risikos dass da auch noch ganz andere ungewollte Keime dran sein können. Aber Hebamme fragen #idee1 #stirn ist eine gute Idee, danke Fiawin . Und auch allen anderen danke fürs Berichten.


    Bei meiner Großen (KS) wurde es nicht gemacht, und sie hatte weder besonders viele Koliken noch habe ich den Eindruck, dass ihr Immunsystem irgendwie schlecht entwickelt ist (sie nimmt halt im Winter alles aus der Kita mit, wird aber in der Regel nicht ausgeknockt von einem Infekt). Verdauung scheint prima zu funktionieren. Also hab ich jetzt nicht das Gefühl dass ihr unter dem Gesichtspunkt großartig was fehlt, aber weiß man's...? Und wenn ich jetzt mehr Zeit habe um mich auf eine eventuelle Sectio vorzubereiten, kann ich ja mal drüber nachdenken #nägel

  • Edit: wobei Fiawins Antwort offenbar durch neuere Forschungsergebnisse gestützt wird - es gibt Forscher.innen, die annehmen, dass bereits Mikroben in der Gebärmutter den Darm des Fötus besiedeln.


    Spannendes Forschungsgebiet!

    Hast du da einen Link zu gefunden? Ich hatte in dieser Studie gelesen, dass die Besiedlung erst nach der Geburt geschieht.


    Sehr spannendes Thema auf jeden Fall, ich finde das Thema gesunde Darmflora sowieso sehr wichtig.


    Wegen dem Seeding, wenn Streptokokken ausgeschlossen sind, wüsste ich nicht, was dagegen sprechen könnte, schaden kann es ja nicht oder?

  • herpes könnte auch übertragen werden und auch Syphilis.

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    Pierre Marc Orlan


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  • Theoretisch kann man das doch selbst machen? Ein kleines Läppchen in die Vagina einführen, bis zur Vorbereitung des Kaiserschnitts dort belassen, entfernen, in eine kleine Tüte geben, der Vater steckt es sich während des KS in die Hosentasche und danach wischt man dem Baby übers Gesicht und speziell über die Lippen. Das wäre mir persönlich lieber als Hebamme und/oder ärztliches Personal zu involvieren.

    Mir waere da das Risiko zu gross, dass ich Keime zuechte und uebertrage, die vielleicht nicht so foerderlich fuer die Gesundheit des Kindes sind. #angst


    Das grosse Problem bei medizinischen Studien ist, dass die Faktoren oft nicht alle erfasst und nicht sauber voneinander getrennt werden koennen.

  • Ich habe keine Ahnung was in Deutschland getestet wird.

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    Pierre Marc Orlan


    If something won't matter in 5 years, don't waste more than 5 minutes worrying about it now.

  • Ich habe nur oberflächlich gesucht, daher keine Quellen.


    Etwas spannendes ist mir geblieben im Gedächtnis: offenbar lässt die Plazenta "Informationen" durch ( #gruebel waren es Antikörper, die das Mikrobiom der Mutter bildet) - was dann bei der echten Besiedlung durch Keime hilft.

    Und das zweite war: es gibt (wenige) Studien pro fötales Mikrobiom, einige jedoch vielversprechend - und die Forschung diskutiert noch heiss.


    Insgesamt denke ich, dass eine normale Hygiene im Wochenbett genau so grossen statistischen Einfluss hat - oder besser kleinen... ;) Ich kenne Kaiserschnittkinder mit Immunsystemen wie Betonwänden und vaginal geborene Kinder, die noch einen Husten aus der Kita im Nachbarort mitnehmen.

    Was das Kind im Einzelfall aus der Geburtsart machen wird, weiss man schlicht nicht.


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • Ich habe es nicht gemacht. Ich hatte einen positiven Streptokokkenbefund in der Mitte der Schwangerschaft und die Ärztin meinte dann ich könnte das seeding dann ja etwas später machen, man bekommt ja eh Antibiotikum nach Kaiserschnitt. Aber das AB unterscheidet ja nicht zwischen guten und schlechten Keimen und reduziert alles. Daher schien mir das unlogisch dass dann noch zu machen.

  • Huhu,


    es gibt wohl keine Evidenz, dass das vaginal Seeding dem Kind ein besseres Mikrobiom verschafft. Neuere Studien weisen aber darauf hin, dass der Stuhl der Mutter da positiv wirkt. Hier steht was dazu:

    Stuhl als gesundes Plus in Muttermilch


    Aber das wird im Kreißsaal-OP sicherlich auf noch mehr ablehnende Haltung treffen als das vaginal seeding...