Eine Generation der Unmotivierten

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  • Ich finde man muss auch nicht immer fragen, ob Schule jetzt Spass macht und Motivation erwarten. Meine Güte, es ist die Schule, wer geht da schon immer gerne hin. Es heisst nicht umsonst Schulpflicht.

    Puhh, ich weiß schon was du damit meinst und so ist das System, aber gleichzeitig finde ich das so eine traurige Sicht auf Schule und Lernen. Und Schulpflicht verstehe ich eher als Pflicht der Eltern ihre Kinder zur Schule zu schicken (klar, irgendwann geht die Verantwortung da auch ein Stück auf die Kinder über). Aber es muss ja auch nicht automatisch scheiße sein, nur weil es Pflicht ist.


    Mein Erstklässler ist auch Generation unmotiviert. Er kann aber sehr motiviert und ausdauernd andere Dinge tun, durchaus auch Mal körperlich anstrengende Arbeit.

  • ich glaube, ein Unterschied zu uns früher ist, dass die Kinder heute das so offen sagen: nö, da hab ich keine Lust drauf.

    Ich hätte mich das in der Grundschule nie getraut. Man hat gehorcht.

    Das ist eben die andere Seit der Medaille unserer Kinder, die vor dem Lehrer keine Angst haben.

    annalin mit Nr 1 M 9/2003 und Nr2 W 3/2006

  • Kajak Meine immer wiederkehrende Frage…wie fordert man den einfach ein? Ehrlich, es ist sicher gar nicht so überheblich gemeint, wieder bei mir ankommt. Aber glaubst du echt, andere Eltern fordern einfach nicht ein?


    Ich fordere eine Menge ein, es interessiert mein Kind bloß so gar nicht. Und nein, es tut auch nicht das nötigste für die Schule.

    Liebe Grüße
    Silke mit dem Großen 06/2006 und der Kleinen 06/2009

  • Ich hab auch total ungern Arbeitsblätter gemacht. Die meisten fand ich doof. Wie doof die sind, haben wir damals aber nur ganz leise gesagt oder nur mit den Augen gerollt.


    Mit 6 habe ich angefangen Gitarre zu spielen, und hab mit 7 frustriert aufgehört, aus den gleichen Gründen, wie dein Klavierkind. Mit 12 fing ich mit Klavier an, und da war ich deutlich motivierter, zu üben - aber oh Wunder, Fingerübungen fand ich auch furchtbar. Und die habe ich deshalb auch gerne erst geübt einen Tag vorher ;)


    Also es scheint kein Problem allein der aktuellen Generation zu sein.


    Meine Kinder erlebe ich als sehr motiviert, aber aus ganz unterschiedlichen Gründen und es äußert sich auch völlig anders. Mein Großer ist eine Leseratte gewesen ab Mitte der ersten Klasse, und einfach so wahnsinnig fleißig und organisiert und konzentriert, dass er jetzt in der 7. notenverwöhnt ist, und seine jetzige Motivation ist ein 1,xer Schnitt im nächsten Zeugnis. Und das kommt NICHT von uns!


    Der Kleine ist das Gegenteil, der ist auf der Beziehungsebene motiviert. Er mag es, gemocht zu werden, und das bekommt er bei Lehrern durch angepasstes Verhalten, Bemühung um gute Heftführung (auch wenn es nicht immer klappt) und generell halbwegs mitzumachen. So der Typus "freundliches, nettes und auch ganz schlaues Kind". Dass er eigentlich ein laut singender Quatschkopf ist, kommt in der Schule gar nicht an ;)


    Also zwei Kinder der aktuellen Generation, die beide "motiviert" sind, und bei beiden sehe ich die Motivation skeptisch und fände es manchmal ganz schön, wenn sie andere Gründe hätten ;)

  • Ich würde auch sagen: Es gibt solche und solche Kinder und Jugendliche.


    Bei GrundschülerInnen macht es mich tatsächlich etwas traurig, dass sie nicht mehr so leicht Freude an etwas finden, wie zu Beginn meiner beruflichen Tätigkeit vor gut 20 Jahren. Früher konnte man mal zwischendurch ein Bewegungslied einbauen, eine Handpuppe sprechen lassen oder irgendein lustiges Spiel spielen. Heute sagen da oft schon Erstklässer "zu kindisch". Das finde ich wirklich schade. Ich denke, es wird schwieriger, durch viele attraktive Alltagsaktivitäten und das große Medienangebot. Früher waren die Kinder nach 6 Wochen Ferien teilweise wirklich gelangweilt und haben sich gefreut, dass es wieder einen Input gab. Heute gibt es so ein wahnsinniges Angebot an Ferienspielen, jeder Kindergeburtstag ist eine Riesenevent etc. Da ist es schwierig damit zu konkurrieren, wenn man schreiben lernen soll, was häufig auch anstrengend und wenig "actionreich" ist.

  • Cesalu Das mit dem "zu kindisch" ist mir auch schon aufgefallen. Natürlich nicht immer. Aber meine 8jaehrige ist viel weniger verspielt als es die Generation über ihr war. Sie wirken erwachsener, auch durch Kleidung. Es wird von ihnen auch ein stückweit erwartet, finde ich. Hauptsache schnell gross und wenig zur Last fallend, kommt mir manchmal so vor. Und dann natürlich die Medien, wieder mal. Ein iPad ist halt spannender als eine Handpuppe (obwohl meine Kleine die auch noch toll fände). Aber wenn selbst die Erstklässler einen iPad im Unterricht nehmen (bei uns!), dann wird es schwierig...

  • zum weniger verspielt: das fällt mir auch oft auf und zwar weil meine beiden noch total verspielt sind. Die gleichaltrigen Klassenkameradinnen die in der Grundschule schon wie kleine Erwachsene wirken wollten fand ich seltsam.

    Aber die Kinder suchen sich die Freunde die zu ihnen passen. Meine uncoole Tochter hatte lange als besten Freund den uncoolen Nerd aus der Klasse unter ihr. Die beiden waren zufrieden wie es war.mit Schulwechsel auf die weiterführende Schule haben sie dann den Kontakt verloren.

    Ansonsten sind meine Kinder schon motiviert und motivierbar.

    Sie mögen es aber auch Zeit mit uns zu verbringen, denen macht ein Nachmittag mit Minigolf auch Spaß. Es muss nicht immer das riesen event sein

    Schokojunkie mit Töchtern (5/07 und7/09)

  • Tatsächlich hab ich manchmal das Gefühl, die Generation kriegt Zuviel geboten, im Sinne von: alles ist event und alles muss konsumierbar sein. Das finde ich schon krass. Gefühlt hat meine Generation mehr Dinge gemacht und weniger konsumiert.

    mit elfchen 04/09 und minielfchen 03/12


    quand ta thèse te pousse à bout et que tu veux tout arrêter kannste vergessen.


    #rose 49,7

  • Ja genau, ainu. Ich habe desoefteren ein aehnliches Gefuehl. Und wir als Eltern sind da da auch mit dabei. Es ist schon auch unsere Generation, die es auf die Kinder uebertraegt (vermute ich ein bisschen). Unsere Werte, unseren Konsum, unsere Schnellebigkeit. Unsere Apps und Freizeitgestaltung. Und ja, natuerlich nicht bei allen ueberall. Ich sehe es aber.

  • Ich schaue mir die Generation Z an. Nie Probleme bzgl Arbeitsmarkt , musste nie um was kämpfen, unfassbar großer materieller Wohlstand, lockere Eltern



    So im Schnitt gesehen


    Hohe Ansprüche und Erwartungshaltung, ohne sich auch mal richtig reinhängen zu wollen

    Schnell auf was anderes fokussiert


    Also ja…. Ich bin da auch schnell bei unmotiviert

    Grüße von Claraluna


    Shoot for the moon. Even if you miss you will land among the stars.

  • Früher konnte man mal zwischendurch ein Bewegungslied einbauen, eine Handpuppe sprechen lassen oder irgendein lustiges Spiel spielen. Heute sagen da oft schon Erstklässer "zu kindisch".

    Huch, ist das echt so? Das wären jetzt alles Dinge, wo ich denke, dass sie meinem Erstklässler super gut gefallen würden.

  • "Die Jugend liebt heutzutage den Luxus. Sie hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt vor den älteren Leuten und schwatzt, wo sie arbeiten sollte. Die jungen Leute stehen nicht mehr auf, wenn Ältere das Zimmer betreten. Sie widersprechen ihren Eltern, schwadronieren in der Gesellschaft, verschlingen bei Tisch die Süßspeisen, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer."

    Wenn eine Gruppe besonders wenig motiviert ist, gibt es vielleicht eine negative Dynamik innerhalb dieser Gruppe? Eventuell ein/wenige Kinder, die den Ton angeben und die anderen mitziehen, in diesem Fall leider in eine ungünstige Richtung?

    "Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen." - Niels Bohr

  • An den Spoiler musste ich auch schon denken :) Die Jugend immer...


    Kuekenmama: Bestimmt auch ein Stadt/Landgefaelle. Und eben Blasen. Euch vermute ich auf einer Alternativschule eher laendlich, das ist einfach anders als Frankfurt City oder so. Ist sicher auch ein Teilproblem bei mir, ich bin frueher eher laendlich aufgewachsen und vergleiche diese Kindheit mit derer meiner Kinder, die nun einmal staedtischer wohnen.

  • Ich glaube, ein Problem ist, dass es kaum noch Langeweile gibt, die motivierend wirken kann. Kinder werden heute viel mehr unterhalten, sei es durch Programm, dass die Eltern bieten oder eben ein technisches Gerät. Es wird ihnen auch oft zu wenig zugetraut, was die Motivation sinken lässt.


    Mein Sohn war auch immer ein Kind, das konnte sich nie alleine beschäftigen, hatte keine Ideen, mit freier Zeit mal etwas selbständig anzufangen. Lesen, Basteln, Stromern, Bauen, Spielen, ... nö, keine Lust. Ich bin so froh, dass er ein Hobby hat, mit dem er viel Freizeit verbringt. Und man merkt, wie er jetzt, wo er erwachsen wird, immer breiter interessiert ist.


    Bei meinen Mädels war Langeweile nie ein Thema, die haben immer was zu tun, da muss man eher bremsen, dass es nicht zu viel wird.


    Ich denke, da ist einiges charakterlich einfach angeboren. Kinder sind so verschieden.


    Die Jugend war schließlich schon vor tausenden Jahren einfach unmöglich - 5.000 Jahre Kritik an Jugendlichen.

  • Euch vermute ich auf einer Alternativschule eher laendlich,

    Haha, Volltreffer. Ja, das stimmt natürlich. Auch die Kinder in meinem Umfeld wachsen eher noch medienferner auf als meine.


    Ich glaube dieses "nicht üben wollen" ist aber auch Charakterfrage. Mein Mann hat das auch so ein bisschen. Und mein jüngeres Kind wirkt so von seinem Temperament ganz anders, Mal sehen wie es dann später wird.

  • Kuekenmama Ich finde das eigentlich total schoen. Noch ein bisschen Kindheit bewahren. Versuchen wir auch ein bisschen, aber es ist schwer.


    Man muss auch dazu sagen, dass sich das Leben/die Technik noch nie so schnell entwickelt hat wie in den letzten 100 Jahren (ich weiss den genauen Zeitraum nicht mehr). Das aendert Menschen.

  • Ich schaue mir die Generation Z an. Nie Probleme bzgl Arbeitsmarkt , musste nie um was kämpfen, unfassbar großer materieller Wohlstand, lockere Eltern

    Das ist wohl eher eine Momentaufnahme... Die Klimakrise wird in den nächsten Jahren so richtig zum Problem werden. Dann ist da auch nicht mehr viel mit materiellem Wohlstand für die meisten. Wahrscheinlich wird es eine von elementaren Krisen und Kriegen geprägte Generation #hmpf Da ist eine unmotivierte Anspruchshaltung dann das geringste Problem.

  • Ich erlebe mein Grundschulkind, seine Mitschüler*innen und Freund*innen aus anderen Schulen als sehr motiviert - für selbst gewählte Beschäftigungen. Wenn sie etwas wirklich möchten, strengen sie sich dafür an, ansonsten nicht.


    Wenn Kinder kein Interesse an Arbeitsblättern haben oder kein Interesse, zu einem fremdbestimmten Zeitpunkt lesen zu lernen, lässt sich daraus nicht auf generelle Unmotiviertheit schließen, sondern manche Kinder würden vielleicht gerne zu dem Zeitpunkt lesen lernen, aber nicht mit Arbeitsblättern, andere wären zu einem anderen Zeitpunkt motiviert, lesen zu lernen usw.


    Ich erlebe es nicht als frustrierend, dass mein Sohn zu selbstgewählten Tätigkeiten motiviert ist und zu anderen nicht, tue mich aber dennoch nicht immer leicht damit, dass nicht vorhersagbar ist, was das Kind lernt und wann. (Mein Sohn besucht eine Schule mit Lernfreiheit.)