Eine Generation der Unmotivierten

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  • Beth Ich habe jeweils ein Kind in der ersten und eines in der dritten Klasse (also zweite waere da genau in der Mitte) und ich kann mir das wirklich genauso vorstellen, wie Du das beschreibst. Das ist bei mir auch kein Schimpfen auf eine ganze Generation (ich kenne halt den Artikel selbst nicht), sondern ich sehe Zuege daraus bei den Klassen meiner eigenen Kinder. Zuege. Nicht alle. Nicht immer. Nicht ueberall. Gab es vermutlich frueher auch schon, aber jetzt faellt es mir eben geballter auf. Mit Jugendlichen kenne ich mich nicht aus, das ist gefuehlt fuer mich auch anders.


    Mach, was Du machen kannst, mach Deinen Job gut, und mehr geht eben nicht. Es wird bestimmt auch mal wieder anders.

  • Mein großes Kind macht übrigens auch nichts(!) für die Schule. Trotzdem würde ich ihn nicht als unmotiviert bezeichnen. Er hat Interessen, für die er richtig brennt und wenn ihn etwas begeistert, ist er hochmotiviert.

    Tja, aber wenn das Kind eben keine Interessen hat, außer vor der Playstation zu sitzen, dann wird die Anspannung bei den Eltern aber schon größer. Ich habe die TS nicht so verstanden, dass es ihr ausschließlich um Motivation für schulische Belange ging.

    Ja, das verstehe ich total.

    Das ausschließliche Interesse Playstation würde mich auch stressen, wobei das auch irgendwie "normal" ist.

  • Mein großes Kind macht übrigens auch nichts(!) für die Schule. Trotzdem würde ich ihn nicht als unmotiviert bezeichnen. Er hat Interessen, für die er richtig brennt und wenn ihn etwas begeistert, ist er hochmotiviert.

    Tja, aber wenn das Kind eben keine Interessen hat, außer vor der Playstation zu sitzen, dann wird die Anspannung bei den Eltern aber schon größer. Ich habe die TS nicht so verstanden, dass es ihr ausschließlich um Motivation für schulische Belange ging.

    Ja, das verstehe ich total.

    Das ausschließliche Interesse Playstation würde mich auch stressen, wobei das auch irgendwie "normal" ist.

    Die Playstation hat allerdings auch jemand gekauft, im Zweifel die Eltern. Wir hatten sowas einfach nicht bzw. wenn dann nur, weil mein deutlich älterer Bruder es sich von Freunden ausgeliehen hatte. Ob das besser war, weiß ich nicht, ich habe dann stattdessen halt gelesen?


    Kritik an einer so jungen Generation muss eigentlich als Kritik an den Eltern verstanden werden. Oder als eine Verschwörungstheorie über den Zustand des Grundwassers. ;)

  • Nein, die PS haben nicht die Eltern gekauft, sondern das Kind selbst. Und die sich abzeichnende Alternative war, dass das Kind zunehmend bei einem Kumpel war, der eine PS hatte und dessen Mutter ganztägig außer Haus war.

    Liebe Grüße
    Silke mit dem Großen 06/2006 und der Kleinen 06/2009

  • Mein Vater hat noch den Umgang mit Kindern verboten bekommen, die nicht "genehm" waren. Ich habe noch Bücher verboten und weggenommen bekommen, die meine Eltern für ungeeignet hielten.


    Ob das gut war, weiß ich nicht - mein Vater fand das im Nachhinein glaube ich eher scheinheilig. Ich habe meine Eltern die Bücherverbote sehr übel genommen.


    Aber bis zu dem Alter, von dem Beth spricht (2. Klasse) und ggf. auch danach hat man da als Eltern durchaus noch Einflussmöglichkeiten. Das Geld für eine Playstation muss das Kind ja auch erst einmal zur freien Verfügung haben. Zweitklässler sind nicht voll geschäftsfähig und können so etwas in der Regel nicht selbst entscheiden.


    Die Kinder, die ich persönlich kenne, sind übrigens durchaus motiviert und interessiert an verschiedenen Sachen.

  • ich kann auch mit FFF nichts anfangen, wenn da Kinder hingehen, damit sie nicht in die Schule müssen. Bzw wenn Kinder dahin gehen, die sonst auch keine 3 Schritte gehen können, sondern sich von den Eltern überallhin fahren lassen.

    Die Forderung von FFF ist allerdings, dass politisch etwas unternommen werden soll. Das ist auch richtig, denn der/die Einzelne kann das Klima nicht retten. Das widerspricht sich also nicht.

  • Vielleicht mal ein anderes Spiel überlegen?

    Ich habe wirklich ein Riesenrepertoire an spielen… Ich weiß da wirklich nicht mehr weiter. #weissnicht

    Hinzu kommt, dass die auch gar nicht mehr richtig spielen können: einer ist immer beleidigt, weil er nicht als erster anfängt, weil er nicht gleich den Joker gezogen hat, weil er nicht (hier bitte irgendetwas einsetzen).


    Naja, vielleicht ist das einfach eine schlechte Kombi an Schülern. Warten wir mal ab, ob der nächste Kurs auch so wird… #kreischen

    [hervorgehoben von mir]

    tatsächlich kann ich mir auch das gut vorstellen. Ich sehe auch immer wieder Kinder, die wirklich wirklich das Gefühl haben, die Welt dreht sich um sie, denen alle Schwierigkeiten aus dem Weg geräumt werden, die gar nicht mehr lernen, dass auch mal andere zum Zug kommen dürfen, und dass sie auch verlieren können müssen. Kinder, die niemals eine schlechte Erfahrung verarbeiten mussten, und sei's nur, dass sie beim Brettspiel auch mal verlieren und das Geschwister gewinnt, werden wirklich mühsame Erwachsene.

    mit elfchen 04/09 und minielfchen 03/12


    quand ta thèse te pousse à bout et que tu veux tout arrêter kannste vergessen.


    #rose 49,7

  • Susan Sto Helit Mir war nicht bewusst, dass hier ausschließlich über Kinder bis zur 2. Klasse gesprochen wird.

    ich dachte Kinder und Jugendliche?

    Dennoch, auch 14jährige müssen ja irgendwoher Geld haben. Auch etwas, das ich beobachte: manche Kinder bekommen sehr viel sehr früh. Ein Klassenkamerade meiner Grossen hat zb einfach für die Schulprojektwoche einen neuen Laptop bekommen. Kein Geburtstag, kein Weihnachten, einfach halt Schulprojektwoche. Derselbe Junge hat zuhause 3 Bildschirme zum zocken, Lautsprecheranlagen, Lichtershoweffekte an den Computern, das ist so krass... und der Junge ist 13.

    mit elfchen 04/09 und minielfchen 03/12


    quand ta thèse te pousse à bout et que tu veux tout arrêter kannste vergessen.


    #rose 49,7

  • Auch etwas, das ich beobachte: manche Kinder bekommen sehr viel sehr früh.

    Ich auch, und das spielt hier auch bestimmt mit eine Rolle. Je reicher die Umgebung...Eine Klassenkameradin meiner Tochter hat fuer die Klassenfahrt vor Kurzem eine neue Ausruestung bekommen, alles mit Aufdrucken einer bestimmten Tieres. Also Schlafsack, Taeschchen etc. Nicht weil sie das braucht (sie hat schon einen Schlafsack), nein, sondern weil es einfach gerade ihr Lieblingstier ist. Ich war dabei und war ...innerlich erstaunt. Bei uns gibt es aber auch viele Arme und dann solche, die das bewusst nicht mitmachen und dann die Technik im Privaten ablehnen und "fuer die Natur" sind. Also eine Mischform bei uns.

  • Derselbe Junge hat zuhause 3 Bildschirme zum zocken, Lautsprecheranlagen, Lichtershoweffekte an den Computern, das ist so krass... und der Junge ist 13.

    das hat mein Sohn (13) auch #schäm er ist aber ganz lieb, ich schwör's #freu

    Mein 12jähriger hat zwar nur einen Bildschirm, aber die Lautsprecheranlagen undLichtershoweffekte am Computer hat er auch.


    Das lustige daran ist: Selten habe ich ihn so motiviert erlebt, wie bei der Zusammenstellung der einzelnen Teile dieses Computers. Er hat ein komplettes Jahr damit verbracht, Preise verglichen, seinen Onkel (Informatiker) dazu interviewt, die Zusammenstellungen mit dem Papa durchgesprochen, noch bessere Grafikkarten gefunden und wieder verworfen, weil nicht kompatibel mit irgendeinem Gadget, das er unbedingt wollte. Allein für die Gehäuse- und Wasserkühlersuche gingen 2 Monate ins Land. Und dann wurde das ganze ja auch noch selbst zusammengebaut.


    Eingesetzt hat er dafür übrigens das bis dahin gehortete Kommunion- und Geburtstagsgeld, also alles seitdem er 8 Jahre alt war, und zum 12. Geburtstag kamen dann noch so Dinge wie Controller dazu.



    Ich finde das gar nicht unmotiviert und ich finde das dann auch nicht krass. Er hat ein komplettes Jahr Preisalarme beobachtet und hat Schnäppchen gemacht, wo es nur ging.

  • Puh, also, ich möchte mich hier schon äußern können. Aber gut, ich kann auch mit FFF nichts anfangen, wenn da Kinder hingehen, damit sie nicht in die Schule müssen. Bzw wenn Kinder dahin gehen, die sonst auch keine 3 Schritte gehen können, sondern sich von den Eltern überallhin fahren lassen. - Ihr dürft mich jetzt gerne alle tuppern - aber die Diskussion über FFF würde jetzt den Thread sprengen.


    Zurück zu meinen Schülern: 2. Klasse sind die und ich spiele wirklich richtig viel mit denen. Aber wirklich jedes mal, wenn ich sage, so jetzt spielen wir zum Schluss noch xy, kommt ein „ach nö“. #nein Und - da ich nun mal lesen und schreiben unterrichte - kommen meine Schüler nicht umhin, auch mal etwas schreiben zu müssen.


    Und zurück zu meinen eigenen Kindern: meine Musikstunden (Querflöte und Klavier) waren für mich wichtige, haltgebende Momente ich meiner kindlichen und dann jugendlichen Entwicklung. Genau das wünsche ich mir natürlich auch für meine Kinder. Kann es jedoch nicht erzwingen. Der Kleine pausiert jetzt und ich sehe mich nach einem anderen Klavierlehrer um. Manchmal passt einfach auch die Chemie nicht.

    Doch, ich kann das schon verstehen. Und ich glaube, man sollte die Beobachtung nicht voreilig abtun, dass sich Kindheit in den letzten zwanzig Jahren noch einmal deutlich verändert hat. Mir ist das aufgefallen, wenn wir Kindergeburtstage gemacht haben. Da waren doch einige Kinder dabei, die wirklich alles doof fanden (mein Sohn war aber glücklich, weil wir wirklich teilweise LARP-ähnliche Plots hinbekommen haben...) und ja, ich sage es ganz offen: Wir haben so mittelmäßig ländlich gewohnt, es war kein richtiges Dorf, sonst hätten sich die Kinder vielleicht für "draußen" oder "Natur" begeistert. Aber da war wirklich wenig...Interesse. Außer für Filme und Games. Ich weiß, es klingt wie das letzte Klischee, aber es war so. Und je nach Elternhaus waren Kinder dabei, die hatten in der Grundschule schon Ipads mit offenem Internet (die waren auch vollumfänglich aufgeklärt, teilweise mit Videomaterial) oder Konsolen oder Handys - oder alles zusammen. Dazu sagte mein Sohn offen, wie er nun mal als Aspie ist: "Die können nicht lesen und schreiben und rechnen, aber Minecraft spielen - das können sie." Das hat er nicht böse gemeint - das war einfach so. Und ganz ehrlich - es war nahezu unmöglich, das Interesse der betroffenen Kinder für "handgemachte" Spiele zu wecken. Und ich verdamme keine Spielekonsolen - seitdem mein Sohn sich halbwegs selbst regulieren kann und das Alter passt, hat er mehr oder weniger freien Zugang. Aber alles zu seiner Zeit.

    Dann noch Corona, Kontaktbeschränkungen, keine Vereine...und das soll keinen Einfluss auf das Sozialverhalten gehabt haben? Ich meine jetzt mal - bei kleineren Kindern. Wahrscheinlich nicht bei denen, die Anfang 2020 schon "fertig" sozialisiert waren.

  • Ich erlebe meine Kinder auch oft passiv, und kann das manchmal nur schwer aushalten.

    Der Unterschied zu meiner Kindheit auf einem Bauernhof ist schon sehr sehr groß, und manchmal tut es mir auch leid, weil sie so viele Dinge nicht lernen und nicht erleben - eben auch die Befriedigung, die ich immer schon nach getaner Arbeit empfinde. Das ist mit ein paar Stunden Minecraft nicht zu vergleichen.


    Andererseits ist die Welt auch so anders geworden., Und ich kann auch sehen, dass sie ihren Weg finden und ihre Begabungen entdecken und wunderbare, empathische Menschen sind.


    Zu den Aktivitäten und Hobbies: In meiner Kindheit ging man in der ersten oder zweiten Klasse zur musikalischen Früherziehung. Und dann irgendwann zum Fussball oder Kinderturnen.

    Das absolvieren jetzt Kindergartenkinder, neben Frühenglisch und möglichst außergewöhnlichen Sportarten.

    Auch Kino, Spassbad, Wanderungen, Freizeitpark usw. Das findet heute in vielen Familien in unserem Umfeld mehrere Jahre früher statt, als ich das erlebt habe. Dass Grundschulkinder dann schon keine Lust mehr auf Instrument Lernen haben, schon mehrere Sportarten ausprobiert und aufgegeben haben, und sich eben nicht mehr so leicht begeistern lassen in der Schule, finde ich nicht verwunderlich.

    Aber das ist dann vielleicht doch eine spezielle Blase, und doofer Zufall, wenn viele solcher Kinder in einer Klasse zusammen kommen.

    Die meisten Familien können sich sowas alles sowieso nicht leisten.

  • Ja, das hat auch viel mit den Eltern zu tun. Ich hatte letztens ein Kind in meinem Kurs, das von den Eltern angemeldet wurde, aber dann doch nicht wollte. Der Vater hat mich mehrmals angerufen, ob sie nun austreten kann. Er hat auch die Klassenlehrerin mehrmals angerufen. Ich habe den Vater gebeten, sein Kind zu begleiten. Klar ist es unangenehm für alle, irgendwohin zu müssen, wo man nicht weiß, was genau auf einen zukommt. Der Kurs fand aber an der Schule des Kindes statt. Es hat seine Freunde in der 1. Pause auf dem Schulhof gesehen. Nach der 4. Stunde war es eh zurück in seiner Klasse. Ich kann Eltern nicht verstehen, die solche Situationen nicht als Chance zu sehen, 1. sein Kind zu stärken (du schaffst das!) und 2. seine Beziehung zum Kind (ich weiß, du fühlst dich unwohl. Ich glaube an dich und bin für dich da. WIR schaffen das.) zu stärken. Das Kind wollte am Ende übrigens bei mir im Kurs bleiben und fragt mich jetzt immer, wann sie mal wieder zu mir kann.

  • Achso, ich wäre niemals nie auf die Idee gekommen, dass es irgendwie "an den Kindern" liegt. Kinder sind ja geprägt durch Elternhaus und Gesellschaft. Das ist für mich so selbstverständlich, dass ich es gar nicht extra dazu geschrieben habe!

    Ich habe aber auch Beth als TS gar nicht so verstanden, dass sie den Kindern daran "die Schuld" gibt- dazu hat sie ja gar nichts gesagt.

    Sie hat nur von dem Problem erzählt, vor dem sie steht und wollte das vielleicht einfach mal loswerden, ohne dass es gleich ein Politikum wird (was auf dem nächsten Elternabend sicher der Fall wäre ?). So habe ich das verstanden.

  • Vielleicht sollten wir den Titel ändern…. In „manche unmotivierte Kinder und Jugendliche“ oder so…


    Abgesehen davon, dass meines Wissens das Zitat von Sokrates nicht gesichert ist, gibt es ähnliche Texte aus viel älterer Zeiten. Diese Sicht auf Jugendliche ist uralt, wird sich auch nicht ändern. Ausnahmen bestätigen die Regel.


    Ich weiß nicht, was so viel schlimmer ist als drei Fernsehengeräte in der Familie als drei Bildschirme für eine/n Jugendliche/n? Was ist so viel schlechter bei YouTube/Tik Tok als MTV/Viva?


    Ja manche Kinder/Jugendliche/ auch erwachsene sind zum Teil unmotiviert, und das kann die Bezugspersonen nerven. Meine mutter nervte ich, meine Kinder nerven mich und ihre Kinder werden sie nerven.


    Ich sehe diese Generation nicht unmotivierter als die anderen….. Frust ablassen ist okay aber so eine pauschalisierung tut doch niemandem gut, find ich

    #sonneige Grüße von Fibula mit drei Juli-Männern #kerze #kerze #kerze #kerze
    Vorurteile sind menschenfreundlich. Sie passen sich dem Niveau ihrer Benutzer bedingungslos an.
    Ernst Ferstl

  • Ich habe jetzt nicht alles gelesen, weil mir zu viel davon auf einmal möglicherweise nicht gut tut.


    Aber das hier:

    Andererseits ist die Welt auch so anders geworden., Und ich kann auch sehen, dass sie ihren Weg finden und ihre Begabungen entdecken und wunderbare, empathische Menschen sind.

    hat mich angesprochen.


    Mir hatte meine Schwägerin zu Ts Geburt eine Postkarte geschenkt mit diesem bekannten Gedicht von Khalil Gibran:

    Eure Kinder

    Eure Kinder sind nicht eure Kinder.

    Sie sind die Söhne und die Töchter der Sehnsucht

    des Lebens nach sich selber.

    Sie kommen durch euch, aber nicht von euch,

    Und obwohl sie mit euch sind, gehören sie euch doch nicht.


    Ihr dürft ihnen eure Liebe geben,

    aber nicht eure Gedanken,

    Denn sie haben ihre eigenen Gedanken.

    Ihr dürft ihren Körpern ein Haus geben,

    aber nicht ihren Seelen,

    Denn ihre Seelen wohnen im Haus von morgen,

    das ihr nicht besuchen könnt,

    nicht einmal in euren Träumen.


    Ihr dürft euch bemühen, wie sie zu sein,

    aber versucht nicht, sie euch ähnlich zu machen.

    Denn das Leben läuft nicht rückwärts

    noch verweilt es im Gestern.


    Ihr seid die Bogen, von denen eure Kinder

    als lebende Pfeile ausgeschickt werden.

    Der Schütze sieht das Ziel auf dem Pfad der Unendlichkeit,

    und er spannt euch mit seiner Macht,

    damit seine Pfeile schnell und weit fliegen.

    Laßt eure Bogen von der Hand des Schützen auf Freude gerichtet sein;

    Denn so wie er den Pfeil liebt, der fliegt, so liebt er auch den Bogen, der fest ist.

    Khalil Gibran

    (* 06.01.1883, † 10.04.1931)


    Das finde ich so wunderschön, dass ich immer ein bisschen heulen muss, wenn ich es lese.


    Aber ich finde es auch vom Inhaltlichen her so wichtig und richtig und muss mir das immer mal wieder vor Augen halten, wenn ich mir wünsche, dass meine Kinder X oder Y machen, damit sie ähnliche wunderbare Erfahrungen machen, wie ich sie als Kind/Jugendliche hatte, als ich das gemacht habe (oder auch nur, wenn ich mir das ganz selbstsüchtig wünsche, weil ich jetzt gerne hätte, dass sie mit mir z. B. in den Wald gehen oder wir gemeinsam als Familie Karten spielen).


    Obwohl meine Kinder beide sehr viel Zeit vor dem Rechner verbringen, schon seit einigen Jahren, käme mir die Beschreibung "unmotiviert" für die beiden nicht in den Sinn. Insbesondere wenn ich Q in seinem Zimmer rumbrüllen höre, wirkt er auf mich eher übermotiviert. Etwa so:


    EUW3VDaWkAAGdQX.png


    Zum Thema "Motivation und Schule" könnte ich mich natürlich endlos auslassen. Das ist aber nicht neu.


    Bereits bei mir selbst war es so, dass ich auf die Schule hingefiebert hatte, weil ich so, so, so jeck darauf war, endlich soooo viele Dinge lernen zu können. Und nach einer Woche war die Ernüchterung groß, die Motivation weg, und das blieb sie für die nächsten 13 Jahre.


    Ich habe eine Weile Forscherkurse für Kinder gemacht. Man könnte zwar annehmen, dass die Teilnehmenden einem Auswahleffekt unterliegen könnten und nur die Superinteressierten geschickt werden, aber das war nicht so, sondern es kamen alle möglichen Kinder, auch solche, die von den Eltern mit "na, vielleicht macht ja wenigstens das dem Kind mal Spaß" oder "dann ist das Kind in den Ferien wenigstens mal für einen halben Tag aufgeräumt"-Motiven geschickt wurden.


    Trotzdem habe ich die ausnahmslos alle als motiviert und begeisterungsfähig erlebt. Insbesondere bei einem Mädchen blutet mir das Herz: Sie war unheimlich motiviert und wirkte sehr intelligent. Mit ihrer Mutter bin ich locker befreundet, und sie erzählte mir über die letzten Jahre, dass das Mädchen enorme Probleme in der Schule hat. Schlechte Noten, Klasse wiederholt, Schulwechsel, usw. Ich finde das zum Heulen, wenn das riesige Potenzial, das unsere Kinder mitbringen, in der Schule zu großen Teilen einfach auf Eis gelegt wird. Und das auch noch für normal gehalten wird. Wenn ich an meine Schulzeit zurückdenke, war das einzig Schöne die Klassengemeinschaft (und Klassenfahrten etc.). Der Rest waren 13 Jahre Dämmerschlaf. Was ich da alles hätte machen, lernen, erfahren können, wenn die Schule nicht so Scheiße gewesen wäre...


    Andererseits - und das finde ich wichtig in Bezug auf die Diskussion hier: Das muss ja trotzdem keine Sackgasse sein. Auch ein Kind, das in der Schule im Dämmerschlaf gehalten wird, kann mit Glück später noch erfüllende Tätigkeitsfelder für sich entdecken und aktiv sein Leben gestalten, egal in welche Richtung.


    Ich sehe meine Aufgabe darin, meinen Kindern alle möglichen (oder eher: sehr viele) Wege zu zeigen, und nicht, sie in eine Richtung zu schubsen.


    Insgesamt denke ich nicht, dass sich die Menschheit bzgl. innerem Antrieb in den letzten Jahren/Jahrzehnten/Jahrhunderten großartig geändert hat. Meiner Ansicht nach gab es schon immer welche, die ständig verschiedene Eisen im Feuer hatten, überall mitgemischt haben, andere begeistern konnten. Andere, die es ruhiger angehen ließen, lieber für sich waren, sich auf ein Gebiet fokussiert haben, und jede Menge dazwischen. Nur wie sich das heute darstellt, ist vermutlich anders als früher. Die extrem Motivierten organisieren heute die FFF-Demos oder sind Schulsprecher*innen und organisieren den Abiball, die sehr Ruhigen können auch heute noch viel lesen, oder machen für sich was am Rechner, und die dazwischen machen vielleicht Computerspiele mit anderen und gehen mal ins Fitnessstudio.

    Liebe Grüße

    Sabine mit T. 10/02 und Q. 11/05

  • In „manche unmotivierte Kinder und Jugendliche“ oder so…

    Wie waere es mit "Umgang mit unmotivierten Kindern und Jugendlichen"?

    "C'est ici que l'aventure se mêle au vent de la mer."

    Pierre Marc Orlan


    If something won't matter in 5 years, don't waste more than 5 minutes worrying about it now.